Ob Theodor Fontane bewußt war, dass er mit seinem Birnbaum dem kleinen Ort Ribbeck im Havelland zu einem unglaublichen Bekanntheitsgrad verholfen hat?
Ribbeck liegt etwa 9 Kilometer nordwestlich von Nauen im brandenburgischen Havelland. Es ist ein kleiner Ort mit knapp 350 Einwohnern und gerade im Sommer gibt es Zeiten, da sind fast mehr Besucher als Bewohner in Ribbeck.
Im Landbuch des Jahres 1375 von Kaiser Karl IV. findet sich die erste urkundliche Erwähnung des Ortes. Die Familie von Ribbeck wird allerdings schon um 1237 in kirchlichen Unterlagen erwähnt. Ab 1374 war die Familie von Ribbeck Lehnsherr des Dorfes. Der letzte Gutsherr war Hans Georg Karl Anton von Ribbeck (5. Juli 1880 – 15. Februar 1945). Er war überzeugter Monarchist und NS-Gegner. 1944 kam er in das KZ Sachsenhausen und dort brachte man ihn um.
Der Birnbaum
Bekannt wurde der kleine Ort durch ein Gedicht von Theodor Fontane mit dem Titel „Herr von Ribbeck aus Ribbeck im Havelland“.
Ich musste das Gedicht damals in der Schule lernen und leider sind nicht mehr als ein paar Zeilen in Erinnerung geblieben. Wem es genauso geht, der sollte sich das Video ansehen, in dem ein Mitglied der Familie von Ribbeck das Gedicht vorliest.
Das Gedicht erinnert an Hans Georg von Ribbeck (1689-1759), der als Vorbild für Fontane gedient haben soll.
Den Birnbaum gab es wirklich in Ribbeck. Er stand vor der Kirche des Ortes. Im Februar 1911 hat leider ein Sturm diesen Baum umgeworfen. Den Stumpf bewahrt man bis heute in der Kirche auf.
In den 1970er Jahre pflanzte man einen neuen Birnbaum, der jedoch nie den gewünschten Birnenertrag erbrachte. Im April 2000 entschied man daher, einen neuen Baum zu pflanzen.
Was kann man in Ribbeck sehen? Lohnt sich ein Besuch?
Ganz klar, Ribbeck ist nun nicht unbedingt der Ort, wo man stundenlang Sehenswürdigkeiten besichtigen kann. Trotzdem lohnt sich ein Besuch mit einem kleinen Dorfrundgang und einem Stück Birnenkuchen im Café.
Dorfkirche in Ribbeck
Die evangelische Dorfkirche des kleinen Ortes ist eine Saalkirche. Den vorhandenen Bau hat man 1722 mit neuen größeren Fenstern versehen und den Westturm verändert. 1887 verlängerte man das Kirchenschiff und baute eine Apsis an. Später folgten noch einige Sanierungsmaßnahmen, die der Kirche das heutige Aussehen gaben.
In der Kirche befindet sich der „berühmte“ Baumstumpf des Birnbaums und das Grab von Hans Georg von Ribbeck, der das reale Vorbild für den Herrn im Gedicht gewesen sein soll. Vor der Kirche steht nicht nur eine Birnenskulptur, sondern auch ein Birnbaum – eins der beliebtesten Fotomotive des Ortes.
Schloss Ribbeck
Die Familie von Ribbeck lebte etwa ab etwa 1822 in einem eingeschossigen Landhaus. Fontane bezeichnet dieses Gebäude in seinem Gedicht als „Doppeldachhaus“. An diesen Bau erinnert noch heute die römische Jahreszahl MDCCCXXII (1822) im Südgiebel des heutigen Schlosses.
Das Schloss, so wie es heute in Ribbeck steht, ließ Hans Georg Henning von Ribbeck ab 1893 erbauen und es diente der Familie von Ribbeck viele Jahre als Familiensitz.
Im Zweiten Weltkrieg nutzte eine Luftwaffeneinheit das Schloss, die Familie zog in das Inspektorenhaus. Der letzte Gutsherr Hans Georg Karl Anton von Ribbeck wurde im Februar 1945 im KZ Sachsenhausen getötet. Nach dem Kriegsende enteignete man im Zuge der Bodenreform auch die von Ribbecks. Da sie aber als Opfer des Faschismus eingestuft wurden, durften sie zunächst im Schloss weiter leben. Im November 1947 kam es zur endgültigen Enteignung und die Familie musste den Ort verlassen.
