Die Antwerpse Brouw Compagnie ist bekannt durch ihr berühmtes „Seef Bier“. Dieses gibt es nicht nur in vielen Geschäften vor Ort zu kaufen, man kann es auch in einem Taproom genießen.
Die Geschichte von Seef Bier
Antwerpen, das einst als eine der wichtigsten Bierstädte Europas galt, hatte im Laufe des 20. Jahrhunderts viele seiner lokalen Brauereien und traditionellen Biere verloren. Johan Van Dyck, einem leidenschaftlichen Bierliebhaber aus Antwerpen wollte die verlorengegangene Brautradition der Stadt wiederbeleben. Er machte sich auf die Suche nach alten, fast vergessene Bierrezepten.
Ganz unerfahren war er beim Thema Bier nicht, hatte er doch einige Jahre als Marketingdirektor bei Duvel-Bier gearbeitet. Beim Blättern in Büchern entdeckte er, dass es einst in Antwerpen das Seefbier gab. Das Bier wurde als der „Champagner der Arbeiterklasse“ bezeichnet und war vollkommen in Vergessenheit geraten. Was es noch gab war der Begriff Seefhook (Seefviertel) nördlich der Altstadt. Aber ein Rezept für das Bier, fand er nicht.
Die Wiederentdeckung des Seef Biers
Johan begann eine intensive Recherche, durchforstete alte Brauereibücher, sprach mit Historikern und suchte nach alten Braumeistern, um das originale Rezept zu rekonstruieren. Schließlich entdeckte er auf einem Dachboden ein handschriftliches Rezept des Biers. So erfuhr er, dass spezielle alte Hefestämme, eine regionale Hopfensorte und Buchweizen in das Bier gehörten.
Das war der Startschuss für eine intensive Arbeit. Er fand zum Glück in einer alten Hefedatenbank die spezielle Hefesorte und begann 2011 mit den ersten Brauversuchen. Es dauerte nicht lange, bis das Bier geschmacklich so war, dass es den Testtrinkern schmeckte. Mit dem wiederentdeckten Rezept gründete Johan im Jahr 2012 die Antwerpse Brouw Compagnie.
2012 gab es die öffentliche Erstverkostung im Antwerpener Rathaus und nach wenigen Tagen war das gebraute Bier weggetrunken. Es war klar, es mussten größere Braukapazitäten organisiert werden, um den Bedarf zu decken.
Die Fremdproduktion in einer alten Brauerei lief an. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Das Bier wurde nicht nur in Belgien begeistert aufgenommen, sondern gewann auch zahlreiche internationale Preise, darunter Goldmedaillen beim renommierten World Beer Cup und den World Beer Awards.
Letzter Schritt: Die eigene Brauerei
Auf Dauer ist eine Fremdproduktion nicht wirtschaftlich und das Rezept verkaufen wollte van Dyck auch nicht. Es musste eine eigene Brauerei her. Das Geld war knapp und mit Hilfe eines Crowdfunding investierten 1000 Leute in das Projekt der Antwerpse Brouw Compagnie. Ab einer bestimmten Beteiligungssumme erhielten sie eine lebenslange Lieferung des Biers. Da hätte ich sicherlich auch investiert.
Im Hafengebiet von Antwerpen befand sich ein altes Backsteingebäude die ehemalige Pumpstation aus dem 19.Jahrhundert. Hier entstand mit viel Liebe zum Detail nicht nur die Brauerei sondern auch ein Taproom und ein Biergarten. Seit 2017 können hier nun 30.000 Hektoliter pro Jahr produziert werden.
Besuch im Taproom
Wir wollten bei unserem Besuch in der Seef Brauerei auch etwas essen und so bestellte ich vorsichtshalber einen Tisch. Zum Glück! Für den Biergarten war es an diesem Tag etwas zu kühl und in der Brauerei waren die Tische gut gefüllt. Ohne Reservierung hätten wir kaum einen Platz bekommen. Erst als eine größere Gruppe, die anscheinend ein Biertasting erlebten die Brauerei verließ, wurde es etwas ruhiger und spontane Gäste fanden auch einen Sitzplatz.
Optisch macht die Brauerei schon was her. Auf der einen Seite blitzen die silbernen Braukessel, es gibt eine Galerie auf der man super sitzen kann und einige Tische in der Nähe der Bar. Uns hat die Atmosphäre sehr gefallen.
Ob Essen oder Trinken – bestellt und auch gleich bezahlt wird an der Bar. Das Essen wird zum Tisch gebracht, die Getränke nimmt man selber mit.
