Neben dem berühmten Atomium ist das Manneken Pis sicherlich die bekannteste Sehenswürdigkeit in Brüssel. Aber lohnt es sich wirklich den kleinen Pinkler zu besuchen?
Wir streifen durch die Straßen der Altstadt mit dem Ziel das Manneken Pis zu besuchen. Je näher wir der Kreuzung kommen, umso voller wird die Straße. Schließlich stockt unsere Bewegung wir stehen kurz vor der Kreuzung, die unsere Karte als Standort angibt. Wir bleiben, genau wie unzählige andere Touristen stehen und ich sehe nichts…
Langsam schiebe ich mich näher heran, gehe um größere Menschengruppen herum, bis ich schließlich fast die Kreuzung erreicht habe. Jetzt endlich kann ich eine winzig kleine Figur erkennen. Das Manneken Pis ist wirklich so klein, dass ich sicherlich vorbei gelaufen wäre, wenn dort nicht so viel los gewesen wäre.
Na gut, er ist schon niedlich, wenn man ihn etwas genauer betrachtet. Aber was macht ihn so besonders, dass er zu den top Sehenswürdigkeiten der Stadt zählt?

Wann entstand das Manneken Pis?
Die genaue Entstehungsgeschichte des Manneken Pis ist, wie so oft bei alten Wahrzeichen, von einem Hauch des Mysteriums umgeben.
Schon 1388 gab es an der Ecke Stoof und Eikstraat einen Brunnen mit einer Steinstatue namens Julianekensborre. Da heute noch weder Bilder oder die Statue existieren, weiß man nicht genau, ob es sich zu diesem Zeitpunkt bereits um eine urinierend Figur handelte. Der Name „Manneken Pis“ tauchte erstmals um 1450 in Texten des Brüsseler Stadtarchivs auf. Historiker gehen davon aus, dass die erste Brunnenfigur ursprünglich eine der vielen öffentlichen Wasserstellen Brüssels, die die Bevölkerung mit Trinkwasser versorgten, war. Die Idee, eine urinierende Figur als Wasserspeier zu verwenden, war zu dieser Zeit nicht einzigartig; ähnliche Skulpturen gab es auch in anderen europäischen Städten.
Die heute bekannte Bronzestatue wurde 1619 vom Brüsseler Bildhauer Jérôme Duquesnoy dem Älteren geschaffen. Duquesnoys Werk war sofort ein Erfolg und etablierte die ikonische Pose, die wir heute kennen. Die Figur steht an der Ecke Rue de l’Étuve und Rue du Chêne.

Von einem einfachen Brunnen zu einem nationalen Symbol
Im Laufe der Jahrhunderte erlebte das Manneken Pis eine wechselvolle Geschichte. Es wurde mehrfach gestohlen, beschädigt und restauriert. Besonders die wiederholten Diebstähle führten dazu, dass die Figur als unbezwingbar und widerstandsfähig wahrgenommen wurde. Jede dieser Vorfälle festigte seinen Status als unerschütterliches Symbol Brüssels.
Die heutige Statue ist eine Kopie aus dem Jahr 1965. Das Original soll sich im Kaufmannshaus Maison du Roi befinden.
Von einem einfachen Wasserspeier entwickelte sich das Manneken Pis zu einem geliebten Wahrzeichen, das die einzigartige Mischung aus Humor, Trotz und Lebensfreude verkörpert.
Die bekanntesten Sagen
Was das Manneken Pis jedoch wirklich unsterblich machte, sind die zahlreichen Legenden, die sich um seine Entstehung ranken. Sie verleihen der kleinen Statue eine Seele und erklären, warum sie für die Brüsseler so viel mehr ist als nur ein Stück Bronze.
Der Held von Roncesvalles
Dies ist die populärste und dramatischste Legende. Sie erzählt von einem kleinen Jungen namens Julian, der während einer Belagerung Brüssels durch feindliche Truppen zum Helden wurde.
Die Feinde hatten eine brennende Lunte an den Stadtmauern angebracht, um diese zu sprengen. Der Legende nach sah der kleine Julian dies, während er gerade urinierte. Geistesgegenwärtig nutzte er seinen Urinstrahl, um die Lunte zu löschen und so die Stadt vor der Zerstörung zu retten.
Aus Dankbarkeit und zur Erinnerung an seine Heldentat wurde ihm diese Statue gewidmet.
Das verlorene Kind
Eine andere, weniger heroische, aber ebenso rührende Legende besagt, dass ein wohlhabender Kaufmann seinen kleinen Sohn in den belebten Straßen Brüssels verloren hatte. Nach tagelanger verzweifelter Suche fand er den Jungen schließlich genau an der Stelle, wo heute das Manneken Pis steht – beim Urinieren.
Aus lauter Freude und Dankbarkeit über die Wiederfindung seines Kindes ließ der Kaufmann an dieser Stelle eine Statue errichten, die den Moment der Wiedervereinigung festhielt.
Das verfluchte Kind
Eine weitere Sage erzählt von einem kleinen Jungen, der sein Geschäft vor der Tür einer Hexe verrichtete.
Die Hexe war wütend und verfluchte den kleinen Jungen. Zur Strafe sollte er für immer und ewig sein unanständiges Urinieren fortsetzen.
Ein guter Mann, der alles gesehen hatte, ersetzte den kleinen Jungen durch eine Statue, um ihn vor dem ewigen Urinieren zu bewahren.
Das Phänomen der Kostüme
Das Manneken Pis wird regelmäßig neu eingekleidet. Als wir vor Ort waren trug es ein T-Shirt in den Farben der deutschen Flagge und eine europäische Flagge.
Die Tradition des Einkleidens des Manneken Pis
Die Tradition, das Manneken Pis anzuziehen, reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Die erste bekannte Einkleidung fand 1698 statt, als der Kurfürst Maximilian II. Emanuel von Bayern, Gouverneur der Spanischen Niederlande, dem Manneken ein blaues Gewand schenkte. Seitdem hat sich diese Geste zu einer festen Institution entwickelt. Es ist eine Ehre, dem Manneken Pis ein Kostüm zu schenken, und viele Staatsoberhäupter, internationale Organisationen und Berufsverbände haben diese Ehre in Anspruch genommen. Jedes Kostüm ist ein Zeichen der Freundschaft, der Anerkennung oder der Feier eines besonderen Anlasses.

