Neben dem Brandenburger Tor ist der Berliner Reichstag nicht nur ein Wahrzeichen der Stadt, sondern auch mit das bekannteste Gebäude in Deutschland. Hier zieht es täglich tausende von Berlinbesucher dort hin, die nicht nur von außen, sondern auch von innen einen Blick auf das geschichtsträchtige Gebäude werfen wollen.
Warum steht der Reichstag, wo er steht und wer hat ihn geplant?
Die Geschichte des Reichtstages kann man lang und breit überall nachlesen. Hier nur einige Informationen, die die Besonderheit des Gebäudes verdeutlichen.
Nachdem 1871 nicht nur die Abgeordneten des Norddeutschen Bundes im Reichstag vertreten waren, sondern auch die Abgeordneten der süddeutschen Staaten dazu kamen, platzte der bisher genutzte Raum in der Leipziger Straße aus allen Nähten. So kam es, dass der Reichstag einen Antrag verabschiedete, der ein würdiges Parlamentshaus für die Vertreter forderte. Eine Kommission wurde beauftragt und machte sich auf die Suche nach einem Bauplatz, schrieb einen Architekturwettbewerb aus und suchte eine Übergangslösung für den laufenden Betrieb. Diese Übergangslösung musste dann sage und schreibe 23 Jahre genutzt werden.
Wie es manchmal so ist, fand man zwar schnell das passende Grundstück, das sich auf der Ostseite des damaligen Königplatzes befand, hatte aber das Pech, dass dort noch ein Palais stand. Da die Kommission hoffte, dass Kaiser Wilhelm I. den Besitzer enteignen würde, tat er aber nicht, musste man noch bis 1881 warten, bis der Besitzer verstarb und man den Grund und Boden vom Erben kaufen konnte.
In einem Wettbewerb für den Reichstagsentwurf gewann der Entwurf des Architekten Paul Wallot, der ein Gebäude im Stil der Neorenaissance vorschlug. Wallot hat sich diesen Auftrag bestimmt auch einfacher vorgestellt. Die unterschiedlichsten Gremien, Ministerien… wollten bei der Gestaltung mitreden und er musste ständig Korrekturen vornehmen. Es wird sogar behauptet, dass von seinem ursprünglichen Entwurf am Ende nicht mehr viel übrig geblieben ist.
Am 9.6.1884 konnte dann endlich der Grundstein gelegt werden.
Das Problem Reichstagkuppel
Der Architekt Wallot war schon vor Baubeginn mehrfach gezwungen worden, die Baupläne zu ändern. So musste er den ursprünglich geplanten Kuppelbau verlegen. Der Bau schritt voran und Wallot kam zu dem Entschluss, dass die Änderungen nicht gut sein. Ihm gelang es, dass er die Genehmigung dafür bekam, die Kuppel an den ursprünglichen Ort zu setzen.
Nun stand er allerdings vor dem Problem, dass bereits tragende Wände errichtet waren, die die steinerne Kuppel statisch nicht tragen konnten. Zum Glück fand der Bauingenieur Zimmermann eine Lösung. Er schlug vor, die Kuppelhöhe um 10 Meter auf 75 Meter zu verringern und nicht Beton, sondern eine Stahl-Glas-Konstruktion zu wählen. Damit war das Problem gelöst und die Kuppel konnte errichtet werden und der Plenarsaal erhielt natürliches Licht.
Der Reichstag steht
5.12.1894 legte man in einer militärischen Veranstaltung den Schlussstein. Danach begann man mit der künstlerischen Ausgestaltung des Gebäudes. Das Reichswappen kam in den Giebel, die Kaiserkrone auf die Kuppelspitze und an den Ecktürmen wurden 16 Figuren befestigt. Die vorgesehene Widmung „Dem deutschen Volke“ stieß auf eine lebhafte Debatte und so blieb der Platz 20 Jahre lang leer. Erst im Ersten Weltkrieg entschied man den Schriftzug anzubringen.
Dunkle Wolken über dem Reichstag
Am 30.1.1933 ernannte Hindenburg Hitler zum Reichskanzler, der schon zwei Tage später den Reichstag auflöste. Am 28.2.1933 schlugen nachts Flammen aus der Kuppel des Reichstags. Der Plenarsaal und einige umliegende Räume wurden zerstört. Wer den Brand legte, ist bis heute nicht geklärt.
Die Krolloper diente nun als Parlamentsgebäude und die Kuppel setzte man notdürftig instand. Den zerstörten Plenarsaal ließ man wie er war. Das Gebäude diente nun für propagandistische Ausstellungen. Im Zweiten Weltkrieg mauerte man die Fenster zu und nutzte den Reichstag als Luftschutzbunker. Die AEG produzierte dort Leuchtstoffröhren, es gab ein Lazarett und von 1943-45 war die gynäkoligische Station der Charité dort unter gebracht. 60-100 Personen können von sich behaupten im Reichstag geboren zu sein.
Bei der Schlacht um Berlin fanden am Reichstag heftige Kämpfe statt. Am 30.4.1945 wurde die Fahne der 150.Schützendivision der sowjetischen Armee als Zeichen des Sieges auf dem Dach des Gebäudes gehisst. Es gibt ein Foto, dass später nachgestellt worden ist, dass diese Situation zeigt und das Ende des Zweiten Weltkrieges symbolisiert.
Was übrig blieb war ein zerstörter Reichstag. Im November 1954 sprengte man die Überreste der Kuppel, um einen Einsturz der restlichen Ruine zu verhindern.
