{"id":39870,"date":"2024-02-11T09:45:00","date_gmt":"2024-02-11T08:45:00","guid":{"rendered":"https:\/\/vonortzuort.reisen\/?p=39870"},"modified":"2024-02-02T12:00:05","modified_gmt":"2024-02-02T11:00:05","slug":"rabstejn-nad-strelou","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/vonortzuort.reisen\/tschechien\/pilsen\/rabstejn-nad-strelou\/","title":{"rendered":"Rab\u0161tejn nad St\u0159elou \u2013 Besuch im kleinsten St\u00e4dtchen Mitteleuropas"},"content":{"rendered":"\n

Wir kommen mit dem Auto in Rab\u0161tejn nad St\u0159elou an und sind auch schon wieder vorbeigefahren. Die kleine Stadt behauptet von sich, das kleinste St\u00e4dtchen in Mitteleuropa zu sein\u2026 es scheint fast so, als ob es wirklich stimmt. <\/p>\n\n\n\n\n\n\n\n

Rab\u0161tejn nad St\u0159elou, auch Rabenstein an der Schnella genannt, liegt etwa 30 Kilometer n\u00f6rdlich von Pilsen direkt am kleinen Fluss St\u0159ela. Die wenigen H\u00e4user befinden sich fast alle am rechten Ufer auf einem Felsvorsprung.<\/p>\n\n\n\n

Es war einmal…<\/h2>\n\n\n\n

Rab\u0161tejn nad St\u0159elou, erstmals im 13. Jahrhundert in schriftlichen Aufzeichnungen erw\u00e4hnt, hat tiefgreifende mittelalterliche Wurzeln. Die Stadt liegt strategisch an wichtigen Handelswegen, die durch Westb\u00f6hmen f\u00fchrten. <\/p>\n\n\n\n

Etwa im Jahr 1296 ging die Burg an Ulrich Pflugk \u00fcber. Die Familie Pflug von Rab(en)stein (Pluhov\u00e9 z Rab\u0161tejna) blieb bis ins 16. Jahrhundert auf Burg Rabenstein ans\u00e4ssig. <\/p>\n\n\n\n

\"Wappen\"<\/figure>\n\n\n\n

Die Burg Rab\u0161tejn, die \u00fcber der Stadt thront, diente nicht nur als Residenz, sondern auch als Verteidigungsfestung, um m\u00f6gliche Angriffe und Invasionen abzuwehren. Im Jahr 1337 erhielt der Ort Stadtrechte. Die g\u00fcnstige Lage am St\u0159ela-Fluss machte Rab\u0161tejn zu einem wichtigen Wege-Knotenpunkt f\u00fcr Kaufleute, die Waren aus ganz Europa transportierten.<\/p>\n\n\n\n

Dennoch war es auch eine unruhige Zeit. Christoph Pflug wurde 1509 wegen verschiedener Streitigkeiten mit der Familie Schlik vor Gericht geladen, erschien jedoch nicht. Daraufhin wurde er verurteilt, seinen Besitz, darunter auch die Burg Rabenstein, zu verlieren. Um Gnade bittend, erreichte er, dass er \u201enur\u201c seine G\u00fcter verlor. <\/p>\n\n\n\n

Im Jahr 1549 brannten die Burg und das gesamte St\u00e4dtchen ab, wobei s\u00e4mtliche Urkunden verloren gingen. In den n\u00e4chsten Jahren wechselten die Besitzer st\u00e4ndig, und wirkliche Ruhe kehrte nie ein. Um 1705 lie\u00df der damalige Besitzer das Renaissanceschloss barockisieren und verkaufte es nur wenige Jahre sp\u00e4ter weiter. <\/p>\n\n\n\n

Nachdem das Servitenkloster 1787 aufgehoben wurde, fand die Klosterkirche eine neue Bestimmung als Pfarrkirche. Die zuvor genutzte Kirche St. Matth\u00e4us, die sich in einem bauf\u00e4lligen Zustand befand, wurde abgerissen. Das Gel\u00e4nde des ehemaligen Klosters fand ebenfalls neue Verwendung: es wurde sowohl als Pfarrhaus als auch als Pfarrschule genutzt. <\/p>\n\n\n\n

\"Ruine\"<\/figure>\n\n\n\n

Im Jahr 1819 st\u00fcrzte der Wehrturm der Burg Rabenstein in den Hof des ehemaligen Klosters. Dieses Ungl\u00fcck verursachte erheblichen Schaden und zerst\u00f6rte den Stall und den Speicher der Pfarrei. <\/p>\n\n\n\n

Im Jahr 1837 betrug die Gesamtfl\u00e4che der Herrschaft Rabenstein etwa 3700 Hektar. Das St\u00e4dtchen selbst bestand aus 83 Geb\u00e4uden, in denen 513 Menschen wohnten, darunter auch zwei j\u00fcdische Familien. Die Pfarrkirche und die Pfarrschule standen unter dem Patronat der Herrschaft. Weiterhin gab es in Rabenstein ein herrschaftliches Schloss mit einem Br\u00e4uhaus und einem Branntweinhaus sowie drei Wirtsh\u00e4user. <\/p>\n\n\n\n

