![\"Detailaufnahme](\"https:\/\/vonortzuort.reisen\/wp-content\/uploads\/2019\/05\/spanische-hofreitschule-winterreithalle-detail.jpg\")
<\/a><\/figure>\n\n\n\nEs war schlie\u00dflich Kaiser Karl VI., der 1729 \u2013 1735 die Winterreithalle in Wien errichten lie\u00df. Es entstand ein gro\u00dfer lichtdurchfluteter Saal. \u00dcber der Reithalle erstreckt sich ein 15 Meter hoher Dachstuhl. Eine extra eingezogene Zwischendecke aus mit Stuck verziertem Holz l\u00e4sst die Halle allerdings wesentlich flacher erscheinen. Die Reithalle soll die erste geschlossene Reithalle Europas gewesen sein. Urspr\u00fcnglich war der Besuch und die Nutzung nur dem Adel vorbehalten und sollte dem jungen Adligen die Reitkunst n\u00e4her bringen.<\/p>\n\n\n\n Sp\u00e4ter \u00f6ffnete man die Halle auch f\u00fcr Maskenfeste, Hofb\u00e4lle und Reiterspiele.<\/p>\n\n\n\n Heute k\u00f6nnen beinahe t\u00e4glich etwa 1000 Zuschauer der Arbeit mit den Pferden zugucken. Ich bin auf jeden Fall beeindruckt von der Gr\u00f6\u00dfe und der wundersch\u00f6nen Optik der Reithalle.<\/p>\n\n\n\n Direkt neben der Winterreithalle befindet sich der Sommerreitplatz.. Bei gutem Wetter werden die Pferde auch hier geritten. Zus\u00e4tzlich hat man eine \u00fcberdachte Freif\u00fchranlage um den Sommerreitplatz gebaut, in der die Tiere ganzj\u00e4hrig bewegt werden (jedes Pferd 40-50 Minuten t\u00e4glich). Bevor diese Anlage existierte, liefen die Pferdepfleger stundenlang im Kreis, um den Pferde gen\u00fcgend Bewegung zu erm\u00f6glichen.<\/p>\n\n\n\n Die Spanische Hofreitschule bildet ausschlie\u00dflich Lipizzaner aus.<\/p>\n\n\n\n Der Lipizzaner ist ein Schimmel. Als Fohlen kommen sie mit dunklem Fell zur Welt und schimmeln in der Regel bis zum 6-10 Lebensjahr aus. In der Spanischen Hofreitschule werden ausschlie\u00dflich Hengste geritten. Die Ausbildung der Tiere beginnt etwa mit 4 Jahren. Dabei wird genau beobachtet, welche speziellen Qualit\u00e4ten das einzelne Tier hat. Nicht jedes Pferd eignet sich f\u00fcr spezielle Spr\u00fcnge oder Dressuraufgaben. Es gibt Spezialisten, die bereits auf der Weide im Jugendalter erste Anlagen zeigen. Insgesamt gibt es etwa 120 Trainingshengste.<\/p>\n\n\n\n Als Mutter einer reitenden Tochter hatte ich die Vorstellung, dass man nur Reiter und Reiterin der Hofreitschule werde kann, wenn man schon jahrelang in den h\u00f6chsten Dressurklassen reitet. Doch weit gefehlt. Das ist keine Voraussetzung, um als Reiter hier arbeiten zu k\u00f6nnen.<\/p>\n\n\n\n Wer gerne eine Ausbildung zum Bereiter an der Hofreitschule machen m\u00f6chte, braucht nur Reitgrundkenntnisse. Viel wichtiger ist, man muss 16-25 Jahre alt und etwa 172 cm gro\u00df sein. Ob Reiter oder Reiterin ist seit 2008 vollkommen egal, allerdings ist die Ausbildung in deutsch und der Bewerber sollte gute Sprachkenntnisse haben.