Bergamo hat nicht nur einen Flugplatz, auf dem die Italienbesucher scharenweise landen. Es lohnt sich, einen Tagesausflug in die Stadt zu unternehmen und die wunderschöne Altstadt zu entdecken.
Unsere Reise nach Mailand endet und unser Flugzeug nach Hause verlässt erst um 22 Uhr Bergamo. Wir entscheiden uns, noch vor 10 Uhr mit dem Shuttelbus vom Mailänder Hauptbahnhof in Richtung Bergamo aufzubrechen und unsere kleine Reise hier ausklingen zu lassen.
Das Gepäck die ganze Zeit durch Stadt zu schleppen ist zum Glück nicht notwendig. Auf dem Flugplatz in Bergamo gibt es eine Gepäckaufbewahrung. Auch wenn es vielleicht merkwürdig klingt, folgt den Hinweisschildern! Die Gepäckaufbewahrung befindet sich nicht im Flughafengebäude, sondern in einem kleinen Haus auf dem Parkplatz.
Auf dem Weg zur Altstadt
Im Flughafengebäude haben wir uns noch schnell ein 24h-Ticket für Bergamo gekauft. Es kostet 5,- € und ist für eine Hin- und Rückfahrt Bergamo – Flughafen und das ganze Stadtgebiet einschließlich Standseilbahnen und Stadtbahn – am Tag der Entwertung gültig. Damit konnten wir per Bus in die Stadt fahren und später auch noch die Funiculare benutzen.
Nach etwa 15 Minuten Fahrzeit stiegen wir am Hauptbahnhof von Bergamo aus. Von hier aus kann man mit dem Bus weiter in die Altstadt fahren oder etwa 20 Minuten gemütlich bis zur Standseilbahn, die zur Altstadt hoch fährt, laufen. Wir haben uns für den Fußweg entschieden und konnten so noch einige Eindrücke sammeln.
Wir laufen am Torre dei caduti vorbei, der direkt am Piazza Vittorio Veneto liegt.
Es ist eins der Monumente der Unterstadt, die nach dem Ersten Weltkrieg errichtet wurden. Allerdings nicht wie so häufig zum Gedenken der Opfer, sondern auf Mussolinis Wunsch zur Stärkung und Festigung des Einheitsnationalismus.
Der Turm ist aus Sandstein erbaut und fügt sich harmonisch in die vorhandene Baustruktur ein. Auffällig ist die Marmoruhr, die von einem Quadrat umgeben ist. Jede Ecke des Quadrates wird von einen Windgötzen gebildet. Sie sollen die Vergänglichkeit der Zeit darstellen. Direkt unter der Uhr befindet sich eine Bronzestatue und ein großes Fenster mit Balkon.
Biegt man in der Nähe des Turms nach rechts ab, kommt man in die Fußgängerzone. Hier kann man toll einkaufen. Kleiner Tipp, in den unscheinbaren Nebenstraßen findet man schöne Geschäfte, die nicht zu den großen Ketten gehören.
Kurz hinter dem Turm hat man die Möglichkeit, einen ersten Blick auf die auf einem Hügel gelegene Altstadt zu werfen.
Der Blick verspricht eine Menge und wir sind gespannt, ob sich der Weg lohnt. Hochlaufen möchte ich nicht unbedingt, aber es gibt ja die Funiculare, die uns nach oben fahren wird.
Città Alta – die Altstadt von Bergamo
An der Funiculare angekommen zweifle ich, ob wir nicht doch den Berg hoch laufen sollten. Die Warteschlange war schon recht lang.
Doch eine Fahrt mit einer Standseilbahn ist für uns ein “Pflichtprogramm” und so stellen wir uns an. Es geht erstaunlich schnell und schon nach 2 Fahrten sind wir an der Reihe.
Leider wird die Tour aufgrund der vielen wartenden Menschen recht voll gestopft, aber ich empfinde es dennoch als ein tolles Erlebnis und freue mich schon auf die Talfahrt.
Oben angekommen entdecken wir die verwinkelten Gassen der Città Alta von Bergamo. Überall befinden sich kleine Geschäfte, Restaurants und Cafés. Gerade der Hauptweg, den wir recht schnell verlassen, ist voll und ganz auf die Touristen abgestimmt. Die engen und vor allem autofreien Nebengassen gefallen uns da schon eher.
Und auch über diese verschlungenen Wege gelange wir schließlich dorthin, wo alle hinströmen – zum Duomo von Bergamo.
Santa Maria Maggiore und Duomo
Über die Piazza Duomo nähern wir uns einem zunächst unscheinbar wirkendem Kirchenbau. Die Größe lässt sich nur erahnen, als wir die enge Gasse entlang gehen.
