{"id":31319,"date":"2022-06-05T10:31:00","date_gmt":"2022-06-05T08:31:00","guid":{"rendered":"https:\/\/vonortzuort.reisen\/?p=31319"},"modified":"2022-05-27T10:24:25","modified_gmt":"2022-05-27T08:24:25","slug":"nikolaikirche","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/vonortzuort.reisen\/deutschland\/brandenburg\/potsdam\/nikolaikirche\/","title":{"rendered":"Aussichtspunkt in Potsdam – Kuppelaufstieg auf die Nikolaikirche"},"content":{"rendered":"\n

Am Alten Markt in Potsdam steht der imposante Bau der evangelischen Kirche St.Nikolai, die im Volksmund einfach nur Nikolaikirche genannt wird. Highlight eines Kirchenbesuches ist der Kuppelaufstieg, der eine tolle Aussicht auf Potsdam bietet.<\/p>\n\n\n\n\n\n\n\n

Geschichte der Nikolaikirche<\/h2>\n\n\n\n

Dort, wo heute der Kirchenbau der Nikolaikirche steht, soll bereits im 13. Jahrhundert eine Kirche gestanden haben. \u00dcber diese Kirche ist allerdings nur wenig bekannt. Im 14. Jahrhundert baute man das bestehende Kirchenschiff in eine dreischiffige gotische Hallenkirche um. Die damals katholische Kirche war der Propstei Spandau unterstellt.<\/p>\n\n\n\n

1539 setzte sich in Brandenburg unter Kurf\u00fcrst Joachim II. Hector die Reformation durch und auch in dieser Kirchenbau erfolgte ein Konfessionswechsel. Es kam zu einigen Umbauten und 1563 erhielt der Bau auf den romantischen Turm eine Renaissancehaube.<\/p>\n\n\n\n

Kirchenneubau und Umbenennung<\/h3>\n\n\n\n

Mit der Zeit entwickelte sich Potsdam zu einer aufstrebenden Residenz- und Garnisonsstadt. Schnell zeichnete sich ab, dass der Kirchenbau (damals hie\u00df die Kirche noch Katharinenkirche) zu klein war. So riss man sie 1721 ab, um einen barocken Neubau errichten zu k\u00f6nnen. Den Kirchenneubau weihte man dem Heiligen Nikolaus. Die neue Kirche, nach den Pl\u00e4nen des Baumeisters Philipp Gerlach gestaltet, hatte den Grundriss eines griechischen Kreuzes und einen fast 90 Meter hohen Glockenturm.<\/p>\n\n\n\n

Friedrich der Gro\u00dfe begann nach seiner Macht\u00fcbernahme die bisher recht zweckm\u00e4\u00dfig gestaltete Stadt repr\u00e4sentativ umzugestalten. Die Geb\u00e4ude rund um den Alten Markt sollten sich dem Charakter nach an eine italienische Piazza anpassen. Auch die Nikolaikirche erhielt im Zuge der Umgestaltungen zur Marktseite ein neue Fassade. Die Schaufassade gestaltete man im Stil des r\u00f6mischen Sp\u00e4tbarocks und gliederte sie durch S\u00e4ulen und Aufs\u00e4tze. Ein Fresko schm\u00fcckte den oberen Teil der Mittelachse.<\/p>\n\n\n\n

\"Nikolaikirche\"<\/figure>\n\n\n\n

Lange stand die Nikolaikirche nicht. Im September 1795 brannte sie bei Reparaturarbeiten im Turm vollst\u00e4ndig aus und wenig sp\u00e4ter trug man die Ruine ab. Nur die Schaufassade blieb zun\u00e4chst stehen.<\/p>\n\n\n\n

Neubau der Zweite<\/h3>\n\n\n\n

Friedrich Wilhelm II. gab schnell nach dem Brand den Auftrag, Pl\u00e4ne f\u00fcr einen Neubau zu erstellen. Diese gerieten jedoch in Vergessenheit, nachdem der Herrscher verstarb und auch die verlorene Schlacht gegen Napoleon mit der nachfolgenden Finanzkrise lie\u00dfen einen Neubau nicht zu. 1811 trug man die Schaufassade ab und legte auf dem Gel\u00e4nde der Kirche eine Gr\u00fcnfl\u00e4che an.<\/p>\n\n\n\n

