Die Seilbahn von Koblenz erreicht die Bergstation und wir steigen aus. Hoch über der Stadt, auf der rechten Rheinseite liegt die Festung Ehrenbreitstein auf dem Berg Ehrenbreitstein. Sie sieht schon vom Rheintal groß und gewaltig aus, ob sie wirklich so beeindruckend ist, werden wir erkunden.
Wir steigen aus der Seilbahn und zunächst zieht es uns über eine große Freifläche, die zum ehemaligen BUGA Gelände gehört, zu einer Aussichtsplattform.
Kostenloser Aussichtspunkt auf Koblenz
Die Aussichtsplattform entstand für die BUGA. Sie kann kostenfrei besucht werden. Über eine sich langsam in die Höhe windende Rampe erreichen wir die höchste Stelle des Aussichtsturms und vor uns eröffnet sich ein atemberaubender Blick auf die Umgebung.
Direkt vor uns mündet die Mosel in den Rhein. Wir können Schiffe bei ihrer Fahrt über die Flüsse beobachten – große Frachtschiffe und Flusskreuzfahrtschiffe sind zu sehen. Besonders spannend wird es, wenn eins dieser riesigen Schiffe vom Rhein kommend in die Mosel „abbiegt“. Die Strömung des Wassers drückt das Schiff in einer erstaunlichen Geschwindigkeit herum. Der Kapitän wird auf seiner Brücke eine Menge zu tun haben, um zu verhindern, dass das Schiff in die Uferböschung gedrückt wird.
Es gibt nicht nur auf dem Wasser viel zu entdecken. Auch an Land können wir interessante Orte sehen. Da befindet sich auf der einen Moselseite der Koblenzer Bezirk Lützel und auf der anderen Seite liegt die Altstadt von Koblenz. Beide Bereiche sind mit Brücken verbunden, über die täglich zahlreiche Autos, Bahnen, Radfahrer und Fußgänger die Uferseite wechseln.
Im Stadtteil Lützel entdecken wir die Überreste der Feste Kaiser Franz, die in enger Verbindung zur Festung Ehrenbreitstein gestanden hat. Leider ist von dieser Festungsanlage nach einer Sprengung nicht mehr viel übrig geblieben.
Auf der gegenüber liegenden Moselseite liegt oberhalb des Hauptbahnhofes eine weitere Festungsanlage, die man von der Aussichtsplattform gut sehen kann. Die Feste Großfürst Konstantin ist wesentlich besser erhalten und bildete einen weiteren strategisch wichtigen Ort bei der Verteidigung der Region.
Sicherlich aber der wichtigste Ort, den jeder Besucher sehen möchte, ist das Deutsche Eck. Groß und mächtig erhebt sich hier das Denkmal von Kaiser Wilhelm.
Von diesem kostenlosen Aussichtspunkt über Koblenz hat man wirklich einen tollen Blick. Nachdem wir uns einen Überblick über die Stadt verschafft hatten, zog es uns zur Festung Ehrenbreitstein.
Lage der Festung Ehrenbreitstein
Die Anlage liegt auf einem 180 Meter hohen Bergsporn, dessen Felshänge direkt am Rheintal liegen. Diese Lage machte die Festungsanlage nahezu uneinnehmbar. Von drei Seiten (Süden, Osten, Westen) hinderten hohe Steilhänge den Feind am Erreichen der Anlage. Nur das Plateau im Nordosten musste stark verteidigt werden.
Entstehung der Festungsanlage
Um das Jahr 1000 muss bereits eine Burganlage auf dem Ehrenbreitstein gestanden haben. Aus dieser Zeit findet man erste Erwähnungen, die darauf hinweisen. Zeitweilig war diese Anlage die Residenz der Fürstbischöfe von Trier. Sie galt schon zu dieser Zeit als sicherste Burg der Region und es wurden bedeutende Heiligtümer des Landes dort aufbewahrt.
Im frühen 16. Jahrhundert ließ Erzbischof Richard von Greiffenklau zu Vollrads die Burg zu einer Festung ausbauen. Er wollte so den Schutz der Anlage trotz der sich ständig entwickelnden Kriegstechnik gewährleisten. Greiffenklau ließ auch die erste Kanone für die Festungsanlage gießen, die heute im Museum zu sehen ist.