<\/p>\n\n\n\n 2-5 Lehrlinge arbeiten in der Regel in der Hofreitschule, etwa 20 % von ihnen schaffen es am Ende auch, in den Auff\u00fchrungen mitreiten zu k\u00f6nnen. Alle anderen schlie\u00dfen ihre Ausbildung nach 3 Jahren als Pferdewirt ab. Menschen \u00fcber Menschen stehen bereits um 9:30 Uhr vor dem Einlass und warten darauf, in die Winterreithalle gelassen zu werden. So viele Besucher hatte ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Also reihen wir uns in das internationale Publikum ein und betreten die gro\u00dfe Reithalle. Es gibt einige Sitzpl\u00e4tze, aber wie sich zeigt, reichen diese bei weitem nicht aus. In den zwei Stunden, die die Morgenarbeit dauert, kommen immer neue Besucher in die Reithalle. Andere verlassen das Geb\u00e4ude wieder, nachdem sie eine Weile die wundersch\u00f6nen Pferde beobachtet haben. Ich habe das Gef\u00fchl, dass Pferdeliebhaber und Menschen, die etwas Reit- und Dressurkenntnisse haben eher die vielen Feinheiten entdecken, die bei der t\u00e4glichen Arbeit mit den Pferden gezeigt wird.<\/p>\n\n\n\n Unterrichtet werden 4 Gruppen jeweils 30 Minuten. Jeder Pferdegruppe ist individuell nach Ausbildungsstand zusammengesetzt und so unterscheidet sich die Arbeit mit dem Tier deutlich.<\/p>\n\n\n\n Die Reiter und Reiterinnen kommen mit den Lipizzanern in die Winterreithalle. Sie tragen die Empire-Uniform, so wie es bereits seit 200 Jahren traditionell \u00fcblich ist. Die Uniform besteht aus einer wei\u00dfen Hirschlederreithose, einem hochgeschlossenen braunen Reitfrack, einem Zweispitz, Stiefeln, wei\u00dfen Lederhandschuhen und Schwanenhalssporen. Traditionell verwenden die Reiter, nur wenn es f\u00fcr die Arbeit wichtig ist, eine Birkengerte. Diese Gerte wird im Januar von einer Birke abgeschnitten und einige Tage ins Wasser gelegt, um sie besser haltbar zu machen.<\/p>\n\n\n\n Bevor die Arbeit mit dem Pferd beginnt ziehen die Reiter zun\u00e4chst ihren Hut vor den Bild Kaiser Karl VI., dem Erbauer der Winterreithalle.<\/p>\n\n\n\n Mir macht es viel Spa\u00df, den Pferden und ihren Reitern zuzusehen. Nach einer kurzen Erw\u00e4rmung arbeitet jedes Paar an unterschiedliche Schwerpunkten. Von der Arbeit an den \u00dcberg\u00e4ngen von Schritt-Trab-Galopp, Schulter herein, Kopf- und Genickstellungsarbeit, versammelter Trab und Galopp, 3er-Galoppwechsel, erste Piaffen Ans\u00e4tze \u2013 man kann viele unterschiedliche Ausbildungsst\u00e4nde entdecken. Ich finde es spannend zuzugucken und vieles zu entdecken, was ich im Laufe einiger Jahre auf der Reitbahn bei unserer Tochter auch gesehen habe.<\/p>\n\n\n\n Was nur selten w\u00e4hrend der Morgenarbeit gezeigt wird, sind die ber\u00fchmten Spr\u00fcnge, auf die viele im Publikum bestimmt gewartet haben. Aber Levade, Kapriole und Courbette sind anspruchsvolle und anstrengende Spr\u00fcnge, die nicht jedes Pferd beherrscht. Um die Tiere nicht zu \u00fcberfordern, werden diese Spr\u00fcnge nur unregelm\u00e4\u00dfig in der Morgenarbeit trainiert.<\/p>\n\n\n\n Nach etwa 20 Minuten intensiver Arbeit beginnt der Reiter mit der Abk\u00fchlphase des Pferdes. Am langen Z\u00fcgel geht das Pferd in die Dehnung, l\u00e4uft Schritt und erh\u00e4lt das traditionelle Zuckerst\u00fcck zur Belohnung nach getaner Arbeit. Am Halfter verlassen die Tiere dann mit den Pferdepflegern die Reitbahn und kehren zur\u00fcck in ihre Boxen.<\/p>\n\n\n\n Eine Stunde nach der Morgenarbeit d\u00fcrfen wir an dem gef\u00fchrten Rundgang teilnehmen. Zun\u00e4chst geht es noch einmal in die Reithalle. Dort erfahren wir viel \u00fcber die Geschichte der Spanischen Hofreitschule und die Pferdezucht.