Unser Besuch in Weißenfels stand zunächst unter keinem guten Stern. Es regnete ununterbrochen. Aber es gibt bekanntlich kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Kleidung. Also zogen wir mit Regenschirm und Regenjacke los zu unserer Verabredung.
Uns erwartete eine wunderbare Stadtführerin, die uns mit ihren Geschichten und ihrem Wissen rund um Weißenfels das Wetter vergessen ließ und uns in ihren Bann zog. Durch ihre Erzählungen wurde die Stadtgeschichte lebendig, abwechslungsreich und spannend. Vielen Dank!
Kreuz und Quer durch die Stadt Weißenfels
Unser kleiner Rundgang startete direkt am Stadtpark von Weißenfels.
Stadtpark an der Nikolaistraße
Der heutige Stadtpark hat eine recht abwechslungsreiche Geschichte. Ursprünglich lag das Gelände außerhalb der Stadt und diente als Schießgraben. 1522 herrschte in der Stadt eine Pestepidemie und die vorhandenen Friedhöfe reichten nicht mehr aus. Kurzerhand nutzte man das Gelände außerhalb der Stadt als Friedhof.
Anfang des 20.Jahrhunderts wandelte man das Gelände in einen Stadtpark um. Einige der für die Stadtgeschichte bedeuteten Gräbern blieben erhalten.
Das Grab von Novalis
Friedrich von Hardenberg (1772 – 1801) war eine Persönlichkeit aus Weißenfels.
Bekannt war er unter dem Namen Novalis. Er war Schriftsteller und Philosoph und verfasst im Laufe seines Lebens unzählige Dichtungen, Essays und Aufzeichnungen zu Geschichte und Politik, Philosophie, Religion, Ästhetik und Naturwissenschaftsgeschichte.
Er starb in sehr jungen Jahren und wurde in Weißenfels beigesetzt. Sein Grabs findet man heute in einem kleinen abgegrenzten Teil des Stadtparkes.
Schusterjunge
Nicht weit vom Grab Novalis entfernt steht die 1,40 Meter hohe Statue eines Jungen. Er steht auf einem Sockel mit der Inschrift:“Weil‘s mich freut“ und genau so guckt er auch.
Ein Bildhauer aus Schkopau bekam 1905 vom einem Zeitzer Kinderwagenfabrikant den Auftrag, eine Skulptur für eine Ausstellung zu erschaffen.
Der Oberbürgermeister der Stadt ließ einen Zweitguss für den Stadtpark anfertigen. Glücklicher Weise rettete ein Weißenfelser die Statue im Zweiten Weltkrieg und verbarg sie in einem Keller. Nach dem Kriegsende stellte man den Stadtjungen wieder auf.
Seinen Namen Schusterjunge erhielt der Stadtjunge durch die Weißenfelser Bevölkerung. Er erinnert an die Verbundenheit der Stadt mit dem Schusterhandwerk.
Goethegymnasium
Unser Weg führt uns weiter zum Goethegymnasium. Wir stehen vor einem imposanten neobarocken Bau, der früher auf dem Klostergelände außerhalb der Stadt gelegen hat.
Herzog August von Weißenfels gründete hier 1664 das Gymnasium illustre Augusteum im Gebäude des ehemaligen Klosters. Unterrichtet wurden ausschließlich adlige Knaben, die einmal Beamte werden sollten. Mindestens zwei Jahre verbrachten die Jungen an der Privatschule und erhielten Unterricht in Theologie, Rechtswissenschaften, Medizin, Griechisch, Latein, Hebräisch. Zusätzlich standen Naturwissenschaften, Mathematik, Geografie und Geschichte auf dem Lehrplan. Die Schule konnte sich damit rühmen bedeutende Lehrer zu haben, die der Herzog aus vielen Regionen Deutschlands an seine Schule holte.
Mit dem Ende der Herzogslinie verlor die Schule seinen Förderer. Die Schülerzahlen sanken schlagartig, bis 1763 nur noch 10 Schüler hier lernten. Die Lehrer erhielten keinen Lohn mehr und verließen die Schule. Die Schule wurde nach 130 Jahren geschlossen.
In dem Schulgebäude ist knapp 100 Jahre später der Unterricht zum Leben erwacht. Es folgte eine wechselvolle Schulgeschichte, mal mehr mal weniger Schüler konnten unterrichtet werden und auch die Schulform wechselte mehrmals. Seit 1991 ist nun ein Gymnasium in dem Gebäude.
Kloster St.Claren
Die Klosteranlage St.Claren befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Goethegymnasium.
Ursprünglich lebten hier Nonnen des Klarissen Ordens, dem weiblichen Zweig der Franziskaner. 1539 löste sich die Klostergemeinde auf und ab 1540 als katholisches Kloster weiter genutzt.
Ab 1664 diente das Gebäude der Privatschule Gymnasium illustre Augusteum.
Den spätgotischen Chor der Kapelle findet man heute auf den neuen Friedhof. Das Gebäude wurde abgetragen und dort als Kapelle aufgebaut. Zur Zeit steht das Hauptgebäude des Klosters leer.
Schade, dass man diese schöne Anlage nicht besichtigen kann. Der Bau wirkt sehr interessant.
