Es regnet in Strömen, aber das kann uns nicht abhalten. Auch die Menschen, die früherer den Schmugglerweg im Kaiserwinkl gegangen sind, konnten keine Rücksicht auf das Wetter nehmen. Wir sind mehr oder weniger wasserdicht angezogen und starten die Tour in Kössen.
Der Schmugglerweg im Kaiserwinkl ist einer der erlebnisreichsten Wanderungen, die Tirol zu bieten hat. Dieser Themenweg verbindet die atemberaubende Natur der Entenlochklamm mit einer spannenden Geschichte und ist das perfekte Ausflugsziel für Familien, Abenteurer und Naturliebhaber.
Wie der Schmugglerweg zu seinem Namen kam
Die Route durch die Entenlochklamm ist uralt. Schon vor fast 2000 Jahren, zur Zeit der Kelten und Römer, war sie ein wichtiger Saumpfad, also eine Handelsroute für den Warentransport mit Lasttieren zwischen dem Norden (Bayern) und dem Süden (Tirol). Die enge, schwer einsehbare Schlucht bot eine direkte und diskrete Verbindung.
Ihre wahre “Berühmtheit” als Schmugglerroute erlangte der Weg jedoch in der Notzeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1960er Jahre. Aufgrund von Grenzkontrollen, Zöllen und dem Mangel an vielen Gütern florierte der illegale Grenzverkehr zwischen Österreich und Deutschland.
Was wurde geschmuggelt?
Der Bedarf an Schmuggelware war in Österreich und Deutschland recht unterschiedlich. Für die Schmuggler sicherlich sehr gut, denn sie konnten sie auf dem Hinweg eine andere Ware transportieren als auf dem Rückweg und es entwickelte sich ein florierendes Geschäft mit der Not der Menschen.
Von Deutschland nach Österreich gelangten vor allem Waren, die in Österreich knapp oder teuer waren. Dazu zählten in erster Linie Kaffee, Zigaretten und Rum. Aber auch Dinge wie Rasierklingen oder Bohnenkaffee waren begehrt. In die entgegengesetzte Richtung transportierte man hauptsächlich Vieh (vor allem Jungrinder) und große Käselaibe über die Grenze.
Die Schmuggler, oft einfache Leute aus der Region, die sich in der Not etwas dazuverdienen wollten, trugen die Waren in sogenannten “Kraxen” (Rückentragen) auf dem Rücken. Eine solche Ladung konnte bis zu 50 Kilogramm wiegen. Der Weg war beschwerlich und gefährlich, nicht nur wegen der steilen, wurzeligen Pfade, sondern auch wegen der ständigen Gefahr, von den Zöllnern (“Grenzern”) erwischt zu werden.
Die Route des Schmugglerwegs
Der Weg startet idealerweise in Kössen in Tirol. Vom Parkplatz vor der Touristeninformation aus folgt man einfach der Beschilderung. Wir haben unsere Tour, die bis Klobenstein führte, mitgetrackt. Wer möchte, kann dem Weg hier noch weiter bis nach Deutschland folgen. Für uns war aufgrund des Wetters die Tour in Klobenstein beendet und wir sind zurück mit dem Bus gefahren.
Von der Touristinformation folgt man der Beschilderung zum Mühlbachweg, unterquert die Bundesstraße und geht über die Staffenbrücke. Schon auf diesem Teilstück gibt es etwas zu entdecken. Auf dem Kreisverkehr stehen zum Beispiel zwei Steine, die etwas mit unserem Zielort zu tun haben. Wir kommen an der wunderschönen Kirche von Kössen vorbei (reingucken lohnt sich!).
Schließlich erreichen wir einen Weg, der sich der Teufelsstiege nähert. Hier gibt noch einen weiteren Parkplatz. Die Teufelsstiege ist eine sehr steile Stahltreppe mit 69 Stufen, die direkt vom Flussufer nach oben auf den Wanderweg führt. Von dort geht es nun hoch und runter entlang des Tals.
Die Strecke ist als leichte bis mittelschwere Wanderung einzustufen, ist aber für Kinderwagen nicht geeignet. Festes Schuhwerk wird empfohlen und war bei dem Regen auch sehr empfehlenswert. Im Winter und bei Hochwasser- oder bei Gewittergefahr ist der Weg nicht begehbar.
