Der baskische Nationalsport Pelota (auch Pelota Vasca genannt) ist eine der traditionsreichsten und beeindruckendsten Sportarten Spaniens. Jai Alai oder Cesta-Punta ist eine Variante des baskischen Pelotaspiels. Wir haben bei Jai Alai Spielen zugeguckt und waren begeistert von dem Sport.
Die Ursprünge von Pelota
Historiker vermuten, dass Pelota auf antike Ballspiele zurückgeht, die bereits von den Römern gespielt wurden. Das römische “Harpastum”, ein Ballspiel, das Geschicklichkeit und Schnelligkeit verlangte, könnte ein Vorläufer sein. Mit dem Zerfall des Römischen Reiches wandelten sich diese Spiele und wurden im mittelalterlichen Europa weiterentwickelt.
In Frankreich entstand im 12. Jahrhundert eine Sportart namens Jeu de Paume, bei man den Ball mit der Hand spielte. Dieses Spiel verbreitete sich auch in den angrenzenden Regionen (auch im Baskenland) und wird heute als direkter Vorläufer von Pelota angesehen. Während Jeu de Paume in Frankreich später mit Schlägern gespielt wurde und sich zum modernen Tennis entwickelte, blieb das Baskenland bei der ursprünglicheren Variante: dem Spielen mit der bloßen Hand.
Die Spiele fanden zunächst auf öffentlichen Plätzen, oft gegen die Kirchenwand eines Dorfes, statt. Es waren nicht nur sportliche Wettkämpfe, sondern auch gesellschaftliche Ereignisse, bei denen sich die Dorfgemeinschaft versammelte.

Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich Pelota zu einem festen Bestandteil der baskischen Tradition. Besonders im 18. und 19. Jahrhundert gewann der Sport immer mehr an Beliebtheit. Zu dieser Zeit entstanden die ersten Frontones (Pelota-Spielfelder mit Wänden), die speziell für das Spiel konzipiert waren.
Im späten 19. Jahrhundert kam es zu einer weiteren wichtigen Entwicklung: Die Internationalisierung des Sports. Baskische Auswanderer brachten Pelota in die Neue Welt, insbesondere nach Lateinamerika und die USA. In Ländern wie Kuba, Mexiko und den Philippinen wurden Varianten des Spiels populär, wobei besonders Jai Alai viele Fans fand.
Im 20. Jahrhundert organisierte man Pelota Vasca schließlich offiziell. 1925 entstand die Federación Internacional de Pelota Vasca (FIPV), der internationale Verband, der die Regeln und Wettbewerbe für den Sport festlegte. Pelota fand seinen Weg in das Programm der ersten Weltspiele und war sogar Teil der Olympischen Spiele 1900 in Paris, wo man es als Demonstrationssport vorgestellte. Leider blieb es bei diesem einen olympischen Auftritt.
Seit 2000 gehört Pelota Vasca zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO.
Das Spielfeld – Der Frontón
Das Spielfeld, auf dem Pelota Vasca ausgetragen wird, nennt sich Frontón. Es ist ein speziell konzipiertes Spielfeld, das je nach Variante des Spiels unterschiedliche Maße und Eigenschaften aufweist. Der Frontón ist jedoch immer darauf ausgelegt, die Dynamik und Geschwindigkeit des Spiels zu unterstützen.

Ein klassischer Frontón besteht aus drei Hauptelementen:
- Frontis (Frontwand):
Die Frontwand ist das zentrale Element des Spielfelds, gegen die Spieler den Ball schlagen. Sie ist glatt, massiv und fest, damit der Ball präzise und schnell zurückprallt. Auf der Frontis befindet sich meist eine Markierungslinie (etwa 1 Meter über dem Boden), die anzeigt, dass der Ball oberhalb dieser Linie geschlagen werden muss, um gültig zu sein. - Lateral (Seitenwand):
Die Seitenwand erstreckt sich entlang einer Seite des Spielfelds, meist auf der linken Seite. Sie unterstützt die Spieler dabei, den Ball in Richtung Frontwand zu bringen und ermöglicht Winkel- und Taktikspiele. - Spielfeldboden:
Der Boden des Frontón ist meist aus Beton oder einem glatten Belag, der den schnellen Bewegungen der Spieler angepasst ist. Die Linien auf dem Boden markieren verschiedene Zonen, die je nach Spielart und Regeln wichtig sind. Diese Linien geben z.B. an, wie weit der Ball nach dem Aufschlag fliegen muss oder aus welcher Zone gespielt werden darf.
Einige Varianten von Pelota nutzen zusätzlich eine Rückwand (Rebote), um den Ball im Spiel zu halten. Die Größe des Frontóns variiert je nach Pelota-Variante, ist jedoch in der Regel standardisiert. Ein Standard-Frontón ist 30 bis 36 Meter lang. Die Breite beträgt in der Regel 10 Meter, wobei die Seitenwand nur auf der linken Seite des Spielfelds vorhanden ist. Die rechte Seite bleibt offen, um Platz für den Schiedsrichter oder Zuschauer zu schaffen. Die Frontwand hat eine Höhe von etwa 10 Metern, während die Seitenwand oft etwas niedriger ist (ca. 8 Meter).

