{"id":22471,"date":"2020-10-28T05:43:00","date_gmt":"2020-10-28T04:43:00","guid":{"rendered":"https:\/\/vonortzuort.reisen\/?p=22471"},"modified":"2022-08-19T11:52:48","modified_gmt":"2022-08-19T09:52:48","slug":"georg-kolbe-museum","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/vonortzuort.reisen\/deutschland\/berlin\/georg-kolbe-museum\/","title":{"rendered":"Georg Kolbe Museum"},"content":{"rendered":"\n

Viele Jahre bin ich fast t\u00e4glich an einem Hinweisschild an der Heerstra\u00dfe vorbei gefahren, das auf das Georg Kolbe Museum aufmerksam gemacht hat. Immer wieder habe ich mir vorgenommen, einen Blick in das Museum zu werfen und nun stelle ich fest, ich habe etwas verpasst.<\/p>\n\n\n\n\n\n\n\n

Wer war Georg Kolbe?<\/h2>\n\n\n\n

Georg Kolbe war ein deutscher Bildhauer, der in der ersten H\u00e4lfte des 20.Jahrhunderts erfolgreich seine k\u00fcnstlerischen Ideen ver\u00f6ffentlicht hat. Sein Arbeitsschwerpunkt war die idealisierte Aktplastik.<\/p>\n\n\n\n

\"Kopf<\/figure>\n\n\n\n

Kolbe studierte zun\u00e4chst Malerei und Zeichnung (1891-98) und begann dann Texte von Goethe, Heine und Novalis<\/a> (von ihm habe ich schon einmal nach unserem Besuch in Wei\u00dfenfels berichtet) zu illustrieren. Eher zuf\u00e4llig begann er zu modellieren und h\u00e4ngte schlie\u00dflich 1904 die Malerei an den Nagel. In der Bildhauerei erkannte er seine Leidenschaft und sein Talent. Mit der Zeit entwickelte er seinen eigenen Stil. 1911\/12 entstand sein Werk \u201eDie T\u00e4nzerin\u201c (steht in der Alten Nationalgalerie in Berlin), das zu den bekanntesten deutschen Kunstwerken seiner Zeit z\u00e4hlt und ihn ber\u00fchmt machte.<\/p>\n\n\n\n

Der Erste Weltkrieg bremste Kolbes T\u00e4tigkeit in Deutschland, bot ihm aber die M\u00f6glichkeit, w\u00e4hrend seines Milit\u00e4rdienstes in Konstantinopel arbeiten zu k\u00f6nnen. Zur\u00fcck in Berlin und mit einem verliehenen Profssortitel engagierte Kolbe sich in der K\u00fcnstlerszene. Sein Stil ver\u00e4nderte sich und es entstanden Statuen wie \u201eZorn\u201c, eine bewegte Ausdrucksplastik (1922). Er erhielt auch gro\u00dfe Auftr\u00e4ge, wie den Rathenau-Brunnen, den man im Volkspark Rehberge in Berlin<\/a> (als Rekonstruktion) sehen kann.<\/p>\n\n\n\n

Nachdem Kolbes Frau 1927 verstorben war, \u00e4nderten sich seine Werke erneut. Er schuf nun Werke in denen er seine Trauer verarbeitete. Sp\u00e4ter entstanden Werke, in denen Georg Kolbe Figuren mit eher kr\u00e4ftigen und muskul\u00f6sen K\u00f6rpern darstellte, die sehr dem Idealbild der NS-Zeit entsprachen. Er selbst distanzierte sich immer vom nationalsozialistischen Staat, was aber in seinen Werken aus dieser Zeit nicht immer sichtbar war.<\/p>\n\n\n\n

\"athletisch<\/figure>\n\n\n\n

Nach dem Kriegsende schuf Kolbe 1945 die Plastik \u201eDer Befreite\u201c, eine zusammengebrochene Figur, die die Situation der Deutschen Bev\u00f6lkerung zu dieser Zeit widerspiegelte. 1947 verstarb Georg Kolbe in Berlin.<\/p>\n\n\n\n

Georg Kolbe Museum in Berlin<\/h2>\n\n\n\n

Georg Kolbe hatte in seinem Nachlass verf\u00fcgt, dass sein Bildhaueratelier der \u00d6ffentlichkeit zug\u00e4nglich gemacht werden sollte. Er wollte seine Kunstsammlung, seine Bibliothek und die in seinem Eigentum verbliebene eigenen Werke erhalten und gesch\u00fctzt wissen. Die 1949 gegr\u00fcndete Georg-Kolbe-Stiftung nahm sich der Aufgabe an und ist heute auch Tr\u00e4gerin des Museums.<\/p>\n\n\n\n

