Ich liebe die Fernsehbilder vom Brocken, wenn man den Sturm über den Berggipfel fegen sieht und Menschen versuchen sich vorwärts zu bewegen. Schon deshalb war für mich relativ schnell klar, wenn ich im Harz bin, muss ich auch auf den Brocken.
Gesagt, getan! Bei traumhaften Wetter fuhren wir von Bad Harzburg aus in den kleinen Ort Torfhaus. Dort war ich das letzte Mal als Kind und konnte mich nur noch an einen kleinen verschlafenen Ort mit einem Skilift erinnern. Heute ist der Ort zwar immer noch klein, aber bei weitem nicht mehr verschlafen. Es gibt einen riesigen kostenpflichtigen Parkplatz, auf dem ein Auto nach dem anderen einparkt und ein Wanderer nach dem anderen sich in die Umgebung aufmacht.
Lass uns wandern!
Nachdem wir das Auto abgestellt hatten, ging es direkt neben der Schleppliftanlage von Torfhaus den Berg hinunter. Schon hier war klar, einsam sollte die Wanderung nicht werden. Es waren, obwohl es mitten in der Woche war, zahlreiche Wanderer unterwegs und es sollten, je näher wir dem Ziel kamen immer mehr werden!
Nach einem kurzen Stück bergab, ging es nun die restliche Strecke stetig bergauf. Der Anstieg sollte nicht unterschätzt werden und festes Schuhwerk sowie wettergerechte Kleidung sind ein unbedingtes Muss für die Wanderung. Gerade auf dem Berggipfel kann der Wind kräftig wehen.
Zunächst ging es durch einen Fichtenwald, der mich sehr betroffen gemacht hat. Nach mehrjähriger Dürre waren hier die Bäume so geschädigt, dass sie einen Borkenkäferbefall nicht überstanden haben und abgestorben sind. Weite Teile des Waldes sind kaputt, die Bäume umgefallen und vertrocknet – eine traurige Landschaft. Nachdenklich sind wir an diesem Trauerspiel vorbei gelaufen und uns ist wieder einmal bewußt geworden, was die Klimaveränderung unserem Planeten alles antut.
Wenig später gelangten wir an einen sehr steilen Anstieg. Hier liegen noch Betonplatten aus DDR Zeiten, die Fahrzeugen die Auffahrt auf den Brocken ermöglichten.
Der Anstieg endete direkt an den Schienen der Harzer Schmalspurbahn. Der Wanderweg verläuft dann einige Zeit parallel zu den Schienen, was uns ermöglichte, schon den ersten Zug zu sehen. Der Wald lichtet sich nun zunehmend und Heidelandschaften werden sichtbar. Eine wunderschöne Landschaft und an vielen Stellen ein traumhafter Ausblick in Richtung Torfhaus.
Schließlich stießen wir auf eine Zufahrtsstraße, die Brockenstraße, die uns nun bis zum Gipfel bringen sollte. Spätestens hier war nun endgültig klar, dass wir uns auf einem der Top-Ausflugsziele der Region befanden. Ein Menschenstrom von unten nach oben und umgekehrt bewegte sich rund um die Bergkuppe.
Ja, und als wir dann einen Zug ankamen sahen, der so voll war, dass einige Passagiere sich nur auf den Plattformen aufhielten, waren wir froh, doch eine weitergehend ruhige Wanderung erlebt zu haben.
Wissenswertes zum Brocken
In Sachsen-Anhalt, im Naturpark Harz, liegt der Brocken. Mit 1141,2 Metern ist er der höchste Berg im Harz und eins der beliebtesten Ausflugsziele in Deutschland. Etwa 2 Kilometer westlich des Gipfels verläuft die Grenze zu Niedersachsen.
Der Berg hat aufgrund seiner Lage im Norden Deutschlands extreme Wetterbedingungen. Der Sommer ist kurz und kühl, der Winter lang mit schweren Stürmen und zahlreichen Schneetagen. Damit lässt sich das Wetter auf dem Brocken mit dem einer alpinen Lage von 1600-2200 Metern oder dem Klima auf Island vergleichen. Zusätzlich ist hier der niederschlagsreichste Punkt im nördlichen Mitteleuropa. Wer also den Brocken besuchen möchte, sollte bei der Kleiderwahl aufpassen!
Höhe, Klima und Untergrund bestimmen den natürlichen Lebensraum von Pflanzen und Tieren. Der Brocken ist hier vergleichbar mit Nordskandinavien oder den Alpen. Als einziger Berg des deutschen Mittelgebirgsraums liegt der Gipfel oberhalb der Waldgrenze. Man findet man kleinwüchsige Fichten und Zwergstrauchheide. Etwas ganz besonderes soll die Brockenblume/Brockenanemone sein, die ich aber leider nicht gesehen habe. Im Gipfelbereich brüten Wiesenpieper und die Ringdrossel. Und wenn man genau hinschaut, kann man die dunkle Waldeidechse entdecken. Sehr auffällig fand ich, dass dort oben viele Insekten, vor allem Schmetterlinge, zu sehen waren.
Nutzung des Brocken
Schon immer hat der Brocken die Menschen angezogen. Wann genau die erste Besteigung erfolgte, ist nicht genau übermittelt. Aus dem Jahr 1572 ist aber die Besteigung von Johannes Thal bekannt, der in einem Buch über die Flora des Brocken geschrieben hat. Auch andere Wissenschaftler kamen zum Berg im Harz, um z.B. Landesaufnahmen (Gauß) oder Naturforschungen zu betreiben.
Das erste Gasthaus auf der Brockenkuppe wurde 1800 erbaut. Um 1890 entstand der Brockengarten, ein deutscher Alpengarten zur Veranschaulichung der Vegetation.
