Etwa 32 Kilometer nordöstlich von Nürnberg, in der Hersbrucker Schweiz, liegt die Gemeinde Vorra. Von hier aus kann man wunderschöne Entdeckungstouren in das Nürnberger Land unternehmen.
Der Bahnhof von Vorra liegt nur wenige Schritte vom Pegnitztal entfernt. Hier führt der Pegnitztal-Radweg entlang, der zu einer entspannten Radtour am Fluss einlädt. Wassersportler können die Pegnitz mit dem Kanu erkunden.
In Vorra führt die Pegnitz um eine kleine Insel herum. Diese ist ein beliebter Treffpunkt und ein Biergarten direkt an der kleinen Brücke verführt so manchen Radfahrer und Kanufahrer zu einer Pause.
Marienkirche in Vorra
Bevor wir uns in die wunderschöne Natur rund um Vorra begaben, machten wir einen kurzen Zwischenstopp in der evangelischen Marienkirche des Ortes.
Schriftliche Überlieferungen zum Bau der Kirche hat man bisher nicht gefunden. Aufgrund der baulichen Gegebenheiten vermutet man aber, dass Baumeister der Bamberger Dombauhütte um 1200 an der Errichtung der Kirche beteiligt waren.
Im Laufe der Jahre nahm man einige bauliche Veränderungen an der Kirche vor. So erhielt zum Beispiel gegen Ende des 16. Jahrhunderts der Turm eine Uhr, um 1738 verlängerte und erhöhte man das Kirchenschiff und das wunderschöne Deckengemälde entstand. Das Gemälde ist von einem Hersbrucker Maler und zeigt das Auge Gottes. Dieses ist vom Schriftzug „Heilig“ und 14 Engeln umgeben. Je nach Blickrichtung wirkt das Auge auf den Betrachter mal streng, mahnend und mal gütig.
Leider sind einige der alten Fresken im Kirchenraum der Feuchtigkeit und einer nicht denkmalgerechten Renovierung zum Opfer gefallen und können heute nur noch auf alten Fotos bewundert werden.
Bei der letzten Renovierung 2016/17 erneuerte man auch die liturgische Ausstattung. Eine Künstlerin schuf einen neuen Taufstein und eine neue Kanzel.
Ein Blick auf den Altar zeigt, eher untypisch für eine evangelische Kirche, eine Marienfigur. Die Figuren beidseitig des Altaraufsatzes stellen Johannes den Täufer und den Heiligen Laurentius dar. Der Altaraufsatz stammt aus dem 15. Jahrhundert.
Etwas besonderes sind die Wappen, die sich über dem Eingang der Kirche befinden. Die weiße Meerkatze auf rotem Grund ist das Wappen der Nürnberger Patrizierfamilie Tetzel. Diese führte mit der im Ort beginnender Reformation kirchliche, gemeindliche und soziale Veränderungen in der Gemeinde ein. Ihre barocken Gedächtnisbilder schmücken die Kirche zusätzlich.
Kräuterwanderung zu den Angus-Rindern
Der Fischbeck-Hof mit seinen Tieren ist der Ausgangspunkt für geführte Kräuterwanderungen in die nähere Umgebung.
Der Hof ist seit 1702 in Familienbesitz und wird inzwischen von der 10.Generation geführt. Seit 2003 wird ökologischer Landbau betrieben und seit 2004 hat man mit der Mutterkuhhaltung begonnen. Inzwischen stehen 10 Angus-Mutterkühe mit ihren Kälbern oberhalb des Ortes auf einer Weide. Zusätzlich gibt es Weiden für den Stier und die Herden mit männlichen und weiblichen Jungtieren. Die Tiere stehen gut ein halbes Jahr auf den Wiesen und sogar die Geburt der Kälber erfolgt dort. Im Winter ziehen die Herde in einen offenen Stall mit Laufhof um und werden mit Heu und Gras-Silage gefüttert. Pro Jahr werden etwa 10 – 12 Tiere geschlachtet und das Fleisch im Direktverkauf angeboten.
Unsere kleine Wanderung führte zu den Mutterkühen auf die Weide. Im respektvollen Abstand konnten wir die wunderschönen Tiere unter den schattigen Bäumen beobachten.