Das Essen, das wir gewählt haben, war recht typisch für eine Brauerei. Patrick wählte einen riesigen Burger mit tollen selbst gemachten Pommes und für mich gab es Fish and Chips. Beide Portionen waren für unsere Essensgewohnheiten recht groß und uns hat es gut geschmeckt. Aber eigentlich waren wir ja in der Brauerei, um das Bier zu trinken….
Das legendäre Seef Bier
Das Flaggschiff der Brauerei ist das Seef Bier. Natürlich haben wir dieses Bier getrunken und ich hätte am liebsten ein Fass mit nach Hause genommen. Mit 6,5% vol. bietet das Seef Bier die perfekte Balance zwischen Kraft und Genuss. Es ist ein klassisches Bier, dass ohne die typisch belgische Experimentierfreude auskommt.
Ein verführerisches, hellgelbes und hefetrübes Bier mit einer großzügigen cremig weißen Schaumkrone erwartete mich. Schon vor dem ersten Schluck nehme ich leichte frische Kräuternoten und fruchtige Zitrus- und Bananenaromen war. Das Bier ist süffig, weich im Geschmack und hat hervorragend aufeinander abgestimmte Aromen, die sich beim ersten Schluck im Mund entfalten.
Ein tolles Bier, dass nicht alltäglich schmeckt und auch den Liebhabern traditioneller Biere gefällt.
Lucie Miss T
Während ich das Seef genoss probierte Patrick das Lucie Miss T, ein eigenwilliges starkes Blondbier mit 8% Alkoholgehalt.
Dieses Bier richtet sich an Liebhaber von Triples und Blond Bieren. Es erhält durch eine Nachgärung in der Flasche einen ganz besonderen runden Geschmack.
Im Glas erwartet den Bierliebhaber ein Bier, bei dem durch ein einzigartig entwickeltes Infusionsverfahren verschiedene Teesorten eingemischt worden sind. Die fruchtigen Noten aus dem Tee, vermischen sich perfekt mit den Hefearomen. Die Geschmackspalette reicht von fruchtig (Grapefruit, grüner Tee) bis zu stark trocken. Eine interessante Kombination, die Lust auf mehr macht.
Eilandje
Für mich ein tolles Sommerbier mit viel Frucht! Schon beim ersten Schluck entfaltete sich ein echter tropischer Cocktail mit Mango, Kokosnuss und tropischen Früchten, die alle aus dem Hopfen stammen, im Mund. Das trocken gehopfte Bier schmeckt fast schon süß und cremig weich, überhaupt nicht bitter.
Bierliebhaber, die NEIPAs mögen, werden diese Interpretation lieben!
Super CADIX
Manchmal (und ich recht oft) wählt man ein Bier aufgrund des Labels aus. Gerade, wenn ich ein Bier nicht kenne, verführt mich das Label und manchmal der Blick in andere Gläser dazu ein Bier zu trinken. Ab und zu trifft es dann überhaupt nicht meinen Geschmack und manchmal erweist es sich als Glücksgriff. So wie dieses Mal.
Im Glas erwartete mich ein frisches schaumig blondes Bier. Noch vor dem ersten Schluck nahm ich ein reichhaltiges Hopfenaroma wahr – tropische Früchte, Zitrusfrüchte und eine leicht florale Note. Der Geschmack: Wie ein Pils! Ich liebe es!
Bootjes Bier
Zum Abschluss folgte ein bernsteinfarbene Bier, dass eine Hommage an die historische “Red Star Line” darstellt. Hier werden amerikanische Einflüsse mit der belgischen Braukunst vereint.
Gebraut mit 4 Malzsorten und 5 Hopfengaben ist das rötlich schimmernde Bier mit Ingwer und Koriander veredelt.
Das Bier war gut, aber nicht unser Favorit der Brauerei. Hier kommen Fans von Ingwer auf ihre Kosten, die gerne ein erfrischendes Bier trinken.
Wie war der Abend?
Für uns war es einer des schönsten Brauereibesuch während unseres Aufenthaltes. Hier hat einfach alles gestimmt: tolle Location, gutes Bier, angenehme Stimmung, gutes Essen.
Uns hat der Besuch überzeugt und es ist für Bierliebhaber ein „Must do“, wenn man in Antwerpen ist. Wer es gerne möchte, kann auch an einer Brauereiführung teilnehmen.
Adresse
Indiëstraat 21,
2000 Antwerpen – Belgien
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