Mitten durch die Häuserschluchten Manhattans spazieren, umgeben von wilden Gärten und moderner Kunst – das ist die High Line. Was früher eine rostige Eisenbahnbrücke war, ist heute ein absolutes Highlight für Touristen und Einheimische.
Die High Line: Eine Eisenbahnlinie, die New York prägte
Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war es nahezu lebensgefährlich die Straßen der West Side Manhattans zu nutzen. Die New York Central Railroad betrieb zu dieser Zeit ebenerdige Gleise, die direkt durch belebte Viertel wie Chelsea und den Meatpacking District führten. Hier fuhren ununterbrochen Züge und es kam zu zahlreiche Unfälle mit Fußgängern, Pferdefuhrwerken und später auch Automobilen. Es war so gefährlich, dass dieser Bereich als „Death Avenue“ bekannt wurde.

Der öffentliche Druck, diese gefährliche Situation zu entschärfen, wuchs stetig. Nach jahrzehntelangen Verhandlungen und Planungen wurde schließlich in den 1920er Jahren ein Infrastrukturprojekt ins Leben gerufen: das West Side Improvement Project. Ein zentraler Bestandteil dieses Projekts war die vollständige Hochlegung der Güterzugtrasse.
Die Geburt der High Line: Ein technisches Meisterwerk
Zwischen 1929 und 1934 entstand die High Line – eine beeindruckende Stahlkonstruktion, die sich auf Stelzen über die Straßen erhob. Die Strecke, die sich über 2,3 Kilometer von der Gansevoort Street im Süden bis zur 34th Street im Norden erstreckte, wurde so konzipiert, dass die Züge direkt in Lagerhäuser und Fabriken einfahren konnte.

Die Hochlegung der Gleise revolutionierte den Warentransport in der West Side. Milch, Fleisch, Produkte und Rohstoffe konnten nun sicher und effizient direkt zu den Verarbeitungsbetrieben und Märkten geliefert werden.
Der Niedergang und die Vision der Wiederbelebung
In den 1950er Jahren ging die Nachfrage nach Schienenanschlüssen durch die Fabriken und Fleischereibetriebe in der Stadt zurück. Immer mehr Betriebe verlagerten ihre Produktionsstätten an das gut ausgebaute Highway Netz und nutzten nun LKWs für den Transport.

Schon in den 1960er Jahren riss man den südlichen Abschnitt der Gleisstrecke zwischen Gansevoort Street und Clarkson Street ab. Es blieb nur der St.John’s Park Terminal und ein kurzes Teilstück zwischen Bethune- und Bank Street erhalten. Der letzte Zug auf der High Line verkehrte im Herbst 1980 und war mit gefrorenen Truthähnen beladen. Von da an verrosteten die Gleise.
Lange Zeit stand die Idee im Raum, die gesamte Konstruktion abzureißen und erste Genehmigungen lagen auch schon vor. Doch eine Gruppe Bürger gründete im Jahr 1999 die Organisation „Friends of the High Line“ mit der Vision, diese einzigartige historische Struktur zu erhalten und in einen öffentlichen Park umzuwandeln.
Das Konzept fand viele Befürworter und Unterstützer. 2004 stimmte schließlich die Stadt New York zu und förderte das Projekt mit 50 Millionen Dollar. Den Großteil der Kosten konnte durch Spenden finanziert werden.

Im Juni 2009 war der erste Bereich fertigstellt und konnte von der Öffentlichkeit genutzt werden. 2012 folgte die Fertigstellung des Parks von der 20th bis zur 30th Street. Der Anschluß bis zur 34th Street wurde 2014. Es folgten noch ein Abzweig (The Spur) und die Anbindung an die Moynihan Train Hall. Seit 2023 ist die nun 2,7 Kilometer lange Strecke fertiggestellt.
Die New York High Line ist heute eine weltberühmte Parkanlage, die sich durch die West Side Manhattans schlängelt und jährlich Millionen von Besuchern anzieht.

Zugänge zur High Line
- Gansevoort Street/Washington St. (Fahrstuhl)
- 14th Street (Fahrstuhl)
- West 16th Street
- West 18th Street
- West 20th Street
- 23rd Street (Fahrstuhl)
- West 26th Street
- West 28th Street
- West 30th Street (Fahrstuhl)
- 31st Street/Dyer Ave (High Line -Moynihan Verbindung; Fahrstuhl)
- 34th Street/12th Ave

Unser Weg auf der High Line in New York
Wir haben unsere Tour an der 34th Street begonnen. Nicht weit entfernt befindet sich nicht nur eine Metro-Station, sondern auch noch das Vessels und die Aussichtsplattform The Edge.

