Erlangen ist so ganz anders als andere fränkischen Städten. Zwar findet man auch hier Fachwerkhäuser, doch sie sind weniger offensichtlich. Besonders bemerkenswert ist die Geschichte als erste barocke Planstadt und die Sehenswürdigkeiten in Erlangen.
Hinzu kommt die jugendliche Dynamik Erlangens, geprägt durch die zahlreichen Studierenden, die die Stadt mit Leben füllen und zu ihrem besonderen Charme beitragen.
Als ich mich auf eine Entdeckungstour zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Erlangen aufmache stelle ich fest, wie viel die Stadt zu bieten hat.
Markgräfliche Schloss Erlangen
Der Erbprinz von Brandenburg-Bayreuth Georg Wilhelm gab 1700 den Auftrag, ein Markgräfliches Schloss in Erlangen zu errichten. Schon drei Jahre später erwarb Markgraf Christian Ernst den fast fertigen Rohbau und schenke das Schloss seiner dritten Frau Elisabeth Sophie. Es dauert nur noch ein Jahr und das Schloss war im Stil des Barocks fertig gestellt.
In den folgenden Jahren entstand hinter dem Schloss ein Schlossgarten mit Orangerie, die Konkordienkirche, der Hugenottenbrunnen, ein Reiterstandbild und ein Heckentheater.
Bis zum beginnenden 19.Jahrhundert war das Schloss ein Witwensitz. Erst lebte Elisabeth Sophie, dann Sophia von Sachsen-Weißenfels und später die verwitwete Markgräfin Sophie Caroline Marie dort. Es muss ihr dort gut gefallen haben, denn man traf sich bei ihr im Schloss und sie feierte gerne.
Im Januar 1814 kam es aufgrund schlecht gewarteter Schonsteine zu einem verheerenden Brand auf dem Dachboden des Schlosses. Leider war es zu diesem Zeitpunkt so kalt, dass das Löschwasser gefroren und das Löschen unmöglich war. Das Schloss brannte vollständig aus. Die Erlanger hatten schnell gemerkt, dass das Löschen nicht möglich war und legten ihre Energie in die Rettung der Möbel. Die Markgräfin zog aus dem unbewohnbaren Schloss in ein in der Nähe liegendes Palais um. Nach ihrem Tod vermachte sie das Schloss mit den Nebengebäuden der Erlanger Universität.
Ab 1821 baute der Universitätsbaumeister Örtel das Schloss wieder auf, damit es als Lehranstalt genutzt werden konnte. Anfangs waren dort noch Hörsäle, Seminarräume und die Bibliothek untergebracht, heute befindet sich die Verwaltung im Schloss.
Schlossgarten
Hinter dem Schloss befindet sich der Erlanger Schlossgarten. Er gilt als eine der ersten barocken Gartenanlagen in Franken und zählt zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Erlangen.
Anfangs hatte der Garten eine Größe von etwa 15,4 Hektar. Es gab eine Mittelachse, die durch den Hugenottenbrunnen, das Reiterstandbild und das Heckentheater betont wurde. Das Schloss, die Orangerie und die Konkordienkirche rahmten einen großen Platz ein. Die Gartenanlage selber bestand aus, für diese Zeit typischen Zierbeete, Gehölzgruppen und Rasenflächen. Es gab einen Lustgarten mit Skulpturen und Springbrunnen, einen Küchengarten in dem auch Heilkräuter wuchsen, einen Obstgarten und eine Fasanerie.
Später wandelte man, dem Trend der Zeit folgend, den Schlossgarten in einen englischen Landschaftsgarten um. Die Universität hat den Park 1849 für die Bevölkerung geöffnet. Die Fläche verkleinerte man um etwa 50% und es entstanden Gebäude für ein Krankenhaus und der Botanische Garten. Diesen kann man kostenlos besuchen.
Bei meinem ersten Besuch in Erlangen habe ich den Schlossgarten im Sommer gesehen. Ein wunderschöner Ort für einen kleinen Spaziergang. Bei meinem zweiten Besuch in der Stadt konnte ich den Schlossgarten zur Abenddämmerung im Winter besuchen. Die Stimmung war nun noch ruhiger und es waren kaum andere Besucher dort. Wirklich wunderschön….
Orangerie
Die Orangerie ist eins der auffälligsten Gebäude im Schlossgarten. Sie entstand 1704-06 und die barocke Außenfassade zeigt Einflüsse des Rokoko. Auch dieses Gebäude gehört heute zur Friedrich-Alexander-Universität. Hier befindet sich das Institut für Kirchenmusik und das Institut für Kunstgeschichte. Ab und zu werden dort auch Konzerte veranstaltet.