\"Fluss<\/figure>\n\n\n\n

Die Haupterwerbsquelle der Einwohner war Handwerk und Handel. F\u00fcr das \u00dcberqueren einer steinernen Br\u00fccke \u00fcber den Fluss St\u0159ela verlangte man zus\u00e4tzlich Maut. <\/p>\n\n\n\n

Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird Rab\u0161tein als tschechischer Ortsname verwendet. Die letzte Besitzerin der Gutsherrschaft bis 1945 war Theresia Gr\u00e4fin von Seilern-Aspang, geborene Gr\u00e4fin La\u017eansk\u00e1. <\/p>\n\n\n\n

Im Zuge des M\u00fcnchner Abkommens von 1938 wurde Rab\u0161tejn nad St\u0159elou dem Deutschen Reich eingegliedert und war bis 1945 Teil des Landkreises Luditz. Im Jahr 1939 z\u00e4hlte die Gemeinde 312 Bewohner. Nach Abschluss des Zweiten Weltkrieges wurde Rab\u0161tejn nad St\u0159elou wieder ein Teil der Tschechoslowakei, und die deutschsprachige Bev\u00f6lkerung musste das Gebiet verlassen.<\/p>\n\n\n\n

\"Rab\u0161tejn<\/figure>\n\n\n\n

Was gibt es in Rab\u0161tejn nad St\u0159elou zu sehen? <\/h2>\n\n\n\n

Auch kleine Orte haben ihre versteckten Sehensw\u00fcrdigkeiten, und in Rab\u0161tejn nad St\u0159elou kann man bei einem kleinen Rundgang alles entdecken. Um das St\u00e4dtchen genauer kennenzulernen, kann man dem Lehrpfad Rab\u0161tejn folgen, der am oberen Stadtrand beginnt und an vierzehn Stationen die interessantesten Orte in Rab\u0161tejn und Umgebung pr\u00e4sentiert. Die Strecke erstreckt sich \u00fcber etwa sieben Kilometer.<\/p>\n\n\n\n

J\u00fcdischer Friedhof <\/h3>\n\n\n\n

Der j\u00fcdische Friedhof in Rab\u0161tejn nad St\u0159elou wurde vermutlich 1654 gegr\u00fcndet. Er liegt an einem Hang entlang der Stra\u00dfe, die von der Post zum Fluss St\u0159ela f\u00fchrt. <\/p>\n\n\n\n

Der Schotterweg f\u00fchrt recht steil bergab, und hinter einer Mauer entdeckt man schlie\u00dflich die ersten Grabsteine des recht kleinen Friedhofs. <\/p>\n\n\n\n

\"Rab\u0161tejn<\/figure>\n\n\n\n

Die ersten j\u00fcdischen Familien (Quellen berichten von 3 Familien) kamen um 1654 in den Ort. Im 19. Jahrhundert waren es noch 2 Familien, es sollen nie mehr als 15 Personen gewesen sein. Die letzte Familie hat die Gemeinde vor den Nazis im Jahre 1938 verlassen.<\/p>\n\n\n\n

Durch ein Tor gelangt man auf den zweigeteilten Friedhofsbereich. Der untere Bereich ist neuer, der \u00e4ltere Bereich ist aufgestockt und \u00fcber einige Stufen erreichbar. Es sind nicht mehr viele Grabsteine zu sehen. Wie es auf j\u00fcdischen Friedh\u00f6fen \u00fcblich ist, bleiben die Steine so stehen, wie sie sind. Kippt ein Stein, kippt er halt, sinkt er in den Boden ein, dann ist das so, und verschwindet der Stein ist er weg. Hier wird keine teure und aufw\u00e4ndige Grabpflege betrieben. Wer ein Grab besucht, legt zum Gedenken einen kleinen Stein dort ab. Mir gef\u00e4llt das.<\/p>\n\n\n\n

\"j\u00fcdischer<\/figure>\n\n\n\n

Fluss\u00fcberquerung und Badespa\u00df <\/h3>\n\n\n\n

Am Rand der Stadt f\u00fchrt \u00fcber den Fluss St\u0159ela eine Steinbr\u00fccke. Die Kamenn\u00fd most v Rab\u0161tejn\u011b nad St\u0159elou wurde wahrscheinlich in den Jahren 1335-1340 erbaut. Zu dieser Zeit fand der Umbau der urspr\u00fcnglichen Burg und die Stadtgr\u00fcndung in der Vorburg statt. Sollte diese Zeitangabe stimmen, w\u00e4re die Br\u00fccke \u00e4lter als die Karlsbr\u00fccke in Prag und die zweit\u00e4lteste erhaltene Steinbr\u00fccke in Tschechien. <\/p>\n\n\n\n

