Der Merseburger Kunstverein e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen unterirdischen Schatz in Merseburg für die Besucher begehbar zu machen. Wir haben die als „Tiefer Keller“ bekannten, labyrinthartigen Gänge entdeckt und sind begeistert wieder an die Erdoberfläche zurück gekehrt.
Tiefer Keller – tief unter Merseburg
Die Tür öffnet sich und wir begeben uns in das historische Kellergewölbe „Tiefer Keller“. Etwa 7,5 Meter unterhalb von Merseburg haben im Mittelalter die Merseburger ein Gewölbesystem angelegt. Diese nutzte man damals als eine Art riesiger Kühlschrank. Der Ursprung des Kellersystems wird auf das 13.Jahrhundert datiert. Damit gehört der “Tiefer Keller” den ältesten Bauwerken der Stadt.
Die Gewölbe sind mit Sandstein ausgemauert. Dieser zieht das Wasser aus der frischen Luft, die durch angelegte Luftschächte in die Gewölbe gelangt. Es herrschen hier unten ganzjährig 9-11 Grad mit einer Luftfeuchtigkeit von 85%. Also ideale Bedingungen für die kühle Lagerung.
Nicht nur für das Merseburger Bier lagerte man in den Kelleranlagen. Auch andere Naturalien, die über die Handelsstraße Via Regia nach Merseburg gelangten, fanden ihren Platz in dem unterirdischen Kühlschrank. Bald reichte die Kapazität der Räume nicht mehr aus. Man baute weitere Keller und legte diese unter den bereits vorhandenen Kellern an. So kommt es, dass die ältesten Gewölbe heute oberhalb der jüngeren Gewölbe liegen. Insgesamt bauten die Merseburger 4 unterirdische Geschosse unter ihre Stadt.
Seit einigen Jahren wird das Kellersystem systematisch in Eigeninitiative erforscht. Bisher hat man über 400 Räume entdeckt. Viele davon sind überbaut oder verfüllt, einige dienten im Zweiten Weltkrieg der Bevölkerung als Luftschutzbunker.
Heute kann man an einer Führung „Tiefer Keller“ teilnehmen. Während der Führung erfährt man nicht nur interessantes über das Kellersystem, sondern auch zur Geschichte Merseburgs. Für uns völlig überraschend, man geht dabei nicht nur durch Gänge und Keller, sondern besucht eine unterirdisch liegende Ausstellung. Künstler haben hier ihre Kunstwerke aufgestellt. So steht an dem alten unterirdischen Brunnen der Saalealf, der laut Legende am Grund der Saale lebt. Jedes Jahr forderte er ein Menschenopfer. Er wurde für Hochwasser und das Ertrinken von Menschen verantwortlich gemacht.
Nach gut einer Stunde steigen wir Stufen hinauf und kommen wieder an das Tageslicht. Ich bin etwas erstaunt, den wir stehen etwa 30 Meter von Eingang entfernt. Unter der Erde sind wir unzählige Stufen hoch und runter gestiegen, haben lange Gänge passiert und zahlreiche Keller gesehen. Ich war der Meinung, dass wir fast bis ans andere Ende der Stadt gelaufen sind und stehen nun fast am Ausgangspunkt. Hätte ich das Labyrinth „Tiefer Keller“ alleine erkundet, hätte ich hätte mich hoffnungslos verlaufen.
Besuch der Domgalerie
Oberhalb der Kellergänge befindet sich die Domgalerie, ein Kunstshop und ein Kunstcafé.
In der Domgalerie werden wechselnden Ausstellungen Werke und verschiedenen Künstlern gezeigt und man kann die unterschiedlichsten Kunstobjekte auch käuflich erwerben.
Wir konnte die modernen und hellen Ausstellungsräume besuchen und einige schöne Bilder entdecken.
Von den Räumen aus kann man auf die Metallfiguren blicken, die die Merseburger Zaubersprüche bildlich veranschaulichen.
Im Anschluss gab es im Café ein kühles Merseburger Kellerbräu. Das Bier ist in Anlehnung an die Tradition der Bierbrauer in Merseburg entstanden. Das untergärige, etwas malzig schmeckende und sehr süffige Bier wird in kleiner Menge gebraut. Auf dem Edikett findet sich folgernder Spruch: “Bereits von Goethe geschätzt, in Vergessenheit geraten, im Tiefen Keller wiedergeboren und von Merseburgern getestet“. Von Merseburgern getestet stimmt in diesem Fall wirklich. Als man beschlossen hatte, ein Bier nach Merseburger Art zu brauen, waren die Merseburger dazu aufgerufen worden, aus 3 Vorschlägen ihren Favoriten zu bestimmen. Das Bier, so wie es heute angeboten wird, bekam den meisten Zuspruch.
Wer lieber Wein trinkt, kann auch hier einen Merseburger Wein genießen. Auf dem Hang unterhalb der Domgalerie hat man 2012 den Merseburger Weinanbau wiederbelebt. Die geernteten Trauben verarbeiet man zu einem Muskatwein, der in kleiner Stückzahl verkauft wird.
Uns hat der Besuch sehr gut gefallen, vielen Dank für die interessanten Einblicke in die Keller von Merseburg.
Adresse:
Merseburger Kunstverein e. V.
Tiefer Keller 3
06217 Merseburg
Öffnungszeiten:
Kellerführungen jeden ersten Samstag im Monat um 14.30 Uhr
Gruppen jederzeit nach Absprache möglich.
Telefon: 03461 28 90 40 oder 03461 28 99 23 2
Eintrittspreise:
Preis pro Person: 5,- Euro
Offenlegung: Der Besuch und die Führung „Tiefer Keller“ waren ein Bestandteil einer Pressereise in der Saale-Unstrut Region. Vielen Dank für die tollen Eindrücke. Der Bericht entspricht unseren eigenen Eindrücken und ist unabhängig zu unserem Aufenthalt entstanden.
Myriam
Sehr interessant! Hätte nicht gedacht, dass es so ein Gewölbe in Merseburg gibt. Ich kenne bislang nur die Katakomben in Paris – aber nun ja die werden anders genutzt. ;)
Liebe Grüße aus Leipzig
Myriam