Der Weg verläuft größtenteils auf der originalen Trasse der Schmuggler. Man wandert auf schmalen, teils wurzeligen und felsigen Steigen, die einem ein Gefühl für die damaligen Strapazen vermitteln. Entlang des Weges gibt es mehrere spektakuläre Aussichtsplattformen, die grandiose Ausblicke auf die Schlucht und die umliegende Bergwelt des Kaiserwinkls bieten.
An mehreren Stellen entlang des Weges informieren Tafeln über die Geschichte des Schmuggels, die Geologie der Klamm und die Sage vom Klobenstein.
Ein besonderes Highlight sind die beiden mächtigen Hängebrücken, die die Großache in schwindelerregender Höhe überqueren und atemberaubende Tiefblicke in die Entenlochklamm ermöglichen. Die längere der beiden Stahl-Hängebrücken spannt sich über 55 Meter über die Entenlochklamm. Von dort oben kann man bei gutem Wetter beim Rafting zusehen. Wir haben einige Kanufahrer entdeckt, die sich mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut machten.
Wallfahrtskirche Maria Klobenstein
Über die untere der beiden Brücken gehend erreichen wir die andere Seite der Klamm. Mitten im Wald, wie aus dem Nichts, taucht die Wallfahrtskirche Maria Klobenstein auf. Sie wurde um einen riesigen, gespaltenen Felsblock herumgebaut.
Der Name “Klobenstein” bedeutet “gespaltener Stein” und geht auf eine eindrucksvolle Sage zurück, die den Ursprung der Wallfahrt begründet:
Einst war eine fromme Frau, je nach Überlieferung eine Bäuerin oder eine betende Frau aus Kössen, auf dem Weg durch die Schlucht. Plötzlich löste sich ein gewaltiger Felsbrocken vom Hang und drohte, sie zu erschlagen. In ihrer Todesangst rief sie die Muttergottes um Hilfe an. In diesem Moment geschah das Wunder: Der riesige Fels spaltete sich in zwei Hälften und kam so zu beiden Seiten der Frau zum Liegen, die unversehrt blieb.
Aus Dankbarkeit für diese wundersame Rettung wurde an dieser Stelle zunächst ein einfaches Marienbild aufgestellt. Der gespaltene Fels wurde schnell zu einem Ort der Verehrung und des Gebets.
Es hat sich ein lokaler Brauch entwickelt, der besagt, dass ein Wunsch in Erfüllung geht, wenn man den engen Spalt zwischen den beiden Felsenhälften durchquert, ohne dabei den Felsen zu berühren. Der Wunsch muss dabei still und immateriell sein. Besonders für Brautpaare soll der gemeinsame Durchgang eine lange und glückliche Ehe verheißen.
Was man heute als Wallfahrtskirche wahrnimmt, ist eigentlich ein Ensemble aus drei verschiedenen kleinen Sakralbauten, die über die Zeit entstanden sind:
Loretokapelle (1701): Dies ist die älteste der Kapellen. Sie wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts erbaut, um dem wachsenden Pilgerstrom einen würdigen Ort des Gebets zu geben.
Mariahilf- oder Gnadenkapelle (1731-1733): Da die Loretokapelle bald zu klein wurde, erbaute man diese größere Kapelle direkt an den Felsen. Sie beherbergt das barocke Gnadenbild – eine thronende Madonna mit Kind – das heute das Zentrum der Wallfahrt darstellt. Architektonisch ist sie schlicht gehalten, besticht aber durch eine reich stuckierte Flachdecke. Die beiden Kapellen wurden später miteinander verbunden.
Lourdes- oder Brunnenkapelle (1886): Unterhalb des gespaltenen Felsens befindet sich diese kleine Kapelle mit einer Lourdes-Grotte. Aus einem Brunnen sprudelt hier Quellwasser, dem eine heilende Wirkung, insbesondere bei Augenleiden, nachgesagt wird. Viele Besucher füllen sich hier etwas von dem “Heilwasser” ab.
Unabhängig von der religiösen Bedeutung wird der Ort von vielen Menschen als ein besonderer “Kraftort” empfunden.
Einkehrmöglichkeit unterhalb der Kapelle
Das Gasthaus Klobenstein befindet sich direkt bei der Wallfahrtskirche. Es gibt einen gemütlichen Gastraum und eine große Terrasse. Aufgrund des Regens zog es uns in den Gastraum, der sehr gut gefüllt war.