1794 eroberten französische Revolutionstruppen im Ersten Koalitionskrieg die Stadt Koblenz und belagerten ab 1795 viermal die Festung. Fast ausgehungert übergab man nach gut einjähriger Blockade 1799 die Anlage an die Franzosen. Nur wenig später mussten diese aufgrund eines Friedenplans das rechte Rheinufer aufgeben und somit auch die Festungsanlage. 1801, kurz vor ihrem Abzug, sprengten sie die Anlage, um sie nicht den Gegnern übergeben zu müssen. Leider erlitt das Schloss Philippsburg unterhalb der Festungsanlage so große Schäden durch die Sprengung, dass man es abreißen musste.
Neubau der Festung durch die Preußen
Nach dem Wiener Kongress wird das Gebiet rund um Koblenz dem Königreich Preußen zugesprochen. König Friedrich Wilhelm III. erließ 1815 die Order zur Neubefestigung der Stadt und der Festung Ehrenbreitstein. Das führte in den nächsten Jahren zu einer regen Bautätigkeit, in der eins der umfangreichsten und modernsten Festungssysteme in Europa entstand.
Auf dem Ehrenbreitstein nutzte man die Reste der zerstörten Anlage und errichtete eine große Zitadelle. Der preußische Ingenieur Carl Schnitzler war für die Planung und Durchführung verantwortlich. Es entstand eine Verteidigungsanlage, die gegen alle damals bekannten Waffen und Angriffsarten Stand halten konnte. Im Kriegsfall sollten 1500 Soldaten mit 80 Geschützen den Ehrenbreitstein verteidigen. Bei den Soldaten handelte es sich ausschließlich um Berufssoldaten und Wehrpflichtige, die auch dort in neuen Kasematten wohnten. Die Unterkünfte waren für die Zeit recht modern mit Ofenheizung, Fenstern und eigenem Bett ausgestattet.
Neben der militärischen Nutzung diente ein Teil der Anlage auch als Gefängnis. Von den 1830er Jahren bis 1909 verbüßten Offiziere und Zivilisten Festungsarrest bzw. Festungshaft.
Bis 1890 stand die Festung im aktiven Dienst. Da sich die Kriegstechnik jedoch immer weiter entwickelte, entschlossen die Verantwortlichen sich die Anlage nicht weiter zu nutzen.
Nach dem 1.Weltkrieg sah der Versailler Vertrag eigentlich vor, die Festungsanlage zu schleifen. Glücklicherweise erkannte man den kulturellen Wert der Anlage und verzichtete darauf. Im 2. Weltkrieg lagerten in den Kasematten Kunstgüter und Archivbestände aus Koblenz, Köln und Wuppertal. Diese boten jedoch keinen ausreichenden Schutz und so wurden die Gegenstände an anderen Orten in Sicherheit gebracht. Koblenz wurde in diesem Krieg zu 87% zerstört, die Festung erlitt kaum Schäden. Anfang 1945 besetzten US-Soldaten die Festung Ehrenbreitstein, später zog die französische Armee ein.
Und heute?
Die Festungsanlage ist Eigentum des Landes Rheinland-Pfalz. Hier befindet sich nicht nur das Landesmuseum Koblenz, sondern auch eine Jugendherberge. Auf dem Gelände finden Veranstaltungen statt und natürlich kann man die alten Gemäuer besichtigen.
Seit 2002 ist die Festung Ehrenbreitstein Teil des UNESCO-Welterbes “Oberes Mittelrheintal” und geschütztes Kulturdenkmal.
Was kann man in der Festung Ehrenbreitstein sehen?
Nachdem wir durch das Drehkreuz am Eingang zur Festungsanlage gegangen waren, folgten wir einem leicht abschüssigen Weg zum Feldtor, dass uns hinter die wirklich imposanten Mauern führte. Von nun an hieß es auf Entdeckungstour gehen.
Wir folgten keinem Plan, hatten kein festes Ziel, wollten einfach nur erkunden und die gewaltige Anlage auf uns wirken lassen. Denn erst hier wurde uns wirklich klar, wie groß die Festung Ehrenbreitstein ist. Hinter den Mauern verbergen sich Höfe, Gebäude, Gänge und vor allem an den verschiedensten Stellen ein wunderbarer Blick auf Rhein, Mosel und Koblenz. Wir waren 3 Stunden unterwegs und haben nur einen Teil der Ausstellungen gesehen. Wer also die Festung besucht, sollte etwas Zeit mitbringen.