<\/p>\n\n\n\n Es stehen etwa 70 Hengste in den Stallungen direkt in Wien. Alle 8-10 Wochen kommt es dann zum gro\u00dfen \u201ePferdetausch\u201c. Die Tiere aus der Stadt kommen in das Trainingszentrum nach Heldenberg und k\u00f6nnen dort in Paddockboxen ihren Auslauf genie\u00dfen. Im Gegenzug dazu werden andere Tiere nach Wien in den Stadtstall gebracht. So hat \u00fcber das Jahr betrachtet jeder Hengst etwa ein halbes Jahr Aufenthalt in der Stadt und ein halbes Jahr Aufenthalt auf dem Land.<\/p>\n\n\n\n Im Sommer gibt es kein Programm direkt in Wien, die Pferde verbringen alle ihren Urlaub auf dem Land. W\u00e4hrend im Winter 5 Wochen keine Auff\u00fchrungen stattfinden, ziehen Stuten und Jungtiere in den Stadtstall ein.<\/p>\n\n\n\n Dann geht es endlich in den Stadtstall, der durch eine Stra\u00dfe von der Winterreithalle getrennt ist. Es ist gerade F\u00fctterungszeit und auch hier ist es so, wie ich es aus dem Reitstall kenne. Einige Pferde k\u00f6nnen es nicht erwarten, ihr Fressen zu bekommen.<\/p>\n\n\n\n Das Renaissance-Geb\u00e4ude der Stallungen stammt aus der Zeit 1565-69. Es gibt 72 moderne Boxen f\u00fcr die Hengste. 16 Boxen liegen so, dass die Pferde rausgucken k\u00f6nnen und da die Pl\u00e4tze begehrt sind, wird bei der Belegung rotiert.<\/p>\n\n\n\n \u00dcber den St\u00e4llen liegen 2 Galerien mit R\u00e4umen, die heute zum gro\u00dfen Teil B\u00fcror\u00e4ume sind.<\/p>\n\n\n\n<\/a><\/figure>\n\n\n\n<\/a><\/figure>\n\n\n\n<\/a><\/figure>\n\n\n\nWelche Pferde werden in der Spanischen Hofreitschule geritten?<\/h2>\n\n\n\n
Von K\u00f6rperbau ist das Pferd etwa mittelgro\u00df und wirkt sehr kompakt. Das Stockma\u00df liegt bei 155-165 cm.
Der Lipizzaner hat viel Temperament und kann bis ins hohe Alter unter dem Sattel gehen. Die Tiere sind sehr lernwillig, verf\u00fcgen \u00fcber gro\u00dfe mentale und k\u00f6rperlicher St\u00e4rke. Sie eignen sich hervorragend zur Dressur.<\/p>\n\n\n\n<\/a><\/figure>\n\n\n\nWie wird man Reiter in der Hofreitschule?<\/h2>\n\n\n\n
Aber der Reihe nach. Ein Eleve steht in der Hofreitschule am Beginn seiner Ausbildung. Neben der Arbeit im Stall, lernt er auch die Arbeit mit und am Pferd. Hat er diesen Bereich erfolgreich abgeschlossen und darf weiter an der Hofreitschule bleiben, wird er Bereiter-Anw\u00e4rter. In diesem Stadium der Ausbildung erh\u00e4lt man den ersten eigenen Junghengst und bildet diesen aus. Je nach Pferd kann das einige Jahre dauern, denn das Tier soll es bis in die Schulquadrille schaffen und dort erfolgreich mitgehen k\u00f6nnen.
Nun erreicht der Reiter die n\u00e4chste Phase der Ausbildung. Er wird Bereiter und bildet mehrere Pferde gleichzeitig aus. Etwa 14 voll ausgebildete Bereiter arbeiten in der Hofreitschule. Jeder von ihnen trainiert 5-8 Pferde. Bis zu ihrer Pensionierung bekommen sie alle 2-3 Jahre neue Tiere dazu und trainieren t\u00e4glich mit ihnen. Nur die qualifiziertesten Bereiter werden in ihrer Dienstzeit zum Oberbereiter bef\u00f6rdert und arbeiten dann mit 8-9 Pferden. Sie sind f\u00fcr die komplette Ausbildung von Tieren und Menschen verantwortlich und sollen die Tradition der Spanischen Hofreitschule bewahren.<\/p>\n\n\n\nBesuch der Morgenarbeit<\/h2>\n\n\n\n
<\/a><\/figure>\n\n\n\nGef\u00fchrter Rundgang<\/h2>\n\n\n\n
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