Im Gasthaus bietet ma traditionelle Tiroler Küche an. Uns stand der Sinn nicht nach herzhafter Küche sondern eher nach etwas Süßen. Zum Glück gab es Strudel!
So geht es weiter
Nach einer Pause kann man sich wieder auf den Weg machen. Dazu überquert man zunächst wieder die Hängebrücke und folgte der Ausschilderung.
Der Weg führt durch ein Naturschutzgebiet mit beeindruckenden Felswänden, Gletschertöpfen und schönen Kiesbänken an der Tiroler Ache bis nach Deutschland.
Ausgeschildert sind 2 Routen:
- Kleine Runde (ca. 1,5 – 2 Stunden): Von Kössen zur Wallfahrtskirche Klobenstein und über die beiden Hängebrücken wieder zurück. Diese Variante ist ideal für einen kürzeren Familienausflug.
- Grenzüberschreitende Wanderung (ca. 6,3 km, ca. 2 Stunden eine Strecke): Die gesamte Strecke von Kössen bis nach Schleching-Ettenhausen (oder umgekehrt). Für den Rückweg kann ein Bus genutzt werden.
Der Schmugglerweg als interaktives Abenteuer
Für Kinder und Abenteuerlustige gibt es eine “Schmugglerkarte” mit Rätseln und Aufgaben. Diese Karte erhält man kostenlos in der Touristinformation. Wir haben sie auch an einer Informationstafel in der Nähe des Kreisverkehrs entdeckt. Dort gab es auch Bleistifte für wichtige Notizen während der Tour.
Zusätzlich kann die “Locandy App” heruntergeladen werden. Als Wanderer schlüpft man selbst in die Rolle eines Schmugglers, muss eine bestimmte Ware über die Grenze bringen und dabei knifflige Aufgaben meistern.
Während der Wanderung gibt es einige Stationen. Hier startet man die App und hört Geschichten rund um den Schmugglerweg. Die Rätsel sind zum Teil nicht einfach. Wir sind einige Male gescheitert, haben aber auch nicht jede Station abgelaufen und so entscheidende Informationen nicht mitbekommen. Also besser keine Station verpassen!
Wer die Rätsel gelöst hat, kann sich in der Touristinformation in Kössen eine kleine Überraschung abholen!
Hat es uns gefallen?
Trotz Regen war die Wanderung einfach nur schön! Für mich hatte das Wetter sogar etwas besonderes. Die tief hängenden Wolken und der leichte Nebel machte die Umgebung fast noch realistischer. Es hätten eigentlich nur noch die Schmuggler gefehlt, die hier unterwegs gewesen wären.
Die Wanderung auf dem Schmugglerweg im Überblick
Eigenschaft | Details |
Schwierigkeit | Leicht bis Mittel |
Strecke | ca. 6-7 km (je nach Variante) |
Dauer | ca. 2 – 2,5 Stunden (Rundweg) |
Highlights | 2 große Hängebrücken, Entenlochklamm, Wallfahrtskirche Maria Klobenstein |
Start/Ziel | Parkplatz am Sportplatz Kössen oder Wanderparkplatz Ettenhausen (Bayern) |
Geeignet für | Familien mit Kindern (ab ca. 6 Jahren), Wanderer, Naturliebhaber |
Kinderwagen | Nein |
Gut zu wissen
Ja, Hunde sind erlaubt, sollten aber aufgrund des schmalen Weges und der Hängebrücken an der Leine geführt werden.
Nein, der Weg ist kostenlos und frei zugänglich.
Mit Kindern und Fotopausen sollte man entspannte 2,5 bis 3 Stunden für die klassische Runde über die Hängebrücken einplanen.
Die beste Zeit für die Wanderung ist von Mai bis Oktober. Im Winter ist der Weg gesperrt. Festes Schuhwerk mit guter Sohle ist ein Muss, da die Pfade teils wurzelig und steinig sind. Nimm ausreichend Wasser mit, auch wenn es eine Einkehrmöglichkeit gibt.
Der beste Ausgangspunkt ist der Parkplatz am Sportplatz in Kössen. Er ist gut ausgeschildert und bietet ausreichend Platz. Von hier aus ist der Einstieg in den Wanderweg nur wenige Gehminuten entfernt.
Die Wanderung fand im Rahmen einer Pressereise statt.
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