Der Domplatz von Utrecht ist einer der schönsten Orte der Stadt. Umgeben von der Domkirche, dem Domturm und einigen schönen Gebäude ahnt man kaum, was sich unter dem Kopfsteinpflaster verbirgt. Eine Reise zu DOMunder, 4,7 Meter unter das Kopfsteinpflaster, 2.000 Jahre zurück in die Zeit lässt die Vergangenheit lebendig werden. Was ich dort erlebt habe, war alles andere als ein staubiger Museumsbesuch.
DOMunder: Keine Vitrinen, sondern eine Zeitmaschine
Was ist DOMunder? Vergiss alles, was du über Führungen weißt. Hier geht es nicht darum, Artefakte in Vitrinen anzustarren. DOMunder ist eine interaktive Zeitmaschine. Die Reise führt abwärts, von der heutigen Oberfläche bis zu den römischen Fundamenten in 4,7 Metern Tiefe. Wir Besucher wurden von Touristen zu aktiven Entdeckern, die die Geheimnisse unter dem Domplatz erforschten.

Bevor die Führung beginnt, meldet man sich in der Touristinfo direkt am Domplatz. Hier erhält man seine Eintrittskarte. Wenige Häuser weiter befindet sich dann der Treffpunkt. Hier muss man alle Taschen (auch Handtaschen!) einschließen (kostenfreie Schließfächer vorhanden). Dann ging es die ersten Stufen hinab in zwei alte Kellerräume, und die Gegenwart blieb oben zurück.
So eine Erkundung haben wir bisher noch nie erlebt. Es war ein einzigartiges Abenteuer, das die Geschichte lebendig werden lässt.
Auf den Spuren römischer Legionäre
Die Geschichte Utrechts beginnt genau hier an der einstigen Grenze des Römischen Reiches. Um zu verstehen, wo wir hier stehen, muss man wissen: Der Rhein war damals der “Niedergermanische Limes” (heute UNESCO-Weltkulturerbe), die stark befestigte Nordgrenze des Imperiums. Dieser Limes bestand aus einer Kette von Festungen, Wachtürmen und Straßen, die das Reich vor germanischen Stämmen schützen sollte.

Um 45-47 n. Chr., während der Herrschaft von Kaiser Claudius, errichteten die Römer an einer strategischen Furt im Rhein eine Festung: das Castellum Trajectum, was so viel wie “Überquerung” bedeutet. Dieser Ort war die Keimzelle der Stadt Utrecht.
DOMunder und die Zeit der Römer
In den unterirdischen Ausgrabungen von DOMunder konnten wir diese früheste Epoche hautnah erleben. Archäologischen Funde werden nicht nur als “römische Überreste” dargestellt, sondern man erfährt eine zusammenhängende Geschichte eines Ortes am Rande des Imperiums. Dazu gehören die steinernen Überreste der ursprünglichen römischen Straßen, die einst von Legionären begangen wurden, sowie die Fundamente römischer Gebäude, die einen Einblick in die Architektur der damaligen Zeit geben.

Drama unter dem Dom: Als der Himmel über Utrecht zerriss
Nach dem Rückzug der Römer um 270 n. Chr. begann für den Ort eine neue Ära. Das ehemalige Militärlager wandelte sich über die Jahrhunderte. Auf den Fundamenten der römischen Festung entstanden nacheinander mehrere Kirchen, die schließlich in den Bau der Domkathedrale mündeten. Der Bau dieser Kirche erstreckte sich bis 1520.
Jetzt kommt der Teil der Geschichte, den ich so nicht kannte: Die heutige Domkirche ist nur ein Fragment. Wir sehen nur den Chor und das Querschiff. Das gewaltige Mittelschiff, das die Kirche mit dem freistehenden Turm verband, ist nicht mehr vorhanden.

