Einer der größten deutschen Komponisten, Johann Sebastian Bach, ist in Eisenach geboren worden. Das Bachhaus Eisenach widmet sich dem Leben und den Werken Bachs, ein unvergesslicher Besuch zwischen Tradition und Moderne erwartet den Besucher.
Eigentlich, so hatte ich es vermutet, würde ich meinen Besuch im Bachhaus Eisenach im Geburtshaus des Komponisten verbringen. Aber, das etwa 550 Jahre alte wunderschöne Fachwerkhaus ist Mitte des 19. Jahrhunderts fälschlicher Weise zu seinen Geburtshaus gemacht worden. Dazu später mehr….
Johann Sebastian Bach in Eisenach
Die Familie Bach war eine Musiker-Familie. Johann Ambrosius Bach nahm 1671 in Eisenach die Stelle als Leiter der Ratsmusiker an. Er zog mit seiner Familie in eine Mietwohnung in der Rittergasse 11. Später kaufte er ein Haus in der Fleischgaß (vermutlich heute Lutherstraße 35), das heute allerdings nicht mehr vorhanden ist. Ob er dort auch gewohnt hat, oder das Haus nur erworben hat um die Bürgerrechte zu erhalten, ist nicht überliefert. Deshalb lässt sich der genaue Geburtsort von Johann Sebastian Bach auch nur vermuten. Sicher ist aber, dass Johann Sebastian 1685 das Licht der Welt erblickte und die ersten 10 Jahre in Eisenach gelebt hat.
Wer in einer Musiker-Familie aufwächst, kommt schon früh in Berührung mit dem Thema Musik. Johann Sebastian bekam von seinem Vater Unterricht und konnte bald verschiedene Streich- und Blasinstrumente spielen. Bei einem Cousin lernte er in der Stadtkirche St.Georg die Orgel kenne. Diese war später sein Lieblingsinstrument.
Nachdem Bachs Eltern verstorben waren, zog er mit seinem Bruder 1695 zu ihrem älteren Bruder Johann Christoph nach Ohrdruf.
Das Haus in dem Bach nicht geboren wurde
Eins der ältesten erhaltenen Wohnhäuser in Eisenach ist das sogenannte Bachhaus. Um die Zeit von Bachs Geburt gehörte es dem Rektor der Lateinschule, der es vermietete. Es war zu der Zeit üblich, dass das Erdgeschoss eines Hauses landwirtschaftlich genutzt wurde. So vermutet man heute, dass der jetzige Instrumentensaal einst eine Scheune und der wunderschöne Barockgarten als Gemüsegarten und Viehweide genutzt wurde.
Zwischen 1800 und 1900 wuchs das Interesse am Leben Johann Sebastian Bachs erneut an. Ein Bach-Biograf aus dieser Zeit befragte den letzten in Eisenach lebenden Nachfahren. Seine Schlussfolgerung – das Geburtshaus von Johann Sebastian Bach musste das Haus Frauenplan 21 sein. Der Eisenacher Musikverein brachte daraufhin eine Gedenktafel am Haus an auf der bis heute steht: Johann Sebastian Bach wurde am 21. März 1685 in diesem Hause geboren.
Nachweislich zogen Mitglieder der Familie erst Mitte des 18.Jahrhunderts in das Haus, die Aussage, dass Bach dort geboren wurde, ist bis heute nicht zu belegen.
1905 erwarb die Leipziger Neue Bachgesellschaft das vor dem Abriss bedroht Haus in Eisenach mit dem Gedanken, in dem Geburtshaus das weltweit erste Bach-Museum zu eröffnen. 1907 eröffnete das Museum schließlich.
Nur wenige Jahre später fand ein Hobbyhistoriker bei seiner Recherche in Steuerbelegen heraus, dass der Vater von Johann Sebastian Bach ein ganz anderes Haus in Eisenach gekauft hatte. Zu diesem Zeitpunkt war das Bachhaus Eisenach weltweit als Bach-Gedenkstätte bekannt geworden. Heute findet der Besucher im Museum einen Hinweis auf diesen Irrtum.
Mit Beendigung der Bauarbeiten 2007 ist das Bachhaus Eisenach nicht nur saniert, sondern auch mit einem modernen Anbau erweitert worden. Das führte auch zu einer vollständigen Erneuerung der Ausstellung.
