Einmal im Jahr fahre ich mit einer Frauengruppe ein Wochenende weg. Nach Hamburg und Prag war dieses Jahr ein Kurzbesuch in Lübeck angesagt. Samstag morgens hin und Sonntag früher Nachmittag zurück – ein Kurzbesuch in Lübeck.
Von Berlin-Spandau ging es morgens mit dem Zug los. Umsteigen in Büchen und weiter nach Lübeck. Eigentlich eine recht schnelle Fahrt, warum habe ich das nicht schon vorher mal gemacht?
Wir waren gegen 11 Uhr am Lübecker Hauptbahnhof und brachten unsere Koffer ins benachbarte H+ Hotel. Für uns erwies sich das Hotel als idealer Standort. Wir haben hier nicht nur gut geschlafen, auch das Frühstück war mehr als reichhaltig.
Dann haben wir uns in die Lübecker Altstadt begeben – bummeln, shoppen, Sightseeing, quatschen… was man halt in einer Frauengruppe so macht…
Stadtspaziergang
Unser Stadtspaziergang führte uns kreuz und quer durch die Altstadt von Lübeck.
Begonnen haben wir am Bahnhof. Dieser wurde 1908 eröffnet, ist 130 Meter lang und überspannt 9 Gleise. Heute ist es der größte Bahnhof in Schleswig-Holstein.
Puppenbrücke
Über die Puppenbrücke führte der Weg weiter Richtung Holstentor. Die Puppenbrücke ist die erste Steinbrücke Lübecks (erbaut 1768/69) und wurde mit lebensgroßen Figuren ausgestattet. Die Steine für die Figuren wurden aus einen sächsischen Steinbruch geliefert und von Dietrich Jürgen Boy 1774-1776 bearbeitet. Dargestellt werden der Gott Merkur, der Flussgott Neptun, ein römischer Krieger und die Klugheit. Merkur ist die berühmteste Figur auf der Brücke.
Ein Spruch von Emanuel Geibelund der blanke Po der Figur haben dafür gesorgt:
In Lübeck auf der Brücken
da steht der Gott Merkur.
Er zeigt in allen Stücken
olympische Figur.
Er wusste nicht von Hemden
in seiner Götterruh;
drum kehrt er allen Fremden
den bloßen Podex zu.
Der blanke Po zeigt Richtung Westen und es geht die Legende um, dass Merkur diesen den Dänen zeigte, die aus der Richtung kamen.
Holstentor
Das Wahrzeichen der Stadt Lübeck ist das Holstentor. Es wurde 1464-1478 erbaut und ist heute neben dem Burgtor das einzige erhaltene Stadttor von Lübeck.
Als die Befestigungsanlagen auf der Traveseite der Stadt erbaut wurden, wurde ein Stadttor, das die Innenstadt nach Westen begrenzt mit errichtet. Es diente nicht nur der Verteidigung, sondern auch der Repräsentation. Zwei mächtige Türme mit Kegeldächern stehen an den Seiten eines Mittelbaus. Hier befindet sich das Durchgangstor. Geht man durch das Tor kann man die vergoldete Inschrift “CONCORDIA DOMI FORIS PAX” – “Drinnen Eintracht – draußen Friede” lesen, die die Stadtbesucher seit 1863 begrüßt und gleichzeitig ermahnt.
Die Feld- und die Stadtseite des Tores sind unterschiedlich gestaltet. Die Feldseite hat kleine Fenster, die möglichen Angreifern kaum Zugriff gewährten. Die Stadtseite ist mit vielen Fenstern versehen und reichlich verziert. Hier befindet sich die goldene Inschrift “S.P.Q.L.”. Diese Abkürzung wurde 1871 nach Restaurierungsarbeiten angebracht und bedeutet “SENATUS POPULUSQUE LUBECENSIS” – Senat und Volk von Lübeck.
Guckt man genau hin, kann man erkennen, dass das Holstentor sehr schief steht. Das Tor wurde auf eine Balkenkonstruktion gesetzt und im Laufe der Jahre zeigte sich, dass der Boden der Masse des Tores nicht Stand hielt. Schon in der Bauzeit sank der Südturm ab, das Tor neigte sich nach Westen. Bis heute ist das Tor so weit abgesackt, dass die untersten Schießscharten einen halben Meter unter der Erdoberfläche liegen.
Besonders schön finde ich das Tor, wenn es abends beleuchtet wird.
![Holstentor bei Nacht](https://vonortzuort.reisen/wp-content/uploads/2017/11/holstentor-bei-nacht.jpg)
Was man noch entdecken kann
Die Altstadt von Lübeck bietet noch so einige interessante Orte, die man bei einem Stadtbummel entdecken kann.
Direkt gegenüber der Marienkirche befindet sich das Buddenbrockhaus. Das Haus wurde 1841 von dem Großvater von Heinrich und Thomas Mann gekauft und blieb bis 1891 im Besitz der Familie. Bekannt ist das Haus durch den Roman von Thomas Mann geworden, in dem es eine entscheidende Rolle spielt.