Novalis-Gedenkstätte
Nachdem wir das Grab von Novalis schon gesehen haben, kommen wir bei unserer Führung nun zum Novalis Haus. In dem barocken Wohnhaus in der Klosterstraße lebte die Familie von Hardenberg bis zu dessen Tod.
Heute ist hier im zweiten Obergeschoss ein kleines Museum über Friedrich von Hardenberg.
Bei unserem zweiten Besuch in Weißenfels, hatten wir das Glück, einen kurzen Blick in das Museum werfen zu können. In drei Räumen wird hier über das Leben und die Werke von Friedrich von Hardenberg berichtet. Dabei wird nicht nur auf seine künstlerische Arbeit, sondern auch auf seine wissenschaftliche Abeit eingegangen. Wirklich sehr interessant!
Einer der Räume, in denen man heute viel nachlesen und entdecken kann, war das Sterbezimmer von Hardenbergs. Für mich sehr positiv in Erinnerung, hier wird nicht versucht den Raum zeitgemäß nachzubilden. Es weiß heute keiner so genau, wie des damals aussah und so wird dem Besucher auch nichts “vorgespielt”.
Besonders schön ist der kleine Garten mit dem Pavillon. Im Sommer blühen hier die Novalis-Rosen, eine speziell gezüchtete Rosenart mit leichtem Blaustich. Leider hatte der Regen die letzten schönen Blüten zerstört.
Öffnungszeiten Museum:
Dienstag – Sonntag: 10-17 Uhr
Fußgängerzone mit Stadtgeschichtsbrunnen
Durch kleine Gassen gelangen wir in die Fußgängerzone von Weißenfels. Hier steht der Stadtbrunnen. Ein Aachener Künstler hat diesen Brunnen im Auftrag der Stadt Weißenfels gestaltet. Er erzählt mit seinen Darstellung die Stadtgeschichte von Weißenfels. Man kann zum Beispiel das Herzogspaar entdecken, Musiker wie Bach und Schütz (waren beide in der Stadt tätig), die Novalisblume (als Vertreter für die Literaten der Stadt), regionale Pflanzen (Linde, Eiche, Wein, Kohl) und die Schusternäherin mit Märchendarstellungen (Schustertradition).
Es gibt wirklich viel zu entdecken, wenn man sich etwas Zeit nimmt und die Szenen genauer betrachtet. Einige der Figuren sind sogar beweglich und laden dazu ein, das Gesamtbild des Stadtbrunnens zu verändern.
Die Fußgängerzone der Stadt lädt zum Verweilen ein. Hier kann man gemütlich in Café sitzen und dem Treiben zugucken.
Marktplatz
Der Marktplatz von Weißenfels ist nach langer Bauzeit zu einem richtigen Schmuckstück geworden. Wir waren kurz nach der Fertigstellung in der Stadt und konnten am frühen Nachmittag das bunte Treiben hier genießen.
Schon nach so kurzer Zeit lässt sich gut erkennen, dass hier die Weißenfelser einen tollen Ort geschaffen haben, der sich für Veranstaltungen und ein gemütliche Beisammensein eignet. Als wir gegen Abend erneut auf dem Platz waren, waren die angrenzenden Restaurants gut gefüllt und Kinder spielen auf dem Platz.
Promenade mit Schuhmanns Garten – Restauranttipp
Über die Promenade führt unser Weg in Richtung Saale. Wir kommen an Schuhmanns Garten vorbei.
Schuhmanns Garten ist ein inklusives und barrierefreies Tagungs- und Veranstaltungszentrum mit Restaurantbetrieb und kleinem Hotel mit 20 Zimmern. In dem historischen Gebäude, vermutlich aus dem Jahr 1870, befand sich ursprünglich ein Ausflugs- und Tanzlokal.
Wir durften hier essen und uns das Haus etwas genauer angucken. Es gibt flexibel gestaltbare Tagungsräume und ein gemütliches Restaurant. Glücklicher Weise hatte der Regen sich inzwischen verzogen und wir konnten auf der Terrasse sitzen. Das Restaurant bietet frische und regionale Speisen an, die uns sehr gut geschmeckt haben.
Bootsverleih Weißenfels
Einen schönen Freizeittipp haben wir in Weißenfels auch noch entdeckt, das Bootfahren. Für Landratten, wie wir es sind, war es ein besonderer Spaß mit dem Motorboot auf der Saale unterwegs zu sein. Nach einer kurzen Einweisung fährt man alleine auf dem Fluss. Von Weißenfels bekommt man einen schönen Eindruck vom Wasser aus. Und wenn man dann noch zum ersten Mal am Steuer sitzt und die Richtung nicht wirklich einhalten kann, ist der Spaß garantiert!
Wer lieber etwas langsamer unterwegs ist kann sich auch ein Tretboot oder ein Ruderboot ausleihen.
Wir hatten einen tollen Tag in Weißenfels an der Saale mit einem Stadtrundgang, einer Schlossbesichtigung und dem Heinrich Schütz Haus. Vielen Dank!
Offenlegung: Der Tag in Weißenfels an der Saale war ein Tag während einer Pressereise in die Saale-Unstrut Region. Der Bericht entspricht ausschließlich meinen eigenen Eindrücken.
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