{"id":28338,"date":"2021-12-03T09:03:00","date_gmt":"2021-12-03T08:03:00","guid":{"rendered":"https:\/\/vonortzuort.reisen\/?p=28338"},"modified":"2023-05-21T14:55:03","modified_gmt":"2023-05-21T12:55:03","slug":"magdeburger-dom","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/vonortzuort.reisen\/deutschland\/sachsen-anhalt\/magdeburg\/magdeburger-dom\/","title":{"rendered":"Kleine und gro\u00dfe Geschichten rund um den Magdeburger Dom"},"content":{"rendered":"\n

Im Herzen von Magdeburg steht un\u00fcbersehbar der Magdeburger Dom, der den offiziellen Namen Dom zu Magdeburg St.Mauritius und Katharina tr\u00e4gt. Ein Besuch darf man bei einem Aufenthalt in Magdeburg nicht verpassen \u2013 es gibt hier viel zu entdecken.<\/p>\n\n\n\n\n\n\n\n

Die Geschichte des Magdeburger Doms<\/h2>\n\n\n\n

Die Geschichte des Doms zu Magdeburg beginnt, wie so viele andere Geschichten in der Stadt, mit Otto I.. Nachdem er seine Frau 946 im Mageburger Kloster St.Mauritius bestattet hatte, w\u00e4hlte er die Stadt auch als seine zuk\u00fcnftige Begr\u00e4bnisst\u00e4tte aus. Um 950 lie\u00df er in der Stadt einen Kirchenneubau errichten und schaffte zahlreiche Kostbarkeiten in die Stadt. Wie das Geb\u00e4ude genau aussah, ist nicht 100-prozentig belegt, man vermutet aber, es war eine dreischiffige, kreuzf\u00f6rmige Basilika. In dieser Kirche wurde Otto dann auch beigesetzt.<\/p>\n\n\n\n

\"Kaisersiegel
Kaisersiegel Otto des Gro\u00dfen<\/figcaption><\/figure>\n\n\n\n

Nachdem 1207 ein Feuer Magdeburg und auch die Basilika und die benachbarte Kirche gro\u00dffl\u00e4chig zerst\u00f6rt hatte, lie\u00df Albrecht I. noch im selben Jahr den Grundstein f\u00fcr den Neubau legen. Teile des Vorg\u00e4ngerbaus wurden beim Bau wiederverwendet.<\/p>\n\n\n\n

Der Bau muss nicht einfach gewesen sein. In manchen Bereichen wirkt die Architektur so, als ob aus statischen Gr\u00fcnden \u00c4nderungen vorgenommen werden mussten. Sonst ist es kaum verst\u00e4ndlich, warum so unterschiedliche Gew\u00f6lbestrukturen und Pfeilerkonstruktionen im Dom zu finden sind.
Das gesamte Kirchengeb\u00e4ude ist auf die Grabst\u00e4tte Otto des Gro\u00dfen ausgerichtet und weist zu seinem Vorg\u00e4ngerbau eine ver\u00e4nderte Bauachse auf. Das Grab von Editha, Ottos erster Frau fand auch einen Platz in dem Magdeburger Dom.<\/p>\n\n\n\n

\"Magdeburger<\/figure>\n\n\n\n

Mit der Zeit wurde das Geld f\u00fcr den Bau des Doms knapp und in der zweiten H\u00e4lfte des 13.Jahrhunderts kam es zu einer mehrj\u00e4hrigen Unterbrechung der Bauarbeiten. <\/p>\n\n\n\n

Eine Sage berichtet davon, wie es gelang die Arbeiten fortzusetzen:
1240 soll der Sch\u00e4fer Thomas Koppehele beim H\u00fcten der Schafe einen Goldschatz gefunden haben. Diesen stiftete er dem damaligen Erzbischof von Magdeburg, damit der Dombau weiter gehen konnte. Aus Dankbarkeit lie\u00df der Bischof den Sch\u00e4fer mit seinem Knecht und den Hunden als steinernes Abbild am n\u00f6rdlichen Eingang des Doms (Paradiespforte) anbringen. Dort ist er heute noch zu sehen.<\/p>\n\n\n\n

Es folgten noch viele Jahre Bauzeit und 1520 war der Dom schlie\u00dflich fertig gestellt.<\/p>\n\n\n\n

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\"Eingangsportal\"<\/figure>\n<\/div>\n\n\n\n
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W\u00e4hrend der Reformation z\u00e4hlte Magdeburg zu den Hochburgen des Protestantismus und Erzbischof Albrecht von Brandenburg betrieb, bis zu seinem Tod, einen regen Handel mit Ablassbriefen. Nach seinem Tod 1545 schloss der Dom f\u00fcr 20 Jahre seine T\u00fcren und \u00f6ffnete anschlie\u00dfend als protestantisches Gotteshaus.<\/p>\n<\/div>\n<\/div>\n\n\n\n