Das Schloss ging in den Besitz des Kreises Nauen über. Man baute es um und entfernte dabei zum Beispiel auch die Familienwappen. Ab 1956 nutzte man das Schloss als Alten-/Pflegeheim.
Nach der Wende wollte die Familie von Ribbeck ihren Eigentum zurück haben. Man fand eine Einigung vor dem Potsdamer Verwaltungsgericht. Das Schloss ist heute Eigentum des Landkreises Potsdam und wird als Museum, Veranstaltungsstätte und Restaurant genutzt. Die Familie von Ribbeck lebt in zwei Häusern im Dorf.
Man kann durch den kleinen Schlossgarten rund um das Schloss gehen. Für mich entspricht das Gebäude nicht unbedingt der Vorstellung eines Schlosses. Ich hätte es viel eher als sehr großes Herrenhaus bezeichnet, dass optisch von Außen zwar eher schlicht, aber doch recht beeindruckend ist.
Friedhof
Läuft man durch den kleinen Schlossgarten, kommt man zum Familienfriedhof der von Ribbecks. Als 1893 drei Kinder der Familie an Diphtherie starben, begrub man sie dort. Bis heute werden die Familienmitglieder, wenn sie es wünschen, dort bestattet. Als wir dort waren, war das jüngste Grab von Hans Georg Friedrich Henning von Ribbeck, der 1993 verstorben war.
Alte Brennerei
Eins der auffälligsten Gebäude des Dorfes ist die Alte Brennerei mit ihrem hohen Schornstein. Die Gutsbrennerei gehörte der Familie von Ribbeck. Hier produzierte man Kartoffelschnaps, der mit Hilfe einer Kleinbahn, die bis zur Brennerei fuhr, abtransportiert wurde.
Zu DDR-Zeiten befand sich im Gebäude ein Getreidespeicher. Leider legte man keinen Wert darauf, das aus dem Mitte des 19. Jahrhundert stammende Gebäude zu erhalten und es verfiel merklich. Die Familie von Ribbeck kaufte 2001 die Brennerei zurück und rettete das Gebäude so vor dem endgültigen Verfall. Unzählige Arbeitsstunden und viel Geld verwandelten die Alte Brennerei in ein wunderschönes Gebäude, dass heute hauptsächlich für Veranstaltungen genutzt wird.
Pfarrgarten mit dem Birnengarten
Besonders gut hat mir der kleine Spaziergang durch den Pfarrgarten gefallen. Dieser diente ursprünglich dem Pfarrer als Nutzgarten für den Anbau von Lebensmitteln. Eine Initiative hat den Garten umgestaltet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Es gibt hier angelegte Bereiche, in denen künstlerisch gestaltete biblische Themen aufgegriffen werden. Angelegte Beete und kleine Wege laden zu einem Spaziergang ein. Wer einem kleinen Trampelpfad folgt, gelangt in den Birnengarten. Hier wachsen zahlreiche Birnbäume, die alle im Herbst unterschiedliche Birnen tragen. Wir konnten die blühenden Bäume im Frühling sehen und da habe ich ehrlich gesagt keine Unterschiede gesehen.
Altes Waschhaus
Zum Abschluss des Besuches in Ribbeck darf man natürlich nicht verpassen, ein Stück Birnenkuchen zu essen. Das Alte Waschhaus des Ortes ist heute ein gemütliches Café, dass ganz im Stil des Themas Waschhaus gestaltet ist. Im kleinen Garten sitzt man an Bügelbrettern und Waschtischen, alte Bügeleisen mit Tischnamen stehen auf den Tischen. Quer durch den Garten hängt eine Wäscheleine, an der die Wäsche flattert.
In der Alten Wäscherei ist das Thema Birne Programm. Im kleinen Laden gibt es zahlreiche regionale Produkte mit Birnen. Wir haben es uns bei Kaffee und Birnentorte gemütlich gemacht. Die Birnentorte wird hier nach alten Rezepten und in nahezu unzähligen Varianten hergestellt. Wir hatten bei unserem Besuch etwa 6 verschiedene Tortenvarianten zur Auswahl. Geschmeckt hat es und es gehörte schon etwas Willenskraft dazu nicht jede Variante zu probieren.
Öffnungszeiten:
Donnerstag-Sonntag: 11-17 Uhr
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