Die Auferstehung
1955 beschloss der Bundestag eine Wiederherstellung des Reichstages. Der Architekt Baumgarten wurde beauftragt, den Wiederaufbau zu leiten und 1973 war der Reichstag wieder fertig gestellt. Allerdings gab es einige Veränderungen:
- keine Kuppel
- kleinere Ecktürme
- weniger Schmuckelemente an der Fassade
- die Überreste der Innenarchitektur verdeckte man mit Platten und veränderte die Raumstruktur
- der Plenarsaal wurde vergrößert, um alle Abgeordnete eines vereinten Deutschlands aufnehmen zu können
Zunächst nutze man das Gebäude hauptsächlich für Ausstellungen und repräsentativ Zwecke bei Staatsbesuchen. Von der Außenterrasse konnten die ausländischen Gäste einen Blick über die Mauer werfen. Sitzungen des Bundestages durften nach den Bestimmungen des 4-Mächte-Abkommens nicht in Berlin stattfinden.
Am 4.10.1990 konnte dann die erste Sitzung des Deutschen Bundestages im Berliner Reichstag stattfinden, bei dieser waren auch 144 Abgeordnete der Volkskammer dabei.
Nach der Wiedervereinigung
Nachdem 1991 der Beschluss gefasst worden war, den Sitz des Deutschen Bundestages endgültig nach Berlin zu verlegen, baute man den Reichstag um. Am 8.9.1999 konnten die Tagungen dann im neuen Plenarsaal abgehalten werden.
Nach einigem hin und her erhielt der Reichstag auch eine neue Kuppel. Sie ist kleiner als die ursprüngliche Kuppel und heute das Wahrzeichen der Stadt.
Besuch auf dem Dach des Reichstages
Ein Besuch im/am Reichstag gehört für einen Berlin Besucher zum „Pflichtprogramm“. Es besteht die Möglichkeit, an einer Führung durch das Gebäude teilzunehmen oder das Dach des Reichstags mit seiner imposanten Kuppel zu besuchen.
Vor dem Reichstag stehen seit 2011 Container, durch die man als Besucher in den Reichstag gelangt. Allerdings muss man sich zuvor anmelden und ich habe dort eigentlich immer eine lange Besucherschlange gesehen, die darauf wartete eingelassen zu werden. Für uns war das immer ein Grund auf den Besuch zu verzichten, denn wer steht in seiner Stadt schon gerne für eine touristische Attraktion an. Im Frühsommer 2020 bot sich dann die Gelegenheit. Es waren kaum Besucher in der Stadt und die neuen Hygienekonzepte schufen ein wenig überlaufendes Wartesystem. Kurz entschlossen habe ich uns über die Webseite des Besucherservices zu einem kostenlosen Besuch auf dem Dach des Reichstages angemeldet und hatte schon einen Tag später die Bestätigungsmail im Posteingang.
Vom Anmeldeschalter, an dem man die Reservierungsbestätigung vorlegen musste, kommt man in den „Eingangscontainer“. Hier werden wie am Flughafen die Taschen durchleuchtet und situationsbedingt noch auf die geltenden Hygienemaßnahmen hingewiesen. Dann wurde unsere Kleingruppe in den Reichstag geführt. Es gibt zwei Fahrstühle, die die Besucher auf das 24 Meter hohe Dach des Reichstages bringen.
Aussichtspunkt über Berlin: Dach des Reichstages
Von nun an kann man sich ohne Begleitung frei auf dem Dach bewegen und die verglaste Kuppel des Reichstages besuchen.
Die „neue“ Kuppel hat einen Durchmesser von 38 Metern und ist etwas über 23 Meter hoch. In dem Stahlskelett verlaufen spiralförmige Rampen bis zu einer Aussichtsplattform. Der Zugang ist leider nicht immer möglich. Wartungsarbeiten oder Veranstaltungen beschränken den Zugang häufig.
Die Dachterrasse ist aber ein toller Ersatz, wenn die Kuppel gesperrt ist. Von dort hat man einen Rundumblick auf Berlin. Ob das Brandenburger Tor, die Gebäude im Regierungsviertel oder das Haus der Kulturen der Welt – jeder Ort scheint greifbar nah zu sein. Man kann das Hochhaus der Charité und die Hochhäuser vom Potsdamer Platz sehen und in den Fenstern am Berliner Hauptbahnhof mit dem benachbarten gläsernen Würfelbau spiegelt sich die Umgebung.
Aber man sollte den Blick nicht nur in die Ferne schweifen lassen. Mir ist auf dem Dach des Reichstages zum ersten Mal aufgefallen, dass drei Türme mit der Bundesflagge und ein Turm mit der Europaflagge beflaggt sind.
An den Türmen kann man einige der Figuren und andere Schmuckelemente sehen, die man sonst nur schlecht erkennen kann und in der Mitte der Dachterrasse ist der Blick in den Innenhof des Reichstages möglich.
Wir hatten bei unserem Besuch keine Zeitbegrenzung für unseren Aufenthalt. Ich weiß allerdings nicht, ob das immer so ist, oder ob zur Hauptbesuchszeit eine Regulierung besteht. Auf jeden Fall lohnt es sich vorab den kostenfreien Besuch zu buchen, damit man wirklich eine Chance hat dort hinauf zu kommen und die Aussicht zu genießen.
Adresse:
Platz der Republik 1,
11011 Berlin
Tim
Liebe Redaktion von Vorortzureisen,
Ist es möglich für ein Schulprojekt Datum und Autor dieses Artikel herauszufinden?
Viele grüße Tim
Susanne Jungbluth
Ja
Susanne Jungbluth
Spaß beiseite, wenn du die Quellenangaben für dein Schulprojekt brauchst:
Gib bitte folgendes an
Susanne Jungbluth
https://vonortzuort.reisen
erstellt 17.3.2021