Karlsbad gehört zu den bekanntesten Kurstädten in Europa. Seine heilenden Quellen und die Trinkkuren lassen seit Jahrhunderten Menschen aus aller Welt anreisen.
Schon im 14.Jahrhundert war die Wirkung der Karlsbader Thermalquellen bekannt. In dem kleinen Ort Vary (Warmbad) nutzten die Menschen diese zum Baden. 1370 erhob der böhmische König und römisch-deutsche Kaiser Karl IV. den Ort zur Königsstadt. Mit dem Zusatz seines Namens versehen, hieß der Ort nun Karlovy Vary / Karlsbad.
Die Thermalquellen in Karlsbad entspringen in etwa 2000 Metern Tiefe. Das Wasser ist stark mineralhaltig (etwa 6g gelöstes Salz auf 1 Liter Wasser). Zunächst nutzte man das Wasser nur zum Baden, ab dem 16.Jahrhundert begann man das Wasser in den Karlsbader Trinkkuren einzusetzen. Es gibt in Karlsbad 12 Quellen, die der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Jede der Quellen ist aufgrund ihrer mineralischen Zusammensetzung, dem Kohlendioxidgehalt und der Temperatur einzigartig. Und jede Quelle hat so auch eine andere Wirkung.
Das Trinken der mineralhaltigen Quelle wird in Karlsberg schon fast zelebriert. Schlendert man vor den typischen Essenszeiten durch die Fußgängerzone trifft man überall auf Kurgäste mit ihren Porzellan Schnabeltassen. Wir haben uns auch eine Tasse (allerdings eine ganz kleine Tasse) gekauft, um etwas Wasser zu schlürfen. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass wir das Wasser nur getestet haben und an den 7 Tagen sehr wenig aus den Quellen getrunken haben. Da wir nicht wussten, welche Quelle welche Wirkung auf den Körper haben würde, waren wir sehr vorsichtig. Für eine richtige Karlsbader Trinkkur ist die Zusammenarbeit mit einem Arzt unbedingt notwendig.
Was ist eine Karlsbader Trinkkur?
Wer in Karlsbad zur Kur ist, wird in seinem Behandlungsplan mit Sicherheit auch eine Trinkkur finden. Ein Arzt legt dabei fest, aus welcher Quelle zu welcher Zeit getrunken werden muss. Normaler Weise wird das Wasser vor dem Essen getrunken. Aus einem Karlsberger Trinkbecher mit 200 Gramm Füllmenge soll dann das Wasser möglichst innerhalb von 3-10 Minuten getrunken werden. Hat der Arzt verschiedene Quellen festgelegt, soll man zwischen den einzelnen Quellen 5-10 Minuten Pause machen.
10 Gebote einer Karlsbader Trinkkur
- Das Wasser sollte nur in Absprache mit einem sachkundigen Kurarzt konsumiert werden.
- Man trinkt das Wasser möglichst in der Nähe der Austrittsstelle, damit die Heilwirkung sich voll entfaltet kann.
- Es wird empfohlen, nur die Karlsbader Porzellan Schnabeltassen zum Trinken zu verwenden.
- Alkohol und Tabak sollte nicht mit dem Wasser kombiniert werden.
- Die Karlsbader Trinkkur ist mit Bewegung zu kombinieren. Deshalb in kleinen Schlucken trinken und dabei spazieren gehen!
- Jede Trinkkur wirkt nur, wenn man eine positive seelische Einstellung hat. Trinken in ruhiger und entspannter Atmosphäre fördert die Gesundheit!
- Die Trinkkur ist besonders wirksam, wenn sie in bestimmten Intervallen mit ärztlicher Absprache wiederholt wird.
- Andere Kurgäste bitte beim Trinken nicht stören.
- Das Gießen der Pflanzen mit dem Quellwasser ist verboten. Das Wasser darf man auch nicht auf den Boden schütten.
- Bitte aus hygienischen Gründen die Austrittsstellen der Quellen nicht berühren.
Heilwirkung der Quellen
Das Wasser der Quellen in Karlsbad soll folgende Krankheiten heilen:
- Leberkrankheiten
- Erkrankungen der Gallenblase
- Magenkrankheiten
- Bauchspeicheldrüsekrankheiten
- Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre
- Darmverstopfung
- Entzündung des Dickdarmes
- Zuckerkrankheit
- Fettleibigkeit
- Gicht
- Harnröhrekrankheiten
- Erkrankungen des Bewegung- und Stützappartes, wie zum Beispiel degenerative Störungen an der Wirbelsäule und den Gelenken
- Zahnfleischerkrankungen
- verschiedene Allergien
Quellen für Trinkkuren
In den Karlsbader Kolonnaden werden alle Brunnen mit Quellwasser der Thermalquellen gespeist. Wir haben uns etwas umgesehen.
Schlangenquelle in der Garten- oder Parkkolonnade
Eine der schönsten Kolonnaden befindet sich im Antonin Dvorák Park. 1881 von zwei Wiener Architekten erbaut, steht die gusseiserne Kolonnade direkt an einer Fußgängerzone. Hier befindet sich seit 2001 die sogenannte Schlangenquelle, eine der jüngsten Karlsbader Quellen. Die Schlangenquelle oder Pramen Hadí war bei unserem Besuch aufgrund von Bauarbeiten leider abgestellt. Sie enthält weniger Mineralien als die anderen Quellen, dafür ist der Kohlendioxid Anteil aber größer.