Beispiele für die Vielfalt und Kreativität der über 1000 Kostüme
Es gibt inzwischen über 1000 verschiedene Kostüme. Wie zum Beispiel Kleidungsstücke, die die Figur in berühmte Persönlichkeiten, eine Berufsgruppe oder passend zu einer Nation kleiden.
Hier einige der Kostüme:
- Berühmte Persönlichkeiten: Elvis Presley, Mozart, Nelson Mandela
- Berufe: Feuerwehrmann, Arzt, Bäcker, Polizist
- Nationale Trachten: Aus aller Welt
- Sportler: Fußballer, Radfahrer, Judoka
- Fantasiefiguren: Astronaut, Weihnachtsmann, Teufelchen, Comic-Helden
- Historische Figuren: Napoleon, Karl der Große
- Anlassbezogene Kostüme: Zu Weihnachten, Halloween, Karneval oder zum Nationalfeiertag
Jedes Kostüm ist maßgeschneidert und wird mit großer Sorgfalt gefertigt. Die Auswahl der Kostüme ist nicht willkürlich; sie folgt einem strengen Kalender, der vom “Ordre des Amis de Manneken Pis” (Orden der Freunde des Manneken Pis) verwaltet wird.
Wie und wann werden die Kostüme gewechselt?
Der Kostümwechsel des Manneken Pis ist ein Ereignis, das oft von einer kleinen Zeremonie begleitet wird. Die Termine für die Einkleidungen sind im Voraus festgelegt und können auf der offiziellen Website der Stadt Brüssel eingesehen werden. Das lockt natürlich zahlreiche Besucher an.
Die Zeremonie beginnt in der Regel damit, dass Mitglieder des “Ordre des Amis de Manneken Pis” und oft auch eine Musikkapelle zum Brunnen marschieren. Das alte Kostüm wird abgenommen und das neue angelegt.
Nachdem die Kostüme getragen wurden, werden sie nicht einfach weggeworfen. Die beeindruckende Sammlung wird im Museum der Stadt Brüssel (Musée de la Ville de Bruxelles) aufbewahrt. Ein Teil kann besichtigt werden.

Lohnt sich der Besuch beim Manneken Pis?
Der kleine Kerl ist schon niedlich. Durch die Bilder, die ich gesehen hatte, war er in meiner Vorstellung viel größer. So war es schon sehr überraschend, wie klein die Figur ist.
Warum allerdings so ein Hype darum gemacht wird, verstehe ich nicht wirklich. Es ist halt ein Brunnen, so wie es viele andere auch gibt. Extra dafür nach Brüssel zu fahren lohnt sich meiner Meinung nach nicht. Ich würde aber immer wieder bei einem Bummel durch die Altstadt dort vorbei gehen, schon alleine um nach der neusten Mode zu gucken.
Besucherinformationen
Adresse
Ecke Rue de l’Étuve / Rue des Grands Carmes,
1000 Brüssel
Anfahrtsmöglichkeiten
mit der U-Bahn
Die nächstgelegenen U-Bahn-Stationen sind “Bourse”, “Centraal” und “Anneessens”. Von dort ist es nur ein kurzer Spaziergang.
zu Fuß
Das Manneken Pis ist nur wenige Gehminuten vom Grand Place entfernt und gut zu Fuß erreichbar.
Öffnungszeiten
Die Statue ist rund um die Uhr zugänglich.
Für die besten Fotos und um Menschenmassen zu vermeiden, empfiehlt es sich, früh am Morgen oder spät am Abend zu kommen.
Eintrittspreise
kostenlos
Sehenswürdigkeiten in der Nähe
- Musée de la Ville de Bruxelles (Hier ist die Garderobe des Manneken Pis ausgestellt)
Adresse: Grand Place, 1000 Brüssel (im Maison du Roi / Broodhuis)
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag: 10 – 17 Uhr
Montags geschlossen.
Geschlossen: 1. Januar, 1. Mai, 1. November, 11. November, 25. Dezember.
Eintrittspreis:
Erwachsene: 10,00 € - Grand-Place
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