Hoch über Eisenach auf einem Höhenzug des Thüringer Waldes liegt in über 200 Metern Höhe die Wartburg. Sie gehört zu den meist besuchten Orten in Thüringen und bietet nicht nur Burgen- und Geschichtsliebhabern einen unvergesslichen Besuch. Die Aussicht über die Region ist einfach unbeschreiblich!
Die Wartburg kann auf eine interessante Geschichte zurückblicken. Für mich war es bis zu meinem Besuch „nur“ der Ort, an dem Luther die Bibel übersetzt hat. Weit gefehlt, hier ist viel mehr Geschichte geschrieben worden.
Sage zur Entstehung der Wartburg
Auf der Anhöhe stand vermutlich schon recht lange eine Befestigung oder ein Beobachtungspunkt, als Ludwig der Springer aus dem Geschlecht der Ludowinger den Stammsitz der Familie dorthin verlegen wollte.
Zu der Entstehung der Burg gibt es eine Sage über die Schwurschwerter der Wartburg. Danach soll Ludwig der Springer gesagt haben „Wart! Berg, du sollst mir eine Burg werden!“ und so den Ort für den Bau der Burg festgelegt haben. Er hatte allerdings nicht bedacht, dass der Berg nicht zu seinem Besitz gehörte und eine Eroberung mit seinen 12 Rittern wäre aussichtslos gewesen. So kam er auf die Idee, von seinem Land Erde holen zu lassen und diese auf dem Berg auszustreuen. Seine Ritter rammten ihre Schwerter in den „Heimatsand“ und beschworen vor Gericht, dass diese vollständig in Ludwigs Erde steckten. Mit diesem Trick konnten sie das Gericht überzeugen und den Bau der Wartburg beginnen.
Wirklich nachweisbar sind die Ludowinger als Besitzer der Wartburg ab etwa 1150. Unter der Leitung vom Landgrafen Ludwig II. entstand der Palas. Ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert stammen Teile des Torhauses und die östliche Ringmauer.
Im frühen 13. Jahrhundert legte die Ludowinger die Verwaltung und Sicherung der Burg in die Hände eines Bevollmächtigten. Dieser hatte das Amt des Burggrafen der Wartburg und lebte mit seiner Familie in der Burganlage.
Die Geschichte des Sängerkrieges
Angeblich soll die Wartburg der Schauplatz des Sängerkrieges gewesen sein. Der thüringische Geschichtsschreiber von Apolda und der Chronist Rothe schreiben in ihren Werken sehr ausführlich und eindrücklich von den Ereignissen, die in der Zeit Hermann I. auf der Wartburg passiert sein sollen. Dieser war ein Förderer der Kunst und es zog viele Künstler während seiner Regierungszeit auf die Burg.
Es entstanden nach dieser Zeit Geschichten, in denen berühmte Dichter sich mit Konkurrenten in einem Art Sängerstreit auf der Wartburg gemessen haben sollten. Viele Geschichtsschreiber schrieben, erweiterten und ersannen Geschichten über den Sängerstreit und so entwickelte sich ein historisches Ereignis, dass es eigentlich nie gegeben hat.
Später griffen zum Beispiel Künstler wie E.T.A. Hoffmann und Richard Wagner die Geschichte wieder auf und verarbeiteten die Idee in ihren Werken. In der Wartburg gibt es ein Fresko aus dem Jahr 1855, dass den Sängerkrieg darstellt. Es lässt bis heute vermuten, dass es sich am historisch wahren Ort des Geschehens befinde. Die Inschrift vermeldet:
IN DIESEM SAALE WURDE DER SÆNGER= / STREIT GEHALTEN DEN 7ten JULI 1207 / DEM GEBURTSTAG DER HEIL. ELISABETH.
Den sogenannten Sängersaal kann man bei einem Rundgang durch die Wartburg besichtigen.
Martin Luther auf der Wartburg
Kaiser Karl V. zitierte Martin Luther 1521 nach Worms. Ihm missfielen die reformatorischen Schriften, die Luther im Land verbreitete. Da er seine Schriften nicht widerrief, belegte der Reichstag zu Worms Luther mit der Reichsacht. Diese Ächtung erstreckte sich über das gesamte Heilige Römische Reich Deutscher Nationen und verbot ihm seine Werke zu verbreiten. Er galt als vogelfrei.