Das Spielfeld ist durch Linien in verschiedene Zonen unterteilt. Wer das Spiel bisher noch nie gesehen hat, braucht eine Weile, um es genauer zu verstehen und die Funktion der Linien zu erfassen. Die Aufschlagslinie befindet sich etwa 7 Meter von der Frontwand entfernt und markiert den Punkt, hinter dem der Ball beim Aufschlag den Boden berühren muss. Weitere Linien geben an, wie weit der Ball nach einem Schlag fliegen darf, bevor er den Boden berührt.
Der Schläger
In vielen Pelota-Varianten wird ein Schläger verwendet, um den Ball zu schlagen. Diese Schläger sind speziell für die jeweilige Spielart konzipiert.
Der Pala ist der klassische Holzschläger, der man in der gleichnamigen Spielvariante verwendet. Diese Schläger sind robust und schwer, um den Ball mit maximaler Kraft gegen die Wand zu schlagen.
Die Cesta, auch als Chistera bekannt, ist das wohl charakteristischste Werkzeug im Pelota. Sie wird in der spektakulären Variante Cesta Punta verwendet und ist ein gebogener Korb, der am Handgelenk des Spielers befestigt ist.
In der Variante Frontenis, die starke Ähnlichkeiten mit Tennis aufweist, verwenden die Spieler ein Tennisschläger. Dieser ist jedoch speziell für das Spiel im Frontón angepasst wurde.

Der Ball – Herzstück des Spiels
Der Ball ist das zentrale Element in allen Pelota-Varianten, und seine Eigenschaften variieren je nach Spielart. Allen Bällen gemeinsam ist jedoch, dass sie äußerst robust und langlebig sein müssen, da sie mit großer Geschwindigkeit gespielt werden und starken Schlägen standhalten müssen.
Traditionell bestehen die Bälle aus einem harten Kern, der meist aus Holz oder Kautschuk gefertigt ist, und einer Lederummantelung, die für eine glatte Oberfläche sorgt. In einigen Varianten wird der Ball zusätzlich mit Wolle oder Baumwollfäden umwickelt, um ihn etwas weicher zu machen. Der Durchmesser und das Gewicht des Balls variieren je nach Disziplin. Ein typischer Ball für die Variante Mano (Handball) wiegt zwischen 90 und 120 Gramm und hat einen Durchmesser von etwa 5 Zentimetern. Für andere Varianten, wie Cesta Punta, sind die Bälle oft etwas größer und schwerer.

Bälle, die man in Varianten wie Cesta Punta oder Frontenis verwendet, können Geschwindigkeiten von über 200 km/h erreichen. Sie sind in der Regel weiß oder hell, damit sie sich gut von den dunklen Wänden des Frontóns abheben und gut sichtbar sin
Die Bälle lassen sich nur in Handarbeit herstellen und sind daher teuer. Während des Spiel müssen die Schiedsrichter die Bälle mehrfach tauschen. Sie sind nur 15 bis 20 Minuten spielbar und werden dann repariert.
Das Spiel
Wir nehmen auf der Zuschauer-Tribune Platz und ich bin froh, dass das Netz, das das Spielfeld begrenzt sehr stabil aussieht. Nachdem, was ich nun mehr über den Ball und die Geschwindigkeit während des Spiels weiß, möchte ich diesen nicht abbekommen.
Es betreten 4 Spieler das Spielfeld. Immer zwei Spieler bilden ein Team, die gut durch ihre Kleidung zu unterscheiden sind. Traditionell tragen die Spieler weiße lange Hosen, weiße Schuhe, ein farbiges Trikot und einen Helm. In einer Hand halten sie einen bananenförmig gebogenen Schläger. Aus Sicherheitsgründen halten die Spieler ihren Schläger ausschließlich mit der rechten Hand gespielt. So wird der Ball nicht direkt Richtung Zuschauer geschleudert.

Nach einigen Probeschlägen, die schon vermuten lassen, dass es gleich sehr athletisch wird, beginnt das Spiel. Immer abwechselnd schlagen die Teams den Ball an die Wand. Innerhalb des Teams müssen die Spieler nicht abwechselnd spielen. Es nimmt derjenige den Ball auf, der in der Nähe ist. Wird der Ball nicht regelkonform an die Wand gespielt oder eine Mannschaft schafft es nicht den Ball mit ihrem Schläger zu fangen, erhält der Gegner einen Punkt. Das Spiel endet, wenn eine Mannschaft eine bestimmte Punktzahl erreicht hat.
Was für ein Spiel!
Auch wenn ich nicht sofort die Regeln verstanden habe, hat es mich gleich in den Bann gezogen. Schnell, athletisch, kraftvoll und manchmal sogar mit fast artistischen Einlagen waren die Spieler auf dem Platz in Aktion. Der Ball flog oft so schnell, dass ich ihn kaum gesehen habe. Der klackende Laut, wenn der Ball auf der Wand oder dem Boden aufkam, ließ schon vermuten, wir hart die Schläge waren.
Für mich eine tolle Erfahrung und ich habe eine neue Sportart kennen gelernt. Sollte sich erneut eine Gelegenheit ergeben, bin ich mit Sicherheit wieder dabei!
Hier ein tolles Video, dass nicht nur etwas über das Baskenland, sondern vor allem über die verschiedenen Arten des Pelota berichtet.
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