In Thüringen, nicht weit entfernt von Jena, hoch oberhalb des kleinen Ortes Kahla liegt die Leuchtenburg. Wir hatten nicht gerade das Traumwetter erwischt für unseren Besuch, aber auch tief hängende Wolken können auf Fotos eine fantastische Stimmung ergeben.
Unterhalb der Burg gibt es zwei ausgeschilderte Parkplätze. Einer ist kostenpflichtig, der zweite Parkplatz direkt am kleinen Kreisverkehr ist kostenlos! Der Laufweg zur Burg sind es vielleicht 100 Meter Unterschied, also nicht der Rede wert und wir haben auf die kostenlose Parkmöglichkeit zurück gegriffen.
Zur Leuchtenburg führen zwei Wege hinauf: Eine Straße (gesperrt für den normalen Autoverkehr) mit leichter Steigung und sehr angenehm zu laufen und ein Weg mit Treppen, der zwar eindeutig kürzer und direkter verläuft, aber auch anstrengend ist. Auf jeden Fall gelangt man auf beiden Wegen direkt zum Besucherzentrum vor der Burg.
Geschichte der Leuchtenburg
Betritt man die Leuchtenburg, betritt man ein fast 1000 Jahre altes Burggelände.
Die erste urkundliche Erwähnung der Burg findet man aus dem Jahr 1221. Zu dieser Zeit war die Anlage ein wichtiger Stützpunkt der Herren von Lobdeburg an der oberen Saale.
Mehrfach wechselten die Besitzer der Leuchtenburg, ab 1396 diente sie schließlich als Verwaltungssitz für die wettinischen Dörfer. Später baute man die Wehrtürme und die Burgkapelle, 1553 entstand der damals zweittiefste Brunnen (80m) in Thüringen.
1705 verlegte man den Verwaltungssitz nach Kahla. Ein Teil der Burg wurde nun als Zucht-, Armen- und Irrenhaus genutzt. Bis 1871 lebten hier 5200 Menschen, dann verlegte man die letzten Häftlinge nach Zeitz.
Anschließend baute man einen Teil der Burg als Hotel um. 1920 eröffnete hier die erste Jugendherberge Thüringens, die erst 1997 aufgrund baulicher Zustände leider geschlossen werden musste.
2007, die Burg war seit der Wende in Besitz des Freistaates Thüringen, sollte die Burg versteigert werden. Die Stiftung Leuchtenburg gründete sich und erwarb die Burg. Nachdem neue Nutzungs- und Ausstellungskonzepte erarbeitet und umgesetzt waren, konnte man 2014 die Dauerausstellung Porzellanwelten eröffnen.
Wer heute durch die Burganlage schlendert findet nicht nur die alte Burg, sondern auch moderne Bauten, die architektonisch einen Gegensatz zur Burg bilden. Nicht nur das moderne Besucherzentrum, sondern auch der Museumsanbau und der „Steg der Wünsche“ sollen eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schaffen.
Rundgang in der Leuchtenburg
Als wir um 14 Uhr an der Burg ankommen ist das Wetter mehr als bescheiden. Tief hängende Wolken geben uns leider nicht die Chance, die tolle Aussicht von der Burg genießen zu können. Aber ich finde, auch mit den Wolken hat die Aussicht einen gewissen Reiz.
Wir schlendern über den Burghof. Hier steht die Burgschänke, in der wir am Abend gemütlich bei Livemusik am Grill & Chill gesessen und gegessen haben.
Der Burgbrunnen, der Gang in einen Kellerbereich und der große Rittersaal zeigen uns, wie das Leben hier früher war.
Was wäre eine Burg ohne Turm. Über eine Treppe steigen wir den Burgturm hinauf. Im Gegensatz zu vielen anderen Treppen, die ich in der letzten Zeit so in Türmen erlebt habe, ist diese Treppe fast Luxus – breit, gleichmäßig und modern.
Oben angekommen werfe ich zunächst einen Blick in die ehemalige Türmerstube. Hier hielten von 1724 – 1871 Aufseher ihren Wachdienst ab. Sie hatten die Aufgabe bei Feuer oder Gefangenenausbruch Warnschüsse aus alten Kanonen abzugeben. Am Tage stellten sie bei Alarm zusätzlich eine Fahne auf die Turmspitze und in der Nacht eine Laterne.
Ich genieße bei einem kleinen Rundgang die Aussicht ins Tal. Und an einer Stelle kann man wirklich gut in den Burghof gucken.
Von der Gefängniskirche zur Porzellan-Kirche
Zu der Zeit, als auf der Leuchtenburg noch ein Gefängnis existierte, war das Gotteshaus der Anlage für etwa 5200 Häftlinge geöffnet. Täglich waren Gesänge, Gebete und Gottesdienste in den Tagesablauf der Häftling integriert.
