{"id":25574,"date":"2021-09-22T05:40:00","date_gmt":"2021-09-22T03:40:00","guid":{"rendered":"https:\/\/vonortzuort.reisen\/?p=25574"},"modified":"2023-05-15T20:01:20","modified_gmt":"2023-05-15T18:01:20","slug":"schloss-dammsmuehle","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/vonortzuort.reisen\/deutschland\/brandenburg\/barnim\/schloss-dammsmuehle\/","title":{"rendered":"Schloss Dammsm\u00fchle"},"content":{"rendered":"\n

Im Landkeis Barnim in Brandenburg liegt der kleine Ort Sch\u00f6nwalde ganz in der N\u00e4he von Wandlitz. Hier steht das Schloss Dammsm\u00fchle im Naturschutzgebiet der M\u00fchlenbecker Seen.<\/p>\n\n\n\n\n\n\n\n

Kurz vor der Einfahrt nach Sch\u00f6nwalde f\u00fchrt die Schlo\u00dfstra\u00dfe in Richtung Schloss Dammsm\u00fchle. Der Stra\u00dfenname klingt eindrucksvoller, als die Stra\u00dfe ist. Es geht \u00fcber eine enge Stra\u00dfe, die schon bessere Tage gesehen hat, bis zu einem Waldparkplatz. Nachdem es mehrere Tage geregnet hatte, war der Parkplatz eher eine Seenlandschaft und wer nicht durch eine Pf\u00fctze waten musste, stand im Matsch. Wir waren anscheinend so fr\u00fch vor Ort, dass wir problemlos einen Parkplatz fanden. Als wir gegen Mittag dort wieder wegfuhren, parkten die Besucher \u00fcberall und Autofahrer warteten auf einen Parkplatz.<\/p>\n\n\n\n

Der Himmel strahlt im sch\u00f6nsten Blau, es ist kalt und die Februarsonne w\u00e4rmt schon etwas, als wir der Schlo\u00dfstra\u00dfe zu Fu\u00df folgen.<\/p>\n\n\n\n

\"Unterwegs<\/figure>\n\n\n\n

Man geht an einigen leer stehenden Geb\u00e4uden vorbei, die die Besucher anziehen. Das m\u00fcssen die eher h\u00e4sslichen G\u00e4steh\u00e4user aus der Zeit der Nutzung durch die Stasi gewesen sein. Die T\u00fcr steht offen und wer mag, kann durch das verfallene Geb\u00e4ude gehen. Aber vorsicht! Es sieht nicht wirklich sicher aus und wir entscheiden uns, nur von au\u00dfen einen Blick darauf zu werfen.<\/p>\n\n\n\n

Als wir weiter gehen entdecken wir das Schloss Dammsm\u00fchle durch die \u00c4ste der B\u00e4ume.<\/p>\n\n\n\n

\"Schloss<\/figure>\n\n\n\n

Vom kurf\u00fcrstlichen Jagdhaus zum Wehrmachtshauptquartier \u2013 eine wechselvolle Schlossgeschichte<\/h2>\n\n\n\n

Es wird so um 1650 gewesen sein, als Kurf\u00fcrst Friedrich Wilhelm an der Stelle einer ehemaligen M\u00fchle, mitten im Wald, ein Jagdhaus errichten lie\u00df. Ob er hier viel Zeit verbrachte, l\u00e4sst sich heute nicht mehr sagen.<\/p>\n\n\n\n

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\"Von<\/figure>\n<\/div>\n\n\n\n
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Peter Friedrich Damm, ein Berliner Lederfabrikant, erwarb das Gel\u00e4nde 1755. Er lie\u00df mitten im Wald am Ufer des Sees einen zweigeschossigen Palais errichten. Der Bau muss recht beeindruckend gewesen sein, es soll im Obergeschoss sogar einen Theatersaal gegeben haben und angeblich war die K\u00f6nigin Elisabeth Christine (Frau von Friedrich II.) des \u00f6fteren dort zu Besuch. Als Damm verstarb hinterlie\u00df er keine Erben und das Geb\u00e4ude verfiel.<\/p>\n<\/div>\n<\/div>\n\n\n\n

1894 erwarb Leutnant Wollank das Palais und baute es zu einem Herrensitz aus. Auf der k\u00fcnstlichen Insel im M\u00fchlenteich entstand ein Geb\u00e4ude in der Form einer Moschee, das als Tanzsaal genutzt wurde. Der umgebende Landschaftspark soll neben dem See mit Weinh\u00e4ngen, Fischteich, Obstzucht und Alleen gestaltet gewesen sein. Sogar eine Familiengruft legte man an. In dieser soll Ger\u00fcchten zu Folge ein rotes Telefon gestanden haben. Sp\u00e4ter erhielt das Schloss den Namen Dammsm\u00fchle (nach Peter Friedrich Damm).<\/p>\n\n\n\n