Etwa 220 Werke von Kolbe befinden sich heute im Besitz des Museums. Zus\u00e4tzlich konnten von einigen Skulpturen Gipsabg\u00fcsse hergestellt werden und eine Sammlung von etwa 1000 Zeichnungen und Grafiken zusammengetragen werden. Auch private Bilder, Schriftwechsel und Erinnerungsst\u00fccke aus seinem Leben befinden sich in der Sammlung des Museums.<\/p>\n\n\n\n

Bei einem Museumsbesuch kann man nicht nur die wundersch\u00f6nen Statuen von Georg Kolbe bewundern, sondern auch Architekturgeschichte hautnah erleben.<\/p>\n\n\n\n

\"Zeichnung<\/figure>\n\n\n\n

Die \u201eSensburg\u201c von Georg Kolbe<\/h3>\n\n\n\n

In der Sensburger Allee steht das Atelierhaus und das Wohnhaus des Bildhauers. Beide Geb\u00e4ude sind ein hervorragendes Beispiel sachlichen Architektur in den 1920er Jahren.<\/p>\n\n\n\n

\"Geb\u00e4ude<\/figure>\n\n\n\n

Der Architekt Ernst Rentsch und der Bauhaussch\u00fcler Paul Linder planten und bauten die Geb\u00e4ude gemeinsam mit Georg Kolbe. Die kubische Ziegelbauten sind durch einen kleinen \u201eGarten\u201c in Form eines Kiefernwaldes voneinander getrennt. Als ich das Museum besucht habe fanden gerade Restaurierungsarbeiten im ehemaligen Wohnhaus Kolbes statt. Hier wird sp\u00e4ter das Caf\u00e9 des Georg-Kolbe-Museums zu finden sein. Der Geb\u00e4udekomplex steht heute unter Denkmalschutz.<\/p>\n\n\n\n

\"Gartenansicht<\/figure>\n\n\n\n

Das heutige Museumsgeb\u00e4ude war urspr\u00fcnglich das Atelierhaus des K\u00fcnstlers. Im Erdgeschoss liegen gro\u00dfe sehr helle R\u00e4ume mit gro\u00dfen Fensterfl\u00e4chen. Ein Raum wird durch ein Oberlicht zus\u00e4tzlich erhellt. Hier arbeitete der K\u00fcnstler haupts\u00e4chlich. Zus\u00e4tzlich entstand ein Neubau f\u00fcr das Museum, der sich gut an den denkmalgesch\u00fctzten Bau anpasst.<\/p>\n\n\n\n

\"Atelier<\/figure>\n\n\n\n

Der Bereich zwischen den Geb\u00e4uden nutzte Kolbe f\u00fcr einige seiner Skulpturen. Eine Mauer mit Pfeilern trennt einen Skulpturenhof vom Garten ab. Im Skulpturenhof stehen einige Werke von Georg Kolbe, die man sich in Ruhe anschauen sollte. Im Garten wurden auch einige Skulpturen aufgestellt. Der T\u00e4nzerinnenbrunnen hat mich besonders begeistert.<\/p>\n\n\n\n

\"T\u00e4nzerinnenbrunnen<\/figure>\n\n\n\n

Ausstellungsbereich im Georg-Kolbe-Museum<\/h3>\n\n\n\n

In dem gro\u00dfen ehemaligen Atelier fand bei meinem Besuch des Museums eine Ausstellung mit Werken des japanischen K\u00fcnstlers Shinichi Sawada statt. Auf den ersten Blick war mir zun\u00e4chst nicht klar, was der K\u00fcnstler darstellen wollte. Nimmt man sich aber die Zeit, wird man fantasievolle und wundersch\u00f6ne Wesen entdecken. Die Keramiken zeigen fast ausschlie\u00dflich Wesen mit Stacheln, ein Erkennungsmerkmal des K\u00fcnstlers.<\/p>\n\n\n\n

\"Gastausstellung<\/figure>\n\n\n\n

Geht man weiter durch den Raum gelangt man zu der Ausstellung: \u201e Moderne und Refugium \u2013 Georg Kolbes Sensburg als Architekturdenkmal der 1920er-Jahre\u201c, die sich auch im Untergeschoss des Geb\u00e4udes fortsetzt.<\/p>\n\n\n\n

\"Ausstellung<\/figure>\n\n\n\n

In dieser Ausstellung geht es um die Entstehung und auch Wiederherstellung der Sensburg. F\u00fcr mich ein spannendes Thema, Architektur begeistert mich einfach. Bauzeichnungen und Fotos dokumentieren die Geschichte des Hauses eindrucksvoll. Es werden Bilder von der Gestaltung der R\u00e4ume durch Kolbe gezeigt und sogar einige originale St\u00fccke wie ein B\u00fccherregal aus Kolbes Besitz werden ausgestellt. Nat\u00fcrlich gibt es auch einige Werke von Kolbe zu sehen.<\/p>\n\n\n\n