In Brandenburg, recht nah bei Berlin liegt die Döberitzer Heide. Das gesamte Gebiet ist etwa 5000 Hektar groß. Auf etwa 3600 Hektar, dem ehemaligen Truppenübungsplatz Döberitz, befindet sich heute ein Naturschutzgebiet. Die Heidelandschaft liegt zum großen Teil im Landkreis Havelland zwischen Dallgow-Döberitz, Seeburg, Elstal und Priort. Der südliche Bereich gehört zu Potsdam.
Hier können Naturliebhaber wandern und die wunderschöne einheimische Tier- und Pflanzenwelt entdecken.
Die Heidelandschaft war nicht immer das, was sie heute ist. Frührer war hier ein Truppenübungsplatz.
Militärische Vergangenheit der Döberitzer Heide
Schon 1713 nutzte Friedrich Wilhelm I. das Gelände nahe Berlin für erste Truppenübungen. Über 150 Jahre später (1896) begann der offizielle Ausbau des Truppenübungsplatzes Döberitz. Etwa 4400 Hektar Land wurde hierfür requiriert und die Bewaldung abgeholzt. Man wollte dadurch eine wüstenähnliche Landschaft erschaffen, um die Truppen auf ähnliche Einsatzgebiete vorbereiten zu können.
Die 1903-1911 erbaute Heerstraße diente damals als Verbindungsstraße zwischen dem Übungsplatz und dem Berlin. Zusätzlich erweiterte der Flugplatz Döberitz mit der Fliegerschule und seiner militärischen Nutzung das Truppenübungsgelände.
1936 nutzten die Nationalsozialisten dieses Gelände während der Olympischen Spiele für militärische Wettkämpfe.
Vor dem Zweiten Weltkriege erweiterte man den Truppenübungsplatz. Hier erhielten moderne Kampfeinheiten ihre Ausbildung. Der sandige und trockene Boden bot sich an, um Panzerwaffen zu erproben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die Rote Armee das Gelände. Bis zu 20000 Soldaten waren hier stationiert. Mit dem Abzug der Truppen 1992 endete die militärische Nutzung des Geländes. Heute wird noch ein kleines Gebiet (600 Hektar) von der Bundeswehr als Standortübungsplatz für Kraftfahrzeuge genutzt.
Im Landschaftsbild der Heide findet man noch Überreste dieser Zeit. Bis heute ist noch keine vollständige Beräumung des Geländes von möglichen Sprengmitteln erfolgt. Abseits der ausgeschriebenen Wege besteht noch immer Lebensgefahr!
Naturschutzgebiet Döberitzer Heide
1997 ist das Gebiet der Döberitzer Heide als Naturschutzgebiet ausgeschrieben worden. Die etwa 3400 Hektar und das Naturschutzgebiet des Terbitzer Bruchs (etwa 1200 Hektar) bilden heute das Gelände der Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide.
Da das Gelände „nur“ militärisch genutzt worden war, konnte sich hier eine Offenlandschaft mit Heideflächen, Sandflächen und Trockenrasen entwickeln. Die Tier- und Pflanzenwelt ist vielseitig und sehenswert. Bisher konnten etwa 5000 Pflanzen- und Tierarten nachgewiesen werden.
Heinz-Sielmann-Stiftung
Der Schwerpunkt der Arbeit der Heinz-Sielmann-Stiftung liegt auf der Erhaltung der Artenvielfalt, der Förderung des Naturschutzes, der Möglichkeit dem Menschen die Natur näher zu bringen und sie zu schätzen und zu achten.
In der Döberitzer Heide konnten mit Hilfe der Stiftung fast ausgestorbene Wildtierarten wieder angesiedelt werden. Ein ausgedehntes Wanderwegenetz bietet den Besuchern die Möglichkeit die Natur zu erleben.
Zusätzlich werden Veranstaltungen angeboten, bei denen den Teilnehmern spezielle Themenbereiche der Döberitzer Heide näher gebracht werden. Eins der nächsten Ziele der Stiftung ist es, das Gebäude der ehemaligen Kommandantur in der nächsten Zeit zu einem Naturerlebniszentrum auszubauen.
Unterwegs in der Döberitzer Heide
An einem Vormittag treffe ich mich mit zwei Fachleuten der Heinz-Sielmann-Stiftung am Eingang des Naturschutzgebietes. Sie werden mich in das Gelände begleiten und mir die Tier- und Pflanzenwelt der Döberitzer Heide näher bringen. Obwohl ich nicht weit entfernt wohne, war ich bisher noch nie in der Heidelandschaft, ein riesengroßer Fehler wie sich herausstellt. Hier ist es traumhaft schön!
Hört man den Begriff Heide, denkt man automatisch an Landschaften, wie die Lüneburger Heide. Die Döberitzer Heide weist ein ganz anderes Bild auf. Hier ist der Boden trocken und sandig und entgegen meiner Erwartungen zum Teil sehr zerklüftet.