Mit Margit Leimberger, einer ausgebildeten Kräuterpädagogin, ging es auf die Suche nach wild wachsenden Kräutern. Diese sammelt man am besten, wenn die Pflanzen möglichst trocken sind. Feuchte Pflanzen verlieren das Aroma. Ich bin immer wieder erstaunt, was man für Pflanzen findet, die als Nahrungsmittel oder als Heilkraut genutzt werden können.
Der Gute Heinrich stand zum Beispiel direkt am Wegesrand. Die Pflanze, die auch unter dem Namen Grüner Heinrich oder Wilder Spinat bekannt ist, wurde früher bei Hautkrankheiten eingesetzt. Sie ist reich an Eisen und Vitamin C. Die Blätter der blühenden jungen Pflanze kann man ähnlich wie Spinat zubereiten. Die gemahlenen Samen hat man früher als Mehlzusatz beim Brotbacken verwendet.
Mitten auf der Kuhweide entdeckten wir das Echte Johanniskraut. Das Öl der Heilpflanze wird zum Beispiel als Antidepressivum und Beruhigungsmittel eingesetzt. Es hilft auch bei Kopfschmerzen, Hexenschuss, Gicht oder Rheuma, wenn man das Öl bei einer leichten Massage verwendet.
Das Echte Labkraut zog unseren Blick aufgrund der leuchtenden Farbe auf sich. Das Kraut enthält das Labferment, dass bei der Käseherstellung genutzt wird. Heute nutzt man es noch zur Herstellung des englischen Chesterkäses, der durch die Blüten des Echten Labkrauts seine gelblich-orange Farbe bekommt.
Zum Färben eignet sich auch die Wurzel der Pflanze. Sie geben einen roten Farbstoff ab.
In der Naturmedizin kann man das Kraut zur Herstellung von Tees nutzen. Diese sollen zum Beispiel bei Katarrhen der Harnwege helfen.
Schließlich entdeckten wir noch den Wilden Majoran oder Dost. Was ich erst später nachgelesen habe – der eigentliche Name ist Oregano, der Name Wilder Majoran wird als „Trivialname“ bezeichnet.
Oregano ist allgemein als Gewürz bekannt. Man verwendet die getrockneten Blätter meist in der mediterranen und in der Tex-Mex-Küche.
In der Heilkunde war der Dost zur Geburtsbeschleunigung und zur Heilung von Hämorriden schon sehr früh bekannt. Heute nutzt man das Kraut zum Beispiel in Teemischungen, die krampfartige Darm- und Magenbeschwerden lindern sollen.
Ich muss zugeben, dass ich nach dieser kleinen Kräuterwanderung Lust darauf bekommen habe, mich näher mit dem Thema zu beschäftigen. Vor allem die Nutzung als Lebensmittel, die ja bei vielen Pflanzen problemlos möglich ist, bietet eine tolle Abwechslung im Speiseplan.
Davon konnten wir uns dann auf dem Fischbeck-Hof überzeugen. Im schattigen Garten erwarteten uns nicht nur ausgezeichnete Wurst- und Fleischprodukte aus der hauseigenen Schlachtung, sondern auch ein Wildkräutersalat, der mich geschmacklich von der Idee mich im Bereich der Kräuterkunde weiter zu informieren, zusätzlich bestärkt hat.
Adresse
Hauptstraße 27
91247 Vorra
Vorra verfügt über einen Bahnhof, der an der Bahnstrecke von Nürnberg nach Cheb (Tschechien) liegt. Hier halten regelmäßig Regionalzüge.
Wer mit dem Auto unterwegs ist, kann zum Beispiel über die Bundesstraße B 14 und die L2162 den Ort erreichen.
Der Fischbeck-Hof hat einen kleinen Streichelzoo mit Ziegen, Hühnern, Kaninchen und zwei Eseln. Es besteht die Möglichkeit, verschiedene Kräuterwanderungen, ein Picknick auf der Ziegenwiese oder auch eine Wanderung mit den Eseln zu buchen
Der Besuch in Vorra war ein Programmpunkt einer Pressereise ins Nürnberger Land.
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