Marrakesch zählt zu den Königsstädten Marokkos. Hier findet man Relikte aus vergangenen Tagen, wie zum Beispiel den Bahia Palast und den El-Badi Palast. Wir haben beide Orte besucht und soviel sei verraten – es ist wirklich beeindruckend!
Besuch im Bahia Palast
In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts herrschten die Alawiden in Marokko. Der damalige Großwesir Si Moussa erteilte den Auftrag, den Palast zu erbauen.
Zunächst war der Palastbau noch recht klein, erst Moussas Sohn, der vom damaligen Sultan zum Regierungschef ernannt worden war, erweiterte den Bau. Er beauftragte den Baumeister Mohammed bi Makki. Seine Bauten sind geprägt durch den andalusischen Baustil und das sieht man dem Palast auch an.
Etwa 1000 Arbeiter benötigten über sieben Jahren, bis der größte Palast seiner Zeit fertig gestellt war. Die benötigten Baumaterialien ließ man aus ganz Nordafrika zusammentragen und der italienische Marmor stammt aus Carrara.
Der Großwesir Bou Ahmed starb 1900. Nach seinen Tod plünderte man den Palast und raubte alles, was man wegtragen konnte.
In der Zeit des französischen Protektorats nutzen die Franzosen den Palast als Verwaltungssitz. Mit der Beendigung der Kolonialzeit ging der Palast in den Besitz des Königs über und wurde nach und nach renoviert.
Heute ist der Bahia Palast eins der wichtigsten touristischen Ziele in Marrakesch.
Streifzug durch den Palast
Eins sollte man beachten, wenn man den Bahia Palast besucht – man braucht etwas Zeit. Der ausgeschilderte Rundgang führt die Besucher durch Räume, Gärten und Höfe. Leider findet man fast keine Schilder mit Erklärungen und ob man sich unbedingt auf die „Guides“ vor dem Palast einlassen möchte, ist so eine Sache. Ich würde da schon eher auf ein vorab gebuchtes Angebot bekannter Touranbieter zurückgreifen. Wir haben den Bahia Palast auf eigene Faust erkundet und hatten so viel Zeit lassen, um die ausgefallene Architektur betrachten zu können.
Über einen breiten Weg gelangt man vorbei am Ticketverkauf zu einer Eingangstür in den Bahia Palast. Es erwartete uns ein Labyrinth an Gängen, Räumen und Höfen, das mich schnell an die Grenze meiner Orientierung brachte.
Fast alle 160 Zimmer kann man besichtigen und alle Zimmer sind leer. Ich finde das gut, denn wenn keine stilistisch passenden Möbel existieren, sollte man auch nicht irgendetwas hinein stellen, was nicht passend ist. Und ehrlich gesagt die Räume haben auch ohne Möbel jede Menge zu bieten, man muss nur genau hinsehen und den Blick auch einmal zur Decke richten!
Der Bahia-Palast besteht aus vier Teilen, die wir nun nach und nach erkundeten. Das große Riad stammt aus der ersten Bauphase, später entstanden das kleine Riad, der große Hof sowie der Garten und die Privatwohnung.
Das kleine Riad
Zuerst gehen wir durch das kleine Riad, dass sich an einen quadratischen Garten anschließt. Überall kann man Zedernholzarbeiten und geschnitzten Stuck sehen. Selbst ohne Inneneinrichtung wirkt das kleine Riad herrschaftlich.
Auffallend sind die Kamine, die in der Zeit des Protektorats hier eingebaut worden sind. Auch Strom legte man in dieser Zeit in die Räume.
Der kleine Hof
Durch einige große Räume gelangt man zu den kleinen Hof. Der Boden besteht weißem Carrara-Marmor. In der Mitte steht ein Brunnen, der von gekachelten Mosaiken umgeben ist. Diese Mosaike werden uns bei unserem Rundgang immer wieder begegnen, sie sind typisch für Marokko.
Der Hof wird von vier Räumen umgeben.Jeder Raum wurde von einer der vier Ehefrauen des Großwesirs bewohnt.
Ich finde es auffällig, dass dieser Bereich des Bahia Palastes eher schlicht wirkt. Es gibt zwar auch hier wunderschöne Zedernholzdecken und kunstvoll gearbeitete Türen, aber ansonsten findet man kaum Verzierungen an den Wänden.
Ehrenhof im Bahia Palast
Durch eine Tür betritt man nun den Ehrenhof. Etwa 50 x 30 Meter misst der 1898/99 fertig gestellte große Hof.
Fast magisch zieht mich der komplett in Marmor geflieste Hof an. Die Sonne scheint herein und obwohl es erst Ende Januar ist, locken die warmen Sonnenstrahlen und verleiten dazu, sich auf einer Treppenstufe hinzusetzen und den Ehrenhof auf sich wirken zu lassen.
Rund um den Hof verläuft ein Arkadengang, von dem aus einige Türen abgehen. An einer Ecke kann man ein Bad besichtigen, die anderen Türen sind jedoch verschlossen. Irgendwo habe ich gelesen, dass hier Räume für die Haremsfrauen gelegen haben. Ob das allerdings stimmt, weiß ich nicht.
In der Mitte des Hofes befindet sich ein großer Brunnen, zwei kleinere Brunnen stehen in der verlängerten Sichtachse. Ich kann mir vorstellen, dass die Brunnen in den heißen Sommermonaten die ideale Abkühlung bieten.