Parkquelle
Parkquelle (Pramen Sadový) entdeckte man in der Mitte des 19.Jahrhunderts, als man das Fundament für das Militärkurhaus baute. Sie befindet sich heute im Innenhof des Kurhauses und man kann hier täglich von 6-18.30 Uhr das Wasser für die Trinkkur holen.
Freiheitsquelle
In der Fußgängerzone steht ein wunderschöner hölzerner Pavillon. Hier sprudelt seit 1865 die Freiheitsquelle (Pramen Svoboda) in einen kleinen Brunnen. Die Bänke im Pavillon sind immer gut besetzt und die Gäste der Stadt trinken hier das 60 Grad warme Wasser aus den typischen Schnabeltrinkbechern. Ich habe mir hier auch etwas Wasser abgefüllt und es vorsichtig aus unserem Becher geschlürft. Es schmeckt echt gesund.
Mühlbrunnenkolonnade
Die Größte der Karlsbader Kolonnaden ist über 130 Meter lang und 13 Meter breit. Das Gebäude im Neorenaissance-Stil ist von 1871-1881 erbaut worden. Als wir in Karlsbad waren, fanden gerade Renovierungsarbeiten an der Decke und den 124 Säulen statt. So konnte man leider nicht durch die Kolonnaden spazieren. Die 5 Thermalquellen, die dort sprudeln waren trotzdem erreichbar.
Felsenquelle (Pramen Skalní)
1845 fing man diese Quelle zum ersten Mal künstlich auf. Zuvor sprudelte das 45 Grad warme Wasser direkt in die Teplá. Ende des 19 Jahrhunderts legte man dann den Brunnen in die Mühlbrunnenkolonnade.
Libussaquelle (Pramen Libušin)
Vier kleinere Quelle fließen zur Libussaquelle zusammen. Das Wasser wird erst seit Ende des 19.Jahrhunderts im dem Bau der Kolonnaden aufgefangen. Der Kohlendioxidgehalt des 60 Grad warmen Wassers ist sehr gering.
Fürst Wenzel Quellen (Pramen Kníže Václav I und II)
Diese Quelle hat man 1784 unter einem Felsen entdeckt. Heute leitet man sie in zwei Brunnen ab. Einer davon steht in den Mühlbrunnenkolonnaden, der zweite liegt vor den Kolonnaden. Das Wasser aus dieser Quelle verwendet man nicht nur für Trinkkuren in Karlsbad, es dient auch zur Herstellung des Karlsbader Heilsalzes.
Rusalka Quelle (Pramen Rusalka)
Bis 1945 trug die Quelle den Namen Novy Pramen (neue Quelle) und das obwohl sie bereits seit dem 16.Jahrhundert sprudelt. Lange Zeit konnte man das Wasser in der heute nicht mehr existierenden Neubrunnenkolonnade bekommen.
Mühlbrunnen
Der Mühlbrunnen (Pramen Mlýnský) ist seit dem 16.Jahrhundert bekannt und wurde für Kurbäder verwendet. Früher gab es das Wasser aus diesem Brunnen sogar in den Apotheken in Tschechien zu kaufen.
Schlosskolonnaden
Oberhalb der Marktkolonnade liegt die Schlosskolonnade. Sie ist 1911-1913 erbaut worden. Hier kommt nur ein Teil des Wassers einer Quelle an, den zweiten Teil leitet man zur Marktkolonnade um. Das Wasser, das in der Schlosskolonnade ankommt, ist ausschließlich für die Kurgäste des Schlossbades gedacht.
Marktkolonnaden
Sehr beeindruckend finde ich das wunderschöne Gebäude der Marktkolonnaden. Der weiße Holzbau entstand 1883 und beherbergt 3 Quellbecken. Hier musste ich einfach alle 3 Quellen probieren, in der Hoffnung, geschmackliche Unterschiede entdecken zu können.
Marktquelle (Pramen Tržní)
1838 entdeckte man diese Quelle. Einige Male verschwand sie plötzlich, tauchte wieder auf und sprudelt heute dank einer Bohrung kontinuierlich. Das Wasser ist etwa 62 Grad warm, wenn es aus dem Rohr in das Becken fließt.
Quelle Karls IV. (Pramen Karla IV.)
Es wird erzählt, dass es genau diese Quelle war, die Karl IV. dazu brachte, seinen Namen für das Kurbad zu her zu geben. Das Wasser ist 64 Grad warm und soll bei der Heilung seiner schmerzenden Glieder geholfen haben.
Untere Schlossquelle
Die untere Schlossquelle wird durch einen Teil des Wassers aus der Schlossquelle gespeist.
Nachdem ich das, so finde ich, sehr metallisch und leicht muffig schmeckende Wasser der drei Quellen getrunken hatte, muss ich festhalten – mir schmeckt es nicht. Ich habe auch keinen Unterschied heraus geschmeckt. Was aber sehr auffällig war, dass ich sehr schnell einen völlig verschleimten Hals hatte und das Gefühl verspürte, mich ständig räuspern zu müssen. Geschmacklicher Fan werde ich nicht von der Karlsbader Trinkkur, aber wer weiß, in der richtigen Kombination hilft es bestimmt.
Sprudelkolonnaden
Der Betonbau der Sprudelkolonnaden hat nicht nur den Sprudel, einem der Hauptattraktionen der Stadt vor der Tür, im Gebäude befinden sich auch Trinkwasserbrunnen. Hier wird das Wasser des Sprudels in 3 verschiedenen Temperaturstufen angeboten.
Wir haben hier nicht nur das Wasser probiert, sondern auch an einer sehr interessanten Führung teilgenommen.
Das Wasser des Sprudels verwendet man auch für verschiedene Heilbäder in der Stadt.
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