![\"T\u00fcrmerin](\"https:\/\/vonortzuort.reisen\/wp-content\/uploads\/2018\/08\/zeichen-an-tuermertuer.jpg\")
<\/a><\/figure>\n\n\n\nUns zeigt ein kleines Symbol an der T\u00fcr, dass hier schon immer der Eingang f\u00fcr den T\u00fcrmer von M\u00fcnster war. Die Sandsteinfigur des Nachtw\u00e4chters ist 2006 hier befestigt worden.<\/p>\n\n\n\n
Auf dem Weg zur T\u00fcrmerstube<\/h2>\n\n\n\n
Damit Martje auch p\u00fcnktlich ihren Dienst beginnen kann, steigen wir erst einmal die 300 Stufen bis in die T\u00fcrmerstube hoch. Die Treppe ist sehr eng und dreht sich spiralf\u00f6rmig nach oben. Gro\u00dfe Taschen kann man hier nicht hoch tragen und Platzangst darf man auch nicht haben.<\/p>\n\n\n\n
Etwa auf halber H\u00f6he ein kurzer Stopp zum Luft holen. Wir stehen in einem Raum in dem eine riesige Fahnenstange liegt. Diese wurde f\u00fcr den Katholikentag angeschafft. An den W\u00e4nden entdecken wir Zeichnungen der Kirche. Auf der einen Zeichnung erkennt man, wie schief der urspr\u00fcngliche Turm, der 1881 abgerissen wurde, stand. Der heutige Turm wurde 1898 fertiggestellt und ist \u00fcber 90 Meter hoch.<\/p>\n\n\n\n Weiter geht der Weg \u00fcber die schmale Treppe zum n\u00e4chsten Absatz. Von hier kann man schon toll \u00fcber M\u00fcnster gucken und Martje macht hier auch ihren ersten Check, ob alles soweit in Ordnung ist. Hier h\u00e4ngt auch eine ganz besondere Glocke, die nicht wie die normalen Kirchenglocken genutzt wird – und auch nicht der Kirche geh\u00f6rt, sondern der Stadt. Die sogenannte Ratsglocke wird bei der Wahl des Oberb\u00fcrgermeisters geschlagen (Fachwort: gebeiert). Martje erz\u00e4hlt, dass sie den riesigen und schweren Kl\u00f6ppel schon einmal bedienen musste. Es muss nicht einfach gewesen sein, den richtigen Schwung zu entwickeln, damit die Glocke auch gut klingt.<\/p>\n\n\n\n Von hier aus sieht am auch die eisernen K\u00f6rbe an der Lambertikirche sehr gut. In diese 3 K\u00f6rbe wurden die Leichen der sogenannten Anf\u00fchrer der T\u00e4uferbewegung gesteckt. Wobei, wenn man es genau nimmt, einer gar kein Anf\u00fchrer war, sondern blo\u00df der Bruder von Heinrich Krechting (dem Anf\u00fchrer, der entfliehen konnte und bis ins hohe Alter t\u00e4uferisch lebte). Sie sollten ein abschreckendes Beispiel f\u00fcr die Bev\u00f6lkerung darstellen.<\/p>\n\n\n\n Lange halten wir uns hier nicht auf, denn in der T\u00fcrmerstube muss die T\u00fcrmerin von M\u00fcnster sich p\u00fcnktlich telefonisch bei der Feuerwehr von M\u00fcnster melden, damit diese wissen, dass sie auf dem Posten ist.<\/p>\n\n\n\n Wir kommen in einer kleinen und sehr gem\u00fctlichen T\u00fcrmerstube an. Wir werden Martje in den n\u00e4chsten Stunden bei ihrer Arbeit beobachten und viele Fragen stellen. Aber bevor es los geht, steigen wir eine Holzleiter hinauf und stehen fast am h\u00f6chsten Punkt des Kirchturms. Nur noch eine Stahltreppe f\u00fchrt zur Spitze \u2013 dort lebt der Turmfalke.