Der Zugang an der 34th Straße ist ebenerdig und wird gerne als Startpunkt gewählt. Auf der Karte kann man sehr gut den Weg nachverfolgen, auch wenn die Strecke nicht vollständig getrackt wurde.
Wir starten also am neusten Teil der rekonstruierten Streckenführung. Hier stehen auf der einen Seite des Weges beeindruckende moderne Hochhäuser. Die Bepflanzung ist hier etwas offener und weitläufiger, dominiert von Gräsern, die im Wind wehen. Wir gehen in Richtung Süden auf einer breiten Promenade, die einen unverbauten Blick auf den Hudson River, der sich auf der anderen Seite befindet.

“The Spur” und das 10th Avenue Overlook
Nachdem wir die Hudson Yards hinter uns gelassen haben, erreichen wir “The Spur” an der 30th Street. Dies ist der breiteste Teil der High Line, eine Art Platz hoch über der Straße. Hier befindet sich eine große, zentrale Kunstinstallation auf dem sogenannten Plinth. Bei unserem Besuch war es eine riesige Taube.

Kurz darauf folgt eines der architektonischen Highlights: das 10th Avenue Square & Overlook. Hier befindet sich eine Art Amphitheater aus Holzstufen, das nach unten zur 10th Avenue führt. Hinter einer riesigen Glasscheibe kann man dem geschäftigen Treiben der gelben Taxis und der New Yorker zusehen. Ob man hier allerdings besser sehen kann als an anderen Stellen des Weges möchte ich bezweifeln. Schön ist es allerdings einen kleinen Stopp einzulegen.
Durch Chelsea: Kunstgalerien und üppige Gärten
Während wir weiter nach Süden spazieren, verändert sich die Atmosphäre. Die hoch aufragenden Glasfassaden der Hudson Yards weichen den roten Backsteingebäuden von Chelsea. Wir laufen vorbei an neuen Luxus-Apartmenthäuser, deren Architektur speziell auf die High Line ausgerichtet ist.

Die Bepflanzung wird dichter und üppiger. Wir durchqueren Abschnitte, die an kleine Wäldchen erinnern, mit Birken und anderen Bäumen, die uns kleine schattige Ruhezonen bieten. Dazwischen öffnen sich ab und zu”wilde” Wiesenabschnitte mit bunten Blumen, die Bienen und Schmetterlinge anlocken.
Hier lohnt es sich die Häuser genauer anzugucken. Wir haben einige schöne Murals entdeckt.


Zwischen der 15th und 16th Street führt der Weg durch die Chelsea Market Passage. In diesem halboffenen Bereich finden Sie im Sommer oft Pop-up-Verkaufsstände mit Essen und Getränken.
Endpunkt: Meatpacking District
Die letzten Meter führen uns in den Meatpacking District. Hier haben wir einen wunderbaren Blick auf die Straßen und die umgebauten Lagerhäuser, in denen sich heute Designerläden und gehobene Restaurants befinden.
Unser Spaziergang endet an der Gansevoort Street. Eine tolle Tour, für die wir gut 2 Stunden benötigt haben. Unser Tipp: Startet mit der Tour nicht zu spät. Gegen Mittag wurde es immer voller und an einigen Stellen „staute“ sich der Fußgängerstrom. Wir waren da zum Glück bereits fast am Ende der High Line angekommen.

Von dort ging es für uns weiter auf Entdeckungstour durch das Viertel und unser Rückweg führte direkt am Hudson River entlang bis zu unserem Startpunkt.
Ein Spaziergang, den ich wirklich sehr empfehlen kann.
Gut zu wissen
Der Eintritt zur High Line ist kostenlos.
Frühling & Herbst: In der Regel von 7:00 bis 22:00 Uhr.
Sommer: In der Regel von 7:00 bis 23:00 Uhr.
Winter: In der Regel von 7:00 bis 19:00 Uhr.
Wenn Sie die gesamte Länge ohne Unterbrechung gehen, dauert es etwa 30 bis 40 Minuten. Die meisten Besucher benötigen jedoch 1,5 bis 2 Stunden, um die Aussicht, die Gärten und die Kunstinstallationen in Ruhe zu genießen.
Das ist Geschmackssache. Viele empfehlen, im Süden an der Gansevoort Street zu beginnen und nach Norden zu den Hudson Yards zu laufen, da sich die Perspektive und die Umgebung allmählich von den älteren Vierteln zu den modernen Wolkenkratzern wandeln. Sie können den Park jedoch von jedem Zugang aus betreten und verlassen.
Ein Besuch unter der Woche am Vormittag ist oft am ruhigsten. An den Wochenenden und am Nachmittag kann es sehr voll werden.
Ja, die gesamte High Line ist für Rollstuhlfahrer zugänglich. Es gibt mehrere Aufzüge entlang der Strecke.
Nein, Hunde und andere Haustiere sind auf der High Line nicht gestattet. Eine Ausnahme gilt für Blinden- und Servicehunde.
Nein, Fahrräder, Roller, Skateboards und Rollschuhe sind auf der High Line nicht erlaubt.
Ja, es gibt öffentliche Toiletten an der Gansevoort Street, der 16th Street und der 30th Street.
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