Ein großer Gebäudekomplex auf dem Augustusplatz zieht unseren Blick an. Das Gebäude ist das weltweit bekannt Gewandhaus zu Leipzig, eine der herausragendsten musikalischen Spielstätten in Deutschland.
Das Gewandhaus zu Leipzig ist ein kultureller Eigenbetrieb der Stadt. Es gehören neben dem Gewandhaus auch das Gewandhausorchester, der GewandhausChor, der GewandhausKinderchor, das Gewandhaus-Quartett, das Gewandhaus-Bläserquintett und Gewandhaus Brass Quintett dazu. Zur Zeit ist Andreas Schulz Intendant des Hauses und Andris Nelson bis 2027 Gewandhauskapellmeister (Stand 2024 ).
Wie das Gewandhaus zu seinem Namen kam
In einem Gebäude in der Leipziger Altstadt, nutzte man den ersten Stock als Messehaus für Tuch- und Wollwarenhändler. Sehr schnell bekam es den Namen Gewandhaus.
16 Kaufleute beschlossen 1743 den Konzertverein „Großes Concert“ zu gründen. Anfangs spielten die Musiker noch in einer Gaststätte, zogen dann aber 1781 in das Messehaus der Tuchhändler um. Passend zu dem Namen des Hauses nannte das Orchester sich von da an Gewandhausorchester.
Gespielt wurde in einem eigens umgebauten Konzertsaal im zweiten Stock des Hauses. Das Orchesterpodium war etwa 64 m² groß und das Publikum saß in Sitzreihen, die längs zum Podium aufgestellt waren. Insgesamt sollen etwa 500 Zuschauer in die erste Spielstätte des Gewandhausorchesters gepasst haben. Nach Umbauarbeiten konnten 1842 sogar 1000 Besucher den Konzerten lauschen.
Die Besucher im ersten Gewandhaus zu Leipzig konnten zahlreiche Uraufführungen von heute bekannten Werken erleben. Die Zuhörer konnten Stücke von Beethoven, Schubert, Schumann, Wagner und Brahms hier zum ersten Mal hören. Auch Clara Wieck, die in Leipzig geboren wurde und später Rober Schumann heiratete, führte im Gewandhaus ihr erstes Solokonzert auf. (In Leipzig befindet es in der ersten gemeinsamen Wohnung heute das Schumann Haus.) Felix Mendelsohn Bartholdy zählte zu den bedeuteten Kapellmeistern im ersten Gewandhaus.
Zweite Gewandhaus zu Leipzig
Der Standort des ersten Gewandhauses schien den damaligen Verantwortlichen nicht zu gefallen. Ihre Planung sah vor, im Musikviertel in der südwestlichen Altstadt eine neue Spielstätte zu schaffen.
Im Dezember 1884 eröffnete in der Grassistraße Ecke Beethovenstraße das Neue Gewandhaus. Die alte Spielstätte bekam recht schnell den Namen Altes Gewandhaus und noch einige Zeit fanden dort vereinzelte Konzerte statt.
Im zweiten Gewandhaus gab es einen großen Saal mit 1700 Plätzen und einen Kammermusiksaal mit 650 Plätzen. Architektonisch hatte der Entwurf von Martin Gropius sich an den Konzertsälen der Symphony Hall Boston orientiert und einen Saal im „Schuhkarton“-Form geschaffen.
Bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg wurde das Konzerthaus schwer beschädigt. Zunächst bestand der Plan, das Gewandhaus wieder aufzubauen. Die Ruine wurde notdürftig gesichert. Schließlich entschied man sich, lieber ein neues Konzerthaus zu bauen und entfernte die Kriegsruine.
Für das Gewandhausorchester gab es nun natürlich keine Spielstätte mehr. Anfangs nutzte man ein Kino für die Auftritte. Von 1947 bis 1981 war dann eine Kongresshalle der Spielort.
Das dritte Gewandhaus zu Leipzig entsteht
Im November 1977 erfolgte die Grundsteinlegung für das heutige Gewandhaus direkt gegenüber der Leipziger Oper auf dem heutigen Augustusplatz. Der Bau entwickelte sich zum Prestigeobjekt der DDR. Es war der erste und auch einzige Neubau eines reinen Konzerthauses in der DDR. Von entscheidender Bedeutung für die Entstehung war der unermüdliche Einsatz von Kurt Masur, der zu dieser Zeit der Gewandhauskapellmeister war.
Chefarchitekt für das Bauprojekt war Rudolf Skoda, der mit zahlreichen Experten zusammen arbeitete, um zum Beispiel die Akustik einmalig werden zu lassen. In der Bauzeit mussten dafür einige Male Soldaten der NVA im Saal Platz nehmen, um die Akustik bei voller Auslastung testen zu können.
Der Große Saal bietet 1900 Gästen einen Platz und hat wirklich eine hervorragende Akustik, wie wir uns während eines Konzertes überzeugen konnten. Was man hier allerdings vermissen wird, ist der Prunk, wie man ihn aus anderen Konzerthäusern kennt. Ich empfinde den Saal als sehr schlicht und die Bestuhlung ist zwar neu gepolstert, versprüht aber noch ein bißchen den Charme der vergangenen Zeit.