<\/p>\n\n\n\n W\u00e4hrend wir den Sonnenuntergang genie\u00dfen, beginnt Martjes Dienst als T\u00fcrmerin von M\u00fcnster. Sie holt ihr Horn und stellt sich p\u00fcnktlich um 21 Uhr in Position. Kaum haben die Glocken fertig gel\u00e4utet, tutet sie 3×3 lange T\u00f6ne gen S\u00fcden, wechselt nach Westen und tutet erneut 3×3 T\u00f6ne und nach Norden wiederholt sie das ganze. Nach jedem Signal winkt sie fr\u00f6hlich den Menschen vor der Kirche zu. Der T\u00fcrmer oder auch Turmw\u00e4chter\/Turmbl\u00e4ser ist ein Beruf, den es schon seit etwa dem 14. Jahrhundert gibt. Seine Aufgabe bestand darin, vom h\u00f6chsten Turm der Stadt vor Gefahren zu warnen. Dazu z\u00e4hlten nicht nur herannahende Feinde, sondern auch Br\u00e4nde. Noch heute wird der Beruf des T\u00fcrmers in einigen St\u00e4dten ausge\u00fcbt. Neben der T\u00fcrmerin von M\u00fcnster gibt es zum Beispiel eine T\u00fcrmerin in Bad Wimpfen, eine T\u00fcrmerfamilie in Annaberg-Buchholz, einen T\u00fcrmer in N\u00f6rdlingen, auf dem Hamburger Michel, in G\u00f6ttingen, in Bautzen, in L\u00fcbben und in Helmstedt. W\u00e4hrend wir so \u00fcber die Geschichte des T\u00fcrmerwesens reden, ist es Zeit f\u00fcr das n\u00e4chste Tuten. Immer zur halben Stunde werden in drei Himmelsrichtungen zwei Signalt\u00f6ne getutet. Dieses Mal tutet Martje von dem kleinen schmalen Rundgang, der einmal rund um die T\u00fcrmerstube f\u00fchrt.<\/p>\n\n\n\n Zur\u00fcck in der T\u00fcrmerstube wollen wir nun alles \u00fcber Martje und ihre Berufswahl erfahren.<\/p>\n\n\n\n Martje hat Geschichte und Musik studiert. Sie spielt die verschiedensten Instrumente, ein Teil davon h\u00e4ngt in der T\u00fcrmerstube. Auf meine Frage, ob sie vorher denn \u00fcben konnte, aus dem Kupferhorn \u00fcberhaupt einen Ton herauszubekommen, lacht sie und verneint. Es ist nur dem T\u00fcrmer\/der T\u00fcrmerin gestattet das Horn zu tuten. Es ist nur gestattet zur vollen und halben Stunde zu tuten und bei Gefahr- oder Brandsichtung. \u00dcben war vorher nicht m\u00f6glich und gl\u00fccklicherweise hat das Tuten gleich beim ersten Versuch funktioniert.<\/p>\n\n\n\n Zu jeder vollen Stunde tutet die T\u00fcrmerin von M\u00fcnster ein bestimmtes Signal, das vorgeschrieben ist. Es ist auch vorgeschrieben, dass das Signal nur in drei Himmelsrichtungen abgegeben wird. Warum man nicht in Richtung Osten tutet ist nicht \u00fcberliefert, es gibt nur viele Spekulationen. Also werden um 21 Uhr 3×3 Signalt\u00f6ne in 3 Himmelsrichtungen getutet \u2013 das macht 9 T\u00f6ne (passend zu Uhrzeit). Um 22 Uhr t\u00f6nen 2×3 und 1×4 T\u00f6ne, um 23 Uhr 3×3 und 1×2 T\u00f6ne und um 24 Uhr 4×3 Signalt\u00f6ne vom Turm. Verz\u00e4hlt hat Martje sich bisher nur einmal und das haben die Stadtbewohner auch gleich bemerkt und sie darauf angesprochen. Verpasst hat sie ihren Einsatz noch nie, immer 2 Minuten vor ihrem Auftritt quakt der Wecker wie eine Ente. (Danke daf\u00fcr, wir haben am n\u00e4chsten Tag bei jeder Ente an dich gedacht!) Die T\u00fcrmerin von M\u00fcnster hat aber nicht nur den Job die Zeitsignale zu tuten, sie muss auch auf Gefahren achten. Ok, Feinde in der heutigen Zeit zu erkennen, f\u00e4llt sicherlich schwer. Aber auf m\u00f6gliche Br\u00e4nde zu achten, ist auch heute noch sehr wichtig. Daf\u00fcr gibt es einen direkten Draht zur Einsatzleitung der Feuerwehr von M\u00fcnster. Im Laufe ihrer Dienstzeit konnte Martje die Feuerwehrleute schon auf Br\u00e4nde aufmerksam machen und sogar als \u201eTurmlotsin\u201c den Weg weisen.