Die Stadt Matosinhos geht, wenn man an der Küste entlang läuft, nahtlos in die Stadt Porto über, man erkennt keine Stadtgrenze und keine Schilder weisen darauf hin.
Städtebaulich betrachtet, ist es bei einem Blick auf die Karte dann aber ganz eindeutig: Matosinhos und Porto werden durch den Praça da Cidade do Salvador und die anschließende Hauptstraße voneinander getrennt.
Mit der Metro ging es für uns in Richtung Matosinhos Küste. An der Station Matosinhos Mercardo stiegen wir aus. Hier wollten wir den Mercado, einen der größten Fischmärkte der Region, besuchen.
Fischhalle – Matosinhos Mercado
Die Markthalle ist ein retro wirkendes Gebäude, dass 1952 eingeweiht worden ist. Der Gebäudeentwurf ist allerdings älter, er stammt aus dem Jahr 1939 und zählte zu seiner Zeit zu den modernsten Gebäuden der Region.
Ein Blick auf die Nordfassade mit den Keramikplatten von Américo Soares Braga lohnt sich, bevor man das Gebäude betritt. Dort eröffnet sich einem eine große offene Halle, die an einer Seite über eine zweite Ebene verfügt.
Das bunte Markttreiben beginnt hier schon recht früh und als wir eintrafen waren einige Marktbetreiber bereits damit beschäftigt aufzuräumen. Trotzdem gab es jede Menge zu sehen: In der unteren Ebene reihte sich ein Fischstand an den nächsten. Überall lag die fangfrische Ware auf Eis. Im oberen Bereich gab es Stände mit Gemüse, Pflanzen und auch lebende Hühner habe ich gesehen.
Der Markt wird hauptsächlich von der ansässigen Bevölkerung genutzt. Touristen kommen natürlich auch dort hin. Da diese häufig nicht den frischen Fisch kaufen, da sie ihn im Hotel nicht zubereiten können, hat sich ein interessantes Verkaufskonzept entwickelt. Man kauft sich seinen Fisch an einem der Stände und lässt ihn in eins der Restaurants in der Markthalle bringen. Der Koch bereitet dann den Fisch zu und man kann ihn im Restaurant essen. Ganz preisgünstig ist das natürlich nicht. Neben dem Kaufpreis für den Fisch zahlt man auch eine Pauschale im Restaurant. Geht man einige Straßen weiter in ein Restaurant, ist das Essen mit Sicherheit preisgünstiger. Aber ob der Fisch dann auch so frisch ist? Ich finde diese Idee auf jeden Fall klasse.
Öffnungszeiten:
Montag: 7- 14 Uhr
Dienstag – Freitag: 6:30 – 18 Uhr
Samstag: 6:30 – 16 Uhr
Ponte móvel de Leça – die Brücke über Hafen
Von der Markthalle sind es nur wenige Schritte zu einer 2007 eingeweihten Brücke, die sich über den Hafen von Leixões erstreckt. Mit dem Bau der Brücke, die von Autos und Fußgängern genutzt werden kann, ist es nun viel einfacher möglich das Hafenbecken zu überqueren und man muss keinen langen Weg um das Hafenbecken nehmen. Das macht sich natürlich auch in der Nutzung bemerkbar. Der Verkehr rollte und auch zahlreiche Fußgänger waren unterwegs.
Ab und zu kommt der Verkehr allerdings zum Erliegen. Dann öffnet sich die mobile Brücke und ein Schiff fährt unter ihr hindurch. Durch das hydraulische Öffnungs- und Schließsystem und eine Vertiefung der Fahrrinne auf über 77 Meter ist es nun möglich, dass auch größere Schiffe ihre Waren im Hafen löschen können. Das macht den Hafen wettbewerbsfähiger und attraktiver für die Reedereien.
Während wir die Brücke überqueren, lagen einige größere Schiffe im Hafen, leider fuhr gerade kein Schiff durch die Brücke. Ich hätte doch gerne gesehen, wie sich sich öffnet und schließt.
Nachdem wir die andere Seite des Hafenbeckens erreicht hatten, schlenderten wir durch kleine Gassen in Richtung Strand.
Strand vom Matosinhos
Ende November, die Sonne scheint, Strandzeit…
Am Strand angekommen war ich wirklich überrascht. Was für ein breiter und wunderschöner Sandstrand, tolle Wellen und einige kleine Gebäude mit geöffneten Restaurants erwarteten uns.
Wir haben uns direkt am Strand auf die Terrasse eines Restaurants gesetzt und Kaffee getrunken. Was für ein traumhafter Blick auf das Meer. Stundenlang hätte ich die Wellen und die am Strand spielenden Hunde beobachten können. Zu einer wärmeren Jahreszeit kann man hier bestimmt gut am Strand liegen und im Meer baden.
Forte de Nossa Senhora das Neves
Nicht weit vom Strand entfernt, auf unserem Rückweg zur Ponte móvel de Leça, kamen wir an einem Fort oder Castelo vorbei. Das Gebäude ist unter den Namen Nossa Senhora das Neves, Forte de Leça da Palmeira oder Castelo de Matosinhos bekannt.