Als das Gefängnis 1871 geschlossen wurde, veränderte sich die Nutzung, die Kirche wurde ein Ausstellungsraum.
Heute befindet sich hier eine Porzellan-Kirche und ich war schon gespannt, was mich erwarten würde.
Wir kommen in einen nahezu weißen modern gestalten Raum. Die Kirchenbänke sind einfache helle Holzbänke ohne Rückenlehne, der Altar passend dazu sehr schlicht gehalten. Auf den ersten Blick überlege ich, wo nun das Porzellan ist. Es stehen keine Vasen, Teller oder sonstige Gefäße hier. Das Porzellan ist in einer raffinierten Art und Weise in einem Lamellen-Vorhang eingearbeitet, der einseitig mit Spiegeln ausgestattet ist. Das matt weiße technische Porzellan reicht von der Decke bis zum Boden. Die 30 Lamellen sind so aufgestellt, dass sie der Kirche einen ganz besondere Akustik verleihen.
Beim Herumgehen fällt mir auf, wie die verspiegelten Lamellen die Optik eines Raumes verändern können. Überall bekommt man einen völlig neuen optischen Reiz, einfach spannend.
Ich finde das Konzept toll, es ist im Gegensatz zu vielen anderen, oft recht überladenen Kirchen, eine sehr schlichte Kirche mit einer interessanten Austrahlung.
Porzellanwelten – Besuch einer Ausstellung
Das Geheimnis der Porzellanherkunft war lange Jahre eins der best gehüteten Geheimnisse im asiatischen Raum. Es rankten sich in der westlichen Welt große Mythen darum und die wildesten Spekulationen wurden verbreitet. Mit diesem Thema beginnt der Besuch in den Porzellanwelten und ich musste bei einigen Ideen wirklich grinsen.
Um das Geheimnis des weißen Goldes noch zu unterstreichen, besucht man anschließend ein chinesisches Schattentheater. Hier bekommt man ein kleines Märchen erzählt, dass sich um das Thema Porzellan dreht.
Das Porzellan fand seinen Weg in den Westen, nicht immer unfallfrei und es dauerte sehr lange, bis die Schiffe ihr Ziel erreichten. Die Waren waren teuer und sehr selten. Ihre Besitzer zeigten sie gerne und voller Stolz in eine Art „Wunderkammer“ oft auch zusammen mit anderen kuriosen Stücken. Eine kleine Wunderkammer kann man auch in den Porzellanwelten entdecken.
Wie stellt man Porzellan her? Mit dieser Frage beschäftigt sich nicht nur die westliche Welt, auch ein Teil der Ausstellung greift dieses Thema interaktiv auf. Ich habe mich auf die Suche nach den Zutaten und deren Mengenverhältnis gemacht – erfolgreich!
Anschließend habe ich versucht an einem „Brennofen“ den Brennprozess zu kontrollieren. Wird der Ofen zu heiß, zerbricht die Vase. Gut, dass es heute entsprechende Anzeigen gibt, die dabei helfen. Ich glaube sonst wären meine Versuche immer ohne Erfolg ausgegangen.
Was gibt es sonst noch zu entdecken?
Neben der kleinsten Teekanne (0,4 x 0,3 x 0,3 cm), die leider viel zu klein für ein Foto ist, steht in den Porzellanwelten auf der Leuchtenburg die größte Vase der Welt. Das Kunstwerk ist 8 Meter hoch und besteht aus 360 handgefertigten Waben, die miteinander verklebt sind. Jede Wabe ist etwa 4 Kilo schwer und mit kobaltblauer und goldener Farbe handbemalt. Der Künstler Pasht-Han hat jede Kachel unterschiedlich gestaltet. Guckt man etwas genauer hin, entdeckt man zum Beispiel Ein- und Mehrzeller, Insekten, Säugetiere, den Menschen und das Universum.
Man sollte sich einen Moment Zeit nehmen und vor der Vase stehen bleiben. Sehr langsam dreht sie sich und ermöglichst so, dass man alle Bilder in Ruhe betrachten kann. Zusätzlich gibt es eine Lichtinstallation, die den Tagesablauf von Sonnenaufgang bis Nacht simuliert.
Ja und dann sollte man einfach einmal auf Entdeckungsreise durch die Porzellanwelten gehen. Es gibt viel zu sehen!
Archiv der Wünsche
Am Ende der Ausstellung gelangt man in das Archiv der Wünsche. Wir nehmen uns einen Porzellanteller (alles Ware mit Fehlern und deshalb auch im Handel unverkäuflich) und treten in eine kleine Kabine. Es ist dunkel und nur Schwarzlicht lässt alles weiße hell erleuchten. Ich nehme mir einen Stift und schreibe mit leuchtender Schrift einen Wunsch auf den Teller.
Hier kann sich jeder Besucher kreativ ausleben. Wer möchte malt etwas, wer schreiben will schreibt und wer wunschlos glücklich ist, der lässt seinen Teller eben unbeschriftet.
