{"id":33050,"date":"2022-08-03T10:00:00","date_gmt":"2022-08-03T08:00:00","guid":{"rendered":"https:\/\/vonortzuort.reisen\/?p=33050"},"modified":"2022-07-29T08:30:28","modified_gmt":"2022-07-29T06:30:28","slug":"obernburg-am-main","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/vonortzuort.reisen\/deutschland\/bayern\/churfranken\/obernburg-am-main\/","title":{"rendered":"Obernburg am Main \u2013 wo die R\u00f6mer einst zu Hause waren"},"content":{"rendered":"\n

Obernburg liegt an der M\u00fcndung des M\u00fcmling und des Elsavas in den Main in der wundersch\u00f6nen Region Churfranken. Diese exponierte Lage zog schon etwa 107 n. Chr. die R\u00f6mer an, die hier ein Kastell errichteten.<\/p>\n\n\n\n\n\n\n\n

Das Kastell Obernburg war ein Au\u00dfenposten zur Sicherung des Limes (Nasse Limes), der hier durch den Mainverlauf bestimmt wird und hat etwa von 107-267 n. Chr. existiert. Bis heute kann man in der Stadt auf Entdeckungstour gehen und wird immer wieder auf r\u00f6mische Spuren treffen.<\/p>\n\n\n\n

\"Obernburg<\/figure>\n\n\n\n

Das r\u00f6mische Kastell Obernburg<\/h2>\n\n\n\n

Mitten in der heutigen Altstadt von Obernburg befand sich einst ein r\u00f6misches Kohortenkastell. Heute ist es vollst\u00e4ndig \u00fcberbaut und so mancher Hausbesitzer findet bei Arbeiten nicht tief unter der Erde verborgene Sch\u00e4tze aus der R\u00f6merzeit, die viel dazu beitragen, den Aufbau einer r\u00f6mischen Garnisionsstation nachvollziehen zu k\u00f6nnen.<\/p>\n\n\n\n

Das Kastell geh\u00f6rte zum Obergermanischen Limes, der hier durch die Mainlinie gebildet wird. Es lag oberhalb des Mains und bildete so, an einer m\u00f6glichen Furt \u00fcber den Fluss, einen Wachposten des Grenzverlaufes.<\/p>\n\n\n\n

Wie sah das Kastell aus?<\/h2>\n\n\n\n

Geht man heute durch die Stadt, kann man nur noch wenige oberirdische Spuren des Kastells entdecken. Auf einen Plan, kann man jedoch erkennen, dass einige der Stra\u00dfenverl\u00e4ufe noch heute den Stadtaufbau pr\u00e4gen. Auf der ehemaligen Via praetoria hat man zum Beispiel den Standort des Haupttores Porta praetoria durch das Verlegen andersfarbiger Pflastersteine gekennzeichnet.<\/p>\n\n\n\n

\"gekennzeichnetes<\/figure>\n\n\n\n

Das Kastell in Obernburg war ein Steinkastell von knapp 3 ha Gr\u00f6\u00dfe und mit seinen Ma\u00dfen von 188 Metern x 166 Metern fast rechteckig angelegt. Die Lagerecken waren, wie damals bei fast allen heute bekannten r\u00f6mischen Kastellen, abgerundet und auch der innere Aufbau war weitesgehend \u201egenormt\u201c. Das hatte den gro\u00dfen Vorteil, dass neue Legion\u00e4re sich sofort zurecht fanden und \u00fcberall das Gef\u00fchl von \u201ezu Hause sein\u201c hatten.<\/p>\n\n\n\n

Die Hauptseite des Kastells, die in der Regel immer dem Feind zugewandt war, zeigte hier zum Main. Die sch\u00fctzenden Wehrmauern waren \u00fcber 2 Meter breit, verputzt und wei\u00df bemalt. An drei Seiten f\u00fchrten doppelt angelegte Tore, neben denen jeweils 2 T\u00fcrme standen in das Kastell. Ein viertes Tor war vorhanden, hier ist man sich aber nicht ganz sicher, wie es aufgebaut war. Zus\u00e4tzlich sch\u00fctzte ein Graben die Anlage. Freie Wiesenfl\u00e4chen boten eine gute Sicht auf die Umgebung.<\/p>\n\n\n\n

