In der Gemeinde Lalendorf liegt das Schloss Vietgest, dass sich nach seiner Renovierung zu einem interessanten Ort für Veranstaltungen entwickelt hat. Während der Mittsommer Remise habe ich einen Blick in die wunderschöne Anlage werfen können.
Vom Herrenhaus zum Schloss Vietgest
Über die Geschichte von Vietgest, Schloss Vietgest und dem Vietgester Park ist nur sehr wenig bekannt. Das liegt sicherlich daran, dass das Schlossarchiv als verschollen gilt und man nur wenig Literaturhinweise findet. Trotzdem weiß man, dass der Ort um 1346 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde.
Es ist auch bekannt, das der Ort Vietgest im 17. Jahrhundert aus zwei Ortschaften bestand – Kleinen (Lütten) und Großen Vietgest. In Großen Vietgest gab es gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges einen adligen Hof und vier Bauernhöfe. Kleinen Vietgest bestand aus zwei Bauernhöfen und einer Kossatenstelle (kleinbäuerliches Anwesen).
In Großen Vietgest lebte die Familie von Oldenburg seit dem 15. Jahrhundert auf ihrem adligen Hof.
J. F. Boldt bezog 1786 die Anlage und wurde Besitzer von Gut Vietgest und weiterer Güter in der Umgebung. Das barocke Herrenhaus stammt aus in den Jahren 1792 – 1794 und wurde für die Familie Boldt errichtet. Der Baumeisters Johann Friedrich Busch soll dafür Steine des abgebrochenen Ostflügels des Güstrower Schlosses verwendet haben.
1841 erweiterte man die Anlage um ein Wirtschaftsgebäude.
1819 verkauften die Erben das Gut an Baron Cornelius von Herzeele. Er soll dafür knapp 250.000 Reichstaler bei einer Versteigerung bezahlt haben. Allein für das imposante Herrenhaus waren zwei Drittel des Preises berechnet worden. Der Rest des Geldbetrages war für das Inventar einschließlich des Viehbestandes veranschlagt worden.
1841 kaufte Fürst Georg Wilhelm zu Schaumburg-Lippe das Gut, später ließ er neue Wirtschaftsgebäude errichten. Die Familie besaß bereits mehrere andere Anwesen in Mecklenburg und zählte mit über 7000 Hektar schon zu den Großgrundbesitzern der Region. Das Haus Schaumburg-Lippe blieb bis zur Enteignung 1945 Besitzer des Gutes.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die CDU das Haus als Ferienheim. Von 1985-1990 begann man das Gebäude zu restaurieren und baute es zu einem Hotel um.
2013 kaufte der dänische Forstwirt Anders Tind Kristensen bei einer Zwangsversteigerung das Anwesen in Vietgest. Er sanierte das Gebäude von außen und schützte es so vor dem Verfall. Es machte bereits zu dieser Zeit von außen einen hervorragenden Eindruck.
Das Schloss heute
2019 wechselte der Besitzer erneut. Das Ehepaar Miriam und Helge Jan Hager wurden die neuen Besitzer. Was sie vorfanden, war nur ein äußerlich wunderschönes Gebäude. Es gab keinen Strom, kein Wasser und keine Heizung. Der komplette Innenbereich war unsaniert. Mit viel Engagement und Liebe zum Detail begannen sie, das Gutshaus nun auch von innen zu sanieren.
Im Oktober 2020 eröffnete das Schloss Vietgest als Schlosshotel, Kultur- und Veranstaltungsort.
Ein kleiner Rundgang
Auf einer beeindruckenden Zufahrtsstraße führte mich der Weg zum Haupteingang des Schlosses. Auf einem kleinen Platz sprudelt ein kleiner Brunnen. Blickt man von hier zum Schloss, kommt einem das fast wie in einem Märchen vor. Es fehlt eigentlich nur die Kutsche, die vorfährt und die “Herrschaften” zu Besuch bringt.
Neben dem Gebäude stehen ausreichend Parkplätze zur Verfügung und von dort führte mich ein kleiner Weg hinter das beeindruckende Gebäude. Vor mir erstreckte sich ein großer Barockgarten und der Schlosswald. Etwas entfernt befindet sich ein kleiner Wall, auf dem die Regionalbahn ab und zu geräuschlos vorbei fährt. Dahinter liegt sich ein großer See. Hier kann man baden gehen und seinen Urlaub genießen. Ein wirklich wunderschöner und unverbauter Blick, den man als Großstädter oft vermisst.