Beeindruckend ist auch das größte Deckengemälde Europas, dass der Maler Sighard Gille im Foyer mitten in den Bauarbeiten schuf. Auf einer Fläche von 714 m² stellt er den „Gesang des Lebens“ dar. Bei einer Führung durch das Gewandhaus zu Leipzig, bekommt man einige Details zu dem Bild erklärt. Ich bin begeistert von den vielen Einzelheiten des Bildes und hätte mir vorstellen können, dort ewig zu sitzen und das Bild zu betrachten. Besonders schön finde ich, dass das Gemälde abends beleuchtet wird und man von dem Augustusplatz aus einen Teil sehr gut erkennen kann.
Neben dem großen Konzertsaal entstand auch ein Kleiner Saal für 498 Zuhörer. Im sogenannten Mendelssohn-Saal finden überwiegend Kammermusik Konzerte statt.
Anfang Oktober 1981 fand unter der Leitung von Kurt Masur das Eröffnungskonzert statt. Besonders schön finde ich die Idee, dass am Tag vorher ein Sonderkonzert für die am Bau beteiligten Personen angeboten wurde.
Gewandhaus – Führung
Zu bestimmten Terminen besteht die Möglichkeit, eine Führung durch das Gewandhaus zu buchen.
Als wir in Leipzig waren, hatten wir die Möglichkeit an diesem geführten Rundgang teilzunehmen. Die Führung dauert etwa 1,5 Stunden und der Treffpunkt befindet sich im Foyer bei den Kassen.
Zunächst wird die Geschichte des Gewandhauses mit Hilfe von drei Modellen recht anschaulich erklärt. Auch das große Deckengemälde ist ein Thema des Rundganges.
Zum Abschluss ging es für uns in den großen Konzertsaal. Das Gewandhausorchester hatte gerade Proben-Pause und so war es möglich, den Konzertsaal zu besichtigen. Von der Saal-Empore aus hat man wirklich einen tollen Blick in den Saal und auch auf die Bühne. Für mich war dieser Standort ideal, wir wollten doch nur wenige Stunden später einem Konzert von der Saal-Empore aus zuhören und ich konnte beruhigt feststellen, dass ich später das Orchester sehr gut sehen würde.
Während wir im Konzertsaal saßen, konnte ich schon einmal einen ersten Eindruck zur Akustik bekommen. Unser Tourguide hatte die gesamte Zeit über sehr leise gesprochen und war manchmal nur schwer zu verstehen. Im Saal änderte sich dieses schlagartig. Er sprach zwar nicht lauter, aber durch die hervorragende Akustik kam der Ton klar und deutlich bei uns an.
Den Abschluß bildete dann der Besuch im kleinen Saal. Da Mendelssohn-Saal gerade eine Probe begann, war unser Aufenthalt hier nur sehr kurz. Schade, ich hätte der Musikerin gerne länger zugehört.
Die Führung war recht interessant und sehr informativ. Vielleicht hätte man sie noch etwas abwechslungsreicher gestalten können, indem man zum Beispiel kleine Anekdoten aus dem Geschehen im Haus oder musikalische Impressionen des Orchesters einbindet.
Abends ins Konzert
Am Abend konnten wir uns auf ein Konzert des Gewandhausorchesters freuen. Auf dem Programm stand die 5.Sinfonie von Gustav Mahler unter der Leitung von Franz Welser-Möst.
Dem Gewandhausorchester gehören heute 180 Musiker an. Sie spielen nicht nur im Gewandhaus, sondern auch im Opernhaus, in der Thomaskirche als Begleitung zu dem Thomanerchor und fahren auch auf Konzertreisen.
Während des Konzerts habe ich versucht zu zählen, wie viele Musiker auf der Bühne saßen. Nach etwa 50 Streichern habe ich „aufgegeben“. Die Musiker der Blasinstrumente und Schlaginstrumente werden aber etwa noch einmal so viel gewesen sein. Mahler hat seine Sinfonie für das große Orchester geschrieben und so war es recht eng auf der Bühne.
Das Konzert war hervorragend. Der Dirigent forderte viel von den Musikern und mich hat besonders der Wechsel zwischen den leisen und lauten Passagen besonders angesprochen. Das Gewandhausorchester hat mich mitgerissen und auch wenn Mahler nicht zu den „einfach“ zu hörenden Komponisten gehört, war es für mich ein wunderschönes Erlebnis.
Besucherinformationen
Adresse
Gewandhaus zu Leipzig
Augustusplatz 8
04109 Leipzig
Anfahrt
Mit dem ÖPNV:
Haltestelle Augustusplatz
Tram 4, 7, 8, 10 ,11, 12, 14, 15, 16, 51, 56, N10, N17
Bus N8, N9
Mit dem Auto:
Die Nutzung der umliegenden Parkhäuser wird empfohlen, es gibt kaum Parkplätze auf der Straße.
Öffnungszeiten der Gewandhauskasse
Montag – Freitag:
10 – 18 Uhr und an Konzerttagen durchgängig bis zum Konzertbeginn
Samstag:
10 – 14 Uhr und immer eine Stunde vor Konzertbeginn
Eintrittspreise
Gewandhaus-Führung:
Preise: 8 EUR
Flexpreise: 9 EUR
Konzertkarten:
Die Preise variieren je nach Sitzplatz und Konzertangebot.
Barrierefreiheit
Es gibt ausgewiesene Behindertenparkplätze.
WC für Rollstuhlfahrer mit einer Türbreite von mindestens 90 cm ist vorhanden.
Es gibt einen Aufzug.
Blindenführhunde sind erlaubt.
Der Besuch im Gewandhaus zu Leipzig inklusive der Teilnahme an der Hausführung und des Konzertes war ein Programmpunkt einer Pressereise in Zusammenarbeit mit der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH.
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