Marienbad ist mehr als nur eine Augenweide prächtiger Architektur. Der wahre Schatz des weltberühmten Kurortes liegt tief unter der Erde. Dort schlummern drei einzigartige Naturheilmittel, die einen Aufenthalt zu etwas ganz Besonderem machen: heilsames Mineralwasser, das geheimnisvolle Mariengas und wohltuender Naturmoor.
Auf Basis dieser drei Schätze bietet Marienbad eine Fülle von Behandlungen an. Wir nehmen dich mit auf unsere Entdeckungsreise und zeigen dir, was dich in Marienbad erwartet.
Auf einen Blick
- Was: Kurangebot
- Wo: Marienbad, Tschechien
- Highlight: Trinkkuren, Mineralbäder, Mariengas
- Ideal für: Kurgäste mit spezifischen Beschwerden, Gäste ohne Kurerfahrung
Die Heilquellen: Ein Schluck Gesundheit (der nicht immer schmeckt)
In der unmittelbaren Umgebung von Marienbad entspringen über 100 Quellen, von denen rund 40 direkt im Stadtgebiet liegen. Doch anders als im nahen Karlsbad ist das Wasser hier nicht heiß, sondern mit 8 bis 10 °C erfrischend kühl. Der Vorteil: Die wertvolle Kohlensäure bleibt im Wasser gebunden und kann vom Körper besser aufgenommen werden.

Jede Quelle besitzt eine einzigartige Zusammensetzung von Mineralien und Spurenelementen.
Die Trinkkur ist ein wichtiger Bestandteil der Heilkur in Marienbad. Sie ist eine ärztlich verordnete medizinische Prozedur. Der Kurarzt legt nach einer eingehenden Untersuchung fest, welche Quelle in welcher Menge (typischerweise 1 bis 2 Liter pro Tag) und zu welchen Zeitpunkten getrunken werden soll.
Das “Flanieren” während des Trinkens in den Kolonnaden oder Parks ist ein wichtiger Bestandteil der Trinkkur. Der Kreislauf wird angeregt und die Verstoffwechselung der Mineralien unterstützt.

Die Wirkung ist direkt und vielfältig: Je nach Quelle wirkt das Wasser harntreibend, beeinflusst die Säure-Basen-Balance, reguliert die Verdauungstätigkeit von Magen, Darm, Leber und Galle, wirkt schleimlösend oder gleicht Mineralstoffmängel aus.
Unsere Quellentour – ein Selbstversuch
Überall in der Stadt findest du ausgeschilderte Wege zu den Quellenpavillons. Natürlich mussten wir probieren! Ein kleiner Tipp vorweg: Wenn du keine ärztliche Verordnung hast, genieße das Wasser nur in kleinen Schlucken.

Zu den wichtigsten Quellen zählen:
- Waldquelle: Top bei Atemwegserkrankungen. Ideal zum Inhalieren und Trinken.
- Rudolfquelle: Mit ihrem hohen Gehalt an Kalzium und Magnesium ist sie eine der schmackhaftesten Quellen. Sie wird bei entzündlichen Erkrankungen der Harnwege und zur unterstützenden Behandlung von Osteoporose empfohlen.
- Kreuzquelle: Ein Kraftpaket für die Verdauung. Wegen ihrer abführenden Wirkung mit Vorsicht genießen!
- Karolinaquelle: Sie ist reich an Magnesium und eignet sich daher zum Ausgleich von Magnesiummangel.
- Ambrosiusquelle: Ihr hoher Eisengehalt prädestiniert sie für die Behandlung von Eisenmangelzuständen.
- Ferdinandquelle: Diese Quelle wird ebenfalls bei Stoffwechsel- und Verdauungserkrankungen eingesetzt.