\"Rab\u0161tejn<\/figure>\n\n\n\n

Die Br\u00fccke besteht aus grobk\u00f6rnigem Sandstein und grobem Bruchstein. Sie ist 55 Meter lang und 4,3 Meter breit. Die B\u00f6gen haben eine H\u00f6he von etwa sechs Metern. Die Br\u00fccke ist nur einspurig befahrbar. Als ich dort unterwegs war, lag unter der Br\u00fccke der Badeplatz f\u00fcr die Kinder der Umgebung. Es war ein fr\u00f6hliches Quietschen und das Pl\u00e4tschern von Wasser zu h\u00f6ren. Ein bisschen neidisch, es war recht warm und etwas Abk\u00fchlung w\u00e4re nicht schlecht gewesen, habe ich dem bunten Treiben zugesehen. <\/p>\n\n\n\n

\"Rab\u0161tejn<\/figure>\n\n\n\n

Ich habe inzwischen gelesen, dass die Br\u00fccke auch gerne als Filmdrehort genutzt wird. Hier sind Filmeszenen aus The Lucky Loser und St. John’s Wreath entstanden und 2011 hat man den Remix des Videos Personal Jesus von Depeche Mode hier gedreht.<\/p>\n\n\n\n

Ehemaliges Kloster der Serviten und barocke Sieben-Schmerzen-Marien-Kirche <\/h3>\n\n\n\n

Die Serviten sind ein katholischer M\u00f6nchsorden, der offiziell als “Orden der Serviten” oder “Ordo Servorum Mariae”, was “Orden der Diener Mariens” bedeutet, bekannt ist. Sie wurden im 13. Jahrhundert in Florenz gegr\u00fcndet und widmeten sich besonders der Verehrung Marias, der Mutter Jesu. <\/p>\n\n\n\n

\"Rab\u0161tejn<\/figure>\n\n\n\n

In Rab\u0161tejn nad St\u0159elou befindet sich ein barockes Servitenkloster mit einer Kirche auf dem Gel\u00e4nde der Burg. Die Bauarbeiten am Kloster begannen 1672, die Kirche Unserer Lieben Frau von den Sieben Schmerzen entstand wesentlich sp\u00e4ter. Wahrscheinlich ist sie das Werk des Architekten Anselm Lurag, aber es gibt keine genauen Aufzeichnungen dar\u00fcber. <\/p>\n\n\n\n

Nachdem der Orden aufgehoben wurde, hat man das Geb\u00e4ude als Pfarrhaus und Schule genutzt. Sp\u00e4ter war dort noch ein Hotel untergebracht. Heute sieht das Geb\u00e4ude von au\u00dfen recht bauf\u00e4llig und ungenutzt aus. Es gibt jedoch Vorh\u00e4nge an den Fenstern, vielleicht werden die R\u00e4ume ja doch genutzt.<\/p>\n\n\n\n

Schloss Rab\u0161tejn nad St\u0159elou <\/h3>\n\n\n\n

Das Schloss wurde an der Stelle einer ehemaligen Burg aus dem 14. Jahrhundert erbaut und war zun\u00e4chst der Sitz der Familie \u010cern\u00edn, sp\u00e4ter der Familie Kolovrat und schlie\u00dflich der Familie La\u017eansk\u00fd, der das Schloss bis 1945 geh\u00f6rte. Anschlie\u00dfend nutzte die Armee das Geb\u00e4ude, es war ein Kindererholungsheim und Bildungszentrum. Nachdem es 10 Jahre ungenutzt \u201eherumstand\u201c, wird das Gel\u00e4nde heute wieder genutzt. <\/p>\n\n\n\n

\"Schloss<\/figure>\n\n\n\n

Das Schloss besteht aus mehreren Geb\u00e4uden, darunter ein Hauptwohngeb\u00e4ude, Wirtschaftsgeb\u00e4ude und andere Nebengeb\u00e4ude. Das Schloss Rab\u0161tejn nad St\u0159elou ist ein einst\u00f6ckiges Geb\u00e4ude im Barockstil mit einem Dachgeschoss auf halber Etage. Die Fassade ist eher schlicht und mit gefalteten Gesimsen und freistehenden Pilastern verziert. Es kann von Touristen besichtigt werden und bietet Einblicke in die Geschichte der Region. Zus\u00e4tzlich wird es auch als Veranstaltungsort f\u00fcr kulturelle Veranstaltungen und Feierlichkeiten genutzt. <\/p>\n\n\n\n

Ich konnte an einer Schlossf\u00fchrung teilnehmen. Diese begann zun\u00e4chst in dem ehemaligen Pferdestall, der heute als Veranstaltungsraum genutzt wird. Von dort aus ging es direkt ins Schloss. <\/p>\n\n\n\n

\"Trachten\"<\/figure>\n\n\n\n

Zuerst besuchten wir einen Raum, in dem wir eine kleine Ausstellung mit Trachten der Region betrachten k\u00f6nnen. Einige davon waren wirklich wundersch\u00f6n und handbestickt.<\/p>\n\n\n\n