Als Luther auf dem Rückweg nach Wittenberg war, nahmen ihn am Abend des 4.5.1521 Ritter zum Schein gefangen und „entführten“ ihn auf die Wartburg. So wollten sie ihn der Gefahr einer Verfolgung entziehen. Luther war in diesen Plan eingeweiht und wehrte sich nicht.
Bis zum 1.3.1522 blieb Martin Luther als „Junker Jörg“ ein geheimer Gast auf der Burg. Er lebte in einem spartanisch eingerichteten Quartier in einer kleinen Stube. Dort studierte er die Bibel und übersetzte das Neue Testament in nur 11 Wochen in die deutsche Sprache. Im Zuge dieser Arbeit kreierte Luther zahlreiche neue Wörter und Redewendungen, da er für viele biblische Begriffe keine passenden Wörter in der deutschen Sprache fand.
Über Luthers Zeit auf der Wartburg erzählt man sich bis heute eine Legende. So soll Luther berichtet haben, vom Teufel belästigt worden zu sein. Er habe „den Teufel mit der Tinte vertrieben“. Damit bezog er sich wohl auf die Übersetzung der Bibel.
Später deutete man Luthers Aussage so, als ob er wirklich ein Tintenfass geworfen hätte. Schon 1713 soll Besuchern in der Wohnung Luthers ein Tintenfleck auf der Wand gezeigt worden sein. Der Fleck verblasst mit der Zeit und so färbte man ihn regelmäßig nach. Als Besucher anfingen kleine Stücke des Flecks aus der Wand zu lösen und diese mitnahmen, war diese Arbeit fast täglich durchzuführen.
Die Geschichte der Wartburg seit dem 19. Jahrhundert
1838 beauftragte man einen Fachmann mit der Untersuchung der Überreste der Burganlage. Aufgrund seiner Funde beschloss man, die Ruine im historischen Stil wieder aufzubauen. Zusätzlich entstanden einige Neubauten auf dem Burggelände, die bis heute das Bild der Anlage prägen. Im Zuge dieser Baumaßnahmen entstand auch das Wartburghotel, das bis heute seine Gäste im gehobenen Ambiente begrüßt.
Seit 1999 steht die Wartburg auf der UNESCO-Welterbe Liste.
Rundgang in der Wartburg
Die Wartburg bestand ursprünglich aus vier Abschnitten, von denen heute nur noch die Vor- und die Hauptburg erhalten sind.
Die Vorburg betritt der Besucher über die Zugbrücke durch ein Torgebäude. Rechts an das Torhaus schließt ein Gebäude (Ritterhaus, Vogtei) an, das aus dem späten Mittelalter stammt. Die Ringmauer wurde im 15. Jahrhundert mit einem Fachwerkaufbau versehen und überdacht. Der westliche Teil heißt Margaretengang und der östliche Elisabethgang.
Die Hauptburg wird durch Gebäude aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begrenzt. Die ursprünglich mittelalterlichen Gebäude wurden rekonstruiert und so kann der Besucher heute den spätromanischen Palas bewundern. Der Südturm, den man auch besteigen kann, stammt noch aus dem Mittelalter. Der heutige Hauptturm, der Bergfried fällt aufgrund seiner Größe den meisten Besuchern zuerst in Auge. Auf ihm steht ein glänzendes Kreuz, dass weit in der Region sichtbar ist.
Der Rundgang im Gebäude beginnt im Palas. Hier geht man durch die einzelnen Räume. Von einige weiß man sehr genau, wie sie genutzt wurden. Bei anderen Räumen gibt es nur Vermutungen. Mich haben einige Räume und Gänge sehr beeindruckt.
Elisabethkemenate
Im Erdgeschoss des Landgrafenhauses befindet sich auch die Kemenate der heiligen Elisabeth. Durch eine kleine Tür betreten wir den Raum. Dieses Zimmer ist zwischen 1902 und 1906 vollständig mit einem atemberaubenden Mosaik aus 4,5 Millionen Glassteinen ausgestaltet worden. Die fast schon byzantinisch wirkenden Mosaike erzählen das Leben der Heiligen Elisabeth, die als Landgräfin von Thüringen und Prinzessin von Ungarn in der Wartburg gelebt hat.