Man findet neben dem Heidekraut viel Ginster. Dieser wächst hauptsächlich auf nährstoffarmen Böden und ist eigentlich kein einheimisches Gewächs. Dennoch blüht es überall gelb und die Sträucher breiten sich in der Döberitzer Heide immer weiter aus.
Ich erfahre, dass die hier lebenden Tiere den Ginster nicht fressen. Die zunehmende Verbreitung kann nur durch Beschnitt reguliert werden und das ist abseits der Wege aufgrund der Gefahr der dort liegenden Munitionsreste nicht gerade ungefährlich und kann nur mit Spezialgeräten durchgeführt werden. Ähnliche Probleme bereitet die Robinie und die Zypressen-Wolfsmilch, die sich auch immer weiter in der Landschaft verbreitet.
Es ist schon erstaunlich, wie viele verschiedene Pflanzenarten mir bei meinem Besuch gezeigt werden, die in dem Naturschutzgebiet wachsen: zum Beispiel Heidekraut, Silbergrass, Weißdorne, Sandstrohblume, verschiedene Moose und Flechten, Heide-Günsel. Es gibt etwa 5000 nachgewiesene Pflanzenarten, die man hier entdecken kann. Eine wunderschöne vielfältige Landschaft, die an jeder Wegbiegung etwas Neues bietet.
Wir bleiben an einer angezäunten Weide stehen. Hier grasen hornlose Heidschnucken oder auch Moorschnucken genannt. Im gesamten Gebiet der Naturlandschaft leben etwa 2000 Ziegen und Schafe in Herden zusammen. Sie werden von Weidefläche zu Weidefläche getrieben und helfen so auf natürliche Art und Weise bei der Landschaftspflege.
Während wir an der Weide stehen werde ich auf einige hier lebenden Vögel aufmerksam gemacht. Sehen kann ich sie oft nicht, aber hören. Die Feldlerche fällt dabei besonders auf. Sie lebt bevorzugt auf weitläufigen offenen Flächen. Sie brütet in bodennähe und steigt über ihrem Nest auf, singt / schlägt Alarm / markiert ihr Revier und sinkt dann wieder auf das Nest herunter.
Der Wiedehopf, die Rauchschwalbe und der Steinschmätzer begegnen uns bei unserem Besuch noch häufiger. Bisher hat man 200 Vogelarten im Gebiet der Döberitzer Heide entdeckt. Ein wahres Paradise für Vogelbeobachtungen! Da es hier auch sehr ruhig ist, hört man die unterschiedlichen Vogelstimmen sehr gut und durch die weitestgehend offene Landschaft lassen sich die Vögel auch gut mit Hilfe von Ferngläsern beobachten.
Eine Besonderheit der Döberitzer Heide ist die Wildniskernzone mit der dazugehörigen Eingewöhnungszone. Die Eingewöhnungszone ist etwa 50 Hektar groß. Das in sich geschlossene Gebiet schließt sich direkt an die Wildniskernzone an. Hier leben zur Zeit 3 Przewalski-Pferde und 7 Wisente mit 3 Kälbern. Sie lernen hier schrittweise ohne menschliche Unterstützung zu überleben. In näherer Zukunft werden die Zäune zur Wildiskernzone geöffnet und die Tiere werden autark leben. Ich hatte gehofft, dass die Tiere sich vielleicht an der einzigen Fütterungsstelle zeigen würden, leider taten sie mir den Gefallen nicht.
Die Wildniskernzone ist etwa 1800 Hektar groß. Zum Schutz für Mensch und Tier gibt es einen mehrfach gesicherten Zaun um das Gelände. 2008 wilderte man die ersten Tiere aus. Heute leben hier 90 Wisente, 30 Przewalski-Pferde und 90 Rothirsche in dem Gebiet.
Wer möchte kann um das Gebiet herum wandern. Der Rundkurs ist etwa 21 Kilometer lang und mit etwas Glück kann man auch Tiere entdecken. Wir konnten an einer Stelle eine Wisentherde im Unterholz liegen sehen. Als einige der Tiere aufstanden, war ich sehr überrascht. Selbst auf die Entfernung sahen die Tiere riesig aus.
Unsere Tour führte uns bis zu einem Ort, der sich Wüste nennt. Hier kann man auf einem kleinen Aussichtshügel weit über die Heidelandschaft gucken. Früher, als das Gelände noch Truppenübungsplatz war, gab es hier kaum Vegetation, so wie es in einer Wüste eben ist. Inzwischen hat sich die Vegetation das Land zurück erobert. Hier wächsen neben Laubgewächsen und Gras auch Ginster und Weißdorn.
Von dem Aussichthügel entdecke ich in der Ferne einige Galloway-Rinder und eine Herde Konik Pferde. Diese leben in der Naturerlebnis-Ringzone auf abgegrenzten Weidegebieten. Diese Zone umschließt die Wildniskernzone und ist etwa 1800 Hektar groß. In diesem Gebiet setzt landwirtschaftliche Nutztiere man ein, um die naturschutzrelevanten Flächen zu erhalten. Auch dieses Gebiet ist mit etwa 55 Kilometer Wanderwegen durchzogen, es gibt Rast- und Aussichtsplätze.