Gleich neben dem Feldtor befindet sich der Turm Ungenannt. Ich muss zugeben, dass ich wirklich mehrfach den Namen nachgelesen habe, da er so ungewöhnlich ist. Einer Anekdote zur Folge ist der Name so entstanden: 1821 wirkten der preußische Prinz und der russische Zarensohn am Bau mit. Es wurde entschieden, dass der Turm nach einem der beiden Adligen benannt werden sollte. Jeder wollte dem anderen den Vortritt lassen und so einigte man sich schließlich auf den Kompromiss „Turm Ungenannt“. Der heutige erdgedeckte Turm hat vier Stockwerke, auf drei der Stockwerke (außer dem Keller) befinden sich jeweils neun Geschützkasematten.
Gleich hier am Beginn unseres Rundganges haben wir auch eine Ausstellung über die Entstehung der Festungsanlage besucht. Sehr eindrucksvoll finde ich die Festungsmodell der verschiedenen Epochen, die sehr gut die Größenverhältnisse darstellen.
Der Weg führt vorbei an einem langgestreckten zweigeschossigem Kasemattenbau. Durch einen Gang gelangten wir dann weiter in die Anlage. Für jemanden, der von Festungsbau so gut wie keine Ahnung hat, war es sehr schön die Bezeichnungen der Bauwerke und Höfe an den Gebäuden zu lesen. Ab und zu entdeckten wir einen Übersichtsplan, der uns verriet, wo wir gerade waren. Für mich ganz gut, denn schon nach kurzer Zeit hätte ich unseren Standort nicht mehr genau lokalisieren können. Dazu war ich viel zu abgelenkt von den mächtigen Bauwerken um mich herum.
Auf dem Oberen Schlosshof angekommen, erreichten wir eine Aussichtsterasse, von der aus man einen wunderbaren Blick über Koblenz genießen kann. Die Gebäude rund um diesen Hof wirkten auf mich zum Teil nicht mehr so, als ob wir uns in einer Festung befinden würden. Hier könnte man auch auf einem Schlosshof stehen, der von Gebäuden mit klassizistischen Fassaden umgeben ist. Von diesem Platz aus erreicht man auch die Jugendherberge, die Bereiche der Festungsanlage nutzt. Diese kann auch außerhalb der Öffnungszeiten bequem mit Hilfe eines Schrägaufzuges, der vor den Festungsmauern endet, erreicht werden.
Bei unserem Streifzug durch die beeindruckende Anlage haben wir auch einige der Ausstellungsräume, die die unterschiedlichsten Themen behandeln besucht. So gibt es zum Beispiel eine sehr interessante archäologische Sammlung im „Haus der Archäologie“, die die Dauerausstellung „Geborgene Schätze. Archäologie an Mittelrhein und Mosel“ zeigt.
Es gibt auch eine Ausstellung rund um das Thema Wein zu sehen. Diese befindet sich im „Haus des Genusses“ in der „Langen Linie“.
Wir haben ehemalige Gefängniszellen und Wachstuben aus der preußischen Zeit entdeckt. Eher zufällig sind wir auch an einigen Räumen vorbei gekommen, die zeigen, wie in den 1950/60er Jahren Wohnungen in der Festung ausgesehen haben.
Lohnt sich der Besuch?
Unserer Meinung nach auf jeden Fall! Was für ein gewaltiges Bauwerk, was für ein Blick über die Stadt… ich habe das nicht erwartet und es hat mich sehr beeindruckt.
Und nach dem Besuch…..
Ein Tipp von uns. Wer mit dem Schrägaufzug von der Burg herunter fährt und noch einen kleinen Spaziergang macht, gelangt zum Weingut Göhlen (Mühlental 33, 56077 Koblenz-Ehrenbreitstein). Nach Voranmeldung ist hier ein Besuch im Weinkeller und eine Weinprobe möglich.
Adresse Festung Ehrenbreitstein:
Felsenweg,
56077 Koblenz
Öffnungszeiten:
01.04. – 05.11.2023: 10-18 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene: 8,-€
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Seilbahn + Festung:
Erwachsene: 19,-€
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Der Besuch der Festungsanlage fand im Rahmen einer Pressereise mit der Koblenz-Touristik GmbH statt.
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