Ist man in Porto unterwegs, wird man auf Geschäfte treffen, die nur Sardinen in der Konservendose verkaufen und selbst in den Supermärkten ist das Angebot vom Fisch in der Dose riesig. Wir sind bei dem Besuch der Konservenfabrik Pinhais der Frage nachgegangen – wie kommt der Fisch in die Dose?
Zugegeben, als ich den Termin für die Führung in der Konservenfabrik Pinhais vereinbart habe, war ich etwas skeptisch. Was sollte man dort schon groß sehen können – die Verarbeitung ist doch mit Sicherheit maschinell. Wie sehr ich mich geirrt habe, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen.
Die Sardine
Die Atlantische oder auch Europäische Sardine ist ein Speisefisch. Der Fisch kommt hauptsächlich in den Gewässern des nordöstlichen Atlantiks, in der Nordsee, im Mittelmeer, im Maramarmeer und im Schwarzen Meer vor. Dort wird sie überwiegend mit Ringwaden und Treibnetzen gefangen.
Die Sardine hat einen fast zylindrischen Körper und kann etwa 27,5 Zentimeter groß werden. Das Fleisch hat einen Fettanteil von 5,2 Prozent.
Beliebt sind in Portugal und Spanien die Zubereitung auf dem Grill. Die etwas kleineren Fische werden gerne in Dosen eingelegt.
Wie der Fisch in die Dose kam…
Bekannte Methoden, einen Fisch haltbar zu machen sind das Einlegen in Salz, das Räuchern oder das Dörren.
1804 gründete der Franzose Nicolas Appert weltweit die erste Konservenfabrik. Erst 1812 erhielt der Engländer Peter Durand ein Patent, in dem die Verwendung von Konservendosen als Konservierungsgefäße beschrieben wurde. Ab 1880 begann man in Portugal die damals großen Vorkommen der Sardine vor den Küsten gezielter abzufischen und in den Sardinenkonservenfabriken zu konservieren. 1908 gab es alleine an der Algarve 29 Fabriken, die die Fischdosen herstellten.
Die Ölsardine ist in Pflanzenöl eingelegt. Die Konserve ist recht lange haltbar und der Fisch hat einen hohen Nährwert. Die Konservendose hat eine recht unverwechselbare Form. Die Dose ist klein, quaderförmig mit abgerundete Ecken und sie wird mit einem Zugring geöffnet.
Konservenfabrik Pinhais – Sardinen und Makrelen in der Dose
Die Konservenfabrik liegt nicht direkt am Meer, sondern mitten in Matosinhos. In der Stadt nur wenige Kilometer von Porto entfernt gab es bis vor einigen Jahren noch etwa 50 Sardinenfabriken mit etwa 6000 Mitarbeiter. Gut 200 Boote fuhren täglich hinauf auf das Meer und ihren Fang hat man in den Fabriken verarbeitet. Heute gibt es nur noch gut 20 Boote, die zum Sardinenfang hinaus fahren und auch die Anzahl der Betriebe in der Stadt ist drastisch gesunken.
Das Familienunternehmen Pinhas ist 1920 gegründet worden und zählt zu den ältesten Konservenfabriken in Portugal. Hier arbeiten etwa 160 Mitarbeiter.
Unsere Tour beginnt, als wir durch den alten Eingang der Firma treten. Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Die Fliesen auf dem Fußboden, die Fliesen an den Wänden und selbst die Treppe in der Eingangshalle sind noch im Originalzustand. Und schon hier merkt man, wofür die Familie sich begeistert. Selbst die Treppe bildet, wenn man genau hinguckt, die Form eines Fisches nach.
Nachdem wir einen Blick in den ehemaligen Behandlungsraum des Betriebsarztes geworfen hatten, ging es in ein Büro. Noch vor nicht allzu langer Zeit saßen hier die Büromitarbeiter. Hier scheint die Zeit genauso stehen geblieben zu sein. Der alte Firmensafe, Büromöbel, Telefone und der „Bestellungsaufzug“ zeigten uns, wie hier früher gearbeitet wurde. Den „Bestellungsaufzug“ fand ich besonders spannend. Kam eine Bestellung per Telefon rein, hängte man einen Zettel an ein Band und drehte dieses bis der Zettel in der Produktion angekommen war. Dort konnte der Auftrag dann bearbeitet werden.
Besuch der Produktion
Aber natürlich kann man während der Besichtigung der Konservenfabrik Pinhais nicht nur etwas über die Firmenphilosophie und -geschichte lernen, man erfährt auch alles über die Sardine in der Dose.
Nachdem wir passend ausgestattet worden waren, ging es direkt in die Produktion.
Und hier musste ich dann feststellen – bei Pinhais kommt der Fisch noch in Handarbeit in die Dose. Ganz ehrlich, das hatte ich so nicht erwartet. Von einer kleinen Plattform aus war es möglich, den laufenden Betrieb der Fabrik zu beobachten.