<\/p>\n\n\n\n Zwischen dem Signaltuten besch\u00e4ftigt sich Martje mit ihrem eigenen Blog (www.tuermerinvonmuenster.de<\/a>) und dem Lesen von B\u00fcchern, die zum Thema T\u00fcrmer\/T\u00fcrmerin und M\u00fcnster\/M\u00fcnsterland passen. Also wer einen Geheimtipp hat, Martje freut sich \u00fcber jeden Hinweis.<\/p>\n\n\n\n<\/a><\/figure>\n\n\n\n<\/a><\/figure>\n\n\n\n<\/a><\/figure>\n\n\n\nIn der T\u00fcrmerstube der Lambertikirche<\/h2>\n\n\n\n
Hier ist Martjes Arbeitsplatz von Mittwoch bis Montag von 20.45 bis 24:15 Uhr. Der Dienstag ist ihr freier Tag. Warum es genau der Dienstag ist, l\u00e4sst sich heute nicht mehr genau nachvollziehen \u2013 griffen dienstags nie Feinde an oder brannte es dienstags weniger als an anderen Tag? Es gibt nur Vermutungen.
Es gibt einen Schreibtisch mit Telefon und Tablet, eine gem\u00fctliche Sitzecke, viele B\u00fccher und Instrumente. F\u00fcr die kalten Tage steht ein Radiator in einer Ecke. Es gibt aber kein flie\u00dfendes Wasser und keine \u00f6ffentliche Toilette \u2013 daran muss man vor dem Turmaufstieg denken.<\/p>\n\n\n\n<\/a><\/figure>\n\n\n\n<\/a><\/figure>\n\n\n\n
Dann hat sie erst einmal etwas Pause und wir haben Zeit unsere Fragen loszuwerden.<\/p>\n\n\n\n<\/a><\/figure>\n\n\n\nBeruf T\u00fcrmer<\/h2>\n\n\n
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Zur Warnung der Bewohner der Stadt verwendeten die T\u00fcrmer unterschiedliche Hilfsmittel: Signalhorn, Flaggen, Glocken, Lampen (bei Dunkelheit)\u2026
Meistens lebte der T\u00fcrmer in seinem Turm, dann geh\u00f6rte oft auch zu seiner Aufgabe das Schlagen einer Glocke zur Zeitangabe.
Eine seit der Reformationszeit durchgef\u00fchrte rein protestantische Tradition ist das Choralblasen vom Turm. Dieses stellt eine Art Predigt dar, bei der die Menschen auf der Stra\u00dfe oft mitsangen.<\/p>\n\n\n\n
Wir haben in Krakau den T\u00fcrmer auf der Marienkirche schon sein Trompetensignal blasen geh\u00f6rt. Auf nahezu allen T\u00fcrmen sind die Gepflogenheiten (Instrument, rufen, Pr\u00e4senzpflicht…) und Arbeitsverh\u00e4ltnisse (ehrenamtlich, st\u00e4dtisch, kirchlich, der Feuerwehr unterstellt…) v\u00f6llig unterschiedlich.<\/p>\n\n\n\nT\u00fcrmerin von M\u00fcnster<\/h2>\n\n\n\n
Die Stelle als T\u00fcrmerin wurde von der Stadt M\u00fcnster offiziell und bundesweit ausgeschrieben und es gab nicht wenige Bewerber auf diese au\u00dfergew\u00f6hnliche Stelle. Sie konnte sich durchsetzten und trat zum 1.1.2014 ihre Traumstelle in M\u00fcnster an.<\/p>\n\n\n\n<\/a><\/figure>\n\n\n\n
\u00dcberhaupt sind die M\u00fcnsteraner sehr aufmerksam. Ist Martje mal krank oder wird w\u00e4hrend ihres Urlaubs vertreten, merken sie dieses anhand des Tutens. Ihre Vertretung muss anscheinend das Horn anders klingen lassen.<\/p>\n\n\n\n<\/a><\/figure>\n\n\n\n