Baubeginn für das Castelo war um das Jahr 1638. Es sollte den Hafen der Stadt vor der Bedrohung durch Piraten und Korsaren verteidigen. Die Bauarbeiten zogen sich in die Länge. Man hat Dokumente gefunden, in denen 1701 noch immer von einer unfertigen Anlage gesprochen wird. Zu dieser Zeit war sie mit vier Geschützen bewaffnet und von acht Soldaten unter dem Kommando eines Leutnants bewacht. Erst um 1720 soll die Anlage fertig gestellt gewesen sein.
Entstanden war eine Seefestung des Typs Bollwerk, die einen Grundriss in Form eines vierzackigen Sternpolygons mit Wachtürmen und entsprechenden Kuppeln in den Scheitelpunkten aufweist. Es ist von außen durch schräge Vorhänge geschützt. Ein mächtiges Bauwerk, dass heute etwas hinter der Uferlinie liegt. Der Hafen ist von hier kaum zusehen, es sind Lagerhallen und Hafengebäude entstanden, die den direkten Zugang behindern.
Auf dem Weg zum Praça da Cidade do Salvador
Unser Weg führte uns weiter zurück über die Brücke und entlang des Hafens in Richtung des Praça da Cidade do Salvador. Hier direkt am Hafen befindet sich ein Fischrestaurant neben dem nächsten. Überall roch es verführerisch nach gebratenem Fisch und die Plätze vor den Restaurants waren fast alle belegt.
Gleich nach den Hafenanlagen zog es uns in eine kleine Grünanlage, dem Jardin do Senhor do Padrao.
Zimbório do Senhor do Padrao
Dort steht das Monument eines Heiligtums, dass heute eher unscheinbar am Rand der Grünanlage liegt. Das Monument, das auch unter den Namen “Senhor do Espinheiro” oder “Senhor da Areia” bekannt ist, stand Mitte des 20.Jahrhunderts noch direkt am Strand und war über viele Kilometer auch vom Wasser aus sichtbar. Es markiert den Ort, an dem der Legende nach das Bildnis des Bom Jesus de Bouças, später bekannt als Senhor de Matosinhos, erschien war.
Auch bei unserem Besuch war die Verehrung des Ortes durchaus erkennbar. Auf einer Bank standen Kerzen und Blumen. Schade nur, dass das wunderschöne Bauwerk durch einen Zaun geschützt werden muss. Zu gerne hätte ich es mir etwas näher angesehen.
Nur wenige Schritte weiter gelangt man an den Praia de Matosinhos. Noch bevor wir etwas am Ufer entlang spazieren konnten, kamen wir zu einem sehr eindrucksvollen Denkmal.
Tragédia no Mar
Am 2.12.1947 tobte ein schwerer Sturm vor der Küste Portugals. An diesem Tag ereignete sich eine der größten Schiffstragödien an der portugiesischen Küste. Vor der Stadt sanken vier Trawler und das Meer riss 152 Fischer in den Tod. Die Katastrophe überlebten nur 6 Männer. Zahlreiche Leichen spülte das Meer an Land, einige behielt es für immer. 71 Frauen wurden zu Witwen und 152 Kinder zu Waisen.
Die hier stehenden überlebensgroßen bronzene Figuren stellen Frauen und Kinder dar, die ihre Not, ihre Angst und ihren Schmerz auf das Meer hinaus schreien. Fast fühlt man ihren Schmerz, wenn man sich die Figuren genauer betrachtet. Ein Maler aus Matosinhos hat diese Szene gezeichnet und der Künstler José João de Brito aus diesem Bild die eindrucksvolle Skulptur geschaffen.
An der Uferpromenade entlang spazierend beobachten wir die Surfer in den Wellen, ballspielende Kinder und die Straßenhändler mit ihren Esskastanien. Dann erreichten wir den Endpunkt des Spaziergangs in Matosinhos.
Rotunda da Anémona – She Changes
Auf dem Praça da Cidade do Salvador steht eins der beeindruckendsten Kunstwerke, die ich seid langer Zeit im öffentlichen Raum gesehen habe.
An drei Stahlmasten, die 25-50 Meter hoch sind, hängt ein riesiger 20 Tonnen schwerer Stahlring. Der Ring ragt aufgrund der unterschiedlich hohen Stahlmasten schräg empor. An der tiefsten Stelle befindet er sich etwa 13,5 Meter und an der höchsten Stelle etwa 27 Meter über dem Boden. In diesen Ring hat man ein Stahlnetz eingehängt. Das gut eine Tonne schwere Netz besteht aus mehreren Maschenabschnitten mit unterschiedlicher Dichte.
Ich habe ein spannendes Video gefunden, das das Aufhängen des Netzes im Zeitraffer zeigt.
Das Kunstwerk erinnert mich an ein Fischernetz, das für mich den Fischfang und seine Tradition in der Stadt symbolisiert. Andere Beobachter verbinden die rot.weiß gestreiften Stahlmasten mit den rotweißen Schornsteinen der Fabriken, die hier in der Vergangenheit gestanden haben.
Ich finde es faszinierend, wie das Stahlnetz sich im Wind bewegt und immer wieder neue optische Eindrücke bietet.
An diesem großen Platz, der die „Grenze“ zu Porto bildet fahren zahlreiche Buslinien ab, die einen zur Metro oder direkt nach Porto fahren. Für uns der ideale Zielpunkt des Spazierganges.
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