{"id":29426,"date":"2021-12-22T10:07:00","date_gmt":"2021-12-22T09:07:00","guid":{"rendered":"https:\/\/vonortzuort.reisen\/?p=29426"},"modified":"2022-09-07T16:15:35","modified_gmt":"2022-09-07T14:15:35","slug":"meissener-porzellan","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/vonortzuort.reisen\/deutschland\/sachsen\/meissen\/meissener-porzellan\/","title":{"rendered":"Meissener Porzellan \u2013 der Traum vom wei\u00dfen Gold"},"content":{"rendered":"\n

Das Thema Porzellan fasziniert die Menschheit seit vielen Jahren. Mei\u00dfen ist bekannt f\u00fcr sein wundersch\u00f6nes und exquisites Meissener Porzellan und so geh\u00f6rt ein Besuch der Staatlichen Porzellan\u2013Manufaktur Meissen GmbH zu einem Besuch der Stadt einfach dazu.<\/p>\n\n\n\n\n\n\n\n

Wie kam das Porzellan nach Mei\u00dfen?<\/h2>\n\n\n\n

Anfang des 18.Jahrhunderts versuchte der Alchemist Johann Friedrich B\u00f6ttger in unz\u00e4hligen Versuchen Gold herzustellen. Als der s\u00e4chsische Kurf\u00fcrst August der Starke das erfuhr, lie\u00df er B\u00f6ttger in der Jungfernbastei einsperren. Dort sollte er nur f\u00fcr ihn das Gold herstellen. Die Versuche scheiterten immer wieder. Es dauerte einige Zeit, bis Ehrenfried Walther von Tschirnhaus B\u00f6ttger \u00fcberzeugen konnte, auf die Herstellung des wei\u00dfen Goldes, also des Porzellans, umzuschwenken. In den europ\u00e4ischen F\u00fcrstenh\u00f6fen galt Porzellan bereits im 13. Jahrhundert als h\u00f6chstbegehrtes Gut und man konnte es nur zu \u00fcberh\u00f6hten Preisen aus China importiert. Ende September 1707 fing B\u00f6ttger an zu experimentieren.<\/p>\n\n\n\n

\"B\u00f6ttger<\/figure>\n\n\n\n

Es dauert nicht lang und nachdem B\u00f6ttger marmorierte Fliesen und das rote B\u00f6ttgersteinzeug (Jaspisporzellan) hergestellt hatte, gelang ihm, sehr zur Freude August des Starken, das europ\u00e4ische Porzellan herzustellen.<\/p>\n\n\n\n

Der Kurf\u00fcrst patentierte 1710 das Herstellungsverfahren und versuchte, es geheim zu halten. Porzellan war zu dieser Zeit sehr kostbar und begehrt. Per Dekret vom 23.1.1710 gr\u00fcndete er die \u201eK\u00f6niglich-Polnische und Kurf\u00fcrstlich-S\u00e4chsische Porzellanmanufaktur\u201c.<\/p>\n\n\n\n

\"Urlaub<\/figure>\n\n\n\n

Die Produktionsanlagen zur Porzellanherstellung zogen ab M\u00e4rz 1710 Schritt f\u00fcr Schritt auf die Albrechtsburg mach Mei\u00dfen. Hier wurde weiter an der \u201eRezeptur\u201c des Porzellans gefeilt und man hoffte, dort das Geheimnis der Herstellung geheim halten zu k\u00f6nnen. Nur ein kleiner Kreis von Mitarbeitern kannte das Geheimnis der Porzellanherstellung. Einem Mitarbeiter gelang es jedoch das Geheimnis zu stehlen. Er floh nach Wien und dort konnte mit Hilfe seines Wissens 1718 ein Konkurrenzprodukt entstehen.<\/p>\n\n\n\n

Ein zus\u00e4tzlicher Grund, warum man Mei\u00dfen als Produktionsort w\u00e4hlte, war die M\u00f6glichkeit der Rohstoffgewinnung. In der Region befinden sich Kaolin Bergwerke, die einen der ben\u00f6tigten Rohstoffe f\u00fcr die Porzellanherstellung liefern.<\/p>\n\n\n\n

\"Meissener<\/figure>\n\n\n\n

Bald entstanden erste glatte Gef\u00e4\u00dfe, die Aufglasurfarben entwickelten sich und so konnten dekorative Elemente auf dem Porzellan aufgemalt werden. Um 1740 begann man, chinesische und japanische Dekore durch deutsche Dekore mit Blumen abzul\u00f6sen. Das bis heute bekannte Zwiebelmuster in Unterglasurblau kam auf den Markt.<\/p>\n\n\n\n

