Das phaeno in Wolfsburg wirbt mit dem Spruch „da staunst du“. Warum mir dort die Haare zu Berge standen und warum ich aus dem Staunen nicht mehr rauskam, verrate ich euch ein wenig später.
Es ist Samstag morgen und wir steigen in den Zug nach Wolfsburg. In knapp 60 Minuten kommt man von Berlin aus nach Wolfsburg und damit zum phaeno. Direkt neben dem Bahnhof steht das ungewöhnliche Gebäude mit seinem außergewöhnlichen Ausstellungsbereich, der nicht nur Kinder begeistert, ein Science Center für alle Generationen.
Sehenswerte Architektur des phaeno
Unsere Entdeckungsreise beginnt zunächst rund um das Gebäude des phaeno. Was für ein ungewöhnlicher Bau, der mich stark an ein Raumschiff erinnert.
Zaha Hadid (1950 – 2016) erstellte diesen Gebäudeentwurf, der bei einer internationalen Ausschreibung der Stadt den Zuschlag bekam. Sie zählte zu den innovativsten Architekten der Gegenwart und erhielt als erste Frau 2004 den Pritzker-Preis, die weltweit wichtigste Auszeichnung für Architekten. Nach ihren Entwürfen sind zum Beispiel das Center of Contemporay Art in Cincinnati und die Bergisel-Schanze (Skisprung) errichtet worden.
Nach vier Jahre Bauzeit konnte man im November 2005 das phaeno eröffnen.
Der Baukörper wird von zehn konischen Volumen („Cones“ oder für mich als Laien Säulen) getragen. Diese wurden aus „Selbstverdichtendem Beton“, der damals erstmalig in Deutschland verwendet wurde, errichtet. In eine Brettverschalung floss der Beton, musste nicht gerüttelt werden. Es konnten so Wände mit starken Neigungen und geschwungenen Formen realisiert werden. Ein Stahldach liegt auf den Cones auf. Es ist speziell angefertigt worden. Die Träger verlaufen nicht parallel, jede Kreuzung ist dadurch einzigartig und jede entstandene Raute unterschiedlich. Durch die wenigen Auflagepunkte verfügt das Gebäude über einen wunderbareren offenen Innenraum.
Im Außenbereich befindet sich unter der Ausstellungsfläche eine offene Ebene. Diese lässt das Gebäude nicht so massiv wirken und bietet sich ideal als zusätzliche Ausstellungsfläche an.
In den Cones sind zusätzliche Räume für das phaeno entstanden. Hier befinden sich zum Beispiel das Wissenschaftstheater oder im Außenbereich ein Raum als zusätzliche Experimentierfläche.
Mich hat der Innenraum begeistert. Ein heller und offener Raum mit einigen zusätzlichen Ebenen und fließenden Übergängen, die wie Wellen wirken. Da wird der Raum schon zum Erlebnis.
Was erwartet den Besucher im phaeno?
Das phaeno ist ein Science Center. Der Begriff „Museum“ passt hier wirklich nicht. Denn hier steht mitmachen, ausprobieren und erforschen im gesamten Haus im Vordergrund.
Wir fahren die Rolltreppe hoch und sofort beginnt das Kind in mir zu jubeln. In unterschiedlichen Bereichen findet man über 350 spannende Experimente und Exponate aus den Bereichen Mechanik, Optik, Leben, Mathematik und Spürsinn. Das Schönste aber ist, überall darf man ausprobieren und Wissen be-greifen und er-fahren. Wer sagte noch „Ich weiß, dass ich nichts weiß?“. Ich glaube Sokrates hätte im phaeno seine Freude gehabt. Und ich weiß, dass meine Lehrer in der Schule mir in dieser Ausstellung so einige Phänomene viel mehr verständlich hätten machen können.
Das Angebot ist so vielfältig, dass ich hier nur einige kleine Eindrücke vorstellen möchte.
Beim Thema Mathematik habe ich mich zum Beispiel mit Formen und Farben beschäftigt.
Mir standen sprichwörtlich die Haare zu Berge, als ich eine mit Strom geladene Kugel gerührt habe. Erstaunt hat mich, dass dieses wirklich am ganzen Körper zu spüren war. Selbst die kleinsten Häarchen am Arm standen unter Strom.
Die Kinder, die ich an dieser Experimentierstation beobachten konnte, hatten genauso viel Spaß wie ich. Klasse war, dass ein Mitarbeiter während des Experiments gleich die passenden Erklärungen lieferte. So prägt sich das Erlebnis gleich viel besser ein.
Ich habe gesehen, wie ein Tornado entsteht. Stündlich findet eine Vorführung statt, in der ein riesiger Feuertornado erzeugt wird. Eine wirklich beeindruckende Feuersäule, die hier erzeugt wird.
An einer Experimentierstation konnten wir einen Tornado (mit Wind) selber erzeugen. Durch die Veränderung von beweglichen Glasscheiben veränderten wir die Windzufuhr und die Zirkulation, bis eine Tornadosäule sichtbar wurde.