In der Konservenfabrik Pinhais beginnt die Verarbeitung des Fisches an den Waschtischen aus Marmor. Die Fische werden sortiert, entgrätet, der Darm entnommen, der Kopf abgetrennt gewaschen und einzeln in ein Gitterrost in einem Korb gestellt. Hier arbeiten alle Mitarbeiterinnen der Produktion mit. Es muss schnell gehen, damit die Ware frisch bleibt.
Die gefüllten Gitterkörbe kommen anschließend in einen Ofen und werden dort erhitzt. Danach kühlen die Sardinen ab.
Erst wenn der gesamte Fisch verarbeitet ist, wechseln die Frauen ihren Arbeitsplatz. Nun werden per Hand die 6 Zutaten vorbereitet, die in jeder Fischdose mit Öl der Firma zu finden sind. Man schält zum Beispiel Möhren, schneidet sie in Scheiben und legt sie dann in die Dose. Erst dann kommt der Fisch in die Dose. Dazu werden Flossen und Schwanz abgeschnitten und immer drei Fische in die Dose gelegt.
Der nächste Verarbeitungsschritt ist der einzige Schritt, bei dem in dieser Firma Maschinen verwendet werden. Das Olivenöl wird eingefüllt und die Dose maschinell verschlossen und gereinigt.
Fischdosen in Papier verpacken
Dann stapelt man die Dosen zunächst auf Paletten. Was nun in der Konservenfabrik Pinhais folgt, hat mich vollkommen überrascht. Jede einzelne Dose wird mit der Hand in Papier (einige auch in Papier und Folie) eingepackt und mit einem Klebestreifen zugeklebt. Auch diese Arbeit wird von den Mitarbeiterinnen durchgeführt, die für die Verarbeitung der Fische zuständig sind. Erst wenn der gesamte angelieferte Fisch in der Dose ist, geht es für sie an die Verpackungsstation. Uns hat man zunächst kurz gezeigt, wie man die Dosen einpackt und dann durften wir es selber ausprobieren.
Klar haben wir unser Werk fotografiert. Na, welche Dose stammt von uns? Unsere verpackte Dose konnten wir am Ende der Tour auch kaufen und mit nach Hause nehmen.
Die fertig verpackten Fischdosen können dann in den Verkauf gehen. Insgesamt 37 Arbeitsschritte hat es dann gegeben, bis man den Fisch essen kann.
Nachdem ich diesen Arbeitsprozess erlebt habe, kann ich den Preis, der man für die Konserven dieser Marke verlangt durchaus verstehen. Blieb nur die Frage – schmecken die Sardinen auch?
Fischtasting im Firmencafé
Die Führung endete im Café. Hier kann man, auch wenn man nicht an einer Führung teilgenommen hat, die Produkte probieren, zu Mittag essen oder auch nur etwas trinken.
Auf uns wartete schon das Fischtasting. Wir hatten uns zuvor für die „würzige“ Variante entschieden. Es gibt aber auch die Möglichkeit eine „normale“ Variante auszuwählen. Es standen zwei geöffnete Dosen und etwas Brot auf dem Tisch. Eine Dose enthielt Sardinen in Olivenöl, die andere Dose Makrelen in Tomatensoße.
Der Fisch war einfach nur köstlich. Ich hatte im Hinterkopf meine letzte gekaufte Supermarktdose, bei der der Fisch schon beim Angucken zerfallen war. Hier war der würzige Fisch fest und ließ sich in einem Stück aus der Dose heben.
Das Öl und auch die Tomatensoße waren sehr gut gewürzt, es blieb nicht ein Tropfen in der Dose zurück. Geschmacklich haben beide Angebote unseren Geschmack getroffen. Das Preis-Leistungsverhältnis ist mehr als gerechtfertigt.
Zum Abschluss haben wir dann noch im Shop gestöbert und natürlich haben wir auch die ein oder andere Dose gekauft.
Pinhais oder NURI – welche Dose nimmt man?
NURI ist die bekanntere Marke der Konservenfabrik Pinhais. Die Dosen werden überall auf der Welt verkauft. Die zweite Marke der Firma heißt Pinhais. Sie ist qualitativ hochwertiger (hat auch die schöneren Dosen) und die Dosen sind entsprechend teurer. Welcher Fisch aus welcher Dose besser schmeckt? Einfach ausprobieren…
Adresse:
Avenida Menéres 700,
4450-189 Matosinhos,
Portugal
Eintrittspreise:
Erwachsene: 15,-€
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Termine:
Es werden regelmäßig Führungen in Englisch, Portugiesisch, Französisch und Spanisch angeboten. Führungen in Deutsch gibt es für unregelmäßig oder auf Anfrage. Die Termine für die Führungen sollte man online nachsehen und auch direkt auf der Webseite des Anbieters buchen.
Vielen Dank für die deutsche Führung.
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