Unser Weg führte uns weiter zur St.Jacobi Kirche, einer der 5 Hauptkirchen Lübecks. Die Kirche ist den Seefahrern und Fischern geweiht und liegt in unmittelbarer Nähe der Schiffergesellschaft. Das Kirchenschiff hat mich wirklich beeindruckt. Besonders die Orgeln, die mittelalterliche Malkunst an den Pfeilern und die weißen Figuren haben mir gut gefallen.
Nicht weit entfernt liegt das Heiligen-Geist-Hospital. Reiche Lübecker Bürger stifteten viel Geld und schufen eine große Anzahl an wohltätigen Einrichtungen. Das 1286 errichtete Gebäude ist eins der ältesten Sozialeinrichtungen Europas, ein Hospital. Etwa 100 Menschen konnten hier bereits im Mittelalter aufgenommen werden. Heute ist hier ein Altenheim untergebracht.
Den Abschluss unseres ersten Rundganges bildete das zweite noch erhaltene Stadttor, das Burgtor. Es gibt aber noch so viel zu entdecken, das ich wohl noch einmal nach Lübeck fahren werde.
Rathaus Lübeck
Das Rathaus von Lübeck kann fast täglich besichtigt werden. Wir haben uns spontan dazu entschlossen an der Führung teilzunehmen. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Schon 1230 wurde mit dem Rathausbau begonnen und im Laufe der Jahre kam es zu zahlreichen Veränderungen des ursprünglichen Bauplanes. Erst 1308 konnte der Bau fertig gestellt werden. Der Backsteinbau zählt zu den größten mittelalterlichen Rathäuser in Deutschland.
Von der Marktplatzseite kann man die Renaissancelaube und gotische Schildwand bewundern. Die großen Löcher in der Ziermauer der Fassade wurden zur Windbrechung eingebaut.
Steht man auf der Breiten Straße, kann man eine im Niederländischen Stil errichtete Renaissancetreppe bewundern. Sie wurde 1594 errichtet und führte in die Kriegsstube, einem prächtigen Raum im Rathaus, in dem nicht nur über Wirtschaftsfragen, sondern auch über Kriegsfragen verhandelt wurde.
Betritt man das Rathaus von der Breiten Straße aus, gelangt man in eine Eingangshalle, in der eine Treppe hinauf führt. Gemälde hängen an den Wänden, der Backstein verleiht eine ruhige und fast schon gemütliche Atmosphäre. Durch ein Fenster mit dem Lübecker Wappen scheint Licht in das Treppenhaus.
Wir haben einige Räume besichtigen können. Am meisten beeindruckt haben mich der Audienzsaal und der Bürgerschaftssaal.
Audienzsaal
Der größte Saal im Lübecker Rathaus ist der Audienzsaal. Früher tagte hier das Obergericht, heute wird der Saal für Empfänge und Feierlichkeiten genutzt.
Man muss durch eine ganz besondere Tür gehen, um in den Audienzsaal zu kommen. 1573 wurde diese von Meister Tönnies Evers angefertigt. Die ganze Tür ist mit kunstvollen Schnitzarbeiten verziert. Das besondere an dieser Tür ist aber die Zweiteilung. Es gibt eine große Tür und eine kleine Tür. Als der Saal noch als Gerichtssaal genutzt wurde, entschied Schuld oder Unschuld darüber, ob man erhobenen Hauptes durch die große Tür gehen durfte oder in gebeugter Haltung und schuldig die kleine Tür nehmen musste. So konnte jeder Bürger, der vor der Tür stand erkennen, wie die Gerichtsverhandlung ausgegangen war.
Der Audienzsaal ist sehr prunkvoll ausgestattet. Zahlreiche Gemälde eines italienischen Künstlers hängen an den Wänden. Ein großer eiserner Ofen aus dem 18.Jahrhundert fällt gleich ins Auge. Dieser wurde noch bis 1963 zum Beheizen des Raumes verwendet.
Bürgerschaftssaal
Im westlichen Rathausflügel konnten wir den Bürgerschaftssaal besichtigen. An jedem letzten Donnerstag im Monat treffen sich hier die Mitglieder der Bürgerschaft zu ihrer Sitzung.
Ein imposanter Raum, nicht alleine durch seine Höhe. An den Wänden kann man eine Bilderfolge sehen, die die Erbringung des Freibriefes von 1226 darstellt. Die Holztäfelung ließ den Raum auf mich wie ein Gerichtssaal wirken (so wie man ihn oft in alten Filmen sieht).
Ein Blick auf die Bestuhlung und die Tische lohnt sich. Die Stühle von 1959 sind mit dem Wappen der Stadt geschmückt und an den Tischen finden sich nicht nur Darstellungen der Stadt, sondern auch Symbole einiger Handwerke.