Mich hat die Tour in die Döberitzer Heide wirklich fasziniert. Ich wusste nicht, wie schön diese Landschaft ist und ein bißchen ärgere ich mich, dass ich bisher dieses Gebiet noch nicht erwandert und für eine kurze Auszeit genutzt habe. Aber ich bin mir sicher, dass wird sich ändern!
Adresse für den Zugang und Parkplätze in Elstal:
Zur Döberitzer Heide 10
14641 Wustermark (OT Elstal)
Hier fährt auch ein Bus hin:
Bus 668 vom Bahnhof Elstal- Wustermark bis „Zum Erlebnis-Dorf“ dann etwa 15 Minuten Fußweg
Bus 663 Haltestelle Olympisches Dorf, dann etwa 25 Minuten Fußweg
Es gibt noch weitere Zugänge zum Gelände!
Öffnungszeiten:
immer
Eintrittspreis:
kostenlos
Offenlegung: Der Besuch und die fachkundige Führung durch das Gelände der Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide erfolgte auf Einladung der Heinz-Sielmann-Stiftung. Vielen Dank! der Bericht spiegelt mein Erfahrung und meine Meinung wider.
Christine
Wir, mein Lebensgefährte und ich, beide sehr wanderfreudig, haben uns entschieden, am 11. Oktober einen Abstecher in die Döberitzer Heide zu machen. Wir waren in Wustermark zu Besuch und da bot sich das an. Mit einer Wanderung zum Aussichtssturm Finkenberg, vom Bahnhof Priort, hatten wir per Internet eine schöne Wanderroute gefunden. Wir haben weder den Aussichtsturm erreicht, noch grössere Tiere gesehen. Die Hauptwanderwege waren gesperrt…Es stand “wegen Kampfmittelbeseitigung” da. Gesehen und gehört haben wir allerdings nichts. Vorher war nichts zu lesen, von irgendwelchen Sperrungen, auch war es teilweise schlecht ausgeschildert. wir sind nun enttäuscht. Schon beim Eintritt in diese Landschaft, hätte ein Hinweis stehen müssen, dass die üblichen Wanderwege nicht offen sind!
Susanne Jungbluth
Das ist natürlich echt Pech! Da das Gebiet ehemaliges Truppenübungsgelände ist, sollte man diese Warnung ernst nehmen. Ich habe einen Beitrag gefunden, der etwas mehr verrät https://www.dallgow.de/news/1/751651/nachrichten/wegesperrungen-in-der-d%C3%B6beritzer-heide.html
Auf der Seite von Dallgow werden Sperrungen angekündigt. Vielleicht hilft das bei der nächsten Wanderung.
Helma Grimm
Hallo Susanne !
Weihnachten 1989 hörten wir noch in unserem Haus in Berlin – Kladow die Panzer in der Döberitzer – Heide fahren. Wie schön, dass nun ein so tolles Naturschutzgebiet dort entstanden ist.
Orange Diamond Blog
Hallo Susanne,
ich bin zu selten in Brandenburg aber fahre zu gerne Rad und nehme es oft mit. Da finde ich es so schön neue Destinationen zu entdecken. Die Doebritzer Heide ist ein schönes Gebiet. Die Tiere sehen auch glücklich aus :-)
Liebe Grüße,
Alexandra.
Susanne Jungbluth
Die können auch glücklich sein, da sie ja fast in Freiheit leben. Auf jeden Fall ist das Gebiet für eine Radtour ideal!
Lieben Gruß Susanne
Kathi
Liebe Susanne,
was für ein schöner Ausflugstipp, den man von Berlin aus auch super wahrnehmen kann. Toll.
Ich bin leider viel zu selten im eigenen Land unterwegs. Dabei ist es doch so schön – wie auch dein Beitrag zeigt. Da ich sehr gerne in der Natur unterwegs bin, kommt dein Tipp wie gerufen. ;)
Viele liebe Grüße
Kathi
Alexandra Sefrin
Hallo Susanne,
wie schön dass dies wunderbare Heidelandschaft wieder für sinnvolle Zwecke genutzt werden kann. Ich kenne das ungute Gefühl aus Vietnam und Kambodscha, wenn man die ausgetretenen Pfade verlässt. Dort treiben sie Kühe durchs Gelände um die Altlasten los zu werden. Deshalb findet man auch Schilder mit ‘Beware of flying cows’.
Liebe Grüße
Alex
Monika & Petar von TravelWorldOnline
Hallo Susanne,
wie toll, dass solche Orte der Natur überlassen werden. Das ist die Chance, ehemalige Truppenübungsplätze sinnvoll zu nutzen. Sehr interessant finde ich die Tierarten, die man dort sehen kann. Dein Tipp kommt auf jeden Fall in meine Sammlung von Ausflugszielen um Berlin.
Liebe Grüße,
Monika