{"id":8564,"date":"2017-03-15T17:55:11","date_gmt":"2017-03-15T16:55:11","guid":{"rendered":"http:\/\/vonortzuort.reisen\/?p=8564"},"modified":"2022-01-19T14:43:36","modified_gmt":"2022-01-19T13:43:36","slug":"s-bahn-siemensstadt","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/vonortzuort.reisen\/deutschland\/berlin\/s-bahn-siemensstadt\/","title":{"rendered":"Vergessen – aber immer noch pr\u00e4sent- die S-Bahn quer durch Siemensstadt"},"content":{"rendered":"\n

Dieser Artikel beginnt mit …es war einmal… und endet mit einem gro\u00dfen Fragezeichen.<\/p>\n\n\n\n

Es war einmal die S-Bahn Siemensstadt, die fuhr vom Bahnhof Jungfernheide bis nach Haselhorst. So lange ist es noch gar nicht her, den sogar meine Eltern sind noch diese Strecke t\u00e4glich zur Schule und zur Uni gefahren und t\u00e4glich nutzten unz\u00e4hlige Siemens Arbeiter diese Strecke, um zur Arbeit zu kommen. Zu Spitzenzeiten fuhr die Bahn im 2-Minuten-Takt mit 12 Wagen. Heute f\u00e4hrt hier keine Bahn mehr entlang – warum?<\/p>\n\n\n\n\n\n\n\n

\"S-Bahn<\/a><\/figure>\n\n\n\n

Geschichte der S-Bahn Siemensstadt<\/h2>\n\n\n\n

Im September 1980 fuhr hier die letzte S-Bahn, die letzte S-Bahn nach \u00fcber 55 Jahren Betrieb.<\/p>\n\n\n\n

In den 1920er Jahren verlagerte Siemens & Halske sein Hauptwerk an den Berliner Stadtrand. Hier gab es gro\u00dfe ungenutzte Fl\u00e4chen, aber keine Anbindung an das bestehende S-Bahnnetz in Berlin. Viele der Arbeiter lebten in Kreuzberg oder Moabit und so tat Siemens alles, um ihnen den Arbeitsweg zu erleichtern. In Eigenregie und fast auf eigene Kosten lie\u00dfen sie die 4,5 Kilometer lange S-Bahn  Strecke bauen. Die Reichsbahn \u00fcbernahm den Zugbetrieb und 1929 fuhren die ersten Z\u00fcge \u00fcber eine Strecke, die in gro\u00dfen Teilen \u00fcber das Siemens Werksgel\u00e4nde f\u00fchrte.<\/p>\n\n\n\n

Nach dem Zweiten Weltkrieg verlegte Siemens sein Hauptsitz nach M\u00fcnchen. Die Zeit, in der 17.000 Menschen t\u00e4glich die Bahn nutzten, war vorbei, es fuhren nur noch wenige Fahrg\u00e4ste mit der S-Bahn Siemensstadt.
Politisch betrachtet war die Strecke auch nicht gerne gesehen. Die gesamte Berliner S-Bahn stand unter der Verwaltung der DDR Reichsbahn. Jedes Ticket, dass Passagiere nach dem Mauerbau f\u00fcr eine Fahrt mit der S-Bahn kauften, floss als Devise in die DDR und finanzierte damit den Nachbarstaat. Um den S-Bahnverkehr zu minimieren, baute die BVG das Busstreckennetz so aus, dass man auf eine Fahrt mit der S-Bahn verzichten konnte. In Siemensstadt baute man parallel zur S-Bahnstrecke die U7.
1980 streikten die West-Berliner S-Bahnfahrer gegen die schlechten Arbeitsbedingungen. Ihr Arbeitgeber die Reichsbahn der DDR zog Konsequenzen und stellte den Verkehr auf mehreren Strecken ein. Eine der ersten Streckenabschnitte, die davon betroffen waren, war die S-Bahn Siemensstadt.<\/p>\n\n\n\n

Geisterbahnh\u00f6fe und verrottete Schienen<\/h2>\n\n\n\n

Heute ist die Bahnstrecke ungenutzt, die Gleisanlagen verrotten, die Bahnh\u00f6fe verfallen.
Vom Bahnhof Jungfernheide f\u00fchrte die Bahnstrecke \u00fcber die Spree. Die Br\u00fccke wurde abgebaut und die Spree konnte an dieser Stelle problemlos verbreitert werden.<\/p>\n\n\n\n

\"S-Bahn<\/a><\/figure>\n\n\n\n

Wir sind dem alten Streckenverlauf gefolgt und im Technopark auf dem Wohlrabedamm unter der S-Bahn Trasse weiter gelaufen.<\/p>\n\n\n\n

\"S-Bahn<\/a><\/figure>\n\n\n\n

Am Siemensdamm Ecke Wohlrabedamm steht der erste Bahnhof der Siemensbahn, der Bahnhof Wernerwerk. Heute ist hier alles verschlossen und nur noch die Schilder erinnern an den einstigen Betrieb.<\/p>\n\n\n\n

\"S-Bahn<\/a><\/figure>\n\n\n\n

Im Sommer noch sch\u00f6ner zu sehen (daf\u00fcr erkennt man den Bahnhof schlechter), die Natur hat sich den Bahnhof zur\u00fcck erobert. \u00dcberall wachsen B\u00e4ume auf den Gleisanlagen.
Der Streckenverlauf geht am gro\u00dfen Einkaufszentrum vorbei. Hier wird der Raum unter den Schienen als Parkplatz genutzt.
Nach der n\u00e4chsten Br\u00fccke verl\u00e4uft die S-Bahn-Strecke auf einem Erdwall weiter. Bis Ende 2016 konnte man hier noch ohne Probleme auf den Gleisanlagen entlang laufen. Die Z\u00e4une waren kaputt und der Zugang dadurch m\u00f6glich. Gl\u00fccklicher Weise hat die Bahn die Sicherung der alten Strecke erneuert. Nicht nur, dass hier im Fr\u00fchling die V\u00f6gel br\u00fcten, es ist auch der Lebensraum f\u00fcr Hasen und F\u00fcchse. Zus\u00e4tzlich sind die Br\u00fccken und Bahnh\u00f6fe nicht mehr so sicher, dass unerlaubten Besuchern nichts passieren kann. Der bauliche Zustand ist mehr als schlecht.
Ein kleines St\u00fcck kann man parallel zum Bahndamm entlang laufen, dann sind die Grundst\u00fccke einer Kita und einer Schule im Weg. Also wird ein kleiner Schlenker gegangen, bis zum Rohrdamm. Hier befindet sich der Bahnhof Siemensdamm, der auf einer Br\u00fccke \u00fcber dem Rohrdamm liegt.<\/p>\n\n\n\n

\"S-Bahn<\/a><\/figure>\n\n\n\n

Die Reste der alte Bahnhofsuhr sind gut zu sehen, das Ziffernblatt ist nicht mehr vorhanden.
Der Weg f\u00fchrt weiter zwischen dem Siemensgel\u00e4nde und einem Hotel entlang in eine Gartenkolonie. Vor dem Bahndamm liegen heute die Lauben in himmlischer Ruhe (wenn man von den Flugzeugen, die in Tegel landen absieht). Durch die B\u00e4ume kann man ein altes Signal entdecken. Auch hier hat die Natur sich ihren Lebensraum zur\u00fcck erobert.<\/p>\n\n\n\n

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Und nur wenige Schritte weiter befindet sich das alte Stellwerk der S-Bahn Siemensstadt. Das Geb\u00e4ude steht leer mit eingeschlagenen Scheiben in der Kolonie.<\/p>\n\n\n\n