Die zum Teil unberührten Naturlandschaften in Wales laden zum Wandern ein. Auf zwei wunderschönen Wanderungen im Wye Valley kann man die Seele baumeln lassen.
Wanderung von Llandogo nach zur Tintern Abbey
Südwales verzaubert durch seine unglaubliche Landschaft, die man am Besten zu Fuß erkundet. Hier gibt es kleine verschlafene Orte, viele Schafe und vor allem Natur pur.
Start in Llangogo
Unsere Wanderung startet in Llandogo, einem kleinen Ort zwischen Monmouth und Chepstow in der Grafschaft Monmouthshire. Der Ort liegt an einem steilen Hang oberhalb des Flusses Wye.
Bis ins 19.Jahrhundert gab es in Llandogo einen Hafen. Hier baute man ein für die Region typisches Flussboot (Trow). Dieses wurde für den Handel eingesetzt und brachte Waren bis nach Bristol. Die Kirche St. Oudoceus in Llandogo ist aus altem rotem Sandstein mit Verkleidungen aus Bath Stone gebaut.
Wir beginnen unsere Wanderung im Wye Valley an der Kirche und laufen zunächst über eine Wiese in Richtung Flussufer. Unser Ziel an diesem Tag ist Tintern Abbey, allerdings nicht auf dem direkten Weg.
Zunächst laufen wir in die entgegengesetzte Richtung, wie man auf der Karte mit unserer Wanderroute sehr gut erkennen kann.
Es geht entlang des Wye bis zur Bigsweir Bridge. Die Brücke ist 1827 errichtet worden, führt über den Fluss und verbindet die Gemeinde St. Briavels in Gloucestershire (England) und Llandogo in Monmouthshire (Wales).
Auf der Uferseite von Wales befindet sich ein altes, heute ungenutztes Mauthaus. Die Brücke ist nicht besonders breit und der Verkehr wird mit einer Ampel geregelt.
Wanderungen im Wye Valley: Abstecher nach England
Nun wandern wir also nicht mehr in Wales, sondern in England. So optisch macht es keinen Unterschied, es geht für uns wieder am Wye entlang, dieses Mal aber in Richtung Tintern Abbey. Einen richtigen Weg darf man allerdings nicht erwarten. Wir laufen über eine Wiese immer entlang eines Trampelpfades. An einigen Stellen folgen wir nur dem platt getretenen Gras, öffnen Tore in Zäunen oder steigen über vorgesehene Stellen über die Zäune. Rechts von uns fließt der sehr braune Fluss in einer enormen Strömung.
Nach einer Weile können wir auf der anderen Uferseite Llandogo entdecken. Das kleine Dorf schmiegt sich sanft gegen den Hügel. Noch sind die Bäume und Büsche wenig begrünt und wir können einzelne Häuser entdecken. Im Sommer wird das sicherlich schwieriger werden.
Mir gefällt der Weg gut. Ab und zu laufen wir zwischen den Schafen hindurch, die sich kaum von uns stören lassen. Schließlich erreichen wir wieder eine befestigte Straße, die uns zu einer weiteren Brücke über den Wye bringt und wir wechseln erneut die Uferseite.
Ankunft in Tintern Old Station
Unser nächstes Ziel, die Old Station Tintern kommt näher.
Der Bahnhof Tintern eröffnete 1876. Er lag an der Bahnstrecke Wye Valley Railway und war einer von vier Bahnhöfen auf der Strecke. Es gab ein Stellwerk, Abstellgleise, einen Güterschuppen und ein Bahnhofsgebäude. Insgesamt verfügte der Bahnhof über drei Bahnsteige. Die Eisenbahngesellschaft hatte die Tintern Railway Station etwas großer als andere Bahnhöfe gestaltet, da sie hofften, dass der Ausflugsverkehr zur nahegelegenen Tintern Abbey zahlreiche Fahrgäste anlocken wurde.
Die Investion schien sich nicht wirklich gelohnt zu haben. 1959 schloss man den Bahnhof für den Personenverkehr und wenig später hielten auch keine Güterzüge mehr. 1964 stellte man den gesamten Verkehr auf der Strecke ein und legte sie still.
Den alten Bahnhof kaufte der örtliche Bezirksrat, renovierte ihn und eröffnete dort eine Touristenattraktion. Alte Waggons stehen noch im Bahnhof und werden zum Beispiel für Ausstellungen genutzt. Hier befindet sich heute auch eine Touristen-Information. Es gibt ein Café, einen Kinderspielbereich und ab und zu Livemusik. Ein schöner Ort, um eine Familienauszeit zu genießen.