Und wie schmeckt’s?
Ehrlich gesagt: gewöhnungsbedürftig. Das Wasser ist kalt und sehr metallisch. Mein Geschmack war es nicht, aber wie heißt es so schön: „Was hilft, muss nicht schmecken!“ Patrick fand den Geschmack auf jeden Fall besser als beim Quellwasser in Karlsbad.
Mariengas: Baden, ohne nass zu werden
Neben den Mineralquellen verfügt Marienbad über eine weitere geologische Sensation: das Mariengas. Es handelt sich hierbei um ein natürliches, trockenes Quellgas vulkanischen Ursprungs, das zu 99,7 % aus reinem Kohlendioxid besteht.
Dieses Gas löst sich im Grundwasser und reichert dieses auf natürliche Weise an, was die hohe CO₂ – Konzentration im Mineralwasser erklärt.
Therapeutisch wird es auf zwei Weisen genutzt: als Gasinjektion gegen Schmerzen oder im trockenen Gasbad.
Unser Abenteuer im blauen Sack
Auf unserem „Schnupper-Therapie-Plan während unseres Aufenthaltes im Hotel Ensana Nové Lázně stand der Besuch eines Trockenbades. „Trockenbad“ – was sollten wir uns darunter vorstellen? Die Neugier war riesig.
Es war schon recht merkwürdig einen blauen „Müllsack“ ausgehändigt zu bekommen und mit der Anweisung „ausziehen, einsteigen und hinlegen“ zunächst alleine gelassen wurden.

Gesagt, getan.
Wenig später kam eine Mitarbeiterin und schnürte den Sack unterhalb der Brust zu. Mit einer Düse (sie erinnerte mit an eine Pumpe für Autoreifen) füllte sie dann den Sack prall mit CO₂-Gas auf. Wir sahen aus wie ein prall gefülltes blaues Würstchen.

Dann hieß es 20 Minuten ruhig liegen und entspannen. Zugegeben, die ersten Minuten waren komisch. Aber dann spürte ich ein leichtes Kribbeln an den Beinen. Das Gas dringt durch die Haut ein, erweitert die Blutgefäße, senkt den Blutdruck und kurbelt die Durchblutung an. Wie bei jeder Kurbehandlung gilt aber auch hier: Für einen echten Effekt braucht es mehrere Anwendungen, aber die Erfahrung war einmalig!

Das Mineralbad: Sprudelnde Entspannung im königlichen Ambiente
Balneotherapie und Hydrotherapie nutzt die äußere Anwendung des Heilwassers in Form von Bädern und Duschen. Es werden zum Beispiel folgende Therapien angeboten:
- Mineralbäder:
Diese Bäder zeichnen sich durch einen hohen Gehalt an freiem CO₂ aus. Das Gas wird über die Haut aufgenommen, erweitert die Gefäße und führt zu einer Senkung des Blutdrucks sowie einer tiefen Entspannung der Muskulatur. - Moorbäder:
Hier wird das mineralreiche Moor mit Wasser vermischt. Sie eignen sich hervorragend zur Behandlung von chronischen Entzündungen und rheumatischen Beschwerden des Bewegungsapparates. - Hydroxeur:
Eine Form der Unterwassermassage, bei der bis zu 230 Düsen einen feinen Massagestrom erzeugen. In Kombination mit dem Auftrieb des Wassers führt dies zur Entlastung der Gelenke, zur Anregung des Kreislaufs und hilft bei Arthrosen und funktionellen Nervenstörungen.

Während Patrick ein Mineralbad in einem klassischen Behandlungsraum erlebte, durfte ich die berühmte Königskabine von Edward VII. genießen. Schon beim Betreten fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt. Die prunkvolle Kabine wurde 1896 erbaut und ist mit ihren Originalfliesen und der historischen Einrichtung fast unverändert erhalten. Hier hat also wirklich der britische König während seiner neun Aufenthalte in Marienbad entspannt!

Man steigt in pures, angenehm temperiertes Mineralwasser. Ich bildete mir einen leicht metallischen Geruch ein, der aber schnell verflog. 20 Minuten bleibt man in dem Bad liegen und entspannt. Bei jeder Bewegung spürte ich, wie Tausende kleiner CO₂-Bläschen an meiner Haut prickelten.
Danach ruht man eingewickelt im Handtuch nach. Nach einer einmaligen Anwendung ist es natürlich unmöglich etwas über die Wirkung zu sagen. Aber der Effekt der Entspannung der verspannten Muskulatur ist auf jeden Fall spürbar.
In dieser historischen Atmosphäre zu baden, war ein absolutes Highlight.
Ein Tipp: Fragt bei der Buchung im Hotel Ensana Nové Lázně gezielt nach dieser Kabine (sie kann kostenpflichtig gebucht werden) – es ist ein unvergessliches Erlebnis!
Die Kraft aus der Erde: Wärmende Moorpackungen
Das dritte Naturheilmittel ist der heimische Torf, auch als Peloid bekannt. Die therapeutische Eigenschaft dieser Peloide ist ihre außergewöhnlich hohe Wärmebindungskapazität.

