{"id":31835,"date":"2022-05-29T09:24:00","date_gmt":"2022-05-29T07:24:00","guid":{"rendered":"https:\/\/vonortzuort.reisen\/?p=31835"},"modified":"2022-05-22T18:36:43","modified_gmt":"2022-05-22T16:36:43","slug":"schnackenburg-kleinste-stadt-niedersachsen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/vonortzuort.reisen\/deutschland\/niedersachsen\/wendland\/schnackenburg-kleinste-stadt-niedersachsen\/","title":{"rendered":"Besuch in Schnackenburg \u2013 die kleinste Stadt Niedersachsens"},"content":{"rendered":"\n

Im nieders\u00e4chsischen Landkreis L\u00fcchow-Dannenberg, im wundersch\u00f6nen Wendland, liegt Schnackenburg, die kleinste Stadt Niedersachsens. Hier leben etwa 300 Einwohner.<\/p>\n\n\n\n\n\n\n\n

\"Schnackenburg\"<\/figure>\n\n\n\n

Schnackenburg liegt an der Elbe, genau an der Stelle, an der der Aland in diese m\u00fcndet. Vom anderen Ufer der Elbe, also aus dem Bundesland Brandenburg, erreicht man die kleine Stadt mit einer F\u00e4hre. Diese f\u00e4hrt in L\u00fctkenwisch ab.<\/p>\n\n\n\n

Erstmals urkundlich erw\u00e4hnt wurde die Stadt 1218. An der M\u00fcndung der Aland in die Elbe muss damals die Schnackenburg gestanden haben, die von einen Niederadelgeschlecht bewohnt war. Schon 1373 erhielt der Ort die Stadtrechte. Eine der Haupteinnahmequelle bestand aus den Zahlungen des Elbzolls, den die Schiffe hier entrichten mussten. Erst mit der Aufhebung der Elbz\u00f6lle im 19.Jahrhundert verlor die Zollstation ihre Aufgabe.<\/p>\n\n\n\n

\"Zusammenflu\u00df<\/figure>\n\n\n\n

Viele Jahre geh\u00f6rt die Stadt zur Mark Brandenburg. Erst als Markgraf Jobst einen Grenzkrieg gegen den F\u00fcrsten von L\u00fcneburg verlor und die Stadt von den L\u00fcneburgern eingenommen werden konnte, fiel sie an Braunschweig-L\u00fcneburg. Bis heute erfolgten einige Umstrukturierungen und Wechsel der Zust\u00e4ndigkeiten, seit 1972 geh\u00f6rt Schnackenburg nun zur Samtgemeinde Gartow in Niedersachsen.<\/p>\n\n\n\n

Warum kommt man nach Schnackenburg?<\/h2>\n\n\n\n

Schnackenburg ist die kleinste Gemeinde in Niedersachsen, die ein Stadtrecht besitzt. Also die kleinste Stadt Niedersachsens. W\u00e4hrend der Deutschen Teilung war hier der erste westdeutsche Messpunkt f\u00fcr die Tauchtiefe der Elbe. Dieser Punkt lag damals an der Grenze zwischen der BRD und DDR. Hier befand sich die Zollstation und der Schutzhafen f\u00fcr die Binnenschifffahrt. Bis heute wird der Pegelstand der Elbe hier abgelesen und handschriftlich notiert, die wichtigeren Pegelst\u00e4nde werden allerdings in Wittenberge und D\u00f6mitz erfasst.<\/p>\n\n\n\n

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\"Grenzpfeiler<\/figure>\n<\/div>\n\n\n\n
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Schnackenburg ist ein Besuch wert, weil hier die deutsch-deutsche Geschichte bis heute sp\u00fcrbar ist. In einem kleinen Museum erf\u00e4hrt man viel \u00fcber diese Zeit und wenn man Gl\u00fcck hat, ist auch gerade einer der wenigen noch lebenden Zeitzeugen vor Ort und kann \u00fcber diese Zeit und seine Arbeit dort berichten. <\/p>\n<\/div>\n<\/div>\n\n\n\n

Schnackenburg zwischen zwei deutschen Staaten<\/h2>\n\n\n\n

Bis zur Wiedervereinigung war die Stadt von drei Seiten von der innerdeutschen Mauer umgeben.<\/p>\n\n\n\n

Schiffe, die auf der Elbe im Transit- und Wechselverkehr unterwegs waren, mussten hier eine Kontrollstelle passieren. Wer zum Beispiel zu viel Fracht an Bord hatte, konnte im Schutzhafen einen Teil der Ladung l\u00f6schen, um dann ungehindert den Zoll passieren zu k\u00f6nnen. Auch bei schlechtem Wetter und Eisgang fanden Schiffe dort Schutz. In Schnackenburg waren die Wasserschutzpolizei und der Zoll stationiert. Heute liegen nur noch Sportboote im Schutzhafen. Mit der \u00d6ffnung der innerdeutschen Grenze schaffte man den Grenz\u00fcbergang auf der Elbe ab, die Zollstation wurde bedeutungslos.<\/p>\n\n\n\n

\"Karte<\/figure>\n\n\n\n

Der fr\u00fchere Grenzverlauf auf dem Land verlief wenige Meter von Schnackenburg entfernt. Heute verl\u00e4uft hier das Gr\u00fcne Band. Die Natur hat sich dieses Gebiet zur\u00fcck erobert und ist nun Heimat f\u00fcr zahlreiche Tiere und Pflanzen.<\/p>\n\n\n\n

