Bereits zum 5.Mal war ich zum einem Kongress in Osnabrück. Bisher bin ich zwischen dem Schloss, verschiedenen Universitätsgebäuden und einigen Turnhallen hin und her gelaufen, ohne groß auf die Altstadt von Osnabrück zu achten. Dieses Mal war es aber anders.
Dieses Mal bin ich auch nicht ständig in Busse gestiegen, um von A nach B zu kommen, ich bin gelaufen. Immer kreuz und quer durch die Altstadt von Osnabrück. Als ich dann an einem Abend totmüde auf meinen Schrittzähler geschaut habe, waren doch tatsächlich 32000 Schritte gezählt worden.
Die Altstadt von Osnabrück bietet wirklich einige interessante Orte, die ich mir etwas genauer angeschaut habe.
Rathaus von Osnabrück
1512 wurde das historische Rathaus im spätgotischen Stil errichtet. Für seine Zeit war es ein moderner Bau, der nach Außen die starke politische Macht von Osnabrück repräsentieren sollte.
Das Walmdach ist 18 Meter hoch und wird durch 6 kleine Türme begrenzt. Die Vorderseite wird durch einige Figuren verziert.
Zu der Eingangstür führen 2 Treppen seitlich empor. Auf dieser Treppe wurde 1648 der Westfälische Frieden verkündet, der das Ende des 30-jährigen Krieges in Europa besiegelte. Dieser Frieden gilt als erste Grundlage für ein vereintes Europa.
Es ist möglich den Friedenssaal im Rathaus zu besichtigen, in dem auch das Goldene Buch der Stadt liegt.
Wir haben in einem Praxisseminar direkt vor dem Rathaus auf dem großen Platz einen flotten Tanz aufgeführt. Schade, es kam leider kein Beifall aus dem Rathaus.
Die Kirchen von Osnabrück
Es ist mir bisher nur in wenigen Städten aufgefallen, aber in Osnabrück ist es schon erstaunlich, wie viele Kirchen in der Altstadt von Osnabrück liegen. Ich habe beim Vorbeilaufen nur einige Kirchen fotografiert, leider war die Zeit für eine Besichtigung des Innenraums nicht vorhanden.
Der Dom St.Petrus steht schon seit Karl dem Großen in Osnabrück und ist noch heute das Zentrum des Bistums.
Direkt am Rathaus steht die gotische Hallenkirche St.Marien und nur wenige Meter entfernt, gut zu Fuß erreichbar, steht die spätgotische Hallenkirche St.Katharien. Ihr Turm ist 103 Meter hoch und überragt so ziemlich alles in der Altstadt. Das war für mich und mein oft sehr schlechten Orientierungssinn ein Glück, den der Turm war mir nicht nur einmal ein guter Wegweiser durch die Altstadt.
Während meines Wandertages durch Osnabrück bin ich auch noch an der St. Johann-Kirche und einer wunderschönen Kirche direkt neben der Domschule vorbei gekommen.
Der Ledenhof in der Altstadt von Osnabrück
Fast gegenüber von der Osnabrückhalle steht der Ledenhof. Das Gebäude hat wirklich eine auffällige Fassade und diese war eigentlich der Grund, warum ich überhaupt gucken gegangen bin.
Der Hof war im Besitz der Familie Leden und ist eins der bedeutesten bürgerlichen Bauwerke in Osnabrück. Das Gebäude besteht aus einem Hauptgebäude, einem Treppenturm und die diagonale Bemalung der Fassade entspricht der überlieferten Gestaltung.
Schloss Osnabrück
Einige Veranstaltungen des Kongresse fanden im baroken vierflügeligen Schloss Osnabrück statt. Hier findet man heute hauptsächlich Räume der Universität Osnabrück. Früher, also nach den Beschlüssen des Westfälischen Friedens 1648, war das Schloss der repräsentative Sitz des Fürstbischofs.
Der Schlossgarten ist heute offen gestaltet und hier finden Open-Air-Veranstaltungen statt.
Bucksturm – Schutz für die Altstadt von Osnabrück
Osnabrück war einst von einer Stadtmauer mit einigen Wachtürmen umgeben. Der Bucksturm (früher auch Bocksturm) ist ein dieser Wachtürme, der zwischem dem Heger Tor und dem Natruper Tor steht.