Wir nehmen unsere Teller und verlassen den Schwarzlicht erleuchteten Raum – ja und schon sind unsere Wünsche auf dem Teller nicht mehr zu entdecken.
Steg der Wünsche
Mit dem Teller in der Hand betreten wir den Steg der Wünsche. Etwa 20 Meter über dem Boden führt uns der Skywalk über den Abgrund.
Am Ende blicken wir hinunter und entdecken viel zerbrochenes Porzellan (der natürlich regelmäßig entsorgt wird). Scherben soll ja Glück bringen und vielleicht erfüllen sie ja auch Wünsche. Also werfen wir unseren „Wunschteller“ in die Tiefe, er zerspringt glücklicherweise in viele Einzelteile – nun sollte doch nichts mehr schief gehen und unsere Wünsche wahr werden.
Kommt doch einfach mal mit und entdeckt die Leuchtenburg. Wir haben ein kleines Video gedreht.
Sonderausstellung: 100 Jahre Bauhaus – Das Porzellan
Noch bis zum 31.10.2019 kann man eine Sonderausstellung auf der Leuchtenburg besuchen. „Die neue Formenwelt – Design des 20.Jahrhunderts aus der Sammlung Högermann“ zeigt Porzellan, so wie ich es kenne – stillvolle und formschöne Gebrauchsstücke.
Dieter Högemann (Designhistoriker, Kurator, Sammler) verstarb 2012 und hinterließ der Stiftung Leuchtenburg 1100 Bananenkartons mit seiner Sammlung aus den unterschiedlichsten Bereichen des Lebens. Nachdem diese Stücke nach und nach gesichtet und katalogisiert waren, stellte man fest, dass sich viele Objekte hervorragend für eine Sonderausstellung zum Thema Bauhaus eigneten. Die Stücke sind an den gesellschaftlichen Anforderungen ihrer Zeit orientiert, sie sind modern, ästhetisch und formschön. Die Schlichtheit und Einfachheit macht das Design wunderschön. Und wenn man sich heutige Entwürfe und Serien von Porzellanherstellern anguckt, wird man feststellen, dass viele Elemente bis heute aktuell sind.
In dieser Sonderausstellung auf der Leuchtenburg falle ich von einem „das hatten wir auch mal“ ins „oh ist das schön“. Hier kann man Porzellan aus den 1930/40er Jahren entdecken, das mich sehr stark an das Geschirr meiner Großeltern erinnert bis zu Stücken aus den 1970/80er Jahren, von dem ich jahrelang bei meinen Eltern gegessen habe. Auch an unsere Besuche in der DDR und das damit gedanklich verbundene Mitropa-Geschirr fallen mir wieder ein. Schon erstaunlich, wie sehr eine Tasse oder eine Vase Erinnerungen weckt.
Der Besuch auf der Leuchtenburg war für uns sehr abwechslungsreich und die Porzellanwelten haben uns wirklich gut gefallen.
Adresse:
Dorfstraße 100
07768 Seitenroda
Öffnungszeiten:
Sommerzeit: April – Oktober: 9 – 18 Uhr
Winterzeit: November – März: 10 – 17 Uhr
(am 24.12. bis 14 Uhr)
Die Öffnungszeiten gelten inklusive aller Ausstellungen und Bistro.
Öffnungszeiten der Burgschänke
Sommerzeit: April – Oktober: 11:30 – 15:30 Uhr
Winterzeit: November – März: 11:30 – 15:30 Uhr
(am 24.12. bis 14 Uhr)
In den Thüringer Ferien ist die Burgschänke von 11:30 bis 15:30 Uhr geöffnet.
Am 24.12. ist die Burgschänke geschlossen.
Eintrittspreise:
Regulär
Ticket Typ | Preis |
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Alle Angaben ohne Gewähr. | |
Erwachsene | 15,00 € |
Senioren | 14,00 € |
Schwerbehinderte, Arbeitslose, Gruppe ab 10 Personen | 12,00 € |
Azubis, Studenten, Schüler | 10,00 € |
Kinder (6-16 Jahre), Geburtstagskinder bis 16 Jahre erhalten freien Eintritt! | 9,00 € |
Familienkarte (2x Erwachsene und alle eigenen Kinder bis 16 Jahre) | 38,00 € |
Single Mom/Dad (1x Erwachsener und alle eigenen Kinder bis 16 Jahre) | 25,00 € |
Weitere Eintrittspreise finden sie auf der Webseite der Leuchtenburg.
Offenlegung: Der Besuch auf der Leuchtenburg fand in Kooperation mit der Stiftung Leuchtenburg statt. Wir haben den Aufenthalt sehr genossen, vielen Dank! Der Bericht entspricht ausschließlich unseren eigenen Eindrücken.
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