Eine gigantische, schimmernde Bienenwabe aus Stahl und Beton steht mitten in Manhattan. Das Vessel in Hudson Yards ist ein Bauwerk, das polarisiert. Doch seit der Wiedereröffnung mit neuen Sicherheitsvorkehrungen und einem Eintrittspreis von 10 Dollar stellt sich für jeden New-York-Besucher die Frage: Lohnt sich der Aufstieg auf die wohl berühmteste Treppe der Welt, oder genügt der Blick von unten?
Die Vision: Ein Kunstwerk zum Anfassen
Die Entstehungsgeschichte des Vessel ist die eines ambitionierten Traums. Man wollte ein Wahrzeichen für Hudson Yards schaffen, das größte private Immobilienprojekt in der Geschichte der USA. Anstelle einer statischen Skulptur, die man nur von Weitem bewundert, hatte der beauftragte britische Designer Thomas Heatherwick eine andere Idee. Er wollte etwas erschaffen, das die Menschen aktiv „benutzen und berühren“ können.

Die Inspiration für das außergewöhnliche Design fand Heatherwicks Team in den antiken Stufenbrunnen von Rajasthan und Gujarat in Indien. Diese bestehen aus hunderten symmetrisch angeordneten Treppen, die tief in die Erde führen. Das Vessel kehrt diese Idee um und verwandelt das unterirdische Modell in eine beeindruckende Struktur, die in den Himmel strebt.
Das Vessel in Zahlen: Fakten auf einen Blick
Die beeindruckende Struktur des Vessel lässt sich am besten in Zahlen beschreiben:
- Höhe: Das Bauwerk ragt 46 Meter (16 Stockwerke) in die Höhe.
- Treppen: Ein komplexes Geflecht aus 154 miteinander verbundenen Treppenläufen bildet die Struktur.
- Stufen: Besucher können fast 2.500 einzelne Stufen erklimmen.
- Plattformen: 80 Aussichtsplattformen bieten immer wieder neue, faszinierende Ausblicke.
Kupfer, Stahl und der Glanz der Skyline
Die Form des Vessel erinnert an einen Korb oder eine Bienenwabe und weitet sich von 15 Metern an der Basis auf beeindruckende 46 Meter an der Spitze aus.

Das markanteste Merkmal ist jedoch seine schimmernde, kupferfarbene Außenhaut. Die Unterseiten der Treppen und Plattformen sind mit poliertem Edelstahl verkleidet. Wenn man davorsteht, ist es genau dieser Spiegeleffekt, der mich sofort in den Bann gezogen hat. Die polierte Unterseite reflektiert nicht nur die umliegenden Wolkenkratzer, sondern fängt auch das Gewimmel der Menschen ein und macht einen selbst zum Teil des Kunstwerks.
Nach dem Baubeginn im April 2017 wurde das Vessel am 15. März 2019 eröffnet und hat sich seitdem als eines der modernen Wahrzeichen von New York etabliert.
Es dauerte nicht lange, da musste das Vessel wieder schließen. 4 Menschen hatten sich dort, trotz getroffener Vorsichtsmaßnahmen, das Leben genommen. Die Betreiber mussten nach einer Lösung suchen, die diese Tragödien möglichst verhindern sollten.
Der Realitätscheck: Unser Tag am Vessel
Nach mehr als 3 Jahren öffnete das Vessel seit Oktober 2024 wieder für die Öffentlichkeit. Inzwischen hatte man Sicherheitsmaßnahmen getroffen, die alle Besucher schützen sollen. An den Treppenläufen und Plattformen wurden vom Boden bis zur Decke reichende, schnittfeste Stahlnetze installiert. Diese Netze sind so konzipiert, dass sie die Aussicht so wenig wie möglich beeinträchtigen, stellen aber eine sichtbare und permanente Veränderung des ursprünglichen Designs dar.

Zusätzlich ist der Zugang teilweise eingeschränkt. Die untersten Ebenen sind vollständig begehbar. Die oberste Ebene bleibt für die Öffentlichkeit komplett geschlossen. Zudem müssen sich alle Besucher am Eingang einer Sicherheitskontrolle mit Tascheninspektion und Metalldetektor unterziehen.
Wir hatten uns zunächst entschieden keine Eintrittskarte vorab zu kaufen und erst vor Ort zu entscheiden, ob wir die Aussichtsplattform besuchen wollten. Online waren noch ausreichend Tickets verfügbar, also stellte das kein Problem dar.
Als wir aus der nahgelegenen Metrostation kamen, war das Erstaunen groß. So hatten wir uns den Platz, auf dem das Vessel steht nicht vorgestellt. An drei Seiten ist das Bauwerk von riesigen Hochhäusern umgeben. So kommt es, dass es trotz der eigentlich doch recht großen Ausmaße, das Vessel eher klein wirkt. Ich fand, es stand schon fast ein wenig verloren zwischen den Wolkenkratzern. Richtig freien Blick auf die Umgebung hat man eigentlich nur in eine Richtung – zum Hudson.