In diesem Raum hätte ich mich ewig aufhalten können. Die Mosaike sind so detailliert gearbeitet, dass es jede Menge zu sehe gibt.
Elisabethgalerie
Ein zunächst unscheinbar wirkender Verbindungsgang offenbarte erstaunliche Kunstwerke. Hier befinden sich Werke des Malers Moritz von Schwind. Er hat 1854/55 einen mehrteiligen Zyklus über das Leben der heiligen Elisabeth geschaffen, dass unter anderem das „Rosenwunder“ und den Weggang Elisabeth von der Wartburg thematisiert.
Tipp: Heute betritt der Besucher während des Rundgangs die Galerie von der „falschen“ Seite und kann zuerst die letzten Bilder des Zyklus sehen. Ich empfand es schöner, die Bilder in der chronologisch richtigen Reihenfolge zu betrachten und empfehle daher, zu der Tür am Ende des Gangs zu gehen und von dort die Besichtigung zu beginnen.
Sängersaal
Im Sängersaal hängt das Bild von Moritz von Schwind, dass die Sage des Sängerstreits darstellt. Ein beeindruckender Raum, der durch das wunderschöne Fresko bestimmt wird.
In der Sängerlaube hängt der Text zu dem Sängerstreit.
Fakt am Rande: Die Sängerlaube existierte bereits vor dem Wandgemälde. Der Künstler hat diese geschickt in sein Bild integriert und erzeugt so den Eindruck, dass der Sängerkrieg in diesem Raum vonstatten gegangen ist.
Festsaal
Besonders beeindruckt hat mich der Festsaal mit seiner prunkvollen Gestaltung. Der Blick zur wunderschönen Decke, die geschnitzten Details an den Bänken und die Malereien an den Wänden geben dem Raum einen ganz besonderen Glanz. Der Saal ist 40 Meter lang und auf den ursprünglichen Baukörper aufgesetzt worden.
Großherzogliche Wohnräume
Die eigentliche Wohnung der großherzoglichen Familie erstreckte sich über drei Neubauten in der Burg. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts kann man diese im Museum der Wartburg besichtigen.
Das gut erhaltene Fürstenschlafzimmer hat mir schon gut gefallen, allerdings frage ich mich, wie klein der Nutzer gewesen sein muss. Das Bett erinnert mich von der Größe eher an ein Kinderbett. Die Aussicht auf den Thüringer Wald aus diesem Zimmer ist ein Traum!
Gang zur Lutherwohnung
Durch den Margarthengang, dem westlichen Wehrgang, gelangt man schließlich zur Wohnung von Martin Luther. Ihm stand eine kleine gut abgeschottete Wohnung zur Verfügung, die aus einer Kammer und einer Stube bestand. Auf der gleichen Etage befand sich auch die Wohnung eines Amtsmanns und eine Küche. Von dort erhielt er seine Speisen. Die Kammer war mit Stuhl, Tisch und einem Aufbewahrungsmöbelstück sehr einfach und zweckdienlich eingerichtet. Die heute dort ausgestellten Möbelstücke sind zwar passend für die Zeit Luthers, aber nicht original.
Es lohnt sich eine Weile vor dem Raum stehen zu bleiben. Es gibt überraschendes zu sehen und zu hören…
Blick vom Bergfried
Eigentlich darf den Bergfried der Wartburg keiner betreten, aber manchmal haben wir Glück und dürfen etwas erleben, dass sonst nicht möglich ist.
Wir steigen die 112 Stufen zum Bergfried mit deinem goldenen Kreuz auf der Spitze hinauf und die Anstrengung hat sich wirklich gelohnt. Was für ein Ausblick. Bei guter Sicht kann man den 17 km nahen Großen Inselsberg im Südosten, die 58 km entfernte Wasserkuppe im Südsüdwesten, und den 95 km entfernten Brocken im Norden sehen.
