Wir hatten vor unserer Reise nach Marokko viel über die Medina von Marrakesch gelesen – nicht immer positives, aber viele interessante Fakten, die uns neugierig gemacht haben.
Wir waren uns schnell einig, dass wir bei unserem Rundgang gerne einen Guide an der Seite hätten, der uns vorbei an den touristischen Hotspots in etwas abgelegene Ecke bringen würde.
Es gibt unzählige Angebote für Touren, wir haben uns für eine 6 stündige Tour aus dem Tourangebot entschieden.
Super pünktlich starteten wir an unserem ersten Tag zu unserer Tour durch die Medina von Marrakesch. Von nun an ging es sechs Stunden lang zu Fuß durch die engen und verwinkelten Gassen der Altstadt. Wenn man mich irgendwo verloren hätte, ich glaube, ich würde noch heute dort stehen und den Weg suchen.

Wo wir genau entlang gelaufen sind, ich kann es nicht genau nachvollziehen. Aber gesehen haben wir interessante Ecken, Gassen, Orte. Wir haben eine Menge über Marrakesch gelernt und mit jedem Schritt durch das Gassengewirr habe ich meine „Angst“ vor dem Unbekannten mehr und mehr verloren. Es war für mich genau der richtige Einstieg in diese quirrlige und lebendige Stadt und hat unsere Streifzüge in den folgenden Tagen wesentlich entspannter werden lassen.

Viele der gesehenen Orte haben wir nicht fotografisch festgehalten. Denn es ist wirklich so, wie man überall liest, oft wird das Fotografieren nicht gerne gesehen. Dank unseres Guides war es dennoch an einigen Orten problemlos möglich. Was uns auch sehr positiv aufgefallen ist, wir wurden relativ wenig angesprochen und zu „Käufen gedrängt“. Der einheimischer Guide blockte das hervorragend ab oder fragte uns, ob wir interessiert sein. So war der Rundgang sehr entspannt.
Blick in eine Karawanserei
Mitte in einer engen Gasse betraten wir durch ein Tor einen Hof. Wir standen in einer ehemaligen Karawanserei, einer Herberge an einer Karawanenstraße. Hier kehrten die Händler in Marrakesch ein. Sie konnten dort mit ihren Lastentieren übernachten, die Ware lagern und auch verkaufen.
Heute werden die oft ein- bis zweistöckigen Gebäudekomplexe natürlich nicht mehr für die Unterbringung von Karawanen genutzt. Viele der Höfe sind heute Handwerkerhöfe. Wir haben hier nicht nur Ledermanufakturen, sondern auch Lampenproduzenten gesehen.

Blick unter ein Hamam
Hamams sind in Marrakesch stark verbreitet. Es handelt sich hierbei um ein öffentliches Badehaus mit Dampfbad/Sauna und der Möglichkeit zur Massage. Getrennt nach Männern und Frauen betritt man das Gebäude.
Unser Guide, er konnte natürlich nur von der „Männerseite“ berichten, erzählte uns von seinem typischen Gang in ein Hamam. Zunächst legt man seine Bekleidung ab und betritt nun nacheinander 3 Räumen mit unterschiedlichen Temperaturen und unterschiedlicher Luftfeuchtigkeit. Mit jedem Raum gelangt man auch weiter in die Mitte des Gebäudes. Dort kann man sich dann massieren, einseifen, abreiben … lassen – wird mit warmem Wasser abgewaschen und geht anschließend in einen Ruheraum.
Vor einer unscheinbaren Türöffnung blieben wir stehen. Hier geht es eine Treppe hinunter und wir gelangten unter ein Hamam. Dort befindet sich der Ofen für die Beheizung des Hamams.

Wir steigen die Treppe herunter und treffen auf den Heizer, der dafür zuständig ist, den Ofen am Laufen zu halten. Hier wird auch für die umliegenden Restaurants ein typisch marrokanisches Gericht zubereitet, die Tangia. In einem urnenförmigen Tongefäß werden alle Zutaten gleichzeitig in der Glut des Ofens zubereitet. Über mehrere Stunden schmort das Fleisch und wird wunderbar zart. Patrick hat in einem Restaurant einige Tage später eine Tangia probiert und war begeistert.

Leider habe ich kein Hamam während unser Zeit in Marrakesch besucht. Ich gebe zu, dass mich meine mangelhaften Sprachkenntnisse davon abgehalten haben. Zu gerne hätte ich ein kleines und nicht von Touristen besuchtes Hamam erlebt, aber dort wäre ich mit englisch nicht weit gekommen. Ich habe mir aber fest vorgenommen, das nachzuholen.
Unterwegs im Souk
Der Souk ist das kommerzielle Viertel der Stadt und in Marrakesch hatte ich das Gefühl, der größte Teil der Medina bestand aus dem Souk. Aber, das lag sicherlich daran, dass wir durch so viele Gänge, Gassen und Viertel gelaufen sind, dass ich vollkommen die Orientierung verloren habe.
Unser Guide führte uns durch den Lebensmittel – Souk. Hier bekommt man alles, was man für den täglichen Bedarf benötigt: Obst, Gemüse, Backwaren, Fisch und Fleisch waren die Hauptprodukte, die wir so entdecken könnten. Da gab es Stände, an denen man das lebende Huhn kaufen konnte und zwei Stände weiter stand der Fleischer, der das Tier schlachtete und die Federn entfernte. An anderen Ständen lagen Orangen, die frisch geerntet einfach viel besser schmecken, als bei uns aus dem Supermarkt.

