Merseburg war Königspfalz, Bischofssitz und Herzogsresidenz. Da durfte natürlich auch kein Schloss fehlen. Wir haben uns aufgemacht und das Schloss Merseburg erkundet.
Das erste Schloss in Merseburg ließ Bischof Heinrich von Warin von 1245 bis 1265 erbauen. Ein Teil des heutigen Ostflügels ist in dieser Zeit entstanden.
Gut 200 Jahre später, 1470 bis 1500, veranlasste Bischof Thilo von Trotha den Neubau eines dreiflügligen Schlosses. Den vierte Flügel der Anlage bildet noch heute der Merseburger Dom, dessen spätgotisches Langhaus auch von Thilo von Trotha in Auftrag gegeben wurde.

1604/05 ließ Herzog Johann Georg I. von Sachsen das Schloss erneut nach seinen Wünschen umbauen und es entstand ein imposantes Bauwerk der deutschen Spätrenaissance.

Wenig Jahre später entstand der Schlossgarten mit dem Schlossgartensalon. Der Schlossgarten gehört zu den 40 ausgewählten schönsten und historischen Gärten des Netzwerks Gartentraum.
Heute wird das Schloss von der Stadtverwaltung, der Musikschule und dem Kulturhistorischen Museum genutzt.
Im Schlosshof
Unser Schlossrundgang beginnt im Schlosshof. Frau Wippert, eine Mitarbeiterin des Kulturhistorischen Museums, begleitet uns. Von ihr erfahren wir viel über die Geschichte und der Architektur des Schlosses.
Uns fallen die zahlreichen Wappentafeln auf, die an der Fassade zu entdecken sind. Auch die Portale und Erker im Stil der Spätgotik und der Renaissance beeindrucken mich.

Das Schloss hat 3 Türme: Kammerturm, Pagenturm, Konditorturm. Von außen haben diese schräge Fenster, die dem Verlauf der Wendeltreppe im Inneren angepasst sind.

Im Innenhof steht der Neptunbrunnen. Früher stand hier auch noch der steinerne Rabenkäfig. Heute steht dieser vor dem Schloss und hat etwas mit der Rabensage von Merseburg zu tun.
Rabensage von Merseburg
Was hat es mit dem Rabenkäfig auf sich? Diese Frage haben wir uns natürlich sofort gestellt.
Und so erzählte man uns die Rabensage von Merseburg:
„Der Bischof Thilo von Trotha besaß einen goldenen Siegelring, den er sehr mochte.
Eines Morgens ließ er den Ring am offenen Fenster liegen.
Nach kurzer Abwesenheit bemerkte er, dass der Ring verschwunden war. Zornig ließ er seinen langjährigen Diener kommen und bezichtigte ihn des Diebstahls. Obwohl er seine Unschuld beteuerte, ließ er ihn hinrichten.
Später fand man den Ring in einem Rabennest wieder.
Thilo von Trotha ließ daraufhin als Mahnung kein Urteil im Zorn zu fällen, im Schlosshof einen Käfig errichten. Dort ließ er einen Kolkraben einsperren, der für den Diebstahl büßen sollte. Seit dieser Zeit lebt immer ein Rabe im Schloss.“
Der Rabe und den Ring findet man auch im Wappen wieder.

Kulturhistorische Museum im Schloss Merseburg
Wir besuchten die Ausstellungsräume des Kulturhistorischen Museums im Schloss Merseburg. Hier kann man sehr interessante Dauerausstellungen zu den Themen Ur- und Frühgeschichte der Region Merseburg, Stadtgeschichte Merseburg und Schloss Merseburg besichtigen. Zusätzlich werden regelmäßig Sonderausstellungen zu den unterschiedlichsten Themen angeboten.
Schon in den ersten Ausstellungsräumen fällt mir auf, dass viele der Inhalte sehr schön pädagogisch für Kinder aufgearbeitet sind. Besonders gut hat mir zum Beispiel das „Scriptorium merseburgense“ gefallen. Hier können die Kinder mit Feder und Tinte schreiben und die karolingische Minuskelschrift (der Vorgänger der heutigen Schrift) schreiben üben.

Beeindruckend sind auch einige der Ausstellungsräume. So liefen wir durch den Schlosskeller, der noch im Original erhalten ist und entdecken die Geschichte Merseburgs in einem Raum, der Davidskapelle heißt. Die Schreibwerkstatt befindet sich in einer Pfeilerhalle (Ottonenhalle) aus dem 13. Jahrhundert. Ich habe es genossen, im Keller der Burg durch eher untypische Ausstellungsräume zu gehen. Hier ist die Geschichte des Schlosses schon alleine durch den Ort und nicht nur durch die Exponate erlebbar.

Über eine Treppe erreichen wir weitere Ausstellungsräume im ersten Stock des Schlosses. Plötzlich stehen wir in einem typischen Schankraum der 1970er Jahre, mit Stammtisch und Tresen. Das Highlight hier ist eine „Musikbox“, die noch mit einer Lochwalze versehen ist und nach Geldeinwurf auch spielt.

Im ersten Stock sind die Ausstellungsräume architektonisch betrachtet nicht mehr so interessant, wie das Kellergewölbe. Die Ausstellung ist aber sehenswert. Beeindruckt hat mich die Grabplatte der Pestnonne aus den 16.Jahrhundert.

Wir betreten den Kammerturm im Merseburger Schloss. Auffällig ist hier die noch erhaltene wunderschöne Gestaltung des Treppenhauses. Hier findet man Blumenmotive, Fratzendarstellungen und die Wappen der Domherren.
In einer anderen Etage angekommen betreten wir die Räume der Stadtverwaltung. Hier kann man an zwei Stellen noch gut die ursprüngliche Gestaltung der Raumdecken erkennen. Leider ist diese nicht mehr im ganzen Schloss erhalten geblieben.
Über ein weiteres Treppenhaus gelangen wir wieder in den Schlosshof. Hier endete unsere sehr interessante Führung. Vielen Dank!
Adresse:
Domplatz 9
06217 Merseburg
Öffnungszeiten:
März bis Oktober
täglich 9-18 Uhr
November bis Februar
täglich 10-16 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene: 3,50€
Ermäßigt: 2,00€
Offenlegung: Der Besuch im Schloss Merseburg und die Führung durch das Kulturhistorische Museum waren ein Baustein während einer Pressereise. Mein Bericht entspricht ausschließlich meiner eigenen Meinung.
Schreibe einen Kommentar