Große Riad
Durch eine Tür an der Nordseite des Ehrenhofes gelangt man in den ältesten Teil des Palastes, in das große Riad. Hier befindet sich ein Garten mit Palmen, Orangenbäumen und kleinen Wegen – ein kühler und schattiger Ort, der zum Verweilen einlädt.
Vom Garten aus gelangt man in zwei große Säle. Hier fallen mir wieder die wunderschön gearbeiteten Zederndecken auf, die mit filigranen Mustern bemalt sind. Ich würde gerne einmal sehen, wie diese Deckenarbeiten hergestellt oder restauriert werden. Das müssen wahre Künstler gewesen sein, die dort am Werk waren. Ich habe das Gefühl, dass keine Decke der anderen gleicht.
Nach unserer ersten Erkundung des Riads entdecken wir etwas versteckt den Hinweis auf den weiteren Wegverlauf des Rundgangs. Wir folgten dem Hinweisschild und gelangten in die kleine private Wohnung, die für die erste Ehefrau von Bou Ahmed angelegt worden ist. Hier fallen mir vor allem die Buntglasfenster ins Auge, die bei der richtigen Lichteinstrahlung bestimmt wunderschöne Lichteffekte in den Räumen erzeugen.
Durch enge Gänge, die sich beinahe zickzackartig durch den Bahia Palast winden, gelangt man schließlich wieder zum Ausgangspunkt des Rundgangs.
Filmdrehort Bahia Palast
So eine wundervolle Palastanlage eignet sich natürlich auch als Fimdrehort. Einige Produzenten erhielten Drehgenehmigungen und so wurden Szenen für die Filme „Der Wüstenlöwe“, „Lawrence von Arabien“ (1962) und Cent mille dollars au soleil (100.000 Dollar in der Sonne von 1964) hier gedreht.
Adresse:
Rue de la Bahia
Öffnungszeiten:
täglich 9:30 – 17 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene: 70 MAD
Besuch im El-Badi Palast
Im südlichen Teil der Medina befinden sich die eindrucksvollen Ruinen des El-Badi Palastes.
Sultan Ahmed El-Mansour ließ von 1578 bis 1608 den Palast El-Badi erbauen. Es entstand eine Anlage, die wohl damals ihres Gleichen suchte – groß und unbeschreiblich schön. Die Wände waren mit prachtvollen Kacheln verziert, die Böden mit kunstvollen Mosaiken gestaltet und kunstvolle Zedernholzschnitzereien prägten die Decken.
Die Pracht hielt leider nur knapp 100 Jahre. Der neue Alaouiten-Herrscher Moulay Ismail verlegte seinen Herrschaftssitz aus Marrakesch und errichtete einen Palast in Meknes. Das Baumaterial dafür stammte aus den El-Badi Palast. Er ließ einfach alles, bis auf die Außenmauern abreißen und in Meknes in seinen Palast einbauen.
Rundgang durch die Palastruine
Bei einem Rundgang durch eine Palastruine ist es immer so die Frage, ob sich es überhaupt lohnt zwischen Mauerresten herum zu laufen. Bei diesen Ruinen muss ich sagen – es lohnt sich auf jeden Fall!
Durch ein Tor gelangen wir in einen großen Innenraum. Als erstes fallen mir zwei tiefer liegende Gärten mit Orangenbäumen auf. Ein leichter Duft der Orangen erreicht meine Nase und gerne würde ich jetzt eine frisch geerntete Frucht essen.
Als nächstes stehen wir vor einem riesigen Wasserbecken. Jetzt hätte ich doch gerne die alte Bebauung gesehen. Es wäre sicherlich sehr interessant gewesen das Zusammenspiel der Architektur zu betrachten. Ich finde die Größe der Becken beeindruckend, wenn man überlegt, dass diese in Mitten eines Palastes gelegen haben.
In einer Ecke der Anlage gelangt man über eine Treppe in die Gewölbe der Anlage. Hier lagen einmal die Diensträume und auch der Kerker soll hier gewesen sein.
An einer anderen Stelle entdecken wir einen Raum, vor dem Sicherheitspersonal steht und Hinweisschilder auf ein Fotografierverbot hinweisen. Hier steht eine hölzerne Gebetskanzel aus der Koutoubia-Moschee. Die Kanzel wurde 1137 in Cordoba (Spanien) erbaut und ist wirklich sehr beeindruckend.
Nicht vergessen darf dem den Besuch einer Terrasse. Der Aufgang befindet sich in einer Ecke der alten Palastanlage. Über ausgetretene Stufen erreicht man eine Aussichtsplattform, die nicht nur einen Blick über Marrakesch ermöglicht, auch die Palastanlage kann man gut von oben bewundern.
Störche – überall Störche
Etwas fand ich wirklich wunderschön und es hat mir so einige „da guck mal…“ und „ahs und ohs“ entlockt.
Überall auf den großen Lehmmauern des El Badi Palastes nisten Störche. Nicht ein Storchenpaar, nein wirklich viele Nester kann man entdecken. Besonders schön ist es, wenn ein Storch seine Runden über der alten Palastanlage zieht und dann abdreht und über die Medina der Stadt fliegt. Ich als Großstadtmensch bin einen solchen Anblick nicht gewöhnt und habe mit Begeisterung dem Storchenflug zugesehen.
Adresse:
Ksibat Nhass,
Marrakech 40000,
Marokko
Eingang am Place des Ferblantiers
Öffnungszeiten:
täglich: 9.30 -17 Uhr
Eintrittspreis:
Erwachsene: 70 MAD
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