Besuch in der kleinsten Stadt Niedersachsens<\/h2>\n\n\n\n

Nach der Elb\u00fcberquerung folgt man dem Weg durch das m\u00e4chtige Fluttor und steht mitten im Ortskern auf dem alten Marktplatz. <\/p>\n\n\n\n

\"Fluttor<\/figure>\n\n\n\n

Radtouristen und Besucher der Stadt werden heute keine Gesch\u00e4fte, keinen B\u00e4cker, kein Caf\u00e9 oder Restaurant mehr finden. Wirtschaftlich betrachtet war die Grenz\u00f6ffnung f\u00fcr Schnackenburg ein Verlust. Der Grenzverkehr fiel weg und die regelm\u00e4\u00dfigen Einnahmen durch Schiffer, Grenzbedienstete und Besucher gingen verloren. Einzig in der Alten Schule gibt es heute noch ein einfaches Hotel (Abendessen nur auf Vorbestellung), dass vorwiegend von Radtouristen, die auf dem linkselbischen Ast des Elbradweges unterwegs sind, als Zwischenstation genutzt wird.<\/p>\n\n\n\n

\"Alte<\/figure>\n\n\n\n

Einen Stadtrundgang kann man nicht nur alleine unternehmen, sondern auch mit einer Stadtf\u00fchrerin. Diese erz\u00e4hlt nicht nur lustige Anekdoten aus der Stadtgeschichte, sondern berichtet auch beeindruckend von dem Leben in der Stadt zur Zeit der innerdeutschen Grenze.<\/p>\n\n\n\n

\"Fachwerkh\u00e4user<\/figure>\n\n\n\n

W\u00e4hrend des Rundgangs kommt an wundersch\u00f6nen Fachwerkh\u00e4usern vorbei und gelangt schlie\u00dflich auch zur Kirche.<\/p>\n\n\n\n

St.-Nicolai-Kirche<\/h3>\n\n\n\n

Um das Jahr 1200 ist vermutlich die Kirche in Schnackenburg aus Backstein im romanischen Stil errichtet worden. Sie hat, vermutlich aufgrund der massiven Bauweise, mindestens 4 Stadtbr\u00e4nde unbeschadet \u00fcberstanden. Geweiht hat man die Kirche dem Schutzheiligen der Schiffer und Kaufleute, dem Heiligen Nikolaus.<\/p>\n\n\n\n

\"St<\/figure>\n\n\n\n

\u00dcber dem Turmeingang entdeckt man eine Tafel, die darauf hinweist, dass 1750 die Turmhaube erneuert worden ist. 1777 hat man im S\u00fcden des Kirchenschiffs den sogenannten Brauteingang angebaut und Ende des 18.Jahrhunderts lie\u00df man \u201emoderne\u201c Kirchenfenster einbauen.<\/p>\n\n\n\n

Die Kirche ist im Ganzen sehr schlicht gehalten. Es dominieren die Farben wei\u00df, blau und gold. Auf dem schlichten aber wundersch\u00f6nen Altar befindet sich ein wei\u00df-goldenes Kreuz.<\/p>\n\n\n\n

\"Blick<\/figure>\n\n\n\n

Besonders sch\u00f6n fand ich den Taufengel, der seit 1727 in der Kirche von Schnackenburg h\u00e4ngt. Bisher kannte ich nur Taufsteine oder Taufbecken, einen Engel hatte ich bis dahin noch nicht gesehen. Er h\u00e4ngt wie eine Galionsfigur in der Kirche und h\u00e4lt eine Holzmuschel. In dieser befindet sich eine Messingschale f\u00fcr das Taufwasser. Findet eine Taufe statt, wird der Engel herab gelassen.<\/p>\n\n\n\n

Grenzlandmuseum<\/h3>\n\n\n\n

Die Hauptattraktion von Schnackenburg ist das Grenzlandmuseum im Alten Fischerhaus. Es lohnt sich dort etwas Zeit einzuplanen, die Ausstellung ist klasse.<\/p>\n\n\n\n

\"Grenzlandmuseum\"<\/figure>\n\n\n\n

Auf drei Etagen kann man eine Dauerausstellung besuchen, die sich mit der 45-j\u00e4hrigen Geschichte der ehemaligen innerdeutschen Grenze vor Ort besch\u00e4ftigt. Neben Uniformen, Ausr\u00fcstungsgegenst\u00e4nden, Waffen und Fahrzeugen zeigen Dokumente, Fotos und Karten eindrucksvoll das Leben an der Elbe zu dieser Zeit.<\/p>\n\n\n\n

\"Grenzlandmuseum<\/figure>\n\n\n\n

Mich haben besonders die Zeitzeugenberichte und die sehr detaillierte Darstellung des Grenzaufbaus beeindruckt. Als (West)Berlinerin bin ich zwar zwischen den Mauern aufgewachsen, aber der Aufbau des Grenzbereiches unterschied sich schon von dem Aufbau auf dem Land. Neben dem schmalen Grenzstreifen (500 Meter breit) existierte zus\u00e4tzlich eine 5 Kilometer breite Sperrzone, die nur bedingt bewohnt werden durfte. <\/p>\n\n\n\n