Mit der Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Stadt begann man mit der Neuplanung der Nikolaikirche. Karl Friedrich Schinkel wurde als Architekt beauftragt Entw\u00fcrfe anzufertigen. Die finanziellen Mittel reichten jedoch zun\u00e4chst nur f\u00fcr die Errichtung des Unterbaus aus, die geplante Kuppel musste warten. Bereits in der Bauphase kam es zu einigen bautechnischen Fehlern, die korrigiert werden mussten. Der Bauherr war unzufrieden und die Einweihung der Kirche erfolgte im September 1837 ohne Schinkels Anwesenheit<\/p>\n\n\n\n

Schinkel verstarb 1841 und so erlebte er nicht mehr mit, dass 1843 K\u00f6nig Friedrich Wilhelm IV. befahl den urspr\u00fcnglichen Plan der Nikolaikirche umzusetzen und die Kuppel zu errichten. Dazu errichtete der beauftragte Architekt aus statischen Gr\u00fcnden zus\u00e4tzliche turmartige Aufbauten und begann ab 1845 mit den Arbeiten an der Kuppel. Nach etwa 5 Jahren Bauzeit erstrahlte die Kirche nun in neuer Optik.<\/p>\n\n\n\n

Kirchengeschichte ab 1945<\/h3>\n\n\n\n

Im Zweiten Weltkrieg kam es im April 1945 zu einem gro\u00dffl\u00e4chigen Luftangriff auf Potsdam. Gro\u00dfe Teile des Stadtgebietes wurden dabei zerst\u00f6rt, die Nikolaikirche blieb fast unversehrt. Erst Ende April kam es bei K\u00e4mpfen und dem damit verbundenen Artilleriebeschuss zum Einsturz der Kuppel und des Eingangportikus. Auch im Inneren der Kirche kam es zu gro\u00dfen Sch\u00e4den, nur der Altar und die Kanzel blieben unbesch\u00e4digt.<\/p>\n\n\n\n

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\"Seitlicher<\/figure>\n<\/div>\n\n\n\n
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Es sollte eine Weile dauern, bis in der Kirche wieder Gottesdienste stattfinden konnten. Zun\u00e4chst f\u00fchrte man nur notd\u00fcrftige Absicherungen durch, um einer Einsturzgefahr und dem Eindringen von Wasser vorzubeugen. <\/p>\n<\/div>\n<\/div>\n\n\n\n

Dann erfolgte ab 1955 der Wiederaufbau in mehreren Teilabschnitten. Bei diesen Arbeiten gelang es Mitgliedern des Kirchenrates in der Kugel auf der Kuppel eine Kassette mit Dokumenten zu verstecken. 2006 wurde der Inhalt der Dokumente bekannt, der die Verfolgung und unrechtm\u00e4\u00dfige Verhaftung von Kirchenmitgliedern durch die Staatsmacht der DDR beschrieb.<\/p>\n\n\n\n

Im Mai 1981 waren die Bauarbeiten abgeschlossen und die Nikolaikirche konnte geweiht werden.<\/p>\n\n\n\n

Rundgang um die Nikolaikirche<\/h2>\n\n\n\n

Die Nikolaikirche ist ein kubischer Bau, dem an der S\u00fcdseite eine Freitreppe vorgelagert ist. Im Norden liegt die Apsis. Dem Unterbau mit seinem quadratischen Grundriss sind an den Ecken 45 Meter hohe T\u00fcrme als Strebepfeiler angef\u00fcgt. Auf ihnen sitzen Engelstatuen. In drei der vier T\u00fcrmen befindet sich im obersten Geschoss eine Rundbogen\u00f6ffnung in der Glocken h\u00e4ngen. Im vierten Turm f\u00fchrt eine Treppe zu der Aussichtsplattform.<\/p>\n\n\n\n

Betrachtet man die S\u00fcdseite der Nikolaikirche etwas genauer, wird man neben der Freitreppe auch noch ein S\u00e4ulenportikus entdecken. Insgesamt sechs S\u00e4ulen tragen das Tympanon (Schmuckfl\u00e4che) unter dem Satteldach. Hier befindet sich eine Rekonstruktion des 1945 zerst\u00f6rten Reliefs, dass ein Motiv aus der Bergpredigt zeigt. Unterhalb des Hauptgesims stehen Worte aus der Bergpredigt. Die einzelnen Zeilen sind durch Engelfiguren voneinander getrennt.<\/p>\n\n\n\n

\"S\u00fcdfassade<\/figure>\n\n\n\n

Unter dem Portikus befindet sich der Eingang in die Nikolaikirche, der aus zwei kleinen und einer gro\u00dfen T\u00fcr besteht.<\/p>\n\n\n\n