\"\"<\/figure>\n\n\n\n

Vor dem Kastell lagen auch das Lagerdorf und die Nekropole (Totenstadt).<\/p>\n\n\n\n

Im r\u00f6mischen Kastell<\/h2>\n\n\n\n

Wie genau der Innenaufbau des Obernburger Kastells angelegt war, ist bis heute nicht abschlie\u00dfend gekl\u00e4rt, da im Laufe der Jahre eine Stadt auf der Stadt entstanden ist.<\/p>\n\n\n\n

Zweifelsfrei nachgewiesen ist in groben Strukturen die Lage des Stabsgeb\u00e4udes (Principia). Dieses befand sich direkt an der Kreuzung der Via principalis und der Via praetoria im Zentrum des R\u00f6merkastells. Dabei handelt es sich um ein Verwaltungsgeb\u00e4ude der Benefiziarier. Um einen Innenhof gruppierten sich einzelne Amtsstuben. Im hinteren Bereich des Geb\u00e4udes (hier hat man Mauerreste gefunden) befand sich das Fahnenheiligtum mit dem Kultbild des Kaisers. Angrenzend davon befanden sich jeweils Dienstr\u00e4ume.<\/p>\n\n\n\n

Andere Bauten, wie zum Beispiel das Bad sind bisher noch nicht genau lokalisiert worden.<\/p>\n\n\n\n

Wer war in Obernburg am Main stationiert?<\/h2>\n\n\n\n

Nachgewiesen ist die Stationierung einer Auxiliartruppe (Einheit der r\u00f6mischen Armee aus verb\u00fcndeten V\u00f6lkern oder freien Bewohnern) der Cohors I Germanorum. Man hat vier Ziegelstempel gefunden, die dieses belegen.<\/p>\n\n\n\n

\"r\u00f6mische<\/figure>\n\n\n\n

Sp\u00e4ter war eine Einheit mit dem Namen Cohors IIII Aquitanorum in Obernburg stationiert. Man hat einen Weihaltar f\u00fcr einen Kommandeur der Aquitanier, der Praefectus cohortis<\/em> (Kohortenpr\u00e4fekt) Lucius Petronius Florentinus entdeckt. Einen Teil davon kann man heute eingemauert in einer Hauswand sehen, der Altar befindet sich in Aschaffenburg. Sehr spannend finde ich, dass die R\u00f6mer nur recht unvollst\u00e4ndige W\u00f6rter, fast wie eine Art Kurzschrift, verwendet haben. Zum Teil stehen oft nur einzelne Buchstaben auf der Tafel, die folgenden Text ergeben:I(ovi) O(ptimo) M(aximo)Apollini et Aesculapio SalutiFortunae sacr(um)pro salute L(uci) Petroni Florentini praef(ecti) coh(ortis) IIIIAq(uitanorum) eq(uitatae) c(ivium) R(omanorum) M(arcus) Rubrius Zosimusmedicus coh(ortis) s(upra) s(criptae)domu Ostiav(otum) s(olvit) l(ibens) l(aetus) m(erito)<\/em><\/p>\n\n\n\n

\u00dcbersetzt man das etwas freier, w\u00fcrde es folgenden Wortlaut geben:
Jupiter, dem besten und gr\u00f6\u00dften, dem Apollon und dem Aesculapius, der Salus, der Fortuna geweiht. F\u00fcr die Gesundheit des Lucius Petronius Florentinus, Kommandeur der 4. teilberittenen Kohorte der Aquitanier r\u00f6mischen Rechts, hat Marcus Rubrius Zosimus, Arzt der oben genannten Kohorte, aus Ostia stammend, sein Gel\u00fcbde gern, freudig und nach Geb\u00fchr eingel\u00f6st.<\/p>\n\n\n\n

R\u00f6misches Fundst\u00fcck \u2013 Jupitergigantens\u00e4ule<\/h2>\n\n\n\n

Eine der wenigen im Stra\u00dfenbild vorhandenen und f\u00fcr jeden erkenntlichen Hinweise auf die R\u00f6merzeit ist die Jupitergiagantens\u00e4ule. Diese S\u00e4ule hat man 2015 in einer Baugrube entdeckt. Sie soll die erste komplett erhaltene S\u00e4ule in Bayern sein und war vermutlich in einem Tempel aufgestellt<\/p>\n\n\n\n