Nach dem Drei\u00dfigj\u00e4hrigen Krieg, dem in Magdeburg gut 2\/3 der Bev\u00f6lkerung und fast die gesamte Stadt den Flammen zum Opfer fielen, lie\u00df General Tilly den Dom reinigen und feierte dort einen katholischen Gottesdienst. Von nun an war der Erzstift Magdeburg wieder katholisch.<\/p>\n\n\n\n

\"Kirchenschiff<\/figure>\n\n\n\n

Von 1806 bis 1814 hatte Napoleon Magdeburg besetzt. Angeblich soll der Dom zu dieser Zeit als Pferdestall genutzt worden sein. In den Mauern des Kreuzganges befinden sich Metallringe, die angeblich zum Festbinden der Pferde gedient haben sollen.<\/p>\n\n\n\n

Als 1825 Friedrich Wilhelm III. von Preu\u00dfen den Dom besichtigte, beschloss er, diesen von Karl Friedrich Schinkel Instand setzen zu lassen. Ein Teil dieser Arbeiten ist bis heute zu sehen. Besonders stolz war man auf die bis 1906\/07 eingebauten 89 bunten Fensterverglasungen des Doms und die sp\u00e4ter eingebaute Dampfheizung.<\/p>\n\n\n\n

\"Im<\/figure>\n\n\n\n

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Dom und seine Inneneinrichtung sehr stark besch\u00e4digt. Im September 1955 konnte man die Kirche nach Restaurierungsarbeiten dann wieder er\u00f6ffnen.Seit dieser Zeit ist der Magdeburger Dom wieder f\u00fcr Gottesdienste und Besucher ge\u00f6ffnet und z\u00e4hlt zu den meist besuchten Sehensw\u00fcrdigkeiten in Magdeburg.<\/p>\n\n\n\n

\"Altar<\/figure>\n\n\n\n

Kleine \u201eGeheimnisse\u201c im Magdeburger Dom<\/h2>\n\n\n\n

Jede Kirche hat so seine Geheimnisse oder Orte, von denen man sich zun\u00e4chst nur schwer erkl\u00e4ren kann, warum es diese gibt. So auch im Magdeburger Dom.<\/p>\n\n\n\n

Warum gibt es ein Loch in der Steinplatte?<\/h3>\n\n\n\n

Geht man in den Chor und guckt auf die Steinplatten vor der Bestuhlung, f\u00e4llt es kaum auf, aber es ist eindeutig ein kreisrundes Loch im Boden.<\/p>\n\n\n\n

Das Loch ist eher ein Schl\u00fcsselloch, denn hier kann man einen Haken hineinsetzen und die schwere Steinplatte damit anheben. Darunter er\u00f6ffnet sich die verborgene Welt des Doms. Hier stehen Mauerreste des Vorg\u00e4ngerbaus und man hat Grabstellen entdeckt.<\/p>\n\n\n\n

\"Loch<\/figure>\n\n\n\n

Es muss aber auch Menschen gegeben haben, die dort aus anderen Gr\u00fcnden gegraben haben. So gibt es zum Beispiel unter dem Grab von Otto einen k\u00fcnstlichen Raum. Es werden wohl Grabr\u00e4uber auf Beutezug gewesen sein.<\/p>\n\n\n\n

Warum befindet sich ein Gitterrost hinter dem Altar?<\/h3>\n\n\n\n

Geht man im Hohen Chor um den Altar herum, f\u00e4llt ein Gitter auf dem Boden auf (wir konnten es sehr gut vom Chorumgang sehen). Ein recht ungew\u00f6hnlicher Ort f\u00fcr einen Gulli \u2013 oder handelt es sich dabei um etwas anderes? Das Gitter selber ist neu, fr\u00fcher war dort eine Steinplatte.<\/p>\n\n\n\n

\"Gitter<\/figure>\n\n\n\n

Hebt man das Gitter hoch, st\u00f6\u00dft man auf eine steinerne Treppe, die in die Tiefe f\u00fchrt. Dort geht es zu einer geheimen Schatzkammer. Der Marmoraltar ist von innen hohl und zus\u00e4tzlich gibt es einen Raum, der unter dem Altar liegt. In den vorhandenen Nischen kann man noch heute erkennen, dass dort einst Regalb\u00f6den befestigt waren.<\/p>\n\n\n\n

Aber was hat man dort versteckt? Fr\u00fcher standen rund um den Altar Schreine mit Reliquien. Diese spielten im Glauben der Bev\u00f6lkerung eine wichtige Rolle und waren sehr wertvoll. In diesem unterirdischen Raum sollten sie vor Pl\u00fcnderungen gesch\u00fctzt werden.<\/p>\n\n\n\n

Die unglaubliche Reise eines Taufbecken<\/h3>\n\n\n\n

Das Taufbecken im Magdeburger Dom ist kaum zu \u00fcbersehen. Ich war erstaunt, wie schlicht dieses Becken aussieht, in anderen Kirchen hatte ich schon viel prunkvollere St\u00fccke gesehen.<\/p>\n\n\n\n

Das Taufbecken hat aber eine Reise hinter sich, wie kaum ein anderes. Urspr\u00fcnglich war das Taufbecken auch kein Taufbecken.<\/p>\n\n\n\n