Hugenottenbrunnen
Ich muss zugeben, der Hugenottenbrunnen hat mir erst auf den zweiten , wenn nicht sogar erst auf den dritten Blick gefallen. Das lag vielleicht aber auch daran, dass ich die Gestaltung sehr ungewöhnlich finde und zunächst nur einen Kegel ohne Inhalt gesehen habe.
Aber gucken wir etwas genauer hin:
In einem ovalen Brunnenbecken steht ein kegelförmiger Felsenberg aus Sandstein. Der 1706 geschaffene Brunnen ist in drei Ebenen aufgeteilt. Die unterste Ebene zeigt vornehme Hugenottenfamilien. In der Mitte sind antike Gottheiten und ganz oben der Markgraf Christian Ernst dargestellt. Durch eine Öffnung im Kegel kann man bis zum Reiterstandbild im hinteren Bereich des Schlossgartens gucken.
Viele der dargestellten Figuren sind relativ schwer zu erkennen. Ihre Formen sind zwar aus dem Stein gestaltet worden, sie heben sich allerdings nur wenig ab.
Hugenottenkirche
Die evangelisch-reformierte Kirche, die auch als Hugenottenkirche bezeichnet wird, liegt in Erlangens Neustadt am Hugenottenplatz. Der Kirchenbau ist das älteste noch genutzte Gotteshaus der Hugenotten außerhalb Frankreichs, das älteste Gebäude der Erlanger Neustadt und die zweitälteste Kirche der Stadt und eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Erlangen. Erbaut wurde die Kirche ab 1686, als die Neustadt entstand. Der Turm ist erst ab 1732 errichtet worden.
1685 erließ König Ludwig XIV. (von Frankreich) ein Edikt, in dem er calvinistische Geistliche des Landes verwies und die Ausübung des protestantischen Glaubens untersagte. Innerhalb kürzester Zeit verließen rund 500.000 Hugenotten Frankreich und suchten als Glaubensflüchtlinge Schutz in den Nachbarstaaten.
Markgraf Christian Ernst erkannte in den zum Teil sehr gut ausgebildeten und handwerklich versierten Flüchtlingen eine Chance. Er erlaubt per Edikt im November 1685 die Ansiedlung der Hugenotten in Erlangen.
Die damals recht kleine Stadt Erlangen hatte gerade einmal 300-500 Bewohner. Plötzlich standen etwa 1500 Glaubensflüchtlinge in der Stadt, die zunächst notdürftig bei den vorhandenen Familien einquartiert wurden. Innerhalb kurzer Zeit baute man südlich der Altstadt die geplante Neustadt für die neuen Bewohner der Stadt. Dazu gehörte auch der Bau einer Kirche, die den Hugenotten vertraglich zugesichert worden war. Markgraf Christian Ernst übernahm die Finanzierung und stellte Soldaten für die Bauarbeiten zur Verfügung.
Blick in die Kirche
Die Kirche ist eine Saalkirche mit einem einfachen rechteckigen Grundriss ohne Chor. Sehr ungewöhnlich ist die Ausrichtung des Presbyteriums gen Westen. Diese Anordnung ist beabsichtigt, da man keinen nach Osten gerichteten Altar schaffen wollte.
Die Orgel wurde 1755-1764 eingebaut und befindet sich an der Stelle, an der ursprünglich die markgräfliche Loge war. Diese verlegte man auf die Südseite der Kirche. Die Kanzel, in Form eines Abendmahlkelches, steht zentral im Kirchenschiff.
Davor steht der Abendmahltisch und das Taufbecken. Einen Altar gibt es traditionell bei den Calvinisten nicht. Die Bänke für die Gemeinde sind an drei Seiten auf den Abendmahltisch hin ausgerichtet. Entsprechend der calvinistischen Tradition ist der Innenraum der Kirche sehr schlicht und ohne Bilder aus dem Alten Testament gestaltet.
Noch bis 1822 fand der Gottesdienst in französisch statt.
Markgräfliches Barocktheater
Steht man vor dem Markgrafentheater lässt sich kaum erahnen, was für eine Sehenswürdigkeiten in Erlangen, was für ein wunderschöner Theatersaal sich hinter der schlichten Fassade verbirgt. Erlangen verfügt mit dem Markgrafentheater über das älteste bespielte Barocktheater Süddeutschlands.
Erbaut worden ist das Theater 1715-1719 im Auftrag des damaligen Markgrafen als „Opern- und Comoedien-Hauses“. Zur Einweihung spielte man die Oper Argenis und Poliarchus. Später erfolgte auf Wunsch der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth eine Umgestaltung des Zuschauerraums. Dieses war notwendig geworden, da die lichtgebenden Kerzen alles verrußt hatte und es nicht mehr schön aussah. So kommt es, dass heute viele Elemente des Rokokos zu sehen sind.