\"Br\u00fccke<\/figure>\n\n\n\n

Der Brite Harry Goodwin Hart (Direktor von Unilever) erwarb 1929 das Grundst\u00fcck. Leider hatte er nicht lange etwas davon. Er verlie\u00df 1938 mit seiner j\u00fcdischen Frau Deutschland und man enteignete ihn wenig sp\u00e4ter. Der neue Besitzer war SS-Reichsf\u00fchrer Heinrich Himmler und nach Instantsetzungsma\u00dfnahmen, die von KZ-Insassen ausgef\u00fchrt werden mussten, bezog das Wehrmachts-Heeresgruppe \u201eWeichsel\u201c sein Hauptquartier.<\/p>\n\n\n\n

Die Kegelbahn von Erich Mielke<\/h3>\n\n\n\n

Nach dem Zweiten Weltkrieg \u00fcbernahm 1959 das Ministerium f\u00fcr Staatssicherheit der DDR das Geb\u00e4ude. Bis 1989 nutzen man es als Jagdschloss und G\u00e4stehaus, nachdem man so einige Ver\u00e4nderungen vorgenommen hatte. So entstand zum Beispiel ein unterirdischer Bunker auf dem Gel\u00e4nde. Dieser soll sogar \u00fcber ein eigenes Kommunikationsnetz verf\u00fcgt haben.<\/p>\n\n\n\n

\"Foto<\/figure>\n\n\n\n

Erich Mielke lie\u00df h\u00e4sslich funktionale G\u00e4steh\u00e4user und einen Wirtschaftshof bauen.<\/p>\n\n\n\n

Im Schlossinneren gab eine Sauna, einen schmucken Speisesaal und der ehemalige Wandelgang diente fortan als Kegelbahn.<\/p>\n\n\n\n

\"Laubengang<\/figure>\n\n\n\n

Besuch am Schloss Dammsm\u00fchle<\/h2>\n\n\n\n

Nach der Wende war das Schloss kurzzeitig ein Hotel, stand dann aber viele Jahre leer und verfiel. Eine Zeitlang nutze man das Gel\u00e4nde f\u00fcr Open-Air-Veranstaltungen, als Filmkulisse und urspr\u00fcnglich war geplant, eine Veranstaltungs- und Naherholungsst\u00e4tte zu schaffen. Das scheiterte trotz mehrerer Besitzer immer wieder. Inzwischen wird wieder einmal gebaut und das Schlossgeb\u00e4ude soll rekonstruiert werden.<\/p>\n\n\n\n

\"Schloss<\/figure>\n\n\n\n

Heute steht das Schloss zum Teil einger\u00fcstet mit abbr\u00f6ckelnder Fassade hinter Bauz\u00e4unen. Die Fenster sind mit Brettern verschlossen und T\u00fcren abgesperrt. Ein Schloss im Dornr\u00f6schenschlaf, das darauf wartet wach gek\u00fcsst zu werden.<\/p>\n\n\n\n

\"alter<\/figure>\n\n\n\n

Wir umrunden das Schloss und entdecken einen still gelegten Springbrunnen, der sicherlich im Sommer vor einem renovierten Schloss wundersch\u00f6n aussehen w\u00fcrde.<\/p>\n\n\n\n

\"verrostetes<\/figure>\n\n\n\n

Der Balkon mit dem verrosteten Gitter \u00fcber einer Eingangst\u00fcr zeigt direkt auf den kleinen M\u00fchlenteich. Von dort oben hat man bestimmt einen tollen Blick \u00fcber den kleinen See.<\/p>\n\n\n\n

\"Schloss<\/figure>\n\n\n\n

Wir entschlie\u00dfen uns, zun\u00e4chst um den M\u00fchlenteich zu wandern. Ein unebener Weg f\u00fchrt direkt am Uferrand entlang. Der Blick auf die noch zugefrorene Wasseroberfl\u00e4che und die darauf glitzernde Sonne wirkt wie in einem verwunschenden Land. <\/p>\n\n\n\n

\"Wanderung<\/figure>\n\n\n\n

Anfangs waren wir noch recht einsam unterwegs, mit der Zeit f\u00fcllte sich der schmale Weg merklich. Als wir dann an einer Holz Pagode vorbei kamen, w\u00e4hlten wir nicht den Weg zur\u00fcck zum Parkplatz, sondern wanderten weiter durch das Waldgebiet immer entlang des M\u00fchlenbecker Sees. Nach einer Weile f\u00fchrte der Weg durch den kleinen Ort Summt. Hier entdeckten wir einen Wanderwegweiser, der uns auf den M\u00fchlenwanderweg brachte.<\/p>\n\n\n\n

\"M\u00fchlenbecker<\/figure>\n\n\n\n

W\u00e4hrend wir entlang eines offenen Feldes liefen entdeckten wir einen gro\u00dfen Greifvogel, der \u00fcber uns seine Kreise zog. Wenig sp\u00e4ter ert\u00f6nte ein trompetenartiger Ruf am Himmel. Tats\u00e4chlich flogen Anfang Februar die ersten Kraniche \u00fcber uns. Aufgeregt kreisten sie zuerst \u00fcber dem leeren Feld und flogen dann weiter zu den Seen. Ein wundersch\u00f6ner Anblick!<\/p>\n\n\n\n