Einen Besuch im Baskenland ohne den berühmten und einzigartigen Apfelwein getrunken zu haben – undenkbar! Am besten ist es in einer der Apfelweinkellereien vorbei zu schauen und den Apfelwein zu probieren.
In der baskischen Sprache wird Apfelwein als „sagardo“ bezeichnet (abgeleitet von „sagar“ für Apfel und „ardo“ für Wein). Apfelweinhäuser heißen „sagardotegi“.
Es gibt im Baskenland etwa 50 Apfelweinkellereien. Diese produzieren aus etwa 2.000.000 Kilo Äpfel 1.200.000 Liter Apfelwein pro Jahr. Das hatte ich nicht erwartet und war umso gespannter eine Kellerei kennen zu lernen.

Wie wird Apfelwein hergestellt?
Die Grundlage für einen guten Apfelwein sind die Äpfel. Dabei werden vor allem säurehaltige Sorten und sogenannte Kelteräpfel verwendet, die sich durch ihren hohen Tanningehalt und ihre Säure auszeichnen. Beliebt sind ältere Sorten wie Boskoop, Bittenfelder oder Holzäpfel, da sie ein intensives Aroma haben und die nötige Säure mitbringen. Diese Äpfel sind oft zu sauer, um sie direkt zu essen, aber perfekt für die Weinherstellung.

Nach der Ernte werden die Äpfel gründlich gewaschen und anschließend zerkleinert. Dies geschieht traditionell mit einer Obstmühle, die die Äpfel zu einer groben Maische verarbeitet. Die Apfelmaische pressen die Winzer in einer Obstpresse aus, um den Saft zu gewinnen. Dieser frische Apfelsaft ist die Basis für den Apfelwein. Der Saft enthält bereits natürliche Hefen, die später die Gärung einleiten.

Den frisch gepresste Apfelsaft füllt man in Gärbehälter. Diese bestehen traditionell aus Holz oder Edelstahl. Während der Gärung wandeln die Hefen den Zucker im Saft in Alkohol und Kohlendioxid um. Dieser Prozess dauert etwa 4 bis 8 Wochen und findet idealerweise bei einer Temperatur von 15 bis 20 Grad Celsius statt. Das Ergebnis ist ein Geschmack irgendwo zwischen süß und sauer mit einem Alkoholgehalt von 4,5%. Nach der Gärung wird der junge Apfelwein geklärt, indem er von der Hefe abgezogen wird. Dies geschieht durch Umfüllen in ein neues Fass. Der Apfelwein reift anschließend mehrere Wochen bis Monate, um sein volles Aroma zu entwickeln.

Nach der Reifung wird der Apfelwein in Flaschen abgefüllt oder direkt aus dem Fass serviert.
Der baskische Apfelwein
Der baskische Apfelwein unterscheidet sich deutlich von anderen europäischen Apfelweinen wie dem französischen Cidre oder dem asturischen Sidra und bietet ein unverwechselbares Geschmackserlebnis.

Er ist bekannt für seinen rohen, natürlichen und säuerlichen Geschmack. Er ist traditionell ohne Zuckerzusatz hergestellt, was ihm eine trockene, fast herbe Note verleiht. Der Alkoholgehalt liegt meist zwischen 4 und 6 %, und der Apfelwein ist in der Regel still, also ohne Kohlensäure. Die Farbe liegt zwischen blassgelb bis dunkler gelb.
Getrunken wird der Apfelwein bei Temperaturen, die zwischen 7 und 10 °C liegen. So können sich die Geschmacks- und Aromaeigenschaften besonders gut entfalten.
Besuch in einem Apfelweinhaus
Die Apfelweinhäuser befinden sich hauptsächlich im Nordosten des Baskenlandes. Die Apfelweinsaison dauert von der zweiten Januarhälfte bis Ende April. In Flaschen bekommt man den Wein das ganze Jahr über.

Normalerweise wird der Wein frisch vom Fass getrunken. Dazu gibt es herzhaftes baskisches Essen. Wer ein Apfelweinhaus besucht, sitzt in der Regel mit anderen Gästen gemeinsam an langen Tischen. Inzwischen sind die meisten Räume gut geheizt. Es gibt aber noch Ausnahmen, bei denen man in den ungeheizten Kellern sitzt oder an Stehtischen im Freien den Wein trinkt. Da heißt es gerade im Winter – warm anziehen!
Besondere Tradition hat der Fassanstich. Txotx bezeichnet eigentlich den Fassanstich, wird aber auch für den Stab verwendet, der das Loch des Fasses verschließt. Oft hört man den Ruf „Txotx“, wenn die Basken ihren Wein trinken.