Sehr lustig fand ich die Erstellung der Topografie meines Gesichtes. Mit Hilfe von Höhenlinen wurde dabei ein Raster auf mein Gesicht projiziert. Sieht ein bißchen abgefahren aus und erinnert mich stark an einen Alien.
Beeindruckt hat mich die kleine Vorführung „Magnetschwebebahn“. Mit flüssigem Stickstoff und Magneten brachte der Mitarbeiter des phaeno einige Scheiben eindrucksvoll zum Schweben und mich zum Staunen.
Einmal am Tag wird eine Sondershow angeboten. Wir konnten die „Best of Show“ sehen, in der einige verblüffende Experimente mit viel Qualm, Knall und Feuer vorgeführt wurden.
Wer noch etwas Kunstgenuss genießen möchte, muss sich im phaeno nur genauer umschauen. Internationale Künstler haben spezielle Werke für die Ausstellung entworfen, die sich mit dem Thema Kunst und Wissenschaft auseinander setzen. Zum Beispiel „Der Ring“ von Trimpin, ein Kunstwerk, dass hoch über den Köpfen der Besucher hängt. Die rollenden Kugeln bewegen sich auf drei Bahnen genau passend zu den Verhältnissen der Planetenjahre von Venus, Erde und Mars.
Sonderausstellung Zeit
In einem Bereich des Hauses werden Sonderausstellungen zu bestimmten Themen umgesetzt. Als wir dort waren, war das Thema der Sonderausstellung die Zeit. In verschiedenen Versuchsaufbauten konnten wir uns mit dem Phänomen Zeit auseinander setzen.
Beeindruckt hat mich das Prinzip der gedehnte Zeit, bei der man einem Wassertropfen beim Fallen zugucken kann. Mit Hilfe einer Kamera und unterschiedlichen Aufnahmegeschwindigkeiten waren hier faszinierte Bilder zu sehen.
Es werden hier so viele verschiedene Aspekte zum Thema Zeit aufgegriffen, dass wir eine ganze Weile mit den verschiedenen Versuchsaufbauten beschäftigt waren und nicht gemerkt haben, wie schnell die Zeit vergeht!
Zum Schluss sind wir noch in ein „Zeitlabor“ gegangen. Dort konnte man Sanduhren und Sandbilder selber basteln und die Zeit rieseln sehen.
Sommerprogramm (2018): Steine klopfen
Wir waren während der Schulsommerferien 2018 im phaeno. In dieser Zeit ist es allen Besuchern möglich, auf einer Außenfläche auf Fossiliensuche zu gehen.
Klar habe ich das auch ausprobiert. Ausgerüstet mit Schutzbrille, Hammer und Meißel (die Handschuhe habe ich weg gelassen) habe ich Steine geklopft und geklopft und geklopft.
Es ist schon etwas mühsam Fossilien zu entdecken, vor allem, wenn man ungeduldig ist und auch nicht genau weiß, woran man eine Fossile überhaupt erkennt. Gut, dass im Fossilienlabor eine super freundliche Mitarbeiterin mit zeigen konnte, worauf ich achten musste. Und wenn man nun wirklich nichts beim Steine klopfen findet, muss man nicht traurig sein. Mit vorgefertigten Formen und etwas Gips kann man seine eigene Fossile einfach selber gießen und mit nach Hause nehmen.
Wir hatten einen tollen und ereignisreichen Tag im phaeno in Wolfsburg. Für mich der ideale Ort um Wissenschaft zu entdecken und daran Spaß zu bekommen. Egal wie alt man ist, hier entdeckt jeder etwas Neues.
Adresse:
Willy-Brand-Platz 1
38440 Wolfsburg
Öffnungszeiten (2018):
Dienstag-Freitag: 9-17 Uhr
Samstag, Sonntag,Feiertage: 10-18 Uhr
Montag, 24.12, 31.12. geschlossen
In den Schulferien von Niedersachsen ist das phaeno täglich von 10-18 Uhr geöffnet.
Eintrittspreise (2018):
Tageskarten (man kann innerhalb der Öffnungszeiten beliebig oft rein und raus gehen)
Erwachsene: 14 €
Kinder (6-17 Jahre): 9 €
Es werden Ermäßigungen und Familienkarten angeboten. Zusätzlich gibt es Jahreskarten, die sich schon ab dem dritten Besuch lohnen!
Das phaeno ist barrierefrei!
Offenlegung: Unsere Entdeckungstour durch das phaeno in Wolfsburg wurde uns durch das phaeno im Rahmen einer Kooperation kostenfrei ermöglicht. Vielen Dank! Der von mir verfasste Bericht ist unabhägig davon entstanden.
Helma Grimm
Hallo Susanne !Dein Bericht ist so interessant und spannend geschrieben , da hat man gleich Lust das phaeno zu besuchen.
Wir machen es ( aber in den Schulferien) , danke für die super Anregung.