Ein anderer Bereich des Souks gliedert sich nach einzelnen Handwerken. So kamen wir durch Bereiche mit Metallverarbeitung, Lederverarbeitung, Instrumentenbauern oder Kleidung.
In einer Ecke verkauften Händler Schuhe. Hier zeigten Marokkaner, wie sie diese anfertigten. So ganz sicher bin ich mir bis heute nicht, ob das nicht nur eine touristische Show war. Im Laden hingen optisch so viele identische Schuhe, dass es schon stark nach Fabrikware aussah. Später haben wir aber in anderen Teilen der Altstadt (sehr abseits gelegene Bereiche) immer wieder kleine Handwerksbetriebe gesehen, in denen Schuhe produziert wurden. Also wer weiß, vielleicht ist es ja doch Handarbeit gewesen.

Als wir um eine Ecke kamen, standen wir in einem Bereich, den unser Guide mit „magischer Ort“ bezeichnete. Hier konnte man Kräuter, Pulver oder andere magische Zutaten erwerben, die zum Beispiel für geheime Liebeszauber, Kräutertees … genutzt werden. Naja, wenn man daran glaubt…

Was ich aber bei unserem Besuch im Souk gelernt habe:
- laufe immer ganz rechts, sonst wirst du von Eselkarren, rasenden Mofafahrern oder Fahrradfahrern umgefahren.
- sage immer freundlich „non merci“ und lächle, dann wirst du auch in Ruhe gelassen
- handeln gehört dazu, wenn man etwas kaufen möchte!

Djemaa el Fna – der touristische Hotspot
Ganz umgehen konnten wir den zentralen Marktplatz Djemaa el Fna bei unserer Tour nicht. Also sind wir kurz über den Platz gelaufen. Was die Unmengen an Touristen tagsüber hier her zieht, ist mir ehrlich gesagt unverständlich. Hier stehen Menschen, um Schlangenbeschwörer herum, gucken sich in winzigen Käfigen steckende Affen an. Noch schlimmer ist es allerdings, dass Touristen das Tier auf den Arm gesetzt bekommen und natürlich nur gegen eine „Spende“ ein Foto machen dürfen. Für uns ein furchtbarer Platz, den wir in unserer Zeit in Marrakesch möglichst gemieden haben.

Abends verwandelt sich der Platz in ein riesiges „Restaurant“. Zahlreiche Foodstände locken, es duftet herrlich und das meiste Essen sah wirklich gut aus. Jeder Stand hat eine Nummer und junge Männer versuchen die Besucher in einen bestimmten Stand zu locken. Man muss es echt mit Humor nehmen und darf sich nicht bedrängt fühlen, wenn man bei einem Rundgang alle 2 Meter angesprochen wird. Einfach lächeln und sagen man merkt sich Nummer XX und schon sind alle glücklich.
Was uns in der Medina von Marrakesch noch so aufgefallen ist:
- Der beste Weg die Medina von Marrakesch zu entdecken, ist zu Fuß. Viele der kleinen Straßen darf man nicht mit dem Auto befahren und zusätzlich ist die Fahrweise der Einheimischen wirklich gewöhnungsbedürftig.
- Die alten Häuser in der Medina sind Lehmbauten mit etwa 2 Meter dicken Wänden und ohne große Öffnungen zur Straßenseite. Geöffnet sind die Häuser nach innen zu einem kleinen Hof. Heute baut man leider nicht mehr auf die traditionelle Weise, dabei sind sie sie ideale Bauweise für die heißen Sommertemperaturen.
- Im alten jüdischen Viertel der Medina verändert sich die Bebauung. Die Häuser haben Balkone und Fenster, die zur Straße hin zeigen. Es gibt auch eine Synagoge in dem Viertel.
- Die Medina von Marrakesch wird mit öffentlichen Mitteln zur Zeit Stück für Stück saniert. Es soll ein einheitliches Bild nach außen geschaffen werden – der Putz und die Eingangstüren werden angeglichen. Geht man durch den bereits sanierten Bereich, wirkt das Straßenbild viel „aufgeräumter“ und „ordentlicher“. Ich finde allerdings, dass auch der Charme vieler Straßen verloren geht.

Bei unseren weiteren Streifzügen durch die Stadt haben wir uns das Maison de la Photographie, den Bahia Palast und El-Badi Palast und die Saadier-Gräber angesehen.
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