Für Moorpackungen wird das Naturmoor auf Temperaturen um 40 °C erhitzt und auf die schmerzende Körperstelle aufgetragen. Diese tief eindringende Wärme wirkt bis ins Innere des Körpers, entspannt die Muskulatur, regt den lokalen Stoffwechsel an und fördert die Durchblutung.
Zusätzliche Anwendungen / Angebote
Die klassischen Kuren werden durch unterstützenden Maßnahmen ergänzt. Dazu gehören zum Beispiel:
- Diät-Therapie: Sie ist ein Bestandteil bei der Behandlung von Magen-Darm- und Stoffwechselerkrankungen.
- Physikalische Therapie: Verfahren wie Elektrotherapie zur Schmerzlinderung, Magnetfeldtherapie zur Förderung der Heilung und therapeutischer Ultraschall.
- Bewegungstherapie: Ein Angebot an Massagen, Einzel- und Gruppengymnastik (auch im Wasser), Atemübungen und Nordic Walking zielt darauf ab, die motorischen Funktionen wiederherzustellen und den Heilungsprozess aktiv zu unterstützen.

Ist eine Kur in Marienbad das Richtige für dich?
Eine Kur ist ideal, um gezielt etwas für die Gesundheit zu tun. Besonders wirksam sind die Behandlungen bei:
- Rücken- und Gelenkschmerzen: Arthrose, Rheuma oder nach orthopädischen OPs.
- Nieren- und Harnwegserkrankungen: Chronische Entzündungen werden gelindert.
- Atemwegsproblemen: Chronische Bronchitis oder Asthma.
- Stoffwechselerkrankungen: Übergewicht, Gicht oder Diabetes.
- Herz-Kreislauf-Beschwerden: Bluthochdruck und Durchblutungsstörungen.
- Stress und Erschöpfung: Die entspannende Wirkung der Anwendungen ist unbezahlbar.
Gut zu wissen: So läuft eine Kur ab
Ein Kuraufenthalt ist kein reiner Wellness-Urlaub, sondern ein medizinisch begleiteter Prozess.
Die Erstuntersuchung
Jede ernsthafte Heilkur in Marienbad beginnt mit einer obligatorischen ärztlichen Eingangsuntersuchung. Erfahrene Kurärzte, die direkt in den Kurhotels praktizieren, führen diese Konsultation durch.
Der individuelle Behandlungsplan
Basierend auf den Ergebnissen der Eingangsuntersuchung wird ein detaillierter, individuell abgestimmter Behandlungsplan erstellt. Dieser Plan ist quasi der “Stundenplan” für die Kur und listet präzise auf, welche Anwendungen an welchen Tagen und zu welchen Uhrzeiten stattfinden.

Dauer, Intensität und die „Kur-Reaktion“
Die Wirksamkeit einer Kur hängt von ihrer Dauer ab. Die optimale Aufenthaltsdauer beträgt 14 Tagen. Der Grund dafür liegt in einem Phänomen, das als “Kur-Reaktion” bekannt ist. Typischerweise tritt diese Reaktion am dritten oder vierten Tag der Kur auf und kann sich in einer vorübergehenden Verschlechterung des Allgemeinbefindens, Müdigkeit oder einer leichten Symptomverstärkung äußern. Das ist ein gutes Zeichen! Der Körper beginnt zu arbeiten und sich zu regenerieren.
Wichtig: Eine Kur ist nicht geeignet bei akuten Infektionen, schweren Herzerkrankungen, während einer Schwangerschaft oder kurz nach einer Krebsbehandlung.
Marienbad hat uns gezeigt, dass eine Kur alles andere als verstaubt ist. Es ist eine faszinierende Möglichkeit, die Heilkräfte der Natur am eigenen Körper zu spüren und sich eine nachhaltige Auszeit für die Gesundheit zu gönnen.
Unser Aufenthalt fand in Kooperation mit dem Hotel Ensana Nové Lázně und der Claasen Communication GmbH statt.
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