Adresse:
Breiten Straße 62
Lübeck
Rathausführungen:
Montag – Freitag: 11 Uhr, 12 Uhr, 15 Uhr
Sonnabend: 13.30 Uhr
(Termine der Führungen unter Vorbehalt)
Preis:
Erwachsene: 4€
mit der LÜBECKCARD : 2€
Schiffstour um die Altstadt von Lübeck
Sonntag – noch scheint etwas die Sonne, aber der Regen soll noch kommen. Wir nutzen die Zeit und machen eine Schiffsrundfahrt.
In unmittelbarer Nähe des Holstentores fahren die Schiffe zu einer einstündigen Rundfahrt ab. Es gibt während der Saison mehrere Anbieter, als wir Ende Oktober in Lübeck waren, war die Auswahl etwas geringer und wir sind einfach in das Schiff gestiegen, was zeitnah ablegte.
Während die meisten Passagiere lieber windgeschützt im Schiff saßen, habe ich mir den Fahrtwind um die Ohren pusten lassen und viele schöne Eindrücke gesammelt.
Es ging vorbei an alten Salzspeichern. Diese liegen an der Obertrave direkt am Holstentor. und wurden zwischen 1579 und 1745 erbaut. Die Backsteinbauten dienten ursprünglich zur Lagerung des Salzes, das über die Alte Salzstraße und auf Lastkähnen auf der Trave nach Lübeck kam. Von hier aus wurde es dann nach Skandinavien transportiert und bildete die damalige Grundlage für den Reichtum der Stadt.
Vorbei ging es an vielen Schiffen, die in Lübeck vor Anker liegen. Einige der Schiffe gehören zu dem gemeinnützigen „Museumshafen zu Lübeck e.V.“.
Ab und zu wurde ich von unserem Kapitän gebeten mich hinzusetzen. Es ging unter einigen Brücken hindurch, die doch sehr niedrig waren. Wenn hier mal richtig Hochwasser ist, passt da kein Schiff mehr durch.
Während der ganzen Fahrt bekamen wir Informationen vom Kapitän unseres Schiffes. Viele kleine Geschichten rund um Lübeck und auch die eine oder andere Anekdote bereicherten die Fahrt rund um die Altstadt und im Hafen von Lübeck.
Mir hat die Fahrt gut gefallen. Ich habe so einige Ecken in der Stadt entdeckt, die wir bei unserem Stadtspaziergang nicht gesehen haben. Die Fahrtdauer war genau richtig, denn nach einer Stunde im Herbstwind an Deck, war ich doch etwas durchgefroren und freute mich auf den Besuch im Marzipan-Speicher.
Ich liebe Marzipan!
Wer in Lübeck kein Marzipan isst, ist selber Schuld. Ich liebe Marzipan und konnte natürlich nicht widerstehen.
Wir sind natürlich zu Niederegger gegangen und haben uns dort im Laden umgesehen. Aber ehrlich gesagt, war mir hier das Angebot zu steril und professionell dargestellt. Der Laden, so habe ich es empfunden, war nur auf Touristen und den Einkauf ausgerichtet. Für mich kein Shopping Erlebnis.
Im Marzipan-Speicher habe ich mich wohler gefühlt. Zuerst sind wir in das Café des Marzipan-Speichers gegangen. Obwohl es doch recht groß ist und natürlich auch hier alles auf viele Touristen ausgerichtet ist, war es trotzdem gemütlich. Wir haben einen großen Tisch für 10 Personen gefunden, was ja nicht immer möglich ist. Getränke und Kuchen werden an einer Selbstbedienungstheke ausgegeben. Ich habe mich für Marzipantorte und einen heißen Kakao mit Marzipanlikör entschieden. Einfach traumhaft diese Sünde…
Anschließend haben wir uns in dem Verkaufsraum ausgetobt. Klar ist auch hier alles auf den Verkauf an Touristen ausgelegt und die Preise sind auch nicht wirklich günstig. Aber dennoch hatte für mich der Laden mehr Flair. Neben Marzipanbroten in verschiedene Geschmacksrichtungen, den vorher getesteten Marzipanlikör habe ich auch noch Marzipanbruch eingekauft. Die Familie zu Hause hat sich gefreut!
Nach dem Einkauf sind wir noch in das kleine Marzipanmuseum gegangen. Hier kann man eine alte Backstube des Marzipan-Speichers und alte, seltene Marzipanformen entdecken. Die Ausstellung ist ganz schön, aber nur deshalb in den Marzipan-Speicher zu gehen, lohnt sich nicht.
Adresse:
Die Lübecker Marzipan-Speicher seit 1995
Marzipanland GmbH
An der Untertrave 97-98
23552 Lübeck
Öffnungszeiten:
Montag – Samstag: 11-18 Uhr
Sonntag: 12-18 Uhr
Renate
Liebe Susanne,
ähnliche Touren unternehme ich regelmäßig mit meinen drei Schwestern und es macht immer viel Spaß. In Lübeck war ich mal für wenige Stunden auf dem hübschen Weihnachsmarkt und habe mir vorgenommen, noch einmal hinzufahren. Genügend Sehenswürdigkeiten hat die Stadt ja, wie dein Reisebericht zeigt.
Und bei Marzipantorte kann ich auch nicht widerstehen.
LG
Renate