Genau das war schließlich für uns ausschlaggebend, nicht die Treppen hinauf zu steigen und das somit gesparte Eintrittsgeld für etwas anderes zu nutzen.
Aber trotz dieser Entscheidung hat es sich auf jeden Fall gelohnt dort hinzufahren. Das Bauwerk ist wirklich einmalig. Mich hat besonders die Architektur begeistert. Die Spiegelungen der Häuser sind sehenswert und toll für Fotografen.
Für wen lohnt sich das Vessel?
Auch wenn wir uns gegen den Aufstieg entschieden haben, war der Besuch ein Highlight. Die Architektur ist aus der Nähe schlichtweg atemberaubend und ein fantastisches Fotomotiv. Wer einzigartige Perspektiven auf die umliegenden Hochhäuser und den Hudson River sucht und die Struktur von innen erleben möchte, für den sind die 10 Dollar gut investiertes Geld. Für alle anderen gilt: Hingehen, staunen und die beeindruckende Atmosphäre auf sich wirken lassen – das allein ist den Abstecher wert und kostet keinen Cent.

Unser Tipp: Für Fotografen lohnt sich ein Besuch am späten Nachmittag. Wenn die tiefstehende Sonne auf die kupferfarbene Fassade trifft, entstehen besonders warme und eindrucksvolle Spiegelungen.
Und nach dem Besuch?
Das Vessel ist das Herzstück von Hudson Yards. In diesem New Yorker Viertel findet man Luxusgeschäften, Restaurants und dieAussichtsplattform The Edge. Ein Besuch lässt sich also perfekt mit einem Shoppingbummel oder dem atemberaubenden Blick von einem der höchsten Wolkenkratzer der Stadt verbinden.
Wie wäre es mit einem Bummel auf der High Line? Die berühmte High Line, eine Parkanlage auf einer ehemaligen Hochbahnstrasse, endet oder startet direkt bei Hudson Yards, je nachdem wie man sie entlang läuft. Wir haben unsere Tour über die Highline nach dem Besuch beim Vessel dort begonnen.
Besucherinformationen
Adresse
20 Hudson Yards
New York, NY 10001 USA
Anfahrtsmöglichkeiten
Mit der U-Bahn/Metro:
Linie 7 bis zur Endstation 34th Street-Hudson Yards
Linien A, C, E, 1, 2 oder 3 bis zur 34th Street-Penn Station und ein Fußweg von etwa 10 Minuten
Mit dem Zug:
Die Penn Station, ein wichtiger Knotenpunkt für Amtrak, Long Island Rail Road (LIRR) und New Jersey Transit, ist nur wenige Gehminuten entfernt.
Mit dem Bus:
Zahlreiche Buslinien, darunter M12, M34-SBS, halten in unmittelbarer Nähe.
Mit der Fähre:
Das Midtown Ferry Terminal befindet sich an der West 39th Street.
Mit dem Fahrrad:
Der Hudson River Park Greenway bietet einen malerischen Weg für Radfahrer.
Öffnungszeiten
täglich: 11:00 – 19:00 Uhr
Eintrittspreise
General Admission: ab $10 pro Person
Kinder im Alter von 5 Jahren und jünger haben freien Eintritt.21
Tickets müssen online und im Voraus über die offizielle Website reserviert werden. Die Tickets für den Folgemonat werden in der Regel am letzten Freitag des Vormonats freigegeben. Für Gruppen ab 15 Personen ist eine vorherige Anmeldung erforderlich.
Barrierefreiheit
Das Vessel verfügt über einen Aufzug, um Besuchern mit eingeschränkter Mobilität den Zugang zu ermöglichen. Der Aufzug fährt die Ebenen 5, 7 und 8 an, wodurch jedoch nur ein begrenzter Teil der Struktur barrierefrei zugänglich ist.
Servicetieren sind erlaubt.
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