Stellt euch vor, ihr tretet auf einen Holzsteg und taucht mit jedem Schritt tiefer ein in eine unbekannte Welt. Genau dieses Gefühl hatten wir im . Wir besuchten das Naturschutzgebiet Pointe-Yamachiche nur etwa 30 Kilometer von Trois-Rivières. Hier spielt die Natur die Hauptrolle und wir als Besucher tauchten mitten ins Herz einer der schönsten Sumpflandschaften Kanadas ein.
Auf einen Blick
- Was: Naturschutzgebiet Pointe-Yamachiche
- Wo: 30 Kilometer von Trois-Rivières in Kanada
- Highlight: UNESCO-Biosphärenreservat, Sumpflandschaft
- Ideal für: Naturliebhaber, Familien
Unser Abenteuer beginnt: Mückenspray und Vorfreude
Schon auf dem Parkplatz wird klar: Wir sind in der Natur angekommen. Ein Summen liegt in der Luft, und ich bin sofort dankbar für mein Mückenspray. Unser erstes Ziel ein Holzsteg, der uns in den Sumpf bringen soll.
Das Reservat ist ein wesentlicher Bestandteil des riesigen UNESCO-Biosphärenreservats Lac-Saint-Pierre einer Seenlandschaft von internationaler Bedeutung für den Schutz von Feuchtgebieten. Das Naturschutzgebiet selbst liegt an der Mündung des Flusses Yamachiche in den Lac Saint-Pierre. Diese Region bildet ein Mosaik von Schutzgebieten, darunter Wildschutzgebiete wie die Reiherkolonie der Grande-Île, biologische Reservate und wichtige Vogelschutzgebiete , die ein robustes Naturschutznetzwerk schaffen.
Es ist aber kein isoliertes Wildnisgebiet, das von der Zivilisation abgeschottet ist. Im Gegenteil. Das Gebiet liegt in einer „genutzten Landschaft“, umgeben von Landwirtschaft und in der Nähe von Industrie. Ein eindrucksvoller Beweis, dass Naturschutz und menschliche Aktivitäten nebeneinander bestehen können. Auch traditionelle Nutzungen wie die Wasservogeljagd und das Eisfischen sind hier integriert.
Der schwebende Pfad
Das zentrale Element des Besuchererlebnisses ist ein 576 Meter langer erhöhter Steg. Dieser schwebt auf Stelzen über dem empfindlichen Boden. Erbaut in den Jahren 2007-2008, stellte er eine bedeutende Investition von etwa 375.000 $ dar, was fast 577 $ pro Meter entspricht. Nicht gerade preisgünstig, aber man verwendete langlebige Materialien wie Schraubpfähle und behandeltes Holz, um Überschwemmungen und Eisdruck standzuhalten.
Es ist keine gewöhnliche Promenade. Der Steg wurde bewusst als „ökologischer Querschnitt“ konzipiert. Er ermöglicht uns, tief in die Sumpflandschaft vorzudringen, ohne die natürliche Hydrologie oder den Boden zu stören. Von den offenen Feuchtwiesen über dichte Sümpfe bis hin zu den seltenen Silberahorn-Wäldern – die Landschaft verändert sich mit jedem Schritt.
Die Wanderung führt uns durch verschiedener Lebensräume:
- Feuchtwiesen:
Weite, sonnige Flächen, in denen Rohrkolben und Binsen im Wind wiegen und unzähligen Wattvögeln Nahrung und Schutz bieten. - Ausgedehnte Sümpfe:
Das klassische Bild eines Feuchtgebiets, voller Leben und dem Konzert der Frösche und Vögel. - Silberahorn-Sümpfe:
Eine Besonderheit der Region. Diese überfluteten Wälder mit ihren knorrigen Silberahornen sind ein seltener und magischer Anblick. Der Lebensraumtyp ist in der Region selten geworden und die Bestände in Pointe-Yamachiche sind für ihren guten Erhaltungszustand bekannt. Diese überfluteten Wälder bieten einen wesentlichen Lebensraum für Arten, die einen Waldschutz in der Nähe von Wasser benötigen, wie bestimmte Reiher- und Sperlingsvogelarten. - Flussdelta:
Das Reservat umfasst das Delta, das der Fluss Yamachiche an seinem Zusammentreffen mit dem Lac Saint-Pierre bildet. Dies ist eine Zone, in der sich Sedimente ablagern und reiche Schlammflächen schaffen. Letztere sind wichtige Nahrungsgebiete für Küstenvögel und aquatische Wirbellose.
An kleinen Aussichtsplattformen hielten wir inne. Hier hätte ich stundenlang stehen können, die traumhafte, lebendige Landschaft beobachtend. Vögel zogen über uns hinweg, andere saßen gut getarnt im Schilf. Es zwitscherte und summte überall.