Abbey Mill Wye
Wir haben jedoch ein anderes Ziel für eine Teepause und gehen weiter. Schnell noch einen Blick auf zur St. Michaels Kirche mit ihren wunderschönen Friedhof und dann geht es für uns in das Abbey Mill Wye Valley Center.
Die ehemalige Abbey Mill – also die Mühle des Klosters Tintern, liegt direkt am Flussufer. Das restaurierte Wasserrad ist noch vorhanden und viele der alten Gebäude stehen noch. Hier gibt es auch noch Reste einer alten Tudor-Werft (typischen Boote für den Warentransport auf dem Wye) zu sehen.
Heute ist hier ein familiengeführtes Unternehmen ansässig, dass das Gelände umgestaltet hat. Kleine Handwerks- und Einkaufsläden laden zum Bummeln ein und ein Café bietet so manche Köstlichkeit an. Das Café war auch unser Ziel, denn hier gibt es nicht nur Tee, sondern auch Scones mit Clotted Cream und Konfitüre. Ganz so, wie man sich eine englische Teatime vorstellt. Mir hat es besonders gut in dem Gastraum gefallen, der wirklich gemütlich gestaltet ist. Bei schönem Wetter besteht die Möglichkeit vor dem Café zu sitzen.
Die Abbey Mill hat sich zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt und ist immer gut besucht. Sicherlich kommen auch viele Besucher von Tintern Abbey hier her, um ihren Besuch gemütlich ausklingen zu lassen.
Wanderungen im Wye Valley – Ziel Tintern Abbey
Für uns ging es allerdings noch zur ehemaligen Klosteranlage von Tintern.
Tintern Abbey ist 1131 von Zisterziensernt gegründet worden. Das Klostergelände liegt direkt am Fluss Wye. Es war das erste Kloster dieser Gemeinschaft in Wales. Die Mönche kamen aus dem Kloster L’Aumône nach Tintern.
1136 waren die ersten Gebäude fertig gestellt. Von diesen Gebäuden sind heute nur noch Überreste vorhanden. 1301 war schließlich die Klosterkirche fertig errichtet. Sie war im gotischen Stil gehalten, verfügte über ein Mittel- und zwei Seitenschiffe. Der Kreuzgang und die Unterkünfte der Mönche schlossen nördlich an die Kirche an.
1349 wütete die Pest, die auch Tintern mit aller Macht traf. Nicht nur zahlreiche Bewohner des Ortes starben, auch viele Mönche fielen der Seuche zum Opfer. Anfang des 15. Jahrhunderts, während eines Aufstandes in der Region, wurden Teile des Klosterbesitzes zerstört. Den finanziellen Verlust versuchten die Mönche auszugleichen, in dem sie sich verstärkt um die Bewirtung von Pilgern kümmerten. Diese kamen zur Abtei, um eine Statue zu sehen, der wundersame Kräfte nachgesagt wurden.
Mit der Einrichtung der Anglikanischen Staatskirche in der Zeit Heinrich VIII., musste sich der Orden auflösen. Das Kloster wurde der Krone übergeben. Das Kloster war recht wohlhabend und alle Wertgegenstände landeten in der königlichen Schatzkammer. Die Gebäude bekam der Earl of Worcester. Er ließ das kostbare Bleidach abtragen und setzte kein Ersatzdach auf. Es begann der Verfall der Abtei.
Mit der Zeit geriet das Kloster, beziehungsweise die Klosterruine in Vergessenheit. Tintern Abbey lag einsam im Flusstal und erst als bei der Bevölkerung die Reiselust in ruhige und nahezu unberührte Naturbereiche zunahm, kamen die ersten Reisende in die Region. Das Flusstal galt als romantisches Tal und die Klosterruinen wurden schnell ein Anziehungspunkt. In einem 1782 veröffentlichten Reiseführer galt die Region noch als Geheimtipp. Sogar der englische Maler Thomas Gainsborough zog es nach Tintern und er fertige Bleistiftskizzen an.
Tintern Abbey wird ein Ausflugsziel
Der damalige Besitzer der Ruine, Duke of Beaufort, erkannte das Potential und begann erste Maßnahmen zum Erhalt der Ruine zu treffen. 1901 kaufte die britische Krone die Ruine, restaurierte sie umfangreich und erhob sie in den Stand eines Baudenkmals. Heute steht die Anlage kostenpflichtig den Besuchern offen.
