Da steht seit vielen Jahren ein riesiger Bunker in St.Pauli und die Touristen beachten ihn nicht. Kaum wird der Bunker in der Feldstraße umfassend renoviert, stehen die Besucher am Eingang artig in der Schlange und wollen diese spannende Attraktion besichtigen.
Lohnt es sich wirklich sich dem Trend anzuschließen? Sollte man wirklich den Bunker Feldstraße „mal gesehen haben“?
Ich denke – ja! Es ist sehenswert!
Historischer Hintergrund
Der Bunker Feldstraße, auch als Flakturm IV bekannt, wurde 1942 während des Zweiten Weltkriegs errichtet und diente als Luftschutzbunker. Er war einer von zwei Flaktürmen, die in Hamburg von 1942 bis 1944 errichtet wurden, hauptsächlich durch den Einsatz von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen.
Der Bunker bot Schutz für bis zu 25.000 Menschen während der Luftangriffe. Das Bauwerk hat eine imposante Größe mit einer Grundfläche von 70 x 70 Metern und einer Höhe von etwa 40 Metern. Die Wände sind bis zu 3,8 Meter dick.
Wie die Anlage vor dem Umbau aussah zeigt sehr schön das Video.
Diese Anlage wurde als nahezu unzerstörbare Festung konzipiert. Die enorm dicken Wänden und Decken konnten sogar einer langfristigen Verteidigung standhalten. Das machte sich nach dem Krieg bemerkbar, als die Alliierten im Zuge der Entnazifizierung die Sprengung planten. Es stellte sich heraus, dass für die Zerstörung des Flakturm IV. eine enormen Sprengkraft benötigt worden wäre. Diese hätte die angrenzende Bebauung gefährdet. So entschloss sich die Alliierten, dieses Vorhaben nicht umzusetzen.
Wohnraum und Medienbunker – die Nutzung nach dem Krieg
Stattdessen beschloss man den Bunker Feldstraße frühzeitig umzufunktioniert. Wie in vielen Städten war auch in Hamburg der Wohnraum knapp und so entstanden in dem Bauwerk erste Wohnungen. Zugegeben, auch ich wäre dort eingezogen, bevor ich auf der Straße gesessen hätte. Aber vorstellen kann ich es mir nicht. Wohnen hinter meterdicken Mauern muss schon erdrückend sein.
Mit der Eskalation des Kalten Krieges entschloss sich die Stadt viele Bunker in Hamburg erneut als Zivilschutzanlagen umzurüsten. Sie sollten als Schutzräume für die Bevölkerung im Falle eines erneuten Krieges zur Verfügung stehen.
In den 1990er Jahren wurde der Bunker zum sogenannten Medienbunker umgebaut. Hier fanden Medienunternehmen, ein Musikclub, eine Galerie, Studios einer Medienhochschule, ein Theater sowie Räume für soziale Projekte und altes Handwerk Platz.
Umbau zur Hamburger Attraktion
Die Umgestaltung des Bunkers zu einer Hamburger Sehenswürdigkeit begann 2019 und kostete rund 100 Millionen Euro. Zunächst hat man den Bunker umfassend renoviert und um fünf Etagen aufgestockt. Während dieser Arbeiten kamen auch verborgene Spuren der Vergangenheit an Licht. So zum Beispiel alte Wegmarkierungen. Auf dem Dach entstand ein öffentlicher Dachgarten mit etwa 4.700 Bäumen und 16.000 Sträuchern, Büschen und Pflanzen.
Ziel des Projekts war es, die Geschichte des Bunkers zugänglicher zu machen und ihn in einen einladenden Raum zu verwandeln, der die Lebensqualität im Stadtteil St. Pauli verbessert.
Was bietet der Hamburger St.Pauli Bunker den Besuchern?
Die gesamte Anlage wird sehr unterschiedlich genutzt und große Teile sind kostenfrei für die Besucher geöffnet.
Durch ein Drehkreuz gelangt man in die umgebende Anlage. Bei meinem Besuch stand dort ein Sicherheitsdienst, der auch die Rucksäcke kontrollierte. Es war zum Beispiel nur erlaubt Plastikflaschen mit zu nehmen. Glas- und Aluflaschen waren verboten. Wer also eine Alutrinkflache dabei hatte, musste entweder draußen bleiben oder stellte seine Flasche neben den Zaun in der Hoffnung, dass diese am Ende noch dort stehen würde.
Nach der Einlasskontrolle konnte ich beginnen den St.Pauli Bunker zu „erklimmen“. Im Zuge der Umgestaltung entstand ein an der Außenwand liegender ansteigender Rundweg, der bis zum Dachgarten führt. Über Schrägen und Treppen windet sich der sogenannte Bergpfad hinauf und eröffnet an nahezu jeder Stelle einen unbeschreiblichen Blick über die Stadt.