Zus\u00e4tzlich entwickelt sich die Herstellung der fig\u00fcrlichen Plastik f\u00fcr repr\u00e4sentative und dekorative Zwecke. Besonders bekannt wurden die gro\u00dfen wei\u00dfen Tiergestalten, die Johann Gottlieb Kirchner bis 1731 erschuf.<\/p>\n\n\n\n

Die Entwicklung des Meissener Porzellans ab Mitte des 19.Jahrhunderts<\/h2>\n\n\n\n

Anfang des 19.Jahrhunderts hatte die Manufaktur in Mei\u00dfen gro\u00dfe Absatzschwierigkeiten. Die F\u00fcrstenh\u00e4user mussten aufgrund von erh\u00f6hten Ausgaben w\u00e4hrend des Krieges und vorhandener Schulden sparen und der B\u00fcrger konnte und wollte sich das Porzellan nicht kaufen. Die Art der Produktion traf nicht den Geschmack der Zeit. Zeitweise stand es finanziell so schlecht um die Manufaktur, dass man sogar \u00fcberlegte die Produktion aufzugeben. Der Staat griff ein und unterstellte den Betrieb dem s\u00e4chsischen Finanzministerium.<\/p>\n\n\n\n

Dem neuen Leiter der Manufaktur, Carl Wilhelm von Oppel, gelang es schlie\u00dflich k\u00fcnstlerische, technische und kaufm\u00e4nnische Ver\u00e4nderungen durchzusetzen. So entstand ab Mitte des 19. Jahrhunderts unter dem Einfluss der Dresdner Kunstakademie das sogenannte \u201eAkademieporzellan\u201c, dass gro\u00dfen Anklang fand. Zus\u00e4tzlich verlegte man Teile der Produktion von der Albrechtsburg in eine neue Produktionsst\u00e4tte nach Mei\u00dfen Triebischtal. Dort befindet sich bis heute die Produktionsst\u00e4tte des wei\u00dfen Goldes.<\/p>\n\n\n\n

\"Elefant<\/figure>\n\n\n\n

In der zweiten H\u00e4lfte des 19.Jahrhunderts konnte das Unternehmen wieder Zuw\u00e4chse verzeichnen. Die F\u00fcrstenh\u00e4user wollten wieder ihre Stellungen hervorheben und so bestellten traditionelles Mei\u00dfner Zier- und Geschirrporzellane in der Formensprache des Barock und des Rokoko. K\u00fcnstlerisch war das allerdings ein R\u00fcckschritt, es waren traditionelle Dekors gew\u00fcnscht und kaum Neusch\u00f6pfungen gefragt. Dennoch fertigte man Einzelst\u00fccke speziell f\u00fcr Messen und Ausstellungen an, die vom \u201e\u00fcblichen\u201c abwichen.<\/p>\n\n\n\n

Nach dem ersten Weltkrieg, mit neuer Betriebsleitung und neuen K\u00fcnstlern, konnte der fig\u00fcrliche Bereich weiter begeistern und fand weltweit interessierte Abnehmer. In den 1920er-1930er Jahren entstanden auch im Bereich Geschirr viele einfache und formsch\u00f6ne St\u00fccke, die begeistert aufgenommen wurden. Das erste Porzellanglockenspiel, dass in der Mei\u00dfner Frauenkirche h\u00e4ngt, entstand auch zu dieser Zeit.<\/p>\n\n\n\n

Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg<\/h2>\n\n\n\n

Mitte 1945 demontierte die sowjetische Milit\u00e4radministration Teile der Fertigungsanlage. Trotzdem konnte man die Arbeit wieder aufnehmen und schon Anfang 1946 das Mei\u00dfner Porzellan auf der ersten Nachkriegsmesse in Leipzig pr\u00e4sentieren.<\/p>\n\n\n\n

\"Korkengestaltung<\/figure>\n\n\n\n

Nach einigen Umstrukturierungen wurde die Manufaktur volkseigener Betrieb und erhielt den Namen \u201eVEB Staatliche Porzellan-Manufaktur Mei\u00dfen\u201c. Eine neue Abteilung entstand, die Wandbilder aus Mei\u00dfener Porzellan entwarf und fertigte. Die Manufaktur entwickelte sich in der Zeit der DDR zum achtst\u00e4rksten Devisenbringer und fertigte bald nur noch Massenware an. Dabei achtete man auch darauf, m\u00f6glichst zeitgem\u00e4\u00dfe St\u00fccke zu produzieren, die von Form und Dekor die Menschen ansprach.<\/p>\n\n\n\n