In dem Garten finden im Sommer Open Air Veranstaltungen statt. Hier kann man einer Lesung oder einem Konzert lauschen und dabei den wunderschönen Blick über die Landschaft genießen.
Nach einer Weile löste ich meinen Blick von dem riesigen Park. Bei einem kleinen Rundgang entdeckte ich nun das Schloss Vietgest. Im Untergeschoss befinden sich zum Beispiel eine große Bibliothek und das Schloss-Café. Das Café ist nicht immer geöffnet, aber bei Veranstaltungen oder besonderen Anlässen kann man hier gemütlich etwas trinken.
Im Obergeschoss befindet sich ein großer Saal, der für Tagungen, Hochzeiten oder sonstigen Veranstaltungen genutzt wird. Hier steht auch ein Konzertflügel für stimmungsvolle Musikabende. Zusätzlich stehen den Gästen 9 Hotelzimmer zur Verfügung. In das geschmackvoll eingerichtete Hochzeitszimmer mit seiner freistehenden Badewanne konnte ich einen kurzen Blick werfen. Ich bin mir sicher, da könnte ich mich wohl fühlen.
Besonders überrascht hat mich der eingebaute Fahrstuhl, der die beiden Geschosse des Schlosses miteinander verbindet und so einen barrierefreien Zugang ermöglicht. Das habe ich bisher noch in keinem Herrenhaus entdeckt. Aber nicht nur ein Fahrstuhl in einem alten Gebäude zeigt, dass man hier seinen Besucher etwas mehr bieten möchte. Man kann ein E-Auto oder Fahrräder mieten und damit die Region erkunden, in der Nähe besteht die Möglichkeit auszureiten und zusätzliche Angebote wie Yoga und Massagen runden das Angebot ab. Was für ein schöner Ort für eine Auszeit!
Adresse:
Schloßstraße 4
18279 Vietgest
Webseite
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Booking.comOffenlegung: Der Besuch im Schloss fand im Rahmen einer Pressereise statt, der Bericht ist unabhängig zu dem Besuch entstanden.
Töllner, Joachim
Meine Familie stamm taus Vietgest. Meine Urgrossmutter arbeitet auf dem Schloss und hatte das Linnen unter sich. Mein Urgroßvater war dort ebenfalls tätig. Er arbeitete mit einem Vierspänner. So erzählte mein Vater immer. Mein Großvater zog dann nach Tarnow. Bin jetzt 83. Grüße an Alle.
Susanne Jungbluth
Vielen Dank für Ihre Nachricht. Gerne hätte ich Vietgest zu der Zeit, als Ihr Urgroßvater dort gearbeitet hat gesehen.
Susanne Jungbluth
Ronny Mang
Es gibt einen alten Film, welcher auch am Schloss Vietgest gedreht wurde.
Er heißt “Uns Hüsung”, jedoch ist dieser leider kaum bekannt.
Mein Vater berichtete, dass die Gänse meiner Großeltern und ein Leiterwagen dort Nebendarsteller waren.
Vielleicht ist es interessant diesen Film im Zuge einer Kunstveranstaltung mal aufzuführen. Das wäre sicher spannend.
Als Kinder sind wir damals im Schloss immer zu Kinovorführungen gegangen, wenn der “Kino-Fritze” mit seinem Mofa samt Anhänger die Filmrollen und den Projektor in seinen kleinen Anhänger mitbrachte.
Das Schloss war auch Schule, wie zuvor schon erwähnt und selbst knüpfe ich viele schöne Kindheitserinnerungen an das Schloss selbst. Die Wälle mit riesigen Linden hinter dem Schloss von denen wir im Winter rodelten, den Park in dem wir Verstecken spielten und den Teich in dem ich ungewollt schwimmen lernte. Nicht zu vergessen die alte Eiche, in die wir ins Innere krabbelten, wo sich an der Ostseite ein Loch im Stamm befindet.
Es ist toll zu sehen wie sich das Schloss Vietgest wieder aus seinem Dornröschenschlaf begibt.
Freue mich daher immer wieder nach Hause zu kommen.
Viele Grüße
R. Mang
Susanne Jungbluth
Oh nach dem Film muss ich mal googeln. Was für wunderschöne Erinnerungen – vielen Dank!
Viele Grüße Susanne Jungbluth
Voirin
Sehr schöner Bericht aber es fehlt das dort Anfang bis Mitte 1970er eine Schule dort drin war
Susanne Jungbluth
Danke, das habe ich nicht gewusst. Ich freue mich sehr, wenn ich zusätzliche Informationen bekomme.
Viele Grüße, Susanne Jungbluth