Entdecke das Bachhaus Eisenach
Der Eingang zum Bachhaus befindet sich in dem Neubau des Museums. Von dort kann der Besucher einen Rundgang durch das historische Gebäude, den Neubau und den Garten unternehmen.
Bei meinem Besuch hatte ich das Glück, einer Vorführung im Instrumentensaal zuhören zu können. Auf fünf historischen Tasteninstrumenten spielte Mitarbeiter des Museums den Zuhörern kleine Ausschnitte aus den Werken Bachs vor und erklärte die Instrumente. Diese Veranstaltung dauert etwa 20 Minuten und war für mich nicht nur akustisch ein Genuss. Im Anschluss konnte ich dann noch einen Blick auf weitere barocke Instrumente der Museumssammlung werfen. Diese hätte ich natürlich auch zu gerne gehört, denn ich weiß zum Beispiel nicht, wie eine siebensaitige Gambe von 1725 klingt.
Historische Bachhaus
Im historischen Bachhaus begibt der Besucher sich anschließend auf eine Zeitreise durch das Leben und die Werke von Johann Sebastian Bach. Spannend finde ich jedesmal, wer wo gelebt hat. Bei einigen historischen Persönlichkeiten hat man das Gefühl, sie wären überall gewesen. Die wichtigsten Stationen im Leben von Bach waren neben Eisenach die Orte Ohrdruf (Lüneburg), Arnstadt, Mühlhausen, Weimar, Köthen und Leipzig. Spannenden, wen Bach an diesen Orten getroffen hat…. In Weimar hat der Komponist sogar einmal 4 Wochen in Haft gesessen.
Sehr erstaunt war ich ehrlich gesagt von dem Ausstellungsbereich, der sich mit der Familie von Johann Sebastian Bach beschäftigt. Er war doch tatsächlich zweimal verheiratet und hatte 20 Kinder!
Im Obergeschoss werden in drei Räumen ein Schlafzimmer, eine Wohnstube und eine Küche gezeigt, so wie sie im 17.Jahrhundert ausgesehen haben. Die Exponate stammen aus unterschiedlichen Quellen, sind aber nicht originale Gegenstände von Bach.
Besonders gut hat mir der Nachbau der theologischen Bibliothek von Bach gefallen. Die Zusammenstellung der Werke erfolgte auf Grundlage des Nachlassverzeichnisses von Bach. An Hörstationen bekommt der Besucher Erklärungen zu einigen der Bücher.
Ausstellungsbereich im Neubau vom Bachhaus Eisenach
Geht man durch die Küche im historischen Bau gelangt man in den Neubau des Museums. Der große moderne Ausstellungsraum behandelt drei Themenkomplexe unter den Titeln “Wie wir Bach sehen”, “Was wir von Bach wissen” und “Wie wir Bach spielen”.
Einladend hängen dort sogenannte Bubble Chairs in denen man gemütlich sitzen und fünf verschiedene Werke von Johann Sebastian Bach hören kann. Am liebsten wäre ich hier nicht mehr aufgestanden und hätte stundenlang der Musik zugehört.
Der Bereich “Wie wir Bach sehen” zeigt, wie das Bild, dass wir heute von Bach haben entstanden ist. Sogar eine Gesichtskonstruktion anhand von Schädelknochen wird hier vorgestellt. Der Bereich “Was wir von Bach wissen” behandelt die Forschung zum Komponisten. Hier kann man zum Beispiel Manuskripte und rekonstruierte handschriftliche Kompositionen sehen. Die “Wie wir Bach spielen” Ecke ist den Aufführungen von Bachs Werken nach seinem Tod gewidmet.
In der Mitte des großen Raums befindet sich das “Begehbare Musikstück”. Hier kann der Besucher an 13 Hörstationen die unterschiedlichsten Stücke und dazu passende Erläuterungen hören. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, eine filmisch inzinierte Bachaufführung auf einer 180 Grad Leinwand zu sehen. Ein einmaliges Erlebnis!
Adresse:
Bachhaus Eisenach
Frauenplan 21
D-99817 Eisenach
Öffnungszeiten:
täglich 10 – 18Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene: 12,-€
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Der Besuch im Bachhaus Eisenach fand im Rahmen einer Pressereise nach Thüringen statt.
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