Guckt man etwas genauer hin, entdeckt man am Kirchenbau wunderschöne Fresken, die die Fassade schmücken.
Wir kommen auf einen kleinen Platz (Piazza Padre Reginaldo Giuliani). Hier befindet sich der Eingang zur Kirche Santa Maria Maggiore.
Der Bau der Basilika wurde 1137 begonnen und ist bis heute nicht vollendet. Es gibt weder Langhaus noch Westfassade.
Auffällig ist die rechts neben dem von Löwen bewachten Eingang liegende Cappella Colleoni. Die Fassade ist so auffallend aus weißen, schwarzen und roten Marmorsteinen gestaltet, dass es auf den ersten Blick wirkt, als ob man hier (Eingang unterhalb des Rosettenfensters) in die Kirche kommt. Aber man gelangt in eine Kapelle, die als Grabmal von Bartolomeo Colleoni entstanden ist.
Der Eingang zur Santa Maria Maggiore wird von einer Vorhalle überdeckt. Sie wird von 4 Säulen getragen, vorne sitzen zwei Löwen und Skulpturen stehen über dem Eingang. Wir treten in die Kirche und ich habe das Gefühl, von der Gestaltung des Innenraumes erschlagen zu werden.
Prunkvolle Decken- und Wandgestaltungen, kunstvolle Bilder und Statuen und überall glitzert Gold, ein wahres Feuerwerk an Sinneseindrücken. Beim Rundgang durch die Kirche stelle ich mir die Frage, ob das Haus Gottes so gestaltet sein muss. Klar wird die Pracht, der Reichtum und Schönheit der Gemeinde symbolisiert. Aber wo bleibt da das Schlichte und der einfache Glaube an Gott. Würde er diesen Überfluss mögen?
Wir treten aus der Kirche heraus und wenden uns nach rechts. Keine 20 Schritte entfernt befindet sich der Eingang zum Duomo von Bergamo. Auch hier treten wir in das Kirchenschiff und stehen in einer völlig anders gestalten Kirche. Hier dominiert die Farbe weiß und nur gezielt eingesetzte goldene Akzente ziehen den Blick auf sich. Hier ist es hell und freundlich.
Geht man in die kleine Kapelle am rechten Querschiff steht man in einer Art “Gedenkstätte” für den heiligen Papstes Johannes XXIII. Dieser wurde in der Region Bergamo geboren und wird hier mit Reliquien und einer Bronzestatue geehrt.
Wir verlassen die beiden so unterschiedlichen Kirchen und bummeln weiter durch die Straßen der Altstadt. Unser Ziel eine weitere Standseilbahn/Funiculare, die uns noch etwas höher über die Stadt bringen soll.
Mit der Funicolare San Vigilio hoch über die Stadt
Die Standseilbahn San Vigilio wird seit 1912 betrieben, heute selbstverständlich in einer etwas moderneren Form, als vor über 100 Jahren. Sie bringt hauptsächlich Touristen hoch über die Città Alta.
Kommt man an der Bergstation an, verlässt man das Haus am besten auf der linken Seite. Hier befindet sich eine Aussichtsplattform, von der man einen wunderschönen Blick über Bergamo hat.
Wer noch Lust hat findet auf dem Flyer der Standseilbahnen noch kleine Tourvorschläge, die die Schönheiten der Region zeigen. Wir haben uns auf dem Weg zurück zur Altstadt gemacht und sind direkt neben der Bahnstrecke talwärts gelaufen.
Tipp für eine kleine Mahlzeit in Bergamo
Stadtbesichtigungen machen hungrig. Wir haben an unserem letzten Tag in Italien noch einmal Lust auf Pizza und an einem Geschäft muss ich einfach stehen bleiben und eine Pizza to go mitnehmen. Die Bäckerei Il Fornaio (Via Bartolomeo Colleoni, 3, 24129 Bergamo BG, Italien) bietet wirklich tolle Kreationen zu einem vernünftigen Preis an, die auch noch richtig gut schmeckt!
Wenn man in die Bäckereien der Altstadt guckt, kann man die typische Spezialität der Stadt nicht übersehen. Die süße “Polenta und Vögel” aus Zucker, Biskuit, Schokolade, Marzipan steht überall. Seit 1910 wird sie in Bergamo angeboten. Der Teig in einer halbrunden Form ist aus Biskuitschichten mit unterschiedlichen Füllungen versehen. Verziert werden sie mit einer gelben Marzipan Rohmasse und Mandel-Schokoladen-Vögeln.
Die Polenta wird in unterschiedlichen Größen angeboten. Wir haben die doch recht teure süße Versuchung in der kleinsten Größe gekauft und uns geteilt. Lecker, aber sehr süß, war das wirklich ausreichend.
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