{"id":41938,"date":"2024-02-18T09:28:00","date_gmt":"2024-02-18T08:28:00","guid":{"rendered":"https:\/\/vonortzuort.reisen\/?p=41938"},"modified":"2024-02-09T12:25:36","modified_gmt":"2024-02-09T11:25:36","slug":"clementinum","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/vonortzuort.reisen\/tschechien\/prag\/clementinum\/","title":{"rendered":"Clementinum: F\u00fchrung im Astronomischen Turm und zur Barockbibliothek"},"content":{"rendered":"\n

Durch einen nicht gleich offensichtlichen Hauseingang gehen wir in Richtung Clementinum. Ein Teil des Barockgeb\u00e4udes kann man im Rahmen einer F\u00fchrung besichtigen und wir waren sehr gespannt, was uns erwarten w\u00fcrde.<\/p>\n\n\n\n\n\n\n\n

Die Termine f\u00fcr die Touren, die in tschechisch oder englisch angeboten werden, sind sehr begehrt. Wir hatten unsere Tickets vorab online \u00fcber Get Your Guide gebucht<\/a>, andere Besucher wurden vor Ort auf andere Tage vertr\u00f6stet, weil die Eintrittskarten bereits vergriffen waren..<\/p>\n\n\n\n

Blick zur\u00fcck<\/h2>\n\n\n\n

Der Orden der Jesuiten kam 1556 auf Einladung des damaligen b\u00f6hmischen Landesf\u00fcrsten Kaiser Ferdinand nach Prag. In einem bauf\u00e4lligen ehemaligen Kloster der Dominikaner sollten die Jesuiten ein Gymnasium mit Internat errichten. Sie erhielten sogar das Recht, akademische Titel zu vergeben.<\/p>\n\n\n\n

Der Anfang war nicht leicht, weder f\u00fcr die Jesuiten, noch f\u00fcr Studenten und Lehrer. Nicht nur dass das Geb\u00e4ude bauf\u00e4llig war, es fehlte auch das Geld, um Verbesserungen vornehmen zu k\u00f6nnen. Erst Ende des 16. Jahrhunderts erhielten die Jesuiten vermehrt geldliche Zuwendungen, die Restaurierungs- und Neubauma\u00dfnahmen erm\u00f6glichten.<\/p>\n\n\n\n

1616 wurde das Clementinum zur Katholischen Universit\u00e4t erhoben. Sp\u00e4ter \u00fcbernahmen die Jesuiten auch die Leitung der Prager Karls-Universit\u00e4t. Seit 1654 ist das Clementinum mit der Karls-Universit\u00e4t auf Anordnung des damaligen Kaisers vereinigt.<\/p>\n\n\n\n

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\"Clementinum\"<\/figure>\n<\/div>\n\n\n\n
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F\u00fcr die Jesuiten begann nun eine Zeit der Expansion. Sie erwarben zahlreiche Grundst\u00fccke in Prag und errichteten dort bis 1726 den zweitgr\u00f6\u00dften Geb\u00e4udekomplex in der Stadt. Es gab zum Beispiel eine Sternwarte und sogar ein Mathematikmuseum \u00f6ffnete die T\u00fcren.<\/p>\n<\/div>\n<\/div>\n\n\n\n

1773 wurde der Jesuitenorden aufgehoben. Alle Besitzt\u00fcmer gingen an die Krone \u00fcber, die ihn verschiedenen Institutionen zur Verf\u00fcgung stellte.<\/p>\n\n\n\n

Heute befindet sich im Clementinum die Nationalbibliothek und das Astronomische Institut. Die Nationalbibliothek in Prag ist eine der gr\u00f6\u00dften und \u00e4ltesten Bibliotheken des Landes und in mehreren Standorten untergebracht.<\/p>\n\n\n\n

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Die Urspr\u00fcnge der Buchsammlung liegen im 13.Jahrhundert im dominikanischen Kloster der Altstadt. Als die M\u00f6nche des Jesuitenorden das Klostergeb\u00e4ude \u00fcbernahmen, wurden auch die Buchbest\u00e4nde \u00fcbernommen. Mit der Aufhebung des Ordens wurde auch die Bibliothek staatlich und Marie Thereisia erkl\u00e4rte sie zur \u201e\u00f6ffentlichen k. k. Universit\u00e4tsbibliothek\u201c. In ihr vereinigte man verschiedene Sammlungen, die ab 1777 im Clementinum zu finden waren.<\/p>\n<\/div>\n\n\n\n

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\"Clementinum\"<\/figure>\n<\/div>\n<\/div>\n\n\n\n

Gef\u00fchrte Tour durch das Clementinum<\/h2>\n\n\n\n

Die F\u00fchrung beginnt im Erdgeschoss direkt an dem Kassenraum. Wir haben, weil es eine englische Tour war, eine kleine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte auf deutsch erhalten. Gelesen habe ich diese allerdings nicht, da der Guide alles sehr gut und einfach verst\u00e4ndlich erkl\u00e4rt hat.<\/p>\n\n\n\n