\"Taufbecken<\/figure>\n\n\n\n

Hier steht eigentlich der untere Teil eines umgedrehten Springbrunnens, der einen hohlen Fu\u00df bildet. Gefertigt wurde der Springbrunnen aus \u00e4gyptischen Mons Porphyrites aus der N\u00e4he von Hurghada. Er wurde mit einem Karren zum Nil transportiert und fuhr dann auf einem Schiff in Richtung Meer. Dort verlud man den Stein auf ein anderes Schiff, dass \u00fcber das Mittelmeer fuhr und ihn nach Rom brachte. In Rom bearbeitete man ihn und erschuf einen Springbrunnen.<\/p>\n\n\n\n

Otto I. muss den Stein in Rom gesehen haben und entschloss sich, diesen mit einer weiteren Steinplatte, die als Bodenplatte genutzt wird, nach Magdeburg zu bringen.<\/p>\n\n\n\n

In der Antike war genau diese Steinart nur f\u00fcr die Nutzung des Kaisers bestimmt. Auf einer Steinplatte aus diesem Material stehen wurde er gekr\u00f6nt. Vermutlich wollte Otto so seinen Machtanspruch demonstrieren.<\/p>\n\n\n\n

Das gro\u00dfe \u201eGeheimnis\u201c im Magdeburger Dom<\/h2>\n\n\n\n

Es gibt nat\u00fcrlich auch \u201eGeheimnisse\u201c, die bis heute die Wissenschaft besch\u00e4ftigen.<\/p>\n\n\n\n

Warum hat man Editha gleich viermal bestattet?<\/h3>\n\n\n\n

Schaut man genau hin, wird man auf dem Hochgrab Edithas das Sterbedatum 947 entdecken. Im 16.Jahrhundert hat man dieses falsche Datum unwissentlich dort verewigt. Heute wei\u00df man, dass Ottos Frau bereits 946 starb.<\/p>\n\n\n\n

Aber wenn es nur das w\u00e4re, das Grab sorgt noch immer f\u00fcr Aufregung.<\/p>\n\n\n\n

\"Grab<\/figure>\n\n\n\n

2008 fanden Grabungen im Dom statt. Bis zu diesem Zeitpunkt dachte man, dass das Hochgrab nur ein leeres Scheingrab sei. Nun fand man im Fundament des Hochgrabes einen leeren Steinsag.
Heute geht man davon aus, das Editha in diesem Sarg zum ersten Mal bestattet wurde und dort bis 1510 lag. Das Hochgrab entstand 1510 als ein Denkmal f\u00fcr die K\u00f6nigin. Lange Zeit wurde es auch nur als Denkmal betrachtet und man glaubte es sei leer. Die Forschung ging davon aus, dass die Gebeine verschollen sein.
2008 entschied man sich, das Hochgrab mit einer Kamera zu erforschen und entdeckte im Inneren einen Kasten aus Metall. Als man den Steindeckel anhob, fand man einen Bleikasten, der in ein Tuch gewickelte Gebeine enthielt. Zus\u00e4tzlich fand man Leinen und Samtsamit im Kasten, der die Inschrift EDIT REGINE SECUNDA (IA)M RENOVATIONE (Konigin Editha schon die zweite Erneuerung) mit dem Datum 1510 trug.<\/p>\n\n\n\n

Mit diesem Fund war klar, die K\u00f6nigin ist mindestens 4 Mal bestattet worden. Um den \u00dcberblick zu behalten:<\/p>\n\n\n\n

1.Bestattung: Steinsarkophag im Moritzkloster
2.Bestattung : Sandsteinsarkophag im heutigen Dom von 1225-1250
3.Bestattung : Bleisarg im Hochgrab 1510
4.Bestattung : Titansarg 2010<\/p>\n\n\n\n

Dombesuch<\/h2>\n\n\n\n

Wir haben den Dom gegen Mittag besucht. Wer fotografieren m\u00f6chte ben\u00f6tigt eine Fotogenehmigung, die man am Eingang kaufen kann. Die Uhrzeit war von uns unbewu\u00dft gew\u00e4hlt worden, war aber eine tolle Wahl. Von Montag bis Freitag findet um 12 Uhr das Mittagsgebet statt. Pl\u00f6tzlich wird es ganz ruhig im Dom und alle Besucher setzten sich auf die St\u00fchle. Die Orgel spielt und es folgt ein 15-min\u00fctiges Gebet. Ein kleiner Moment der Ruhe und Besinnung in der hektischen Zeit, wir haben es genossen. Vor allen die Orgelmusik war wirklich wundersch\u00f6n. Kaum war nach der letzte Ton des Abschlussst\u00fcckes verklungen, strebten die Besucher wieder durch das Bauwerk.<\/p>\n\n\n\n

Auch uns zog es kreuz und quer durch das Kirchenschiff. Dabei musste ich meinen ersten Eindruck schnell revidieren. Als wir den Magdeburger Dom betreten hatten, war mein erster Gedanke \u201eschmucklos und uninteressant\u201c.<\/p>\n\n\n\n