Unser Besuch an der Kellerei beginnt schon vor der Tür mit einem kleinen Konzert. Unsere recht große Gruppe wird aufgeteilt und in den Fasskeller geführt. Jeder hat ein Glas in der Hand und nun muss es schnell gehen. Der Apfelwein fließt aus dem Fass und wir „fangen“ ihn mit unseren Gläsern auf. Es soll natürlich kein Tropfen verschwendet werden, also möglichst nichts verschütten und schnell die Position des Vorgängers einnehmen, wenn sein Glas gefüllt ist.

Trinken kann jeder, so viel man mag. Aber Vorsicht! Man merkt dem Wein kaum an, dass er Alkohol enthält und er steigt schnell in den Kopf! Traditionell werden an einem Abend verschiedene Fässer geöffnet und so auch verschiedene Weine verkostet.
Gibt es auch Essen?
Zum Glück gibt es auch etwas zu essen. Traditionelle baskische Küche wie gebratenem Kabeljau mit Paprika, Kabeljau-Omelette oder Käse mit Quitten und Walnüssen stehen oft auf der Speisekarte.
Wir konnten uns über frisch gegrillte Rinderrippenkoteletts (Txuleta) freuen. Auf riesigen Tellern brachte man immer mehrere Portionen an einen Tisch und teilte dann das Essen mit seinen Platznachbarn. Das Fleisch war hervorragend und passte gut zum Apfelwein.

Der Apfelwein ist wirklich Geschmacksache. Ich habe einige verschiedene Apfelweine während unserer Zeit im Baskenland probiert. Einige waren sehr geschmackvoll, andere etwas fade. Ich habe gemerkt, dass mir die sehr jungen Apfelweine nicht so gut geschmeckt haben. Besser fand ich die „älteren“ Apfelweine. Aber das wird jeder anders empfinden – also einfach durchprobieren! Dann findet man den Lieblings-Apfelwein.
Hier kann man gut Cider/Apfelwein /Sagardo trinken
Petritegi Sagardotegia
Eines der traditionellsten und bekanntesten Apfelweinhäuser im Baskenland ist Petritegi Sagardotegia. Das Apfelweinhaus wird als ein kulturelles Wahrzeichen beschrieben, das die Werte der baskischen Apfelweintradition repräsentiert.
Petritegi bietet ein klassisches Apfelweinhaus-Erlebnis mit einer großen Kapazität und Führungen.
Adresse:
Petritegi Bidea, 20115 Astigarraga, Gipuzkoa, Spanien

Zapiain Sagardotegia
Zapiain ist eine der meistverkauften Apfelweinmarken im Baskenland. Das Apfelweinhaus bietet ein traditionelles Sidrería-Erlebnis, insbesondere während der Apfelwein-Saison von Januar bis April.
Adresse:
Kale Nagusia, 96, 20115 Astigarraga, Gipuzkoa, Spanien
Sidrería Gurutzeta
Die Sidrería Gurutzeta befindet sich in Astigarraga, das als das Herz der Apfelweintradition im Baskenland gilt.
Adresse:
Gurutzeta Baserria, 20115 Astigarraga, Gipuzkoa, Spanien
Alorrenea Sagardotegia
Bietet ein klassisches baskisches Apfelweinhaus-Erlebnis.
Adresse:
Kale Nagusia, 70, 20115 Astigarraga, Gipuzkoa, Spanien
Sidrería Barkaiztegi
Diese Mosterei kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Den Familienbetrieb gibt es eit 1680. Sie ist bekannt für die Aufrechterhaltung der alten Traditionen der Apfelweinherstellung.
Adresse:
Barkaiztegi Bidea, 42, 20015 Donostia, Gipuzkoa, Spanien
Salaberria Sagardotegia
Dieses in San Sebastián gelegene Apfelweinhaus genießt hohes Ansehen und wird in zahlreichen Bewertungen hervorgehoben.
Adresse:
Barkaiztegi Bidea, 123, 20015 Donostia, Gipuzkoa, Spanien
Lizeaga
Lizeaga, das in einer Liste der besten Apfelweinhäuser Spaniens aufgeführt ist, ist eine weitere beliebte Wahl unter Apfelweinliebhabern.
Adresse:
Gartziategi Baserria, Ipintza Auzoa, 20180 Oiartzun, Gipuzkoa, Spanien
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