Die Tour hat drei Schwerpunkte und einige \u201ekleinere\u201c Stationen, an denen der Guide etwas erz\u00e4hlt. Die wirklich wichtigsten und auch interessantesten Punkte sind die Barocke Bibliothek, der Astronomische Turm und der Meridiansaal. Die F\u00fchrung dauert etwa 50 Minuten.<\/p>\n\n\n\n

\"Clementinum\"<\/figure>\n\n\n\n

Meridiansaal im Clementinum<\/h2>\n\n\n\n

Der Meridiansaal (Meridi\u00e1nov\u00e1 s\u00ed\u0148) mit einer Ausstellung historischen astronomischen Instrumenten befindet sich im 2. Stock des Astronomischen Turms.<\/p>\n\n\n\n

Dieser einzigartige Raum diente fr\u00fcher als riesige Camera obscura oder auch Mittagsfaser- oder Schlitzsonnenuhr. Die Mittagszeit wurde mit Hilfe eines d\u00fcnnen Lichtstrahls bestimmt. Dieser fiel durch einen Schlitz in der Wand. Mit Hilfe einer auf dem Boden gespannten Schnur konnte man so die Zeit bestimmen. Mit gro\u00dfer Pr\u00e4zision konnte so der genaue Zeitpunkt der Mittagszeit, zu dem die Sonne auf ihrer imagin\u00e4ren Umlaufbahn am h\u00f6chsten steht, abgelesen werden. Damit die Vorrichtung zur Bestimmung der Mittagszeit das ganze Jahr \u00fcber funktionieren konnte, musste die Schnur quer durch den Raum gespannt werden, da sich der Winkelabstand der Sonne zum \u00c4quator der Erde im Laufe des Jahres \u00e4ndert.<\/p>\n\n\n\n

W\u00e4hrend der F\u00fchrung erkl\u00e4rt man uns das Prinzip eigentlich recht verst\u00e4ndlich. Da es allerdings bereits 18 Uhr war, konnten wir keine Uhrzeit erkennen.<\/p>\n\n\n\n

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An den W\u00e4nden des Saals befinden sich auch zwei originale astronomische Instrumente, sogenannte Wandquadranten, die die Wissenschaftler zur Messung der Position der Sterne verwendet haben.<\/p>\n<\/div>\n\n\n\n

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\"Astronomischer<\/figure>\n<\/div>\n<\/div>\n\n\n\n

Astronomische Turm<\/h2>\n\n\n\n

Wer sich den Astronomischen Turm vor der F\u00fchrung von unten anguckt, wird die interessante Turmspitze erkennen. An der h\u00f6chsten Stelle steht eine Figur des Atlas, der eine Himmelskugel auf den Schultern tr\u00e4gt. Die Figur ist 2,4 m gro\u00df und 600 kg schwer. Die dargestellte Himmelskugel ist ein historisches astronomisches Instrument. Es ist fr\u00fcher zur Messung und Vorhersage der Positionen von Sternen und Planeten am Himmel sowie zur Zeitmessung verwendet worden.<\/p>\n\n\n\n

An der Ostseite des Turm gibt es bis heute eine Sonnenuhr. Auf der Westseite des Turms gibt es heute nur noch die Stangen, die einst die Zeiger der Sonnenuhr waren, zu sehen.<\/p>\n\n\n\n

Der 68 Meter hohe Astronomische Turm (Astronomick\u00e1 v\u011b\u017e Klementina) ist im Zeitraum von 1751 – 1938 f\u00fcr astronomische Beobachtungen genutzt worden. Man hat dort auch meteorologische Messungen vorgenommen. Eine ununterbrochene Reihe t\u00e4glicher meteorologischer Messungen haben die Wissenschaftler am 1. Januar 1775 begonnen. Neben der Temperatur und dem Luftdruck zeichnete man die Niederschlagsmenge, das Vorhandensein von Wolken, das Aussehen des Himmels, die St\u00e4rke und Richtung des Windes, Gewitter und andere Wetterereignisse auf.<\/p>\n\n\n\n

\"Altstadt<\/figure>\n\n\n\n

Sehr spannend finde ich, dass fast 80 Jahre lang vom Turm aus der Prager Bev\u00f6lkerung die Mittagszeit verk\u00fcndet worden ist. P\u00fcnktlich um 12 Uhr h\u00e4ngte man eine Fahne aus der Galerie des Turmes. Erst ab 1925 \u00fcbernahm das Radio diese Aufgabe. Die Uhrzeit aus dem Clementinum hat man dann mittags per Funk \u00fcbertragen und die Fahne verlor an Bedeutung. 1928 h\u00f6rte man auf die Fahne aufzuh\u00e4ngen.<\/p>\n\n\n\n