Mitten im Wald an einer Felswand entdecke ich ein großes „M“. Es sieht nicht so aus, als ob es dort versehentlich aufgemalt worden ist. Der Buchstabe steht für Maria. Dieses war der Vorname der sachsen-weimarischen Herzogin Maria Pawlowna, nach der das Tal benannt wurde. Im Jahre 1805 wurde das 6,50 Meter hohe M am den Hang des Marientals in den Fels eingehauen und anlässlich Maria Pawlownas Besuchs feierlich enthüllt. Bis in die 1940er Jahre war das M gut zu sehen und wuchs dann zu. Das M geriet weitgehend in Vergessenheit. 2004 wurde es vom Forst wieder freigeschlagen und neu vergoldet.
Auch der Blick auf den Burghof und das Hotel auf der Wartburg ist von diesem Turm wirklich etwas besonderes. Erst von dort zeigt sich, dass die Wartburg eigentlich eine recht kleine und überschaubare Anlage ist.
Eine Nacht auf der Wartburg
Direkt auf dem Burgberg liegt das Romantik Hotel auf der Wartburg. Hier zu übernachten empfand ich als etwas ganz besonderes. In diesen historischen Mauern direkt neben der Burg, mir hat es gefallen.
Mein Einzelzimmer befand sich im 3.Stock direkt unter dem Dach. Der Blick aus dem Fenster zeigte mir den Thüringer Wald und ein kleines Stück der Burg konnte ich auch sehen.
Auf einem kleinen Streifzug durch das Gebäude bin ich zufällig in einem großen Veranstaltungssaal gelandet. Ich denke, der Saal wird als Rittersaal bezeichnet, auf jeden Fall fand ich die Gestaltung der Wände einmalig.
Das Kaminzimmer hat mir besonders gut gefallen. Es gibt dort gemütliche Sitzecken, wenn es kalt wird prasselt ein Feuer im Kamin – ein Ort zum Wohlfühlen.
Das Restaurant des Wartburghotels hat uns am Abend mit einem vorzüglichen Essen verwöhnt. Nach einer aromatischen Kresseschaumsuppe wurde uns geschmorter Wildbraten mit Wacholdersauce, Preiselbeeren, Rotkohl und Thüringer Kloß serviert. Ich liebe ja Kloß mit Sauce und diese Sauce war geschmacklich hervorragend abgeschmeckt. Wenn nicht der zarte Wildbraten so verführerisch gerochen und auch noch genauso gut geschmeckt hätte, wäre ich nur mit dem Kloß und der Soße zufrieden gewesen. Den Abschluss des Abendessens bildete eine kleine Zusammenstellung von Schmandcreme mit Vanilleparfait, Johannisbeerkompot, Hefekrapfen und Wartburgeis. Ein gelungener Abschluss des Menüs.
Adresse:
Auf d. Wartburg 1,
99817 Eisenach
Gut zu wissen
Öffnungszeiten Innenräume:
1.4.- Anfang November: 9-17 Uhr
Anfang November – 31.3.: 9.30 – 15.30 Uhr
Wartburg Außenanlage:
01.04. – Anfang November: 9- 20Uhr
Anfang November – 31.03.: 9.30 – 17 Uhr
Der Besuch der Außenanlagen, Burghöfe und des Thüringer Erlebnisportals ist kostenlos.
Innenräume
Erwachsene: 12,-€
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Südturm:
pro Person: 1,-€
Nein, Besucher müssen auf dem kostenpflichtigen Parkplatz parken. Auch Hotelgäste dürfen nicht bis zur Wartburg fahren. Für sie gibt es einen extra Parkplatz.
Die Buslinie 3 fährt vom Bahnhof und dem Stadtzentrum bis zum Parkplatz der Burganlage. Die Buslinie 23 fährt vom P+R Parkplatz in Mariental zur Wartburg.
Von 8-17 Uhr kostet das Abstellen eines PKWs 5,-€. Busse und Wohnmobile sind teurer, das Motorrad zu parken kostet 2,-€.
Von 17-8 Uhr weichen die Gebühren ab. Dann kostet der PKW nur 1,-€, Wohnmobile müssen 10,-€ bezahlen.
Es verkehrt ein kostenpflichtiger Shuttle (Kleinbus). Die Fahrt kostet 2,50€ pro Person.
Nein, diese müssen auf dem Besucherparkplatz bleiben.
Der Besuch der Wartburg und die Hotelübernachtung war ein Programmpunkt einer Pressereise mit der Thüringer Tourismus GmbH.
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