Wer nach Eisenach kommt, wird sich spätestens hier mit Martin Luther beschäftigen. In der Altstadt steht das Lutherhaus, in dem heute ein kulturhistorisches Museum an das Leben Luthers erinnert.
Das Lutherhaus ist nicht nur eins der ältesten erhaltenen Fachwerkhäuser in Eisenach. Hier soll Luther auch bei der Familie Cotta gelebt haben.
Wer war Martin Luther?
Martin Luther ist 1483 in Eisleben geboren worden. Bekannt geworden und eine für die Geschichte wichtige Person, ist der Augustinermönch und Theologieprofessor als Reformator der Kirche in Deutschland. Er wollte die in seinen Augen bestehende Fehlentwicklung in der Römisch-katholischen Kirche beseitigen, sie reformieren und in ihrer ursprünglichen Gestalt zeigen. Auch wenn es nicht seine Absicht war, legte er so den Grundstein für die Spaltung der Kirche, aus der mehrere Konfessionen hervorgingen.
„Berühmt“ wurde Martin Luther für die Übersetzung des Neuen Testaments in die neuhochdeutsche Sprache.
Wie Luther nach Eisenach kam
Martin Luther verbrachte seine Schulzeit auf der Mansfelder Lateinschule und der Magdeburger Domschule. 1498 zog er nach Eisenach zu Verwandten seiner Mutter. Um sich etwas zu seinem Lebensunterhalt dazu zu verdienen, zog er als Kurrendesänger von Haus zu Haus. Dabei soll er, Erzählungen zur Folge, auf die Ratsherringattin Cotta gestoßen sein, die in Eisenach über viel Einfluß und Besitz verfügte. Dazu gehörte auch das heutige Lutherhaus, in dem er zeitweilig eine Unterkunft fand.
In der Pfarrschule St.Georg wurde Luther zu dieser Zeit unterrichtet. Er erweiterte zum Beispiel seine spirituellen Erfahrungen im Collegium Schalbense, das in enger Verbindung zu den Franziskanern stand.
Martin Luther kam im Laufe seines Lebens mehrmals zurück nach Eisenach. Während eines kurzen Besuchs im April 1521 hielt er zum Beispiel in der Georgenkirche eine Predigt. Später im Jahr wurde er auf die Wartburg gebracht und dort zu seiner eigenen Sicherheit „gefangen“ gehalten.
Im Dezember 1521 übersetze er innerhalb von nur elf Wochen das komplette Neue Testament aus dem Griechischen ins “Deutsche”. Zu dieser Zeit gab es noch keine einheitliche deutsche Sprache, deshalb entschied Luther sich bei seiner Übersetzung für die sächsische Kanzleisprache. Diese wurde im diplomatischen Schriftverkehr häufig genutzt und war daher relativ weit verbreitet.
Anfang März 1522 verließ Luther Eisenach und reiste nach Wittenberg. Er kehrte noch zweimal in die Stadt zurück, traf sich mit Bekannten und führte intensive Gespräche über die Religion. Bei seinem letzten Aufenthalt 1540 predigte er in der Franziskanerkirche.
Im Februar 1546 verstarb Martin Luther in seiner Geburtsstadt Eisleben.
Das Lutherhaus in Eisenach
Umfassende bauhistorische Untersuchungen haben ergeben, dass ein kleinerer Vorgängerbau des heutigen Lutherhauses bereits im Jahr 1269 existiert haben muss. Damit hat man nachgewiesen, dass dieses Haus zu den ältesten Fachwerkhäusern in Eisenach gehört. Um 1356 erweiterte der damalige Besitzer das Haus.
Wann genau die Familie Cotta Besitzer des Hauses wurde, lässt sich heute nicht mehr eindeutig klären. Sicher ist jedoch, dass es um 1500 gewesen sein muss und dass zu dieser Zeit dann auch Martin Luther dort wohnte.
Nicht nur bauliche Maßnahmen veränderten den Bau im Laufe der Jahre, auch die verschiedenen Besitzer hinterließen ihre Spuren. So war zum Beispiel in dem Gebäude zeitweilig eine Schänke untergebracht, dessen geschäftstüchtiger Besitzer die historischen Lutherstuben im Gebäude seine Gästen gerne gegen die Zahlung eines Eintritts zeigte. Dabei versicherte er natürlich, dass der berühmteste Bewohner des Hauses dort gewohnt und gearbeitet hatte.