\"morderePorzellangestaltung\"<\/figure>\n\n\n\n

Nach der politischen Wende firmierte sich die Manufaktur neu. Zum Produktionsprogramm geh\u00f6rten nun zeitgen\u00f6ssische Figuren, Gef\u00e4\u00dfe und Geschirre (immer noch klassischer Modelle des 18. Jahrhunderts, Geschirre mit Aufglasurdekoren und klassischem wie neugestaltetem Zwiebelmusterdekor). \u00dcber viele Jahre war die wirtschaftliche Lage sehr angespannt, zahlreiche Mitarbeiter verloren ihre Arbeit und man vernichtet sogar fertige Ware, um zur Wertsicherung des Meissner Porzellans beizutragen..<\/p>\n\n\n\n

2014 gr\u00fcndete der Freistaat Sachsen die Meissner Porzellan-Stiftung GmbH, die inzwischen Besitzerin s\u00e4mtliche Modellformen, Rezepturen und Museumsobjekte ist. Heute gibt es einen ungef\u00e4hren Bestand von 700.000 unterschiedlichen Formen und etwa 10.000 eigene Farbrezepturen, auf die zur\u00fcckgegriffen werden kann. Die Formen werden gegen Bezahlung der Meissner Porzellanmanufaktur zur Verf\u00fcgung gestellt.<\/p>\n\n\n\n

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\"fig\u00fcrliches<\/figure>\n<\/div>\n\n\n\n
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Zur Zeit versucht die Manufaktur, von den Luxusprodukten zur\u00fcck zum Porzellan mit preisg\u00fcnstigeren Serien zu finden. Es sollen historische und neue Dekors Verwendung finden.<\/p>\n<\/div>\n<\/div>\n\n\n\n

Wie erkennt man Meissener Porzellan?<\/h2>\n\n\n\n

Mit zunehmender Konkurrenz erkannte man, dass das Meissner Porzellan gekennzeichnet werden sollte, um die Echtheit zu best\u00e4tigen. So entwickelte man eine Manufakturmarke.<\/p>\n\n\n\n

\"Logo<\/figure>\n\n\n\n

Die s\u00e4chsischen Kurschwerter bildeten das Vorbild f\u00fcr die blauen gekreuzten Schwerter, die seit 1720 per Hand aufgetragen werden. Bis 1730 kamen zu den Schwertern noch Buchstaben dazu:
K.P.M.<\/em> f\u00fcr \u201eK\u00f6nigliche Porzellan-Manufaktur\u201c,
M.P.M.<\/em> f\u00fcr \u201eMeissener Porzellan-Manufaktur\u201c,
K.P.F.<\/em> f\u00fcr \u201eK\u00f6nigliche Porzellan-Fabrik\u201c. <\/p>\n\n\n\n

Ab 1731, nach einer schriftlichen Anordnung des kurf\u00fcrstlichen Hofs in Dresden, gab es nur noch die Schwerter Bildmarke.<\/p>\n\n\n\n

Trotz aller Einheitlichkeit werden bis heute sogenannte Beizeichen hinzugef\u00fcgt. Jeder Dreher, Former und Bossierer f\u00fcgt sein eigenes Zeichen (Pr\u00e4ge- oder Ritzzeichen, eine eigene Zahl) hinzu und macht so das Porzellan einmalig. Zus\u00e4tzlich kommt von jedem Maler, der das St\u00fcck k\u00fcnstlerisch gestaltet, sein eigenes Zeichen (eigene Zahl) auf die Glasur.<\/p>\n\n\n\n

Besuch der Schauwerkstatt in Mei\u00dfen<\/h2>\n\n\n\n

Seit 2006 gibt es ein modernes Besucherzentrum in Mei\u00dfen. Hier befindet sich die Schauwerkstatt und das Firmenmuseum. Wir haben einen sehr interessanten Rundgang durch die Schauwerkstatt mitgemacht und dabei viel \u00fcber die Herstellung des Meissener Porzellans gelernt.<\/p>\n\n\n\n

Der Dreher<\/h3>\n\n\n\n

Der Besuch der Schauwerkstatt beginnt bei dem Dreher. Auf einer T\u00f6pferscheibe, die mit dem Fu\u00df angetrieben wird, zeigte man uns, wie eine Tasse ausgeformt wird. <\/p>\n\n\n\n