Der Grund? Eine Katastrophe. Am 1. August 1674 fegte ein Tornado über Utrecht. Das Mittelschiff der Kathedrale, dessen Konstruktion möglicherweise noch nicht vollständig abgeschlossen oder unzureichend war, hielt der Gewalt des Sturms nicht stand und stürzte ein. Zurück blieben Turm und Chor – und zwischen ihnen eine riesige Lücke. Dieser Sturm, so tragisch er war, schuf unbeabsichtigt den berühmtesten Platz Utrechts, denn das Mittelschiff wurde nie wieder aufgebaut.
Mein Highlight: Mit der Hightech-Lampe zum Archäologen werden
Der Rundgang führte uns nun vom Keller auf den Domplatz. Mitten auf dem Platz, wo einst das Mittelschiff stand, führt eine weitere Treppe hinab – der eigentliche Eingang zu DOMunder.

Und hier wurde es erst richtig spannend. Unter der Erde werden die wahren Dimensionen greifbar. Wir standen inmitten der massiven, kolossalen Pfeilerfundamente, die einst das riesige Gewölbe des Kirchenschiffs trugen. Was für ein merkwürdiges Gefühl.
Hier bekommen wir die “intelligente Taschenlampe” ausgehändigt. Sie sieht etwas aus wie ein Megafone und auf Knopfdruck können wir den Lichtstrahl aktivieren. Jetzt begann der erstaunlichste Teil unseres DOMunder Erlebnisses. Wir schlüpften in die Rolle eines Archäologen.


Indem wir die Lampe auf einen bestimmten Fund – ein Fundament, ein Keramikfragment, einen römischen Stein – richteten, lösten wir ein Sensor aus. Diese Aktion erweckt die Geschichte zum Leben: Über einen Kopfhörer ertönen die Erklärungen eines Stadtarchäologen, animierte Filme werden auf die Wände projiziert und Bilder enthüllen, wie die Strukturen einst aussahen.

Für mich war es eine außergewöhnliche Erfahrung. Anstatt passiv Infos zu lesen, musste ich aktiv suchen, zielen und die Storys auslösen. Ich war eine Forscherin, lief nicht einfach nur an “Steinen” vorbei. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht!

Der Höhepunkt der Tour ist die Simulation des “schrecklichen Sturms” von 1674. Modernste Computeranimationen, Licht- und Soundeffekte haben uns die zerstörerische Kraft des Tornados hautnah miterleben lassen.
Lohnt sich der Besuch?
Auf jeden Fall! Ich habe selten so interessante „Steine“ erlebt. Hier ist Geschichte wirklich erlebbar und verständlich präsentiert. Die 70 Minuten waren viel zu schnell vorbei!
Besucherinformationen
Adresse
Touristeninformationszentrum / Utrecht Winkel
Domplein 9
3512 JC Utrecht
Eintrittspreise
Es wird dringend empfohlen, Tickets im Voraus online zu kaufen, da die Attraktion sehr beliebt ist und nur eine begrenzte Kapazität pro Führung haben.
Die Preise sind dynamisch, aber als Richtwert gelten für Erwachsene ca. 11,00 € bis 14,50 €. An Wochentagen außerhalb der Ferienzeiten können die Preise niedriger sein
Öffnungszeiten
täglich von 10:30 bis 17:00 Uhr
Die Dauer der Führung beträgt etwa 75 Minuten (1 Stunde und 15 Minuten).
Sprachen
Die Führungen werden auf Englisch und Niederländisch angeboten. Der Audioguides der Taschenlampe ist auch auf deutsch erhältlich.
Barrierefreiheit
Die Attraktion ist aufgrund von Treppen und unebenem Gelände nicht barrierefrei und für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich. Personen mit eingeschränkter Mobilität wird geraten, sich vorab direkt bei DOMunder zu informieren.
Gepäck / Taschen
Größere Taschen, Rucksäcke, Geldbörsen und Regenschirme sind in der unterirdischen Anlage nicht gestattet. Für die sichere Aufbewahrung stehen kostenlose Schließfächer zur Verfügung.
Der Besucht in Utrecht fand im Rahmen einer Pressereise statt.
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