Die West- und Ostfassade wird durch hohe Sprossenfenster und ein bunt verglastes Halbkreisfenster gestaltet.<\/p>\n\n\n\n

Auf dem Unterbau der Kirche erhebt sich die Tambourkuppel der Kirche.<\/p>\n\n\n\n

Die Kuppel der Nikolaikirche<\/h2>\n\n\n\n
\"Nikolaikirche<\/figure>\n\n\n\n

Die Kuppel erhebt sich auf dem Unterbau. Sie wird als Tambourkuppel bezeichnet und hat eine H\u00f6he von \u00fcber 22 Metern. Umgeben ist der Tambour von 28 korinthischen S\u00e4ulen, die eine H\u00f6he von 10 Metern haben. Im untere Bereich lassen 14 Sprossenfenster Tageslicht in die Kirche. Auf dem Tambour befindet sich die doppelschalige Kuppel der Nikolaikirche, die eine Durchmesser von 24 Metern und eine H\u00f6he von 13 Metern hat. Die \u00e4u\u00dfere Kuppel ist mit Kupferplatten eingedeckt. Auf der Kuppel erhebt sich eine auf sieben S\u00e4ulen ruhende Laterne und ein Kugelkreuz.<\/p>\n\n\n\n

Der Aufstieg<\/h2>\n\n\n\n

Wir haben die Aussichtsplattform in 42 Meter H\u00f6he am S\u00e4ulengang besucht.<\/p>\n\n\n\n

Bei unserem Besuch war der Kauf der Eintrittskarte f\u00fcr den Aufstieg im Eingangsbereich m\u00f6glich. Es gibt aber auch einen Automaten auf der Empore, die man \u00fcber eine Treppe erreicht.<\/p>\n\n\n\n

\"Blick<\/figure>\n\n\n\n

Von der Empore kann man in die Nikolaikirche gucken (dieses ist kostenfrei m\u00f6glich). In der Kirche stehen dunkle Holzb\u00e4nke und man hat einen tollen Blick auf den leicht erh\u00f6hten Chor mit Kanzel, Orgel und Taufbecken. Dahinter liegt die Apsis mit einem auf S\u00e4ulen ruhender Aufbau \u00fcber einem Altar. Die Apsis ist bemalt. Auf goldenem Grund sind die zw\u00f6lf Apostel und dar\u00fcber die Evangelisten Markus, Johannis, Matth\u00e4us und Lukas zu sehen. Urspr\u00fcnglich befand sich dar\u00fcber noch in Bild Jesus auf dem Himmelsthron. Dieses Bild hat man nicht rekonstruiert.<\/p>\n\n\n\n

\"Blick<\/figure>\n\n\n\n

Besonders sch\u00f6n ist der Blick in die m\u00e4chtige Kuppel der Kirche. Direkt am \u00dcbergang zwischen Unterbau und Tambour sind Bilder der Propheten des Alten Testaments in Medaillons dargestellt. Die Kuppel selber ist eher schlicht gehalten, beeindruckt aber durch das einfallende Licht und die H\u00f6he.<\/p>\n\n\n\n

Nachdem man ein Drehkreuz, an dem man seine Eintrittskarte scannen muss, passiert hat, kann man mit dem Aufstieg beginnen. Das Scannen der Eintrittskarte erwies sich bei unserem Besuch als \u201eschwierig\u201c \u2013 wobei wir wahrscheinlich nur zu ungeduldig waren, bis das zweite Ticket gelesen werden konnte. Es dauerte eine gef\u00fchlte Ewigkeit, bis eine Freigabe erfolgte. Andere Besucher waren nicht so geduldig und stiegen \u00fcber das Drehkreuz.<\/p>\n\n\n\n

\"Wendeltreppe<\/figure>\n\n\n\n

\u00dcber eine enge Wendeltreppe ging es dann 216 Stufen hinauf. Gegenverkehr m\u00f6chte man hier nicht unbedingt haben. Es gibt aber auch eine Ampelregelung, die allerdings bei unserem Besuch nicht funktionierte.<\/p>\n\n\n\n

\"Blick<\/figure>\n\n\n\n

Die Aussichtsplattform befindet sich seit 2010 auf dem S\u00e4ulengang in etwa 42 Metern H\u00f6he. Der Ausblick ist beeindruckend. Man einen tollen Blick auf die Havellandschaft und nat\u00fcrlich auch auf Potsdam. So kann man auf den Alten Markt gucken und das Fortunaportal, das Potsdam Museum \u2013 Forum f\u00fcr Kunst und Geschichte und das Museum Barberini entdecken.<\/p>\n\n\n\n