Nach etwa 2/3 der Strecke erreiche ich eine Art „Zwischenetage“. Diese ist im Zuge der Erhöhung des Gebäudes entstanden und kann besucht werden. Beeindruckend finde ich, dass man hier recht gut erkennen kann, wie massiv der Bau ist. An einigen stellen werden die Mauerstärken sichtbar und auf Informationstafeln lese ich Erklärungen zur Geschichte des Bunkers. Hier befindet sich auch eine Gedenkstätte für die Opfer und Zwangsarbeiter des Zweiten Weltkriegs. Natürlich darf der Souvenirshop und ein Restaurant nicht fehlen.
Eine Tür ist für den Publikumsverkehr durch einen Sicherheitsdienst abgesperrt. Hier befindet sich ein Eingang zum Hotel REVERB by Hard Rock Hotel. Insgesamt stehen Gästen 134 Zimmer und Suiten im Bunker für Übernachtungen zur Verfügung. Das Hotel werde ich bestimmt einmal besuchen, es ist doch sehr ungewöhnlich in einem Bunker zu übernachten.
Dachgarten
Mich zog es aber weiter zum Dach des Bunkers. Das Highlight des umgestalteten Bunkers ist mit Sicherheit der 100.000 Quadratmeter große Dachgarten. Dieser ist mit etwa 4.700 Bäumen und 16.000 Sträuchern, Büschen und Pflanzen bepflanzt. Er bietet Platz für bis zu 900 Personen und bietet mehrere gastronomische Einrichtungen, darunter das Constant Grind Bakery, die Bar Karo & Paul, das Restaurant La Sala und den Kiosk Green Beanie.
Die Rasenfläche war glücklicherweise bei meinem Besuch für die Besucher abgesperrt. Bei dem Andrang wäre der Rasen auch schnell kaputt gegangen. Einige Bänke bieten aber die Möglichkeit zu einer Pause.
Mich zog es allerdings eher zu den Stellen, an denen es durch die Begrünung möglich ist, auf die Stadt zu blicken.
Mein Tipp: Auf dem Weg hinauf/herunter sieht man besser und kann auch gut fotografieren. Auf der Dachterrasse ist es dafür etwas zu zugewachsen, aber es lohnt sich auf jeden Fall dort hinauf zu gehen.
Besucherinformationen
Adresse
Feldstraße 66,
20359 Hamburg
Anfahrtsmöglichkeiten
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Station Feldstraße (U3 & Buslinien X3, 3, 17 und 602) – ca. 100 Meter entfernt
Station Messehallen (U2) – ca. 500 Meter entfernt
Station Sternschanze (U- und S-Bahn) – ca. 1 Kilometer entfernt
Mit dem Rad
Direkt vor dem Bunker und auch in der unmittelbaren Umgebung befinden sich Fahrradstellplätze.
Parkplätze
Es gibt in der Nähe folgende Parkplätze:
- Domparkplatz links vom Bunker
Die Parkgebühr dort beträgt 5,-€ für den ganzen Tag. - Parkhaus der Rindermarkthalle
Zufahrt über die Tankstelle, Neuer Kamp oder Budapester Straße)
Die Parkgebühren betragen 2,50€ je angefangene Stunde. Wer seinen Besuch mit einem Einkauf in der Rindermarkthalle verbindet, kann sich dort die Karte »abstempeln« lassen und zwei Stunden kostenlos parken.
Öffnungszeiten
Bergpfad
täglich: 9-21 Uhr
Öffnungszeiten Rock Shop
Montag-Samstag: 10-18 Uhr
Öffnungszeiten Café
Montag-Sonntag: 7-17 Uhr
Öffnungszeiten Bar Karo & Paul by Frank Rosin
Montag-Donnerstag: 16-1 Uhr
Freitag-Sonntag: ab 16 Uhr
Öffnungszeiten Restaurant La Scala
Montag – Sonntag: 12-16 Uhr und 18-22 Uhr
Eintrittspreis
kostenlos
Barrierefreiheit
Zur Zeit ist der Besuch nicht barrierefrei möglich. Es wird an einer Lösung gearbeitet!
Im Moment wird eine Zwischenlösung angeboten. Es gibt einen Fahrstuhl zur Zwischenebene (ehemaliges Dach) → Ebene 0
Von dort kann in Begleitung der Security, sofern die Zeit es zulässt, mit einem zweiten Fahrstuhl der Dachgarten erreicht werden.
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