In Koblenz mündet die Mosel in den Rhein. Hier befindet sich einer der meist besuchten Orte der Stadt, das Deutsche Eck in Koblenz mit dem monumentalen Reiterstandbild des Deutschen Kaisers Wilhelm I..
Wer hätte es gewusst…
1216 rief der damalige Erzbischof Theoderich von Wied die Ritter des Deutschen Ordens nach Koblenz. Er schenkte ihnen, vermutlich mit dem Hintergedanken durch die Ritter die örtliche Krankenversorgung zu sichern, ein Teil des Geländes der Kastorkirche mit dem angeschlossenen Krankenhaus. Der Orden errichtete ein Herrenhaus und man nannte daraufhin den Bereich „Deutscher Ordt“, später dann „Deutsches Eck“.
Heute erinnert ein verblasstes Kreuz an einer Hauswand an die Ritter des Deutschen Ordens und symbolisiert das eigentliche Deutsche Eck.
Das „neue“ Deutsche Eck entsteht
Im 19. Jahrhundert begann man, das Gelände des Zusammenflusses von Mosel und Rhein umzugestalten. Es entstand ein Nothafen, der mit einer Mole und einer vorgelagerten Sandbank den Schiffern Schutz bieten sollte.
Nachdem 1888 Kaiser Wilhelm I. verstorben war, planten verschiedene Stellen ihm zu Ehren die Errichtung eines monumentalen Denkmals. Kaiser Wilhelm II. wählte Koblenz und den Standort am Zusammenfluß von Rhein und Mosel unter zahlreichen Bewerbern aus. Es wurden Gelder gesammelt, der Nothafen zugeschüttet und im August 1897 weihte man das Denkmal in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. ein.
Im Sprachgebrauch der Bevölkerung verlagerte sich nun das Deutsche Eck in Koblenz vom eigentlichen, nur wenige Meter entfernten Standort, auf das Gelände mit dem riesigen Standbild.
Reiterstandbild: Kaiser-Wilhelm-Denkmal
Das gesamte Denkmal ist 37 Meter hoch. Nur alleine das Reiterstandbild hat die beträchtliche Höhe von 14 Metern.
Dargestellt ist Kaiser Wilhelm I. auf einem Pferd sitzend in Generalsuniform mit wallendem Mantel. Ein weiblicher Genius (Schutzgeist/Schutzengel) mit Flügeln begleitet den Kaiser und trägt einen Lorbeerkranz und die Kaiserkrone.
Steht man vor dem Denkmal, kann man nicht nur den großen Schriftzug Wilhelm der Große, sondern auch einen Reichsadler entdecken, der Schlangen greift und Feinde bedrängt. Im oberen Teil des Sockels steht „Nimmer wird das Reich zerstöret,/ Wenn ihr einig seid und treu!“ Dabei handelt es sich um Verse eines Gedichtes des Koblenzer Dichters Max von Schenkendorf.
Obwohl die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg die Innenstadt von Koblenz zerstörten, blieb das Deutsche Eck fast unbeschädigt. Er kurz vor Ende des Krieges zerstörte ein Artilleriebeschuss das Reiterstandbild. Es hing verformt und zerrissen herunter und so dauerte es nicht lange, bis das Kupfer nach und nach verschwand. Schließlich baute man die Reste ab und schmolz sie ein. Der Kopf des Kaisers tauchte später wieder auf und kann heute in Mittelrhein-Museum in Koblenz angesehen werden.
Der nun leere Sockel blieb stehen und 1953 vom damaligen Bundespräsidenten Heuss zum „Mahnmal der deutschen Einheit“ umfunktioniert. Man brachte am Sockel die Wappen aller deutschen Länder und der ehemaligen Ostgebiete an und stellte einen Flaggstock mit der Bundesflagge an die Stelle des Reiterstandbildes.
1987 entschloss sich der damalige Verleger einer Zeitung, Werner Theisen, die Rekonstruktion des Standbildes zu finanzieren und der Stadt Koblenz zu schenken. Obwohl das Land Rheinland-Pfalz als Eigentümer des Grund und Bodens die Schenkung ablehnte, beauftragte er 1989 einen Metallbauer das Standbild herzustellen. Es war ein politisches Ringen, dass sich erst auflöste, als die Stadt Koblenz das Gelände vom Land geschenkt bekam und nun die Verantwortung übernahm. Das Denkmal war bereits in Koblenz angekommen und nun musste der Sockel schnellstens restauriert werden. Am 2.9.1993 konnte der Kaiser wieder seinen Platz am Deutschen Eck einnehmen.
Heute gehört das Kaiser-Wilhelm-Denkmal zum UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal.
Ein kleiner Hinweis: Auf dem Platz vor dem Denkmal finden ab und zu Veranstaltungen, wie zum Beispiel Konzerte, statt. Der Zugang kann dadurch erschwert sein.
Besuch am Deutschen Eck in Koblenz
Es ist aus der Innenstadt zu Fuß nicht weit bis zum Deutschen Eck, dass sich wie eine Spitze in die Mündung von Rhein und Mosel schiebt.
Hier zu stehen und auf die beiden Flüsse zu gucken, ist wirklich traumhaft schön. Der Blick zur Festung Ehrenbreitstein, mit der dort hinauffahrenden Seilbahn macht Lust darauf, mehr zu entdecken.
Das Reiterstandbild ist imposant und ein tolles Fotomotiv. Ab und zu sieht man mal jemanden den Sockel hochsteigen, erst dann wird einem bewusst, wie groß die gesamte Anlage ist. Ein bisschen wirkt der lebende Mensch neben dem Standbild wie eine Ameise.
Wer um das Denkmal herum geht, wird das „originale“ Deutsche Eck sicherlich entdecken.
Adresse:
Konrad-Adenauer-Ufer,
56068 Koblenz
Der Besuch am Deutschen Eck war Bestandteil einer Bloggerreise . Der Beitrag ist unabhängig zum Besuch entstanden.
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