Wir haben uns die wirklich sehr beeindruckende Ruine von außen angesehen. Mich hat besonders das fensterlose Gerippe über dem Eingang beeindruckt. Eine sehr filigrane Bauweise für die damalige Zeit und zum Glück sehr gut erhalten.
Eine schöne Idee befindet sich auf einer der Holztüren. Hier hat man mit weißer Farbe die Silhouette eines Mönches aufgemalt. In den Abendstunden wird diese beleuchtet. Dann wirkt es fast so, als ob ein „Geistermönch“ vor der Klosterruine steht.
Hier vor Tintern Abbey endete unsere Wanderung. Eine sehr schöne Strecke, fast komplett eben und gut zu laufen. Von Tintern aus ging es dann mit dem Bus zurück nach Llandogo.
Wanderung in die Hügel rund um Llandogo
Eine zweite Wanderung im Wye Valley führte uns in die Hügellandschaft, die sich hinter dem Ort erstreckt. Diese Strecke ist etwas anspruchsvoller, da es zum Teil doch recht steil bergauf und auch wieder bergab ging. Landschaftlich war diese Tour etwas vollkommen anderes, aber nicht weniger schön als die Tour nach Tintern.
Wieder ging es zunächst auf den Wiesen entlang des Wye entlang. Dieses Mal blieben wir aber auf der Flussseite, die zu Wales gehört. Nach etwa 4 Kilometer zog es uns dann vom Ufer in die Hügel.
Hier ging es auf sehr unterschiedlichen Wegen weiter. Einige waren betonierte Straßen, andere unbefestigte Waldwege. Gerade die Waldwege waren zwar steil, aber traumhaft schön zu wandern. Ganz selten kamen wir an einer Bank vorbei, von der wir dann aber einen tollen Blick über die Hügel genießen konnten.
Auch auf dieser Wanderung führten die ausgeschilderten Wege über die Weideflächen der Tiere. Manchmal war das nicht so einfach, denn wir mussten über die Zäune klettern, um dem Weg folgen zu können.
Ich muss zugeben, dass ich froh war, dass hier „nur“ Schafe weideten. An Kühen wäre ich nicht gerne, ohne den schützenden Zaun dazwischen zu haben, vorbei gelaufen.
In den bewaldeten Hügeln entdeckten wir die ersten Schneeglöckchen und auch die ersten Glockenblumen streckten die Köpfe unter dem Laub des Herbstes hervor. Einige Tage später sollten hier große Glockenblumen Felder im sogenannten Bluebell Wood zu sehen sein.
Die Wanderung war wunderschön. Wir haben nicht einen anderen Menschen getroffen und konnten sogar einige Rehe entdecken. Für mich Erholung pur!
Besucherinformationen
Anfahrtsmöglichkeiten nach Tintern und Llandogo
Mit dem Auto
Von Cardiff M4, J23, M48, J2, A466
Von London M4, J21 to M48.
Mit dem Bus
- Bus 69 von Chepstow Bus Station bis direkt vor Tintern Abbey
- Buslinie 69 von Monmouth bis direkt vor Tintern Abbey
Mit dem Taxi
- von Tintern nach Llandogo (ca. 5 Minuten, 3,5 Meilen)
Zu Fuß
- Llandogo nach Tintern Abbey (ca. 4,8 km)
- von Chepstow (ca. 6,4 km)
Parkplatz Tintern Abbey
Direkt vor dem Eingang des Besucherzentrums befindet sich ein großer, ebener, geteerter, gebührenpflichtiger Parkplatz.
Der Parkplatz kann nur mit der Karte bezahlt werden (£5). Im Besucherzentrum wird bei Käufen in Höhe der Parkgebühr diese erstattet.
Öffnungszeiten Tintern Abby
1.3. – 30.6.
9.30 – 17 Uhr
1.7. – 31.8.
9.30 – 18 Uhr
1.9. – 31.10.
9.30 – 17 Uhr
1.11. – 28.2.
10 – 16 Uhr
geschlossen: 24, 25, 26 Dezember und 1 Januar
Bei schlechten Wetterbedingungen kann es zur Schließung kommen.
Eintrittspreise Tintern Abbey
1.4.2024 – 31.3.2025
Erwachsene: £8.55
Es werden Ermäßigungen angeboten.
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