Am 27.März 1899 eröffnete die Brockenbahn. Eine Schmalspurbahn, die bis heute unzählige Touristen den Berg hinauf befördert. Die Fahrt muss ein Erlebnis sein, ist allerdings auch recht kostspielig.
Die Wetterwarte auf dem höchsten Berg des Harzes entstand 1895 und liefert seit dieser Zeit Informationen und heute auch die beeindruckenden Bilder bei Sturm, die ich so gerne im Fernsehen sehe.
Der Brocken am Rande zweier deutscher Staaten
Für mich war der Brocken als Kind unerreichbar. Er lag in dem Gebiet der DDR und von Torfhaus in Niedersachsen (also in der Bundesrepublik) konnte man nur eine Blick in Richtung Brocken werfen.
Bis Ende April 1947 war das Gebiet noch durch die Truppen der USA besetzt. Im Zuge des Gebietsaustausches erfolgte dann die Übergabe an die Sowjetische Besatzungszone. Die Ruine des im Krieg zerstörten Brockenhotels wurde gesprengt und von 1948 bis 1959 konnten wieder Touristen den Berg erobern. Ab 1955 eröffnete das Brockenhotel wieder, man benötigte allerdings einen Passierschein, um in das Gebiet zu gelangen.
Im August 1961 erklärte man das Gebiet rund um den Brocken zum militärischen Sperrgebiet. Nun durften man hier nicht mehr unterwegs sein. Der Gipfel wurde militärisch ausgebaut und von drei Meter hohen Sperrmauern umgeben. Die dort stationierten Grenzsoldaten waren im Brockenbahnhof untergebracht. Zu dieser Zeit dienten die Anlagen auf dem Berg zur Überwachung und Spionage. Die dort positionierten Abhörstationen waren so leistungsstark, dass sie fast den gesamten Funkverkehr in Westeuropa erfassen konnten.
Nach der Wiedervereinigung baute man die militärischen Anlagen schrittweise ab, renaturierte die Kuppe und gab sie zur touristischen Nutzung frei.
Der Brocken und die Hexen
Im Volksmund sagt man zum Brocken auch Blocksberg. Und gräbt man etwas in alten Büchern wird man viele Sagen finden, die sich auf Ereignisse auf dem Blocksberg beziehen.
In der Zeit der Hexenverfolgung wurde immer wieder Personen vorgeworfen, an geheimen Hexenversammlungen teilgenommen zu haben. Ein solcher Hexentanzplatz soll sich auf dem Blocksberg befunden haben. Sicherlich spielt hier ein Phänomen eine Rolle, dass um den Berg häufig auftritt. An über 300 Tagen im Jahr steht hier der Nebel und es können sich seltene optische Effekte bilden, die schon einmal an ein Brockengespenst erinnern können und so manchem Wanderer einen gehörigen Schrecken verpasst haben.
Hoch oben im Harz
Als wir an der Bergkuppe ankamen, entschieden wir uns zunächst den Rundwanderweg von 1,6 Kilometern Länge entlang zu laufen.
Hier hat man nicht nur einen traumhaften Ausblick, sondern kommt auch an der Teufelskanzel und dem Hexenaltar vorbei. Die Granitklippen sollen der Treffpunkt von Hexen und Teufeln in der Walpurgisnacht sein.
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen auch das Besucherzentrum des Nationalparks Harz im Brockenhaus zu besuchen. Es war jedoch so voll und so habe ich lieber darauf verzichtet. Mich hätte es schon interessiert, wie die umgebaute ehemalige Abhöreinrichtung von Innen aussieht, zumal man wohl auch die historische Antennenanlage in der Kuppel besichtigen kann.
Den Gipfelstein wollte ich trotz der vielen Besucher sehen. Der Stein steht in der Mitte der Brockenuhr. Hier findet man 50 im Boden eingelassene Tafeln, auf denen Richtungs- und Entfernungsangaben zu Orten und Landmarken stehen. Klar musste ich gleich einmal gucken, wie weit es nach Berlin ist.
Auf dem Gipfelstein ist eine Höhenmarke angebracht. Diese weicht mit 1142 Metern etwas von der tatsächlichen Höhe des Brockens ab, bezieht sich aber auf eine Linie, die auf dem Schild zu erkennen ist.
Bevor wir uns an den Abstieg machten, sind wir noch im Gipfelbahnhof der Harzer Schmalspurbahn vorbei gegangen. Hier rangierte gerade eine Dampflok und die ersten Passagiere stiegen in die Wagons für den Weg ins Tal.
Rückweg nach Torfhaus
Eigentlich hatten wir vor, den Hin- und Rückweg identisch zu wandern. Aber irgendwie, irgendwo, irgendwann müssen wir falsch abgebogen sein. So folgten wir plötzlich dem ausgeschilderten Hexenweg und kamen zu einem Holzsteg, der uns durch das Große Torfhausmoor führte. Ein wunderschöner Weg entlang eines Baches brachte uns schließlich zurück zu unserem Auto nach Torfhaus.
Eine wirklich tolle Wanderung, die Ihr auf der Karte nachverfolgen könnt.
Wie kommt man auf den Brocken?
Auto/Bus:
Es ist nicht möglich, mit dem Auto oder dem Bus auf den Brocken zu fahren.
Bahn:
Die Brockenbahn (Harzer Schmalspurbahn) pendelt zwischen Wernigerode, Drei Annen Hohe und Schierke zum Brocken. Es fahren auch regelmäßig die beliebten Dampflokomotiven die Strecke.
Die Fahrten sind sehr beliebt, haben aber auch, so finde ich, einen stolzen Preis. Genauere Informationen dazu auf der Webseite des Anbieters.
Wandern:
Es führen Wanderrouten unterschiedlicher Länge und Schwierigkeitsgrade zum Brocken.
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