Ein Paradies für Vogelbeobachter
Das Naturschutzgebiet Pointe-Yamachiche ist ein Mekka für Vogelbeobachter, und das aus gutem Grund. Über 100 verschiedene Vogelarten rasten, brüten und leben hier im Laufe des Jahres. Also ideal sich mit dem Fernglas auf Entdeckungstour zu begeben.
Im Frühling und Herbst füllt sich der Himmel mit Tausenden von Kanadagänsen auf ihrem Zug. In den wärmeren Monaten können Sie den majestätischen Kanadareiher bei der Jagd beobachten.
Es ist einer der wenigen Orte, an denen die gefährdete Zwergdommel (Least Bittern), ein extrem scheuer und kleiner Reiher, in den dichten Rohrkolbensümpfen noch einen idealen Lebensraum findet. Auch die vom Aussterben bedrohte Gelbralle (Yellow Rail) findet hier Zuflucht.
Wir haben so einige Vögel gesehen. Manche flogen scheu weg, andere hüpften frech vor uns auf dem Steg hin und her und schien nur darauf zu warten, dass wir sie fotografierten.
Mehr als nur Vögel: Die Vielfalt des Lebens
Aber das Leben im Naturschutzgebiet Pointe-Yamachiche beschränkt sich nicht auf Vögel. Die Gewässer und Wälder sind die Heimat von Bibern, Bisamratten, Flussottern und einer reichen Vielfalt an Amphibien und Insekten.
In dem Reservat hat sich eine reiche und vielfältige Pflanzengemeinschaft gebildet. Neben den Silberahornen findet man zum Beispiel Rohrkolben, Schilf und Seerosen. Die Region des Lac Saint-Pierre ist bekannt dafür, mehrere Pflanzenarten mit prekären Status zu beherbergen wie den Eidechsenschwanz (Saururus cernuus) oder das Amerikanische Kugelblümchen (Justicia americana). Diese unglaublich schöne Pflanzenwelt rundet das Naturerlebnis ab.
Abseits des Stegs: Ein matschiges Abenteuer
Es gibt noch einen zweiten Weg, dem wir weiter in das Gebiet hinein folgen. Anfangs war dieser noch recht gut, später wurde er zunehmend schlammiger und die Anzahl der Mücken um uns herum nahm merklich zu. Aber dennoch war der Weg wunderschön. Er führte an einem kleinen Wasserlauf entlang. Als der Weg für unsere Schuhauswahl zu matschig wurde, drehten wir schließlich um und gingen zurück zum Parkplatz.
Die Wurzeln von Pointe-Yamachiche: Eine kurze Zeitreise
Die Geschichte der Landschaft von Pointe-Yamachiche ist recht alt. Der Name „Yamachiche“ ist indigenen Ursprungs und stammt wahrscheinlich von den Cree-Wörtern iyamitaw („viel“) und achichki („Schlamm“), was „schlammiger Fluss“ bedeutet, ab.
Zur Zeit von Neufrankreich war das Gebiet Teil der Seigneurie de Grosbois, die 1653 an Pierre Boucher, den damaligen Gouverneur von Trois-Rivières, vergeben wurde. Die Besiedlung begann Anfang des 18. Jahrhunderts. Ein prägendes Ereignis in der Kulturgeschichte der Region war die Ankunft einer großen Gruppe von deportierten Familien im Jahr 1767. Sie wurden im östlichen Teil der Seigneurie aufgenommen, und ihre Nachkommen bilden heute einen wichtigen Teil der lokalen Bevölkerung.
Besuch in Pointe-Yamachiche: Praktische Tipps
- Aktivitäten: Die Hauptattraktionen sind Wandern (ca. 3 km langer, einfacher Weg), Vogelbeobachtung und Fotografie.
- Hunde: Ihre vierbeinigen Freunde sind an der Leine herzlich willkommen.
- Ausstattung: Es gibt zahlreiche Informationstafeln (in französisch).
- Beste Besuchszeit: Besonders lohnenswert im Frühling und Herbst während des Vogelzugs, aber jede Jahreszeit bietet einzigartige Eindrücke.
- Regeln: Bitte folgen Sie dem „Hinterlasse keine Spuren“-Prinzip, um diesen besonderen Ort zu schützen.
- Was mitbringen? Ein Fernglas, eine Kamera und festes Schuhwerk. Denken Sie daran, keine Spuren zu hinterlassen und die Tierwelt nicht zu stören.
Besucherinformationen
Adresse
Chemin Louis-Gatineau,
Yamachiche, Québec, G0X 3L0
Anfahrt
Das Reservat befindet sich am Chemin Louis-Gatineau, Yamachiche, Québec und ist am besten mit dem Auto erreichbar.
Parkplatz
Es ist ein großer kostenfreier Parkplatz vorhanden.
Eintrittspreise
Der Zugang ist kostenfrei möglich.
Toiletten
Toiletten sind nicht vorhanden.
Barrierfreiheit
Der Holzsteg ist nur über eine Treppe erreichbar.
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