Als ich den Theatersaal betrete, bin ich wirklich überrascht. Der hufeisenförmige Zuschauerraum erstreckt sich über drei durch Kolonnaden gestützte Ränge in die Höhe. Eine Fürstenloge dominiert den mittleren Bereich. Sie ist von einem Baldachin bekrönt, der von vergoldeten Figuren getragen wird. Bordüren und vergoldete Quasten, die aus Holz geschnitzt sind, verleihen der Loge einen imposanten Eindruck.
Die Bühne ist 11 Meter breit und gut 12 Meter tief. Zusätzlich gibt es einen Orchestergraben für 40 Musiker. Früher gab es fast 500 Plätze im Theater. Heute sind je nach Stück und Sichtmöglichkeiten 250-400 Zuschauer im Theater. Den dritten Rang nutzt man inzwischen für die Scheinwerfer und Lautsprecher. Etwa 260 Aufführungen pro Jahr von Klassikern bis zu zeitgenössischen Stücken werden im Markgrafentheater gespielt.
Sehenswürdigkeiten in Erlangen: Stadtmuseum Erlangen
Für alle Besucher, die sich für die Stadtgeschichte interessieren, ist der Besuch im Stadtmuseum genau das Richtige.
Im denkmalgeschützten Altstädter Rathaus, einem Barockbau von 1733/40 kann man durch die Zeit wandeln und in verschiedenen Ausstellungsbereichen interessantes entdecken. Neben der Dauerausstellung gibt es auch temporäre Sonderausstellungen.
Sehr interessant finde ich den Bereich, der sich mit der Geschichte der Hugenotten in Erlangen beschäftigt. Neben einigen gut erklärenden Schautafeln hat mich der Bereich, in dem die von den Hugenotten ausgeübten Gewerbe vorgestellt werden, begeistert. Im Zentrum dieses Ausstellungsteils stehen die von den Hugenotten eingeführten Handwerke und Manufakturen, insbesondere die Sammlung zur Strumpfwirkerei und Handschuhmacherei.
Einen Strumpfwirkerstuhl kannte ich bis zu diesem Besuch noch nicht. Zur Blütezeit des Gewerbes waren in Erlangen etwa 3000 Menschen mit der Herstellung von Strümpfen beschäftigt.
Blickt man in einen anderen Bereich der Ausstellung, entdeckt man etwas, was jeder Schüler irgendwann einmal besessen hat – den Anspitzer! Anfang des 19.Jahrhunderts setzte mit dem Anschluß ans Eisenbahnnetz ein wirtschaftlicher Umschwung in der Stadt ein. Zu dieser Zeit war es Theodor Möbius, der für die Firma Kränzlein Bürsten entwarf, leid, seine Bleistifte immerzu mit dem Taschenmesser anspitzen zu müssen. Er konstruierte den ersten kegelförmig gebohrten Bleistiftspitzer. Anfangs war die Nachfrage noch gering, aber es dauerte nicht lange und in Erlangen entstand ein Industriezweig, der Anspitzer herstellte. Bis etwa Mitte der 1980er Jahre stellte man 75% des weltweiten Anspitzerbedarfes her. Ein Teil der Produktion ist im Stadtmuseum ausgestellt.
Geheimtipp: Comicbuchautomat im Stadtmuseum
Unscheinbar hängt es im Eingangsbereich bei der Garderobe – der Comicbuchautomat. Es sieht ein bißchen wie ein alter Zigarettenautomat aus und funktioniert auch ähnlich.
Geld einwerfen, Taste drücken und schon fällt ein Comic heraus.
Viel Spaß beim Lesen!
Öffnungszeiten:
Dienstag, Mittwoch: 9-17 Uhr
Donnerstag: 9-20 Uhr
Freitag: 9-17 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertag: 11-17 Uhr
geschlossen: Montag, Pfingstmontag, Pfingstdienstag („Bergdienstag“), Hl. Abend (24.12.), 1. Weihnachtsfeiertag (25.12.), Silvester (31.12.), Neujahr (1.1.), Faschingsdienstag
Übernachtungstipp: Hotelchen am Theater
Mein Tipp für ein kleines und uriges Hotel in Erlangen – das Hotelchen am Theater. Der Name Hotelchen ist Programm – die Zimmeranzahl überschaubar, der Gast wird noch persönlich begrüßt und ich habe mich gleich zu Hause gefühlt.
Ich habe dort in einem ruhigen, einfachen, sauberen, gemütlichen Zimmer im Hinterhaus übernachtet und hervorragend geschlafen. Hier komme ich gerne wieder!
Der Besuch in Erlangen war ein Programmpunkt einer Pressereise mit Frankentourismus, den Erlanger Tourismus und Marketing Verein e.V. und noble kommunikation.
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