Der Zweite Weltkrieg hinterließ glücklicher Weise am Lutherhaus in Eisenach nur wenige Schäden. Diese konnten recht schnell behoben werden. Bis 1953 betrieb dort dann eine Familie das Restaurant Lutherkeller. Ab 1955 nutzte die Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen das Gebäude und baute eine Luthergedenkstätte auf.
Seit 2013 existiert nun die „Stiftung Lutherstadt Eisenach“, die nach einigen Modernisierungsarbeiten ein modernes Museum gestaltet hat, das internationalem Museumsstandart entspricht.
Besuch der Dauerausstellung „Luther und die Bibel“
Über drei Etagen erstreckt sich eine informative multimediale Ausstellung, die mich begeistert hat.
Im Erdgeschoss wird zum Beispiel Luthers Schulzeit in Eisenach thematisiert. Sehr interessant fand ich, wie Luther seinen Weg in den Glauben und als Mönch gefunden hat und sich seine reformatorischen Ansichten entwickelt haben.
Martin Luther ist für seine Übersetzung der Bibel bekannt geworden. Sehr anschaulich werden im Lutherhaus in Eisenach die Schwierigkeiten und Herausforderungen bei der Arbeit dargestellt. So musste Luther einige Wörter „erfinden“, da es keine wirkliche Übersetzung für diese gegeben hat.
Im Zwischengeschoss des Hauses befinden sich die historischen Lutherstuben, die der Besucher besichtigen kann.
Im Obergeschoss der Ausstellung werden Beispiele dargestellt, wie Luther mit der Bibelübersetzung und seiner angestrebten Reform der Kirche noch viele Jahre nach seinem Tod die Welt beeinflusst hat. Dabei werden nicht nur die positiven Entwicklungen, sondern auch die Einflüsse thematisiert, die zum Beispiel das Leben von Millionen von Juden beeinflusst haben.
Ich fand eine Medienstation besonders interessant, an der Zitate aus der Bibel mit der identischen Stelle aus „anderen“ Bibeln verglichen wurde. So haben verschiedene Einflüsse aus der Politik und auch dem Glauben zahlreiche Interpretationen entstehen lassen, die den Inhalt den Interessen und Ideologien angepasst haben.
Ein Blick in den Innenhof
Durch eine Tür gelangt der Besucher in einen kleinen Innenhof. Hier steht eine Skulptur des Künstlers Ai Weiwei mit dem Namen „man in a cube“.
Der Künstler hat dieses Werk 2017 geschaffen und seit 2020 steht es dauerhaft im Hof des Museums. Der chinesische Künstler verarbeitet hier die Erfahrungen von Ungewissheit und Isolation nach seiner Verhaftung durch die chinesischen Behörden.
Über eine Treppe gelangt man in einen Laubengang, von dem aus ein wunderschöner Blick in den Hof möglich ist.
Sonderausstellung
Bei meinem Besuch im Lutherhaus in Eisenach konnte ich die Ausstellung „Erforschung und Beseitigung. Das kirchliche ‚Entjudungsinstitut‘ 1939-1945“ besuchen. Diese beschäftigt sich in einem extra Raum mit den Hintergründen, der Arbeit und den Nachwirkungen des „Instituts zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“. Dieses Institut gab es 1939 -1945 in Eisenach.
Die sehr informative Ausstellung beleuchtet die historisch-politischen Hintergründe und geistigen Wurzeln des Instituts. Nicht vergessen werden auch die Folgen und der mühsame Weg zur historischen Aufarbeitung.
Adresse:
Lutherplatz 8
99817 Eisenach
Öffnungszeiten:
Dienstag – Sonntag, Feiertage: 10-17 Uhr
geschlossen: Montag, 24.12. – 31.1.
Eintrittspreise:
Dauer- und Sonderausstellung
Erwachsene: 10,-
Dauerausstellung
Erwachsene: 8,-
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Der Besuch im Lutherhaus in Eisenach war ein Programmpunkt einer Pressereise nach Thüringen.
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