Der Turm ist etwa im 13. Jahrhundert erbaut worden. Er verfügt nur über relativ kleine Schießscharten, was darauf hindeutet, dass nie Kanonen in dem Turm gestanden haben, sondern die Verteidigung nur mit Hilfe von Handfeuerwaffen erfolgte.
Im Mittelalter hat man den Turm als Gefängnis genutzt. In der Zeit der Hexenverfolgung war eine Folterkammer dort untergebracht, die im Anfang des 20. Jahrhundert dort noch vorhanden war. Heute kann man dort eine Ausstellung zum Thema sehen.
Bürgergehorsam
Ein weiterer Wehrturm vor der Altstadt von Osnabrück ist der „Bürgergehorsam“. Der Turm entstand 1517-1519 und ist der jüngste Wehrturm der Stadt. Das steile Dach mit der Bleiabdeckung hat man erst um 1542 auf den Turm gesetzt. Schon von außen kann man sehr gut erkennen, dass die Schießscharten in diesem Turm etwas größer sind. Bei einer Besichtigung des Turms konnte man auch sehr gut die Pulverabzugsöffnungen erkennen. Da weist darauf hin, dass in dem Turm Kanonen gestanden haben, die zu Verteidigungszwecken eingesetzt worden sind.
Bei einem Rundgang mit den Osnabrücker Nachtwächter durch die Altstadt, bin ich über eine Wendeltreppe (nachträglich angebaut) in das Innere des Turms gelangt. Die Außenwände sind bis zu 3,5 Meter dick und die Luft kühlte sofort merklich ab.
Im Turm erfuhr ich dann auch, warum der Turm den Namen „Bürgergehorsam“ tragt. Hier befand ich ein Raum, in den die Bürger bei kleineren Vergehen und Straftaten eingesperrt wurden.
Waterloo-Tor oder Heger Tor
Bei den Touristen wird das Heger Tor nur als Waterloo-Tor bezeichnet. Es ist nicht, wie oft behauptet wird ein altes Stadttor sondern ein Denkmal.
1815 nahmen viele Soldaten aus Osnabrück an der Schlacht von Waterloo teil. Ihnen zu Ehren stiftete ein Osnabrücker Bürger 1816 die stattliche Summe von 1000 Talern, damit eine Gedenkstätte errichtet werden konnte.
Es entstand an der 1815 abgerissenen historischen Wehranlage am Heger-Tor-Wall ein triumphbogenähnliches Tor, über das man gehen kann. Ein bißchen erinnert der Bau an den Titusbogen in Rom. Über dem Torbogen steht in goldenen Lettern die Inschrift:
„DEN OSNABRÜCKISCHEN KRIEGERN DIE BEI WATERLOO
DEN 18.JUNI 1815 DEUTSCHEN MUTH BEWIESEN
WIDMET DIESES DENKMAL G.F.v.GÜLICH D.R.D.“
Wenn man auf das Tor geht, hat man einen wunderschönen Blick in die Altstadt von Osnabrück.
Mittelpunkt von Osnabrück
52°16‘39‘‘ nördlicher Breite, 8°02‘51‘‘ östlicher Länge, genau an dieser Stelle befindet sich der geographische Mittelpunkt von Osnabrück.
Wer nun nach genau diesem Ort mitten in der Altstadt sucht, wird vergeblich suchen. Der Ort liegt versteckt auf einem kleinen Abhang und ist nur anhand einer kleinen roten Kugel zu erkennen. Nicht einmal ein Hinweisschild ist dort angebracht und so beachtet die Kugel kaum jemand.
Geht man vom Carolinum über die kleine Brücke der Hase am Conrad-Bäumler-Weg, befindet sich etwa 15 Meter von der Brücke entfernt die kleine Kugel an der Böschung des Herrenteichwalls. Diesen Ort hat man mit Hilfe der Flächenschwerpunkt-Methode bestimmt. Dabei hat man den Stadtplan auf einen Karton geklebt und den Mittelpunkt mit Hilfe einer Spitze ausbalanciert.
…und was noch
Wenn man mit offenen Augen durch die Fußgängerzone läuft, findet man nicht nur schöne Einkaufsmöglichkeiten, sondern auch einige wunderschöne alte Fachwerkhäuser.
Für mich stand nach 32000 